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Über ihnen trugen die Flugreiter mit ihren Rocks Holz- und Steinblöcke zum Abwurf über das Zentrum der Föderationsreihen. Der Schaden war fürchterlich, aber die feindlichen Bogenschützen hatten zwei der riesigen Vögel verwundet, und die anderen wurden dadurch abgeschreckt. Aus dem Nebel im Süden marschierte weitere Verstärkung für die Südarmee heran. Es waren einfach zu viele, dachte Wren bedrückt. Zu viele, um sie aufhalten zu können.

Sie hatte sich damit einverstanden erklärt, sich aus dem Kampf herauszuhalten und die Elfensteine für den Zeitpunkt aufzubewahren, wenn sie am dringendsten benötigt würden, entweder gegen die Kriecher oder gegen die Schattenwesen oder gegen alles andere, was die dunkle Magie vielleicht heraufbeschwor. Bisher war nichts Derartiges an dem Föderationsangriff beteiligt. Sogar die schwarzgekleideten Sucher hatten sich nicht gezeigt. Es schien, als spürten sie, daß sie nicht gebraucht wurden und daß das Heer gut allein zurechtkam. Es schien, als hätten sie recht.

Der Nachmittag schritt mit betäubender Langsamkeit voran. Die Föderationsarmee hielt jetzt den Eingang des Tales besetzt und bewegte sich stetig voran. Alle Bemühungen, ihr Voranschreiten zu verzögern, waren fehlgeschlagen. Die Elfen wichen vor ihr zurück. Sie waren erheblich in der Minderheit, waren verzweifelt, erschöpft und kämpften überwiegend aus heißer Wut. Wren beobachtete, wie die schwarzen und scharlachroten Horden näher herandrängten, und ihre Hand schloß sich über dem Beutel mit den Elfensteinen und zog ihn hervor. Sie hatte gehofft, die Steine nicht benutzen zu müssen. Sie war sich selbst jetzt nicht einmal sicher, daß sie es konnte. Dies waren keine Kriecher, die sie vernichten würde, es waren Menschen. Es kam ihr falsch vor, die Magie gegen Menschen einzusetzen. Es schien ihr skrupellos. Die Elfensteine zu gebrauchen entzog ihr Stärke und Willenskraft. Sie wußte dies von ihren Begegnungen mit Schattenwesen hier und auf Morrowindl. Aber sie zu gebrauchen, entzog ihr auch Menschlichkeit und lieferte sie jedesmal einer Seite ihres Wesens aus, die sie niemals wieder sie selbst sein lassen wollte. Tötungen jeder Art bewirkten dies, aber es war sicherlich noch schlimmer, wenn sie gezwungen war, menschliche Wesen zu töten.

Triss trat neben sie. »Steckt sie ein, Mylady«, sagte er ruhig. »Ihr müßt sie nicht benutzen.«

Es war, als hätte er ihre Gedanken gelesen, aber so war es zwischen ihnen, so war es seit Morrowindl.

»Ich kann die Elfen nicht verlieren lassen«, flüsterte sie.

»Ihr könnt ihnen auch nicht zum Sieg verhelfen, wenn Ihr Euch selbst verliert.« Er legte seine Hand über ihre. »Steckt sie ein. Die Dämmerung bricht herein. Vielleicht können wir so lange durchhalten.«

Er erwähnte nicht, was geschehen würde, wenn der Morgen käme und die riesige Armee sie erneut angreifen würde, aber sie wußte, daß es keinen Sinn hatte, sich damit zu beschäftigen. Sie tat, was er vorgeschlagen hatte. Sie steckte die Elfensteine wieder ein.

Unter ihnen hatte der Kampf an Heftigkeit zugenommen. An manchen Stellen brachen die Föderationssoldaten durch die Elfenlinien hindurch.

»Ich muß die Bürgerwehr hinabschicken, um ihnen zu helfen«, sagte Triss schnell und wandte sich bereits zum Gehen. »Wartet hier auf mich.« Er rief den Angehörigen der Bürgerwehr, die sie umstanden, um sie zu beschützen, etwas zu und eilte dann schnell den Hang hinab und außer Sicht.

Wren stand da und sah auf das Gemetzel unter ihr hinab. Sie war jetzt mit Faun und acht Beschützern allein. Allein auf einer Insel der Ruhe, während rund um sie herum die See tobte. Sie haßte, was sie sah. Sie haßte, daß es geschah. Wenn sie dies überlebte, so schwor sie sich, würde sie den Rest ihres Lebens damit verbringen, die Elfentradition des Heilens wieder neu zu erwecken und die Inhaber dieser Fähigkeit zurück in die Vier Länder und zu den anderen Rassen zu bringen.

Faun regte sich auf ihrer Schulter, rieb sich an ihrer Wange. »Ruhig, ruhig, Kleiner«, flüsterte sie tröstend. »Es ist in Ordnung.«

Das Tal war überspült von Männern, die an den Hängen und auf dem Talboden vor- und zurückwogten, und die Kampfgeräusche waren lauter geworden. Sie suchte den Himmel im Westen nach Anzeichen der herannahenden Dunkelheit ab, die den Kampf beenden würde, aber sie war noch immer zu fern, um Hoffnung bewirken zu können. Die Elfen konnten bis dahin nicht durchhalten, dachte sie düster. Sie würden nicht überleben.

»So weit sind wir gekommen, um jetzt zu unterliegen«, murmelte sie sich selbst so leise zu, daß nur Faun es hören konnte. Der Baumschreier schnatterte leise. »Das ist nicht fair. Das ist nicht...«

Dann stieß Faun einen Warnschrei aus, und sie wirbelte herum und sah eine Woge schwarzgekleideter Sucher aus der Deckung hinter ihr hervorbrechen und aus dem Wald strömen, wo die Schatten und der Nebel die tiefste Dunkelheit bewirkten. Die Sucher kamen schnell heran und marschierten eindeutig auf sie zu. Ihre Waffen glitzerten gefährlich in dem Halblicht, und die Wolfskopfembleme auf ihrer Brust schimmerten. Die Bürgerwehr eilte zu ihrer Verteidigung und sprang heran, um die Angreifer aufzuhalten. Aber die Sucher waren schnell und gnadenlos, töteten die Elfen fast so schnell, wie sie sie erreichten. Warnschreie erklangen, Hilferufe für jene unten im Tal, aber die Kampfgeräusche erstickten sie vollständig.

Wren geriet in Panik. Sechs Angehörige der Bürgerwehr waren gefallen, und den letzten stand dasselbe Schicksal bevor. Die Sucher mußten sich an den Kundschaftern vorbei in den dichten Wald geschlichen haben, um zu ihr zu gelangen. Sie war auf drei Seiten umzingelt, und der Kreis schloß sich. Es gab keinen Zweifel, was geschehen würde, wenn sie sie erst einmal in der Falle hatten. Sie hatten sie einmal verloren. Das würden sie nicht erneut riskieren.

Sie wandte sich um und wollte fliehen, strauchelte, stolperte und fiel hin. Die Sucher hatten den letzten Angehörigen der Bürgerwehr getötet und kamen auf sie zu. Sie war jetzt allein. Faun sprang mit einem Satz zischend von ihrer Schulter. Sie griff in ihre Tunika nach dem Beutel mit den Elfensteinen, ihre Finger schlössen sich darum, zogen ihn hervor und hoben ihn hoch. Alles dauerte so lange. Sie versuchte zu atmen und stellte fest, daß ihre Kehle wie zugefroren war. Klingen wurden von ihr gehoben, fuhren aufwärts, während die Sucher auf sie zukamen. Sie taumelte rückwärts durch das hohe Gras, während sie sich anstrengte, die Elfensteine aus dem Beutel herauszubekommen. Nein! Nein! Sie konnte sich nicht schnell genug bewegen. Sie war in geschmolzenes Erz geworfen worden und kühlte zu Eisen ab. Sie war betäubt. Rote Augen glühten in den Kapuzen der Angreifer. Wie hatten sie hindurchgelangen können? Wie hatte das geschehen können?

Ihre Hände rissen in Panik das Zugband entzwei, stießen wild hinein und stießen tiefer hinein. Der erste der Sucher erreichte sie, und sie trat mit ihrem Stiefel zu und stieß ihn beiseite. Sie ergriff den Beutel, stand taumelnd auf und trat den restlichen Suchern unbewaffnet entgegen. Sie schrie zornig, gab den Gedanken auf, die Elfensteine einzusetzen, schloß ihre Hand über dem Lederbeutel zu einer Faust und schwang sie dem nächststehenden Sucher entgegen, wehrte so seine Klinge von ihrer Kehle ab, so daß sie an ihrem Arm entlangschnitt, ihren Umhang zerriß und Blut hervorrinnen ließ. Sie fuhr herum und trat zu, und ein weiterer ihrer Angreifer flog beiseite. Aber es waren zu viele, um sie allein besiegen zu können.