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Die Elfen drängten im Angriff voran, so lange sie es konnten, ohne in Gefahr zu geraten, und wichen dann wieder in den Nebel und die Dunkelheit zurück. Barsimmon Oridio befehligte die Truppen auf der Westflanke selbst und Desidio die auf der Nordostseite. Wren Elessedil, Triss und ein Trupp der Bürgerwehr bewachten in den ziehenden Nebelschwaden von einem Vorsprung aus den Eingang des Tales. Faun saß mit großen Augen und zitternd auf Wrens Schulter, Stresa kundschaftete allein die Wälder westlich des Tals aus, und Tiger Ty war bei den Flugreitern, die als Reserveeinheit zurückgehalten wurden.

Der Angriff brach wie geplant ab, die Elfen verlagerten ihre Position, zogen Vorteil aus der Dunkelheit und aus der Verwirrung und formierten sich schnell neu. Sie hatten jetzt seit fast zwei Wochen in dem Tal gelagert, und ihre Kundschafter hatten das Terrain sorgfältig sondiert. Callahorn gehörte vielleicht der Föderation, aber die Elfen kannten diesen speziellen Teil des Landes besser als die Soldaten der Südlandarmee. Die Westflanke zog zur Front herum und die nordöstliche direkt nach Osten. Dann griffen sie erneut an, brachten die Bogenschützen dieses Mal auf Schußweite bis ins Zentrum der Gegner und sandten dann die Schwertkämpfer hinter ihnen her. Die Föderationsarmee wurde zurückgedrängt, und einige ihrer Soldaten begannen den Kampf abzubrechen und davonzulaufen. Die Mitte hielt stand, aber am Rand wurde die Armee systematisch vernichtet. Männer lagen verwundet und sterbend überall umher, und die Kommandokette des Südlandmolochs lag fast vollständig darnieder.

Es hätte dann und dort enden können, als die Frontreihen der Föderationsarmee verstört über die Ebenen zurückwichen, wenn nicht eine plötzliche Wendung in dem Kampf eingetreten wäre, wie sie anscheinend immer eintritt, um den Ausgang zu beeinflussen. Als Desidio am zentralen Punkt des Angriffs von der Ostflanke her voranritt, wurde sein Pferd unter ihm weggeschossen, und er ging in einem Gewirr von Körpern zu Boden. Sein Arm und sein Bein waren gebrochen, und er war unter dem Pferd gefangen. Er mußte hilflos zusehen, wie die vordersten Reihen der Föderationsarmee, durch seinen Fall ermutigt, einen Gegenangriff starteten. Die Angegriffenen drängten auf den verletzten Elfenbefehlshaber zu, und die Elfen gaben ihren Plan auf und eilten zu ihm, um ihn zu schützen. Sie befreiten ihn von seinem Pferd und brachten ihn in Sicherheit, aber dadurch brach ihre gesamte Front zusammen.

Als die Föderationssoldaten Siegesrufe von der rechten Flanke hörten, gruppierten sie sich neu und führten einen Gegenangriff auf Barsimmon Oridio. Ohne zweite Front war der Elfenbefehlshaber gezwungen, ebenfalls zurückzuweichen oder überwältigt zu werden. Die Föderation wogte auf ihn zu, zwar noch immer unorganisiert, aber sie zählten Tausende und gewannen schon durch das bloße Gewicht ihrer Anzahl an Boden. Als es schien, als könne Bar die Sicherheit des Rhenn nicht mehr erreichen, ohne sich stellen und kämpfen zu müssen, sandte Wren die Flugreiter ins Gefecht. Sie strichen aus den Wolken herab, brachten die vordersten Reihen des Föderationsangriffs durcheinander und hielten sie lange genug auf, bis der Großteil von Bars Truppe entkommen war.

Der Angriff brach ab, als beide Armeen innehielten, um sich erneut zu formieren. Die Elfen verschanzten sich erneut an den Hängen und an der Vorderseite des Rhenn, um dort auf den Vorstoß der Föderation zu warten. Die Föderation überführte ihre Toten und Verwundeten zur Rückfront und begann ihre Soldaten für einen massiven Angriff zu sammeln. Der Plan war einfach. Sie beabsichtigten, direkt auf die Elfen loszustürmen und sie zu überrennen. Es gab für sie keinen Grund zu der Annahme, daß sie damit keinen Erfolg haben würden.

Wren besuchte Desidio und sah, daß er große Schmerzen hatte. Sein Bein und sein Arm waren gesplittert und bandagiert, und sein Gesicht war aschfahl. Er war wütend darüber, daß er verletzt worden war, und bat darum, zu seinen Soldaten zurückgebracht zu werden. Sie verweigerte ihm diesen Wunsch und sandte ihn, unterstützt durch die Befehle Barsimmon Oridios, zurück nach Arborlon, womit seine Beteiligung an der Schlacht beendet war.

Bar versuchte sie zu beeindrucken und verkündete, daß ein Befehlshaber namens Ebben Cruenal Desidios Kommando übernehmen würde. Wren nickte wortlos. Sie beide wußten, daß niemand Desidio angemessen ersetzen konnte.

Der Tag wurde heller, aber die Wolken und der Nebel blieben und ließen das Land in feuchtheißer Schwüle zurück. Der Morgen schritt dem Mittag zu. Die Elfen sandten Kundschafter nach Osten und nach Westen, um gegen Angriffe von den Flanken gewappnet zu sein, aber es waren keine geplant. Die Föderation war anscheinend zuversichtlich, daß ein direkter Angriff erfolgreich sein würde.

Der Angriff erfolgte kurz nach Mittag. Die Trommeln dröhnten aus dem Nebel, während die Armee vorrückte: Woge auf Woge schwarz und scharlachrot gekleideter Soldaten, die in ihrem Rhythmus marschierten und glänzende Speere und Schwerter bereithielten. Bogenschützen bewachten die Flanken, und Kavalleriepatrouillen sollten an den Außenrändern vor Überraschungsangriffen warnen. Aber die Elfen hatten nicht so viele Leute, daß sie ihre Kräfte hätten aufteilen können, und sie waren gezwungen, sich auf die Verteidigung des Rhenn zu konzentrieren. Die Föderation marschierte in das Tal hinein, als interessiere es sie nicht, was dort auf sie wartete, und marschierte direkt in die Fänge der Elfenstreitmacht hinein.

Die Elfen schlugen von allen Seiten zu. Oberhalb verschanzt brachten die Bogenschützen mit ihren Angriffen aus der Deckung die Linien der Föderation durcheinander, bis die Südländer gezwungen waren, über die Körper ihrer eigenen Männer hinwegzumarschieren. Aber sie drangen noch immer weiter voran, hieben sich ihren Weg vorwärts und schirmten ihren Vorstoß durch ihre Bogenschützen ab. Wren beobachtete die Szene mit Bar und Triss vom Eingang des Tales aus, lauschte auf die Schreie und Rufe der kämpfenden Männer und auf das Zusammenschlagen ihrer Waffen und Rüstungen. Sie hatte noch niemals etwas wie dieses erlebt und schrak vor dem Zorn des Kampfes zurück. Bar stand abseits, beobachtete nüchtern, übergab Befehle an Boten, die diese dann übermittelten, und tauschte mit Mitgliedern seines Stabs und gelegentlich auch mit Triss Beobachtungen aus. Die Elfen hatten viele Kämpfe gesehen und an vielen Schlachten teilgenommen. Dies war nichts Neues für sie. Aber für Wren war es, als stünde sie inmitten eines Mahlstroms.

Während der Kampf voranschritt, stellte sie fest, daß sie daran dachte, wie sinnlos das alles war. Die Föderation versuchte die Elfen zu vernichten, weil sie glaubte, daß Elfenmagie die Vier Länder zerstörte. Obwohl die Elfenmagie tatsächlich schuld war, war sie aber nicht von den beschuldigten Elfen heraufbeschworen worden, sondern von den Abtrünnigen. Dennoch waren die beschuldigten Elfen an erster Stelle dafür verantwortlich, denn sie hatten es zugelassen, daß ihre Magie umgewandelt wurde und die Schattenwesen entstanden waren. Und die Föderation war dafür verantwortlich, daß sie die Hexenjagd fortgesetzt hatte und alle Schuld den Westlandelfen zuschieben wollte. Irrtümer und Widersprüche, Mißverständnisse und falscher Glaube – sie verflochten sich miteinander, um den Wahnsinn möglich zu machen. Die Vernunft hatte hier keinen Platz, dachte Wren angewidert. Aber andererseits war das im Krieg wohl selten der Fall.

Einige Zeit hielten die Elfen stand, und der Föderationsangriff kam zum Stillstand. Aber allmählich begann der Druck so vieler auf so wenige zum Tragen zu kommen, und die Elfen wurden zurückgedrängt, zuerst an den Hängen des Tals und dann auch auf seinem Grund. Sie wichen widerwillig, aber stetig zurück. Die Angreifer begannen sie zusammenzuschieben wie Blätter vor einem Besen. Bar setzte seine letzten Reserven ein und ging, um sich dem Kampf anzuschließen. Triss sandte den Hauptteil der Bürgerwehr zu einer Position auf den Hängen mehrere hundert Meter unterhalb der Stelle, an der er mit Wren stand. Seine Befehle waren einfach. Es sollte keinen Rückzug geben, bis er es befahl. Die Bürgerwehr würde standhalten und notfalls auch sterben, um die Königin zu beschützen.