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Hinter einem Schalter, der für ihn zu groß war, umgeben von Computern, die blinkten und viel zu komplex für ihn wirkten, langweilte sich ein sayshellischer Beamter. Er trug ein Kleidungsstück mit einem wie aus Flicken zusammengesetzten Schachbrettmuster.

Pelorat starrte ihn an. »Dies ist offensichtlich eine Welt der extravaganten Bekleidung«, flüsterte er.

»Ja«, sagte Trevize, »ist mir auch aufgefallen. Aber die Mode ist von Welt zu Welt unterschiedlich, manchmal sogar in den Regionen ein und derselben Welt ziemlich verschieden. Außerdem ändert sie sich im Laufe der Zeit. Vor fünfzig Jahren kann man auf Sayshell womöglich noch ganz in Schwarz herumgelaufen sein. Nehmen Sie’s, wie’s kommt, Janov!«

»Bleibt mir wohl nichts anderes übrig«, sagte Pelorat. »Aber unsere Mode ist mir doch lieber. Sie beeinträchtigt wenigstens nicht den Sehnerv.«

»Weil wir Grau in Grau gekleidet sind? Manche Menschen finden das ärgerlich. Ich habe gehört, daß man dazu ›schmutziggrau gekleidet‹ sagt. Zudem ist’s wahrscheinlich die mangelnde Farbenprächtigkeit der Foundation, die diese Leute hier dazu veranlaßt, Regenbogenfarben zu bevorzugen, denn damit unterstreichen sie ja zusätzlich ihre Unabhängigkeit. Es kommt ohnehin immer darauf an, was man gerade gewohnt ist. Kommen Sie, Janov!«

Die beiden strebten zum Schalter, und während sie hinübergingen, gab der Mann in der Wartekabine sein Interesse an den Nachrichten auf, erhob sich und näherte sich den beiden, lächelte ihnen zu. Seine Kleidung war in Grauschattierungen gehalten.

Zuerst schaute Trevize nicht in seine Richtung, doch als er es dann tat, blieb er wie versteinert stehen.

Er holte tief Luft. »Bei der Galaxis — mein Freund, der Verräter!«

Zwölftes Kapitel

Agent

43

Munn Li Compor, Ratsherr auf Terminus, wirkte unsicher, als er Trevize seine Rechte entgegenstreckte.

Trevize betrachtete die Hand ernst, ergriff sie jedoch nicht. »Ich bin in die Unannehmlichkeit geraten«, sagte er, anscheinend nur an die Luft gewandt, »daß ich mich in einer Situation befinde, in der ich wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses auf einem fremden Planeten verhaftet werden könnte, aber ich werde auf keinen Fall davor zurückschrecken, wenn dies Individuum noch einen Schritt näherkommt.«

Compor blieb schlagartig stehen, zögerte, widmete Pelorat einen verunsicherten Blick. »Erhalte ich die Chance, mit dir zu reden?« fragte er dann mit leiser Stimme Trevize. »Alles zu erklären? Wirst du mir zuhören?«

Pelorat schaute vom einen zum anderen, einen leicht mißmutigen Ausdruck in seinem langen Gesicht. »Was hat denn das zu bedeuten, Golan?« meinte er. »Sind wir zu dieser fernen Welt geflogen, nur damit Sie sofort einen alten Bekannten treffen?«

Trevize hielt seinen Blick fest auf Compor geheftet, drehte sich jedoch ein wenig seitwärts, wie um klarzustellen, daß er zu Pelorat sprach. »Dieser… dieser Mensch — wie wir ihn wegen seiner äußeren Gestalt wohl nennen müssen — war einmal auf Terminus mein Freund«, sagte Trevize. »Wie’s mit Freunden meine Gewohnheit ist, habe ich ihm vertraut. Ich habe ihm meine Ansichten mitgeteilt, die von einer Art sind, die man vielleicht nicht allgemein verbreiten sollte. Er hat sie, und anscheinend in allen Einzelheiten, der Sicherheitsbehörde weitererzählt, sich jedoch nicht der Mühe unterzogen, es mir zu sagen. Aufgrund dessen bin ich ahnungslos in eine Falle gegangen, und deshalb befinde ich mich nun im Exil. Und jetzt wünscht dieser… Mensch von mir als Freund begrüßt zu werden.«

Er wandte sich Compor zu, fuhr sich mit den Fingern durchs Haar, brachte seine Locken nur noch mehr durcheinander. »Hör her, Bursche! Eine Frage habe ich an dich. Was machst du hier? Warum bist du von allen Welten in der Galaxis, auf denen du sein könntest, ausgerechnet auf dieser? Und warum jetzt?«

Compors Hand, die er während Trevizes Worten unverändert ausgestreckt gehalten hatte, sank nun an seine Seite, und aus seinem Gesicht wich das Lächeln. Das selbstsichere Gebaren, das man gewöhnlich so an ihm kannte, war verschwunden, und ohne es wirkte er jünger als seine sechsunddreißig Jahre und ein wenig kümmerlich. »Ich bin alles zu erklären bereit«, sagte er, »aber nur, wenn ich von vorn anfangen darf.«

Trevize schaute flüchtig umher. »Hier? Hier möchtest du darüber reden? In der Öffentlichkeit? Willst du, daß ich dich hier niederschlage, sobald ich mir deine Lügen lange genug angehört habe?«

Compor hob nun beide Hände, die Handflächen Trevize zugewandt. »Hier ist der sicherste Ort, glaube mir.« Er sah voraus, was sein Gegenüber darauf zu antworten gedachte. »Oder glaub’s mir nicht«, fügte er hastig hinzu, »ganz wie du willst, es spielt keine Rolle. Ich spreche die Wahrheit. Ich bin schon ein paar Stunden länger als du auf diesem Planeten und habe mich schon ein bißchen orientiert. Heute ist irgendein ganz besonderer Tag auf Sayshell. Ein Tag, an dem aus irgendeinem Grund alle meditieren und daheim sind, oder es jedenfalls sein sollten. Du siehst doch, wie leer es hier ist. Du nimmst ja wohl nicht an, daß es jeden Tag so ist?«

Pelorat nickte. »Ich habe mich schon gewundert«, sagte er, »warum so wenig los ist.« Er beugte sich näher an Trevizes Ohr. »Warum geben Sie ihm nicht die Chance, mit uns zu reden, Golan?« flüsterte er. »Er sieht richtig jämmerlich aus, der arme Kerl, und es kann ja sein, er will sich wirklich entschuldigen. Ich finde, es wäre unfair, ihm nicht wenigstens eine Chance zu geben.«

»Dr. Pelorat legt anscheinend Wert darauf, dich anzuhören«, sagte Trevize. »Ich will ihm den Gefallen tun, aber ich rate dir, faß dich kurz. Heute könnte ganz gut ein Tag sein, an dem ich die Geduld verliere. Wenn alles meditiert, könnte es vielleicht sein, daß die Gesetzeshüter ausbleiben, sobald ich dich zur Schnecke mache. Morgen habe ich vielleicht weniger Glück. Warum die Gelegenheit versäumen?«

»Hör zu, wenn du mir unbedingt ein paar runterhauen willst«, sagte Compor mit gepreßter Stimme, »bitte schön, nur zu! Ich werde mich nicht wehren, verstehst du? Na los, schlag zu — aber hör mich an!«

»Na gut, also sprich! Für ein Weilchen will ich dir zuhören.«

»Zuerst einmal, Golan…«

»Trevize, bitte. Wir reden uns nicht mehr mit den Vornamen an.«

»Zuerst einmal, Trevize, möchte ich klarstellen, daß es dir gelungen ist, mich vollauf von deinen Ansichten zu überzeugen…«

»Und dir ist’s gut gelungen, das vor mir zu verbergen. Ich hätte geschworen, du machst dich lustig über mich.«

»Ich habe versucht, mich belustigt zu zeigen, um die Tatsache zu verheimlichen, daß du mich in äußerste Unruhe versetzt hast. Nun komm, wir wollen uns dort drüben an der Wand hinsetzen. Selbst wenn hier gegenwärtig nichts los ist, es könnte irgend jemand aufkreuzen, und ich meine, wir sollten keinen überflüssigen Verdacht erregen.«

Langsam durchmaßen die drei Männer fast die gesamte Länge der weiten Räumlichkeit. Compor lächelte wieder zaghaft, hielt jedoch vorsichtshalber über eine Armlänge Abstand von Trevize.

Sie nahmen auf Sitzgelegenheiten Platz, die nachgaben, als sie sie mit ihrem Körpergewicht beiasteten, sich den Umrissen ihrer Hüften und Gesäße anpaßten. Pelorat wirkte verstört und wollte wieder aufspringen.

»Keine Panik, Professor«, sagte Compor. »Den Schreck habe ich schon hinter mir. In mancher Beziehung ist man uns hier voraus. Das ist eine materialistische Welt, und man glaubt an den Nutzen kleiner Bequemlichkeiten.«

Er drehte sich Trevize zu, legte einen Arm auf die Rücklehne des Sessels, sprach nun unbefangener als vorher. »Du hast mich beunruhigt. Durch dich habe ich das Gefühl erhalten, daß die Zweite Foundation wirklich existiert, und das hat mich stark aufgewühlt. Man bedenke einmal die Konsequenzen ihrer etwaigen Existenz. Bestand in so einem Fall nicht die Wahrscheinlichkeit, daß sie etwas gegen dich unternimmt? Dich als Gefahr erkennt und beseitigt? Und hätte ich mich verhalten wie jemand, der dir glaubt, das gleiche hätte mir passieren können. Verstehst du, was ich meine?«