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Par starrte auf das schwarze Nichts vor sich und dachte, daß er nun tatsächlich wahnsinnig geworden wäre. Die Stimme, der er lauschte, war die von Walker Boh.

Sprich meinen Namen aus!

»Walker«, flüsterte er.

Das Wort war ein Funke in der Dunkelheit seiner Verzweiflung, und er richtete sich bei seinem hellen Flackern ruckartig auf. Seine Beine sanken wieder auf den Boden, und seine Arme fielen seitlich hinab. Er starrte ungläubig in die Dämmerung, hörte die Dämonen schreien und auseinanderstieben.

Hör mir zu, Par. Wir sind zu dir gekommen. Wir sind gekom- men, um dich zu befreien und dich fortzubringen. Coll ist bei mir. Und Morgan. Und Damson Rhee.

»Nein.« Er konnte nicht anders. Das Wort war ausgesprochen, bevor er es sich anders überlegen konnte. Aber er wußte es nicht anders. Es konnte nicht so sein. Er hatte zu viele Male gehofft. Er hatte gehofft, und die Hoffnung hatte ihn wiederholt getrogen.

Die Bewegung in der Luft kam näher heran, und er spürte eine Gegenwart, die er nicht sehen konnte. Walker Boh. Wie hatte er ihn gefunden? Wie konnte er hier, aber unsichtbar sein? War er... das geworden?

So ist es. Ich habe getan, was mir aufgetragen wurde, Par. Ich habe Paranor zurückgebracht und bin der erste der neuen Drui- den geworden. Ich habe getan, was Allanon gefordert hat, und habe die mir übertragene Aufgabe erfüllt.

Par erhob sich, atmete hastig und griff ins Nichts.

Hör mir zu. Du mußt zu der Stelle herunterkommen, an der wir warten. Wir können dich hier nicht erreichen. Du mußt die Magie des Wunschgesangs einsetzen, Par. Gebrauche sie, um durch die Tür hindurchzubrechen, die dich gefangenhält. Brich hindurch, und komm zu uns herunter.

Par schüttelte den Kopf. Die Magie des Wunschgesangs einsetzen? Nachdem er soviel Sorgfalt darauf verwandt hatte, ihren Gebrauch zu vermeiden? Nein, das konnte er nicht. Wenn er es tat, war er verloren. Die Magie würde ihn überwältigen und ihn zu dem Wesen machen, das er auf keinen Fall werden wollte. Lieber wollte er sterben.

Du mußt es tun, Par. Gebrauche die Magie.

»Nein.« Das Wort war ein rauhes Flüstern in der Stille.

Anders können wir dich nicht erreichen. Gebrauche die Magie, Par. Wenn du aus deinem Gefängnis freikommen willst, sowohl aus dem, das du für dich selbst errichtet hast, als auch aus dem, in das die Schattenwesen dich gesteckt haben, dann mußt du die Magie einsetzen. Tu es jetzt, Par.

Aber Par war plötzlich zu dem Schluß gekommen, daß dies ein weiterer Trick sein mußte, ein weiteres Spiel, das entweder von seiner eigenen Magie oder von der der Schattenwesen mit ihm gespielt wurde, indem Stimmen aus der Vergangenheit heraufbeschworen wurden, um ihn zu quälen. Er konnte die Dämonen erneut lachen hören. Er wirbelte herum, legte die Hände auf die Ohren und schüttelte heftig den Kopf. Walker Boh war nicht da. Niemand war da. Er war jetzt genauso allein, wie er es gewesen war, seit er in den Keep gebracht worden war. Es war dumm, etwas anderes zu denken. Dies war nur eine weitere Prüfung seines zunehmenden Wahnsinns, eine helle, polierte Oberfläche, die widerspiegelte, was er sich einst erträumt hatte, was aber jetzt niemals geschehen würde.

»Das werde ich nicht tun. Ich kann es nicht.«

Er biß beim Sprechen die Zähne zusammen und stieß die Worte zischend hervor, als seien sie ein Fluch. Er wandte sich ruckartig von der erspürten Quelle seiner Hoffnung ab, von der Stimme, die nicht existierte, und wich in die tieferen Schatten zurück, führte sich selbst weiter in die Finsternis hinein.

Walker Bohs Stimme erklang stetig und beschwörend von neuem.

Par. Du hast mir einst gesagt, die Magie sei ein Gift, sie sei dir aus gutem Grund gegeben worden, sie sei zum Gebrauch bestimmt. Du hast mir gesagt, daß ich an die Träume glauben sollte, die uns gezeigt wurden. Hast du das vergessen?

Par starrte in die vor ihm liegende Dunkelheit und erinnerte sich. Er hatte diese Dinge gesagt, als er Walker in Hearthstone zum ersten Mal getroffen hatte, vor vielen Wochen, als Walker sich geweigert hatte, mit ihm zum Hadeshorn zu kommen. Glaube, hatte er den Dunklen Onkel gedrängt. Glaube.

Gebrauche die Magie, Par. Befreie dich.

Er wandte sich um, und der Funke war in der Dunkelheit seiner Hoffnungslosigkeit, seiner Verzweiflung erneut sichtbar. Er wollte wieder glauben. Wie er einst den Dunklen Onkel gedrängt hatte zu glauben. Hatte er vergessen, wie? Er durchschritt den Raum und gewann neue Entschlossenheit, während er dies tat. Er wollte glauben. Warum sollte er nicht? Warum sollte er es nicht versuchen? Warum sollte er nicht etwas tun, irgend etwas, anstatt aufzugeben? Er sah die Tür aus der Dunkelheit auf sich zukommen, sah sie sich erheben, sah das Hindernis, an dem er nicht vorbeigelangen konnte. Es sei denn. Es sei denn, er setzte die Magie ein. Warum nicht? Was konnte er denn sonst tun?

Walker Boh war plötzlich so nah neben ihm, daß er ihn spüren konnte, obwohl er nicht wirklich da war. Walker Boh, der über seine eigene Verzweiflung hinausgelangt war, aus seinem eigenen Mangel an Glauben, und die Aufgaben Allanons angenommen hatte. Ja, Paranor und die Druiden waren zurückgekehrt. Ja, er hatte das Schwert von Shannara gefunden. Und ja, Wren hatte auch die Elfen gefunden – mußte sie gefunden haben oder würde sie gewiß finden.

Gebrauche die Magie, Par.

Dieses Mal überhörte er die Ermahnung. Er ging durch sie hindurch, als sei sie nicht gewesen, und das einzige Geräusch war das Rauschen seines Atems, als er sich der Tür näherte. Ich werde hier nicht sterben, dachte er. Das werde ich nicht tun.

Dann flammte die Magie an seinen Fingerspitzen auf, und er ließ sie auf die Tür zufliegen und riß diese aus den Angeln, als sei sie in einen Gewittersturm geraten. Die Tür flog den ganzen Gang entlang und zerschellte an der jenseitigen Wand. Sofort war Par durch die Öffnung hindurch und eilte den Gang hinab auf die Treppe zu, hörte Walker Bohs Stimme erneut, folgte seinen Richtungsanweisungen und seinem Drängen, spürte innerlich aber nichts anderes als das Feuer der Magie, die umherwirbelte und gegen seine Knochen prallte. Sie war erneut freigelassen und war entschlossen, frei zu bleiben. Er kümmerte sich nicht darum. Es gefiel ihm, daß er sie freigesetzt hatte. Er wollte, daß sie ihn vereinnahmte, daß sie alles Erreichbare vereinnahmte. Wenn dies der Wahnsinn war, der ihm versprochen worden war, dann wollte er ihn willkommen heißen.

Er stieg schnell die Treppe hinab, zog das Feuer der Magie hinter sich her, kämpfte um die Kontrolle über ihre Macht, die sich in ihm aufbaute. Dunkle Umrisse schossen schnell heran, und er verbrannte sie zu Asche. Schattenwesen? Etwas anderes? Er wußte es nicht. Der Turm war in der Vordämmerung erwacht, und seine Bewohner erhoben sich, als sie die Gegenwart der Magie spürten. Sie wußten, daß sie bedroht wurden, und beeilten sich, die Quelle zu ergründen. Feuer brannte von oben und von unten auf ihn ein, aber er spürte es lange, bevor es zuschlug, und so wehrte er es mühelos ab. Ein dunkler Kern baute sich in ihm auf, eine gefährliche Mischung aus unerwarteter Unbekümmertheit und Freude am Gebrauch der Magie, und ihr Hochwallen schien Interesse, Sorge und Vorsicht beiseite zu schieben. Er legte sein Menschsein ab, und jetzt konnte er tun, was er wollte, spürte er. Die Magie gab ihm das Recht dazu.

Walker Boh schrie ihm etwas zu, aber er konnte seine Worte nicht verstehen. Und wollte es auch nicht. Er drängte weiter, stieg stetig abwärts und zerstörte alles, was ihm in den Weg kam. Nichts konnte ihm jetzt etwas anhaben. Er sandte das Feuer des Wunschgesangs voraus und folgte ihm fröhlich. Walker Boh erwachte ruckartig, sein Körper vibrierte, und seine Arme zuckten. Seine Gefährten traten schnell von ihm zurück. »Er kommt«, zischte er, und seine Augen öffneten sich. »Aber er verliert sich in der Magie!«