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»Nach dem College? Ja, ich kann mich gut entsinnen.

Wir waren echte Jugendfreunde. Freunde für immer. Eine Foundation gegenseitigen Vertrauens. Zwei gegen die ganze Welt. Du hast deine Reise angetreten. Ich bin zur Raummarine gegangen, randvoll mit Patriotismus. Aus irgendeinem Grund mochte ich dich auf deiner Reise nicht begleiten — irgendein Instinkt riet mir davon ab. Ich wollte, dieser Instinkt wäre mir geblieben.«

Compor ging auf die letztere Bemerkung nicht ein. »Ich habe damals Comporellon besucht. Die Familientradition besagt, daß meine Vorfahren von dort stammen — wenigstens väterlicherseits. Wir sollen dort der herrschenden Familie angehört haben, in alten Zeiten, ehe das Imperium uns vereinnahmt hat, und von der erwähnten Welt soll auch mein Name herrühren… so will’s jedenfalls die Familientradition haben. Wir hatten auch einen sehr alten, poetischen Namen für den Stern, den Comporellon umkreist — Epsilon Eridani.«

»Was bedeutet das?« fragte Pelorat.

Compor schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, ob es überhaupt eine Bedeutung hat. Das alles geht lediglich auf Tradition zurück. Man lebt dort mit jeder Menge Traditionen. Es gibt umfangreiche, detaillierte Aufzeichnungen über die Geschichte der Erde, aber man redet wenig darüber. In dieser Beziehung ist man wohl ein bißchen abergläubisch. Sobald man diese Dinge nur erwähnt, haben die Leute beide Hände, Zeige- und Mittelfinger gekreuzt, um Unglück abzuwehren.«

»Haben Sie von alldem irgend jemand erzählt, als Sie zurückgekommen sind?«

»Natürlich nicht. Wen hätte das schon interessiert? Und ich hatte keine Lust, jemandem irgendwelche Erzählungen aufzudrängen. Nein, danke! Ich wollte eine politische Laufbahn beschreiten, und das allerletzte, was ich in diesem Zusammenhang beabsichtigte, war irgendein Herumreiten auf meiner Herkunft.«

»Was ist mit dem Satelliten?« fragte Pelorat in scharfem Ton. »Beschreiben Sie den Satelliten der Erde.«

Compor machte einen erstaunten Eindruck. »Darüber weiß ich nichts.«

»Hat sie einen?«

»Ich kann mich nicht erinnern, etwas von einem Satelliten gelesen oder gehört zu haben. Aber ich bin sicher, daß man darüber Klarheit erhalten kann, wenn man in den Comporellischen Aufzeichnungen nachschaut.«

»Aber Sie selbst wissen nichts?«

»Nicht über den Satelliten. Nicht daß ich mich erinnern könnte.«

»Aha. Und wieso ist die Erde so radioaktiv geworden?«

Compor schüttelte den Kopf und schwieg.

»Denken Sie nach!« forderte Pelorat. »Irgend etwas muß Ihnen doch darüber zu Ohren gekommen sein.«

»Das ist schon sieben Jahre her, Professor. Ich konnte ja damals nicht ahnen, daß eines Tages Sie mir solche Fragen stellen würden. Es gab da so eine Art von Legende… sie ist allerdings als historische Wahrheit betrachtet worden…«

»Was war das für eine Legende?«

»Die Erde war radioaktiv… geächtet und schlecht behandelt durch das Imperium… Sie litt an Bevölkerungsschwund, und irgendwie wollte sie das Imperium vernichten.«

»Eine sterbende Welt wollte das ganze Imperium vernichten?« meinte Pelorat.

»Ich sage ja, eine Legende«, wehrte Compor ab. »Einzelheiten kenne ich keine. Aber soviel weiß ich, Bel Arvardan kam auch darin vor.«

»Wer war das?« fragte Trevize.

»Eine historische Gestalt. Ich habe mich über ihn informiert. Er war in der anfänglichen Epoche des Imperiums so ein waschechter Archäologe, und er hat die Behauptung aufgebracht, daß die Erde sich im Sirius-Sektor befindet.«

»Ich kenne den Namen«, sagte Pelorat.

»Auf Comporellon gilt er als Volksheld. Hören Sie, wenn Sie über das alles mehr erfahren wollen, dann gehen Sie nach Comporellon. Sich hier herumzutreiben, ist völlig nutzlos.«

»Was ist denn darüber gesagt worden«, hakte Pelorat nach, »wie die Erde das Imperium zu vernichten beabsichtigte?«

»Keine Ahnung.« Eine gewisse Ungeduld klang in Compors Stimme an.

»Hatte die Strahlung irgendwas damit zu tun?«

»Keine Ahnung. Da gab’s Geschichten, man hätte auf der Erde so was wie einen Bewußtseinserweiterer entwickelt… einen Synapsifikator oder dergleichen.«

»Um Supergehirne zu erzeugen?« fragte Pelorat im Tonfall äußersten Unglaubens.

»Das bezweifle ich. Woran ich mich hauptsächlich erinnere, ist, daß es nicht geklappt hat. Die Leute wurden supergescheit, aber starben jung.«

»Wahrscheinlich so ein Moralmythos«, sagte Trevize. »Wenn man zuviel verlangt, verliert man selbst das, was man hat.«

Verärgert wandte sich Pelorat an Trevize. »Was verstehen Sie von Moralmythen?«

Trevize hob die Brauen. »Ihr Fachgebiet ist sicherlich nicht mein Fachgebiet, aber das heißt nicht, daß ich ein völliger Ignorant bin.«

»Ratsherr Compor«, fragte Pelorat, »an was erinnern Sie sich noch in bezug auf das, was Sie einen Synapsifikator genannt haben?«

»An nichts, und ich denke auch nicht daran, mir weiter so ein Kreuzverhör gefallen zu lassen. Hör mal, Trevize, ich bin dir auf Befehl der Bürgermeisterin gefolgt. Mir ist nicht befohlen worden, mit dir in persönlichen Kontakt zu treten. Das habe ich nur in der Absicht getan, um dich dahingehend zu warnen, daß du verfolgt wirst und fortgeschickt worden bist, um den Zwecken der Bürgermeisterin zu dienen, was immer das auch für Zwecke sein mögen. Ich hätte mich auf keine Diskussion in anderer Richtung einlassen sollen, aber du hast mich überrascht, als du plötzlich auf das Thema Erde zu sprechen gekommen bist. Na schön, ich will noch einmal wiederholen. Was immer in der Vergangenheit gewesen sein mag — Bei Arvardan, der Synapsifikator, egal was —, es hat nichts mit dem zu tun, was heute ist. Ich sag es noch einmal — die Erde ist eine tote Welt. Ich rate sehr, nach Comporellon zu gehen, dort kann man alles erfahren, was man darüber wissen möchte. Hauptsache ist sowieso, ihr bleibt nicht hier.«

»Und du wirst natürlich pflichtgetreu der Bürgermeisterin berichten, daß wir nach Comporellon gehen, und um ganz sicher sein zu können, wirst du uns folgen. Oder vielleicht weiß die Bürgermeisterin ohnehin schon Bescheid. Ich denke mir, sie hat dir Wort für Wort eingepaukt, was du uns hier vorgeschwatzt hast, dich genau abgehört, damit du keinen Unsinn redest, denn es sind eben ihre Zwecke, für die sie uns nach Comporellon lotsen möchte. Habe ich recht?«

Compors Gesicht erbleichte. Er stand auf, und aus Anstrengung, seine Stimme beherrscht zu halten, stotterte er nahezu. »Ich habe versucht, dir alles zu erklären. Ich habe versucht, dir zu helfen. Ich hätte mir den Versuch sparen sollen. Von mir aus kannst du dich in ein Schwarzes Loch stürzen, Trevize!«

Ruckartig machte er auf dem Absatz kehrt und entfernte sich eilig, ohne sich umzudrehen.

Pelorat wirkte leicht fassungslos. »Golan, mein Bester, das war ziemlich taktlos von Ihnen. Ich hätte mehr aus ihm herausholen können.«

»Nein, hätten Sie nicht«, widersprach Trevize mit nachdrücklichem Ernst. »Sie hätten nichts aus ihm herausholen können, das er nicht sowieso ausplaudern wollte. Janov, Sie wissen nicht, was er ist. Bis heute wußte ich selbst nicht, was er ist.«

45

Pelorat zögerte merklich, Trevize zu stören. Trevize saß reglos im Sessel, tief in Gedanken versunken.

»Wollen wir den ganzen Abend lang bloß hier herumhocken, Golan?« fragte Pelorat schließlich.

Trevize fuhr auf. »Nein, Sie haben völlig recht. Uns wird wohler sein, wenn wir von Menschen umgeben sind. Kommen Sie!«

Pelorat stand auf. »Es werden uns keine Menschen umgeben«, sagte er. »Compor hat erwähnt, heute sei so was wie ein Meditationstag.«

»So, hat er das? Als wir mit dem Wagen auf der Verbindungsstraße gefahren sind, war da Verkehr?«

»Ja, in gewissem Umfang.«