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Damson, sagte er sich, Damson und das, was sie ihm bedeutete, würden die Magie unter Kontrolle halten.

Schließlich ging der Maulwurf weiter, glitt von dem schattigen Eingang fort und an dem groben Stein der großen Mauer entlang. Padishar folgte ihm sofort, und Par stellte, fast bevor er wußte, was er tat, fest, daß er sich beeilte, Schritt zu halten. Sie eilten vorsichtig durch die Dunkelheit und versuchten, wenn das Licht der Fackeln ihren Weg in sanften Teichen erhellte, mit dem Stein zu verschmelzen, und stellten sich vor, unsichtbar zu sein, damit sie es tatsächlich würden. Föderationssoldaten bewegten sich weiterhin rund um sie herum, unglaublich laut, unbehaglich nah, und es schien Par sicher, daß sie jeden Augenblick entdeckt werden mußten.

Aber bereits Sekunden später standen sie vor einer weiteren Tür, die unverschlossen war, und traten dann hindurch in das dahinterliegende Licht...

Ein verblüffter Föderationssoldat stand vor ihnen. Den Speer hielt er nachlässig in der Hand, während er sich darauf vorbereitete, seinen Wachposten einzunehmen. Sein Kinn sank herab, und eine Sekunde lang stand er da wie festgefroren. Sein Zögern kostete ihn das Leben. Padishar war sofort über ihm. Eine Hand legte sich blitzschnell auf seinen Mund, und die Klinge eines langen Messers blitzte in der anderen auf und verschwand dann. Par sah, wie sich die Augen des Soldaten überrascht weiteten. Er sah den Schmerz und dann die Leere. Der Soldat sackte in Padishars Armen zusammen wie eine Stoffpuppe. Der Speer fiel herab, und die schnellen Hände des Maulwurfs fingen ihn auf, bevor er auf dem Boden auftreffen konnte. In einem Gang aus Stein und altem Holz, der von Feuer beleuchtet wurde, das an den grob verputzten Wänden an pechgetränkten Fackeln flackerte, standen die Eindringlinge atemlos und regungslos da, hielten den toten Soldat zwischen sich und lauschten auf die Stille.

Dann hob Padishar den Körper hoch, trug ihn zurück in die Schatten einer Nische, wo er nicht mehr zu sehen war. Par sah ihm zu, als sei er irgendwie weit von dem Geschehen entfernt, und er fühlte sich so kalt wie der Stein um ihn herum. Er versuchte, nicht hinzusehen. Er hörte noch immer den Laut, den der Soldat von sich gegeben hatte, als er starb. Er sah noch immer den Ausdruck in seinen Augen vor sich.

Sie eilten schnell den Gang hinab und achteten darauf, ob Soldaten auftauchten, lauschten darauf, ob die Stille gestört würde. Aber sie trafen niemanden mehr, und bevor Par es richtig erkannte, waren sie durch eine kleine, eisenbeschlagene Tür getreten, die selbst in der schattigen Nische, in die sie eingesetzt war, kaum zu erkennen war.

Die Tür schloß sich hinter ihnen, und sie standen in einer Dunkelheit, die so vollständig war wie die einer mondlosen Nacht. Par konnte Holz und Staub riechen und die Rauheit von Brettern unter seinen Füßen spüren. Sie hielten einen Moment lang inne, während der Maulwurf den Raum durchstöberte. Dann wurde ein Feuerstein angeschlagen – einmal, zweimal –, und die kleine Flamme einer Kerze warf ihren schwachen Schein. Sie befanden sich in einer kaum sechs Fuß im Quadrat großen Kammer, die mit seltsamen Gegenständen und Schutt angefüllt war. Der Maulwurf schob die Gegenstände vorsichtig beiseite und legte damit an der Rückseite des Raums eine Stelle frei und drückte dann gegen die Wand. Ein Abschnitt dieser Wand gab plötzlich nach und gab eine Tür frei, die für das bloße Auge unsichtbar gewesen war und jetzt einwärts schwang.

Schnell traten sie hindurch. Ein schmaler Zwischenraum eröffnete sich zwischen den Steinmauern und den hölzernen Stützbalken, mit so niedriger Decke, daß Padishar gezwungen war, zu kriechen, damit er sich nicht den Kopf stieß. Als er seine große Hand hob und Vorsicht gebot, sah Par Blut an der Hand und spürte plötzlich die Nähe seines eigenen Todes, als sei dies etwas, was die toten Augen des Soldaten vorhergesagt hatten.

Der Maulwurf glitt an ihm vorbei und begann sie durch die Mauern hinabzuführen, wobei er sie an Steinvorsprüngen, Eisennägeln und gezackten Holzsplittern vorbeimanövrierte. Spinnweben strichen über ihre Gesichter, und kleine Nagetiere rannten quiekend durch die Dunkelheit vor ihnen. Die Flamme der Kerze war nur ein schwacher Schein vor der Schwärze.

Sie begannen schließlich aufwärts zu steigen, wobei sie in die Stützbalken gehauene Sprossen und in den Fels geschlagene Stufen fanden, eine Mischung aus Leitern und Rampen, die sich durch die Mauern aufwärts wanden. Sie befanden sich jetzt in dem Turm und bahnten sich ihren Weg auf seine Spitze und auf Damsons Gefängnis zu. Von Zeit zu Zeit hörten sie Stimmen, doch die klangen gedämpft und schwach. Es wurde beständig wärmer und stickiger, und Par begann zu schwitzen. Der Gang wurde schmaler und bereitete ihnen immer größere Schwierigkeiten. Padishar hatte Probleme, sich hindurchzuzwängen.

Dann blieb der Maulwurf plötzlich abrupt stehen und gefror an seinem Platz. Der Anführer der Geächteten und der Talbewohner blieben stehen und lauschten in die Dunkelheit geduckt. Nur die Stille war zu hören, aber Par spürte dennoch etwas – das Gefühl von etwas, das lebte und sich bewegte, unmittelbar durch diese Mauern hindurch, genau auf der anderen Seite. In ihm rührte sich die Magie des Wunschgesangs wie eine hungrige Katze, und ihr Feuer knisterte eifrig. Par schloß die Augen und konzentrierte sich darauf, ihren Klang verstummen zu lassen.

Was er jenseits der Mauer erspürte, war ein Schattenwesen.

Er spürte, wie sich sein Atem in seiner Kehle verfing, während sich in seinem Geist ein Bild von dem schwarzen Wesen formte und die Vision durch seine Magie lebendig wurde. Es stahl sich einen Gang in dem Turm entlang, mit Kapuze und Umhang bekleidet und mit den Fingern auf der Jagd nach Beute wie mit Tentakeln die Luft prüfend. Konnte es sie ebenfalls spüren? Wußte es, daß sie da waren? Die Magie rasselte wie eine Schlange in Par Ohmsford, wand sich, spannte sich an und sammelte Kraft. Par brachte sie zum Schweigen, denn er wollte ihr nicht nachgeben. Zu früh! Es war zu früh!

Die Luft flüsterte in seinen Ohren, als sei sie lebendig. Er biß die Zähne zusammen und hielt stand.

Dann war das Schattenwesen fort. Es verblaßte wie der Gedanke eines Augenblicks, dunkel und böse und voller Haß. Die Magie des Wunschgesangs kühlte sich ab und beruhigte sich wieder. Par spürte einen Teil der Anspannung abfallen, und die Muskeln in seinem Bauch und in seiner Brust lockerten sich. Er war sich bewußt, daß Padishar ihn beobachtete, war sich des Unbehagens bewußt, das das Gesicht des anderen widerspiegelte. Padishar griff nach hinten, um fragend seine Schulter zu umfassen. Par spürte die Härte in den Fingern des anderen und stahl etwas von seiner Kraft. Schließlich gelang ihm auch ein schnelles, versicherndes Nicken.

Sie gingen weiter, stiegen noch immer aufwärts und drangen durch die Dunkelheit vorwärts. Überall war es still. Die leisen Geräusche von Föderiertenstimmen und der Klang ihrer Schritte waren vollständig verklungen. Die Nacht hatte eine Decke der Stille über sie geworfen, in der alles Lebende scheinbar in den Schlaf entglitten war. Wie sehr es täuscht, dachte Par, während er sich weitermühte. Wie gefährlich das ist.

Kurz darauf blieben sie erneut stehen, dieses Mal an einem Stück mit Mörtel bearbeitetem Felsquader, der von schweren Holzpfählen eingerahmt waren, die wiederum die Decke über ihnen abstützten. Der Maulwurf gab die Kerze an Padishar weiter und begann den Stein mit den Fingern zu erforschen. Irgend etwas klickte unter seiner vorsichtigen Berührung, und ein Abschnitt der Wand gab nach. Schwach und dunstig wurde ein schmaler Lichtstrahl sichtbar.