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»Wir hätten zurückgehen sollen, um sie zu suchen!« zischte Par zornig Padishar zu.

Das von Kampfnarben gezeichnete Gesicht des anderen erhob sich aus den Schatten. Es wirkte wie aus Stein gemeißelt. Er warf Par einen furchterregenden Blick zu. »Sei ruhig, Talbewohner, bevor ich vergesse, wer du bist.«

Er schlug auf einen Feuerstein, brachte damit an der pechbestrichenen Spitze der Fackel eine kleine Flamme hervor, und dann begannen die drei, in die Abwassertunnel hinabzusteigen. Der Maulwurf eilte durch die rauchige Dämmerung stetig voran, wählte seinen Weg mit geübtem Schritt und führte sie tiefer unter die Stadt und von ihren Mauern fort. Die Rufe der Verfolger waren gänzlich erstorben. Par war sich sicher, daß die Föderationssoldaten sich, selbst wenn sie den verborgenen Eingang finden würden, schnell in den Tunneln verlaufen mußten. Er erkannte plötzlich, daß er noch immer das Schwert von Shannara in Händen hielt und ließ es nach kurzem Überlegen vorsichtig in seine Scheide zurückgleiten.

Die Minuten vergingen, und mit jedem Schritt, den sie taten, verlor Par ein wenig mehr die Hoffnung, Damson Rhee jemals wiederzusehen. Er wollte ihr so gerne helfen, aber der Ausdruck auf Padishars Gesicht hatte ihn davon überzeugt, daß er zumindest für den Moment schweigen mußte. Sicherlich sorgte sich Padishar genauso um sie wie er.

Sie überquerten einen Steinpfad, der einen trägen Strom überspannte, und betraten einen Tunnel, dessen Decke so niedrig war, daß sie fast auf Händen und Knien kriechen mußten. An seinem Ende wölbte sich die Decke wieder empor, und sie liefen durch ein Gewirr von Tunneln zu einer Tür. Der Maulwurf berührte sie, worauf ein schweres Schloß sichtbar wurde, und die Tür öffnete sich, um sie hindurchzulassen.

Innen fanden sie eine Ansammlung alter Möbel und alter Einrichtungsgegenstände, die sicherlich Duplikate waren, wenn nicht sogar diejenigen, die der Maulwurf bei seiner Flucht vor der Föderation vor einer Woche beinahe verloren hätte. Die ausgestopften Tiere saßen ordentlich aufgereiht auf einer alten Ledercouch, und die Knopfaugen schauten ihnen unvermittelt entgegen, als sie eintraten.

Der Maulwurf trat sofort hinüber und gurrte sanft: »Tapferer Chalt, süße Everlind, meine Westra und kleine Lida.« Andere Namen wurden gemurmelt, zu leise, um sie zu verstehen. »Hallo, meine Kinder. Geht es euch gut?« Er küßte sie, eines nach dem anderen, und setzte sie vorsichtig wieder zurecht. »Nein, nein, die dunklen Wesen werden euch hier nicht finden, das verspreche ich euch.«

Padishar reichte die Fackel, die er trug, an Par weiter, ging zu einem Becken hinüber und begann kaltes Wasser in sein schweißüberkrustetes Gesicht zu spritzen. Als er fertig war, blieb er dort stehen. Er stützte sich auf dem Tisch ab, der das Becken hielt, und sein Kopf hing müde hinab.

»Maulwurf, wir müssen herausfinden, was mit Damson geschehen ist.«

Der Maulwurf wandte sich um. »Mit der lieblichen Damson?«

»Sie war unmittelbar neben mir«, versuchte Par zu erklären, »und dann drängten sich die Soldaten zwischen uns...«

»Ich weiß«, unterbrach Padishar ihn und schaute auf. »Es war nicht dein Fehler. Es war niemandes Fehler. Vielleicht ist sie auch entkommen, aber es waren so viele...« Er stöhnte heftig auf. »Maulwurf, wir müssen wissen, ob sie sie haben.«

Der Maulwurf blinzelte träge, und seine scharfen Augen funkelten. »Diese Tunnel reichen bis unter die Gefängnisse der Föderation. Einige führen sogar bis in die Mauern hinein. Ich kann nachsehen. Und horchen.«

Padishar sah ihn offen an. »Sieh dir auch das Wachhaus zur Grube an, Maulwurf.«

Ein langes Schweigen folgte. Par begann über und über zu frieren. Dort durfte Damson nicht sein! Nicht dort!

»Ich möchte mit ihm gehen«, bot er leise an.

»Nein.« Padishar schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Der Maulwurf wird schneller und leiser vorankommen.« Sein Blick war voller Verzweiflung, als er Par ansah. »Ich möchte genauso gern mitgehen wie du, Junge. Sie ist...«

Er zögerte, fortzufahren, und Par nickte. »Sie hat es mir gesagt.«

Sie sahen einander schweigend an.

Der Maulwurf durchquerte auf leisen Sohlen den Raum und blinzelte dann in den Lichtschein der Fackel, die Par noch immer festhielt. »Wartet hier, bis ich zurückkomme«, wies er sie an.

Und dann war er fort.

3

Es war eine lange und mühsame Reise gewesen, die Par Ohmsford von seinem so lange zurückliegenden Treffen mit dem Schatten Allanons am Hadeshorn zu diesem Ort und in diese Zeit gebracht hatte, und als er in dem unterirdischen Lager des Maulwurfs stand und die Ruinen und die Überbleibsel aus anderer Leute Leben betrachtete, konnte er nicht umhin, sich zu fragen, inwieweit dies sein eigenes Leben widerspiegelte.

Damson.

Er preßte die Augen zusammen, um die emporquellenden Tränen zurückzuhalten. Er konnte sich nicht eingestehen, was ihr Verlust bedeuten würde. Er begann gerade erst zu erkennen, wieviel sie ihm bedeutete.

»Par«, mahnte Padishar ihn sanft. »Komm, wasch dir das Gesicht ab, Junge. Du bist erschöpft.«

Par gab ihm recht. Er war geschlagen: physisch, emotional und geistig. Er war auf jede mögliche Art geschlagen, die Kraft floß aus ihm heraus, und der letzte Rest seiner Hoffnung wurde zerrissen wie Papier unter einem Messer.

Er fand Kerzen und entzündete sie an der Fackel, bevor er diese löschte. Dann trat er an das Becken und begann sich zu waschen. Langsam, wie bei einem Ritual, säuberte er sich von Schmutz und Schweiß, als könne er all die bösen Dinge, die ihm bei seiner Suche nach dem Schwert von Shannara widerfahren waren, mit dieser Handlung auslöschen.

Das Schwert war noch immer auf seinen Rücken gebunden. Er hielt mitten in seiner Waschung inne, nahm es ab und lehnte es gegen eine alte Kommode mit zerbrochenem Spiegel. Er starrte es an, wie er einen Feind anstarren mochte. Das Schwert von Shannara – war es dieses? Er wußte es noch immer nicht. Die Aufgabe, die Allanon ihm übertragen hatte, hatte darin bestanden, das Schwert zu finden, und obwohl er einmal geglaubt hatte, dies sei ihm gelungen, war ihm auf einmal bewußt, daß er vielleicht versagt hatte. Seine Aufgabe war unter den Nachwirkungen von Colls Tod und dem Überlebenskampf in den Katakomben von Tyrsis völlig in Vergessenheit geraten. Er fragte sich, wie viele von Allanons Aufgaben in Vergessenheit geraten oder ignoriert worden waren. Er fragte sich, ob Walker oder Wren ihre Meinung geändert hatten.

Er beendete seine Waschung, trocknete sich ab, wandte sich um und sah Padishar an einem dreibeinigen Tisch sitzen, dessen fehlendes Bein durch eine umgedrehte Lattenkiste ersetzt worden war. Der Anführer der Geächteten aß Brot und Käse und trank Bier. Er winkte Par zu einem Platz, der für ihn gedeckt worden war, zu einem Teller mit Essen, und der Talbewohner ging schweigend hinüber, setzte sich und begann zu speisen.

Er war hungriger, als er gedacht hatte, und verschlang das Mahl in wenigen Minuten. Rund um ihn herum spuckten und flackerten die Kerzen in der Dunkelheit wie Leuchtkäfer in einer mondlosen Nacht. Das Schweigen wurde nur von dem fernen Geräusch tropfenden Wassers unterbrochen.

»Seit wann kennst du den Maulwurf?« fragte er Padishar, denn er mochte das leere Gefühl nicht, das das Schweigen in ihm hervorrief.

Padishar schürzte die Lippen. Sein Gesicht war so zerkratzt und zerschnitten, daß es wie ein schlecht zusammengesetztes Mosaik aussah. »Seit ungefähr einem Jahr. Damson hat mich eines Tages nach Einbruch der Dunkelheit in den Park zu einem Treffen mit ihm mitgenommen. Ich weiß nicht, woher sie ihn kannte.« Er schaute zu den ausgestopften Tieren hinüber. »Ein merkwürdiger Bursche, aber ihrer Meinung nach ausreichend sicher.«

Par nickte schweigend.

Padishar lehnte sich auf seinem knarrenden Stuhl zurück. »Erzähle mir von dem Schwert, Junge«, drängte er Par, stellte den Bierkrug ab und drehte ihn zwischen den Fingern. »Ist es das echte?«