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Der Maulwurf wandte sich wieder Padishar zu. Aus seiner Stimme klang Unruhe. »Sie halten sie irgendwo durch die zweite Tür hindurch und dann etwas weiter hinab gefangen.« Er zögerte. »Ich könnte es euch zeigen.«

»Nein«, sagte Padishar sofort. »Warte hier. Warte, bis wir zurückkommen.«

Der Maulwurf betrachtete ihn einen Moment lang und nickte dann widerwillig. »Die zweite Tür«, wiederholte er.

Mit beiden Händen stieß er die Tür in der Wand ganz auf. Padishar und Par Ohmsford traten vorsichtig hindurch.

Sie standen auf dem Podest einer Treppe, deren Stufen sowohl aufwärts als auch abwärts führten. Ihnen gegenüber war eine Tür geschlossen und verriegelt. Das Metall war voller Rost. Fackeln ruhten in in den Stein geschlagenen Halterungen, ihr Schein leuchtete die Reihe der ausgetretenen Stufen aus und ihr beißender Rauch erhob sich in die Dunkelheit des Turms.

Alles war ruhig.

Hinter ihnen schwang die verborgene Tür wieder zu.

Par sah Padishar an. Der große Mann schaute sich wachsam um. Neuerliches Unbehagen zeigte sich in seinem Blick. Er schüttelte über irgend etwas Unsichtbares den Kopf.

Sie begannen den Abstieg mit dem Rücken an der Wand und lauschten angestrengt auf drohende Geräusche. Die Treppe wand sich schlangenförmig an der Wand entlang, und die Lichtflecke der Fackeln berührten sich an den Biegungen kaum. Eine Andeutung von Nachthimmel wurde hin und wieder durch die Ritzen in den Steinen sichtbar, hoch oben und von ihnen aus jenseits aller Reichweite. Pars Magen krampfte sich zusammen. Er glaubte auf den Stufen über ihnen etwas zu hören, ein leises Schaben von Schuhen, ein Rascheln von Kleidung. Er blinzelte und wischte sich den Schweiß vom Gesicht. Da war nur Stille.

Sie erreichten das nächste Podest. Es gab eine einzige Tür, und sie war unbewacht und unverschlossen. Sie öffneten sie und gingen einfach hindurch. Par gefiel das nicht. Wenn dies der Ort war, an dem Damson gefangengehalten wurde, wären Wächter zu erwarten gewesen. Er schaute erneut zu Padishar, aber der große Mann schaute einen schwach beleuchteten Gang hinab, der zu der genannten zweiten Tür führte. Sie bewegten sich schnell darauf zu, und dabei spürte Par auf einmal, wie die Magie des Wunschgesangs plötzlich erneut zum Leben erwachte. Er wurde fast überwältigt von der Hitze, die sie erzeugte.

Etwas stimmte nicht.

Er berührte Padishar am Arm. Der große Mann wandte sich erschreckt um, und auch Par fuhr wieder herum. Er spürte eine Bewegung hinter sich, eine dunkle Gegenwart... Die Schattenwesen! Sie waren...

Und die Tür hinter ihnen flog krachend auf. Drei Sucher in schwarzen Umhängen drangen herein, Schattenwesengestalten, die sich in ihre Gewänder duckten und krümmten. Waffen schimmerten im Fackellicht. Padishars Breitschwert wurde mit schabendem Geräusch aus der Scheide gezogen. Par griff auf seinem Rücken nach dem Schwert von Shannara, riß seine Hände aber dann von ihm fort wie von glühenden Kohlen. Er würde sich verbrennen, wenn er es berührte! Verbrennen, das wußte er!

»Padishar!« stöhnte er.

Der große Mann stürmte auf die Tür hinter ihnen zu, aber auch sie schwang weit auf, und zwei weitere Monster in schwarzen Umhängen erschienen. Beide Seiten des Ganges waren jetzt blockiert, und Par Ohmsford und Padishar Creel waren gefangen.

»Der Maulwurf!« fluchte Padishar, der sich sicher war, daß sie verraten worden waren.

Aber Par hörte ihn nicht. Die Sucher eilten herbei, um sie zu ergreifen, und die Magie des Wunschgesangs brach im Klang seines Warnrufs auf, der den Turm mit Zorn erfüllte. Sie hüllte ihn ein wie ein Wirbelwind und preßte ihn rücklings gegen einen erstaunten Padishar. Er kämpfte darum, sie unter Kontrolle zu behalten, aber sie überwältigte ihn mühelos. Dann riß sie sich in Bruchstücken weißheißen Feuers von ihm los, die auf die Schattenwesen zuflogen. Die schwarzen Gestalten warfen ihre Arme hoch, aber die Magie des Wunschgesangs schoß durch sie hindurch und verbrannte sie zu Asche. Par schrie, da er nicht anders konnte, und der Wunschgesang brach durch die Mauern hindurch wie ein Fluß durch einen Damm, durchschlug die mit Mörtel verkleideten Spalten und sprengte Löcher in den Stein. Padishar schreckte zurück, ergriff dann voller Verzweiflung Par, zog ihn hastig durch die zweite Tür und schlug sie schnell hinter ihnen zu.

Par fiel auf die Knie, und der Wunschgesang ebbte wieder ab.

»Ich... ich kann nicht atmen«, keuchte er.

Padishar riß ihn auf die Füße. »Par! Schatten, Junge! Was geschieht mit dir? Was stimmt nicht?«

Par schüttelte verzweifelt den Kopf. Die Magie entfaltete sich unkontrolliert in ihm. Sie hatte sich erneut verselbständigt und war nicht nur gedacht. Brins Magie, nicht Jairs. Ein Feuer, das er nicht kontrollieren konnte, schwelend, wartend...

Er umklammerte die Arme des anderen, und sein Atem kehrte zurück und breitete eine Kühle in ihm aus, die den Wahnsinn dämpfte. »Finde Damson!« zischte er. »Vielleicht ist sie hier, Padishar! Finde sie!«

Schreie erklangen überall um sie herum, die Schreie von Föderationssoldaten, die die Brustwehren entlangkamen und in den Wachturm eilten. Padishar ergriff Pars Tunika und zog den Talbewohner hinter sich her, während er einen Gang entlangeilte, der von schweren Holztüren gesäumt war, die alle verschlossen und verriegelt waren.

»Damson!« rief der große Mann außer sich.

Hinter ihnen, jenseits der Tür, durch die sie geflohen waren, glaubte Par das Rascheln der Gewänder von Schattenwesen zu hören.

»Sie kommen!« warnte er und spürte, wie sich die Hitze der Magie des Wunschgesangs erneut in ihm ausbreitete.

»Damson!« heulte Padishar Creel.

Eine gedämpfte Antwort erklang hinter einer der Türen. Der Anführer der Geächteten ließ Par los und eilte weiter, wobei er wieder und wieder den Namen seiner Tochter rief. Die Antwort erklang erneut, und er kam rutschend zum Halten. Wie wild hackte Padishar auf eine der Türen ein. Rufe erschollen von einer Treppe am anderen Ende des Ganges her. Wieder hämmerte er mit mehreren krachenden Schlägen auf die Tür ein und warf sich dann mit gesenkter Schulter gegen das, was von ihr noch übriggeblieben war. Die Tür flog aus den Angeln, und Padishar verschwand hinter ihr.

Par eilte zu der Öffnung und blieb stehen. Padishar stand dort blutig und benommen, und Damson Rhee umarmte ihn. Ihr rotes Haar war staubig und wirr und ihr bleiches Gesicht von Schmutz bedeckt. Ihre Augen brannten, als sie den Blick hob, um den Talbewohner anzusehen.

»Par«, flüsterte sie leise und eilte zu ihm, um auch ihn zu umarmen.

Der Durchgang hinter ihnen war von den Geräuschen bewaffneter Männer erfüllt. Par wandte sich um und wollte dem Angriff begegnen, aber Padishar Creel war sofort an ihm vorbei und in den Gang hinausgeeilt. Ein erschreckendes Klirren von Waffen erklang.

»Par!« rief der große Mann. »Nimm sie und lauf!«

Ohne nachzudenken, ergriff Par Damsons Arm und zog sie hinter sich her durch die Tür. Padishar stand einem Haufen Föderationssoldaten Auge in Auge gegenüber. Weitere erschienen hinter ihnen auf der Treppe. Der Anführer der Geächteten drängte die meisten durch pure Kraft zurück und wirbelte zornig umher.

»Teufel, Junge – lauf! Jetzt! Erinnere dich an unsere Vereinbarung!«

Dann griffen ihn die Soldaten erneut an, und er kämpfte um sein Leben. Zwei gingen zu Boden, dann ein weiterer, aber es kamen immer mehr, die ihre Plätze einnehmen konnten. Zu viele, dachte Par. Zu viele, als daß Padishar ihnen hätte standhalten können. Par spürte, wie sich seine Brust verkrampfte. Er mußte seinem Freund helfen. Aber das würde bedeuten, daß er die Magie des Wunschgesangs einsetzen mußte, das Feuer, das er nicht kontrollieren konnte. Es würde bedeuten, daß er zusehen mußte, wie jene Männer in Stücke gerissen wurden. Es würde bedeuten, daß vielleicht auch Padishar in Stücke gerissen wurde.