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Er lachte, aber Robin ließen seine Worte erschaudern. Sie drehte die Waffe noch ein paarmal bewundernd in den Händen, aber dann legte sie sie beinahe sacht zu Boden, richtete sich wieder auf und schlang die Arme um Salims Hals, um ihn zu küssen.

Im ersten Moment war er so überrascht, daß er einfach nur stocksteif dastand, aber dann umschlang er sie mit den Armen, erwiderte ihren Kuß und drückte sie mit sanfter Gewalt zu Boden.

Robin wehrte sich nicht, auch nicht, als ihr klar wurde, daß er es diesmal nicht bei einem Kuß bewenden lassen würde. Im Gegenteil.

Diesmal gab sie ihm, was er wollte.

KAPITEL 29

Das Sonnenlicht streichelte ihre Haut wie eine warme, wohltuende Hand, und Robin mußte ein paarmal blinzeln, als eine leichte Windböe die Zweige über ihr bewegte, so daß die Sonne ihr direkt ins Gesicht schien. Sie fühlte sich... sonderbar, zugleich sehr aufgeregt wie auch schläfrig. Ihr Herz klopfte noch immer bis zum Hals, aber gleichzeitig fühlten sich ihre Glieder auf seltsam wohltuende Weise schwer an. Und sie war verwirrt, vollkommen und zutiefst verwirrt.

Neben ihr regte sich Salim. Sie hatten bestimmt eine halbe Stunde in vertrautem Schweigen nebeneinander im Gras gelegen. Als er sich jetzt aufsetzte, strich das Sonnenlicht über seine nackte Haut und verlieh ihr einen Herzschlag lang tatsächlich die Farbe von polierter Bronze. Er bewegte die Schultern, und Robin bewunderte das Spiel seiner Muskeln. Wie schön er war. Trotz seines schlanken Wuchses strahlte er eine Kraft aus, die sie beinahe körperlich spüren konnte, obwohl sie ihn im Moment nicht einmal berührte. Aber sie hatte es getan, und allein die Erinnerung daran ließ sie schon wieder erschauern. Ob sie die Berührung seiner starken Arme jemals wieder vergessen würde, und erst recht die seiner sanften, forschenden Hände, die sie zärtlich und an Stellen gestreichelt hatten, an die sie zuvor noch nicht einmal zu denken gewagt hätte?

Sie glaubte es nicht, und vor allem: Sie wollte es auch nicht, sondern wollte diese süßen Momente für alle Zeiten in ihrer Erinnerung aufbewahren wie einen unendlich kostbaren Schatz.

Salim lächelte, beugte sich zu ihr herab und küßte ihre Lippen, dann ihren Hals und schließlich ihre Brust. Robin schloß für einen Moment die Augen, aber dann richtete sie sich auf die Ellbogen auf und schob ihn mit - sehr - sanfter Gewalt von sich.

Salim sah sie fragend an; vielleicht auch ein bißchen enttäuscht. Er wirkte nicht verletzt oder gar verärgert, aber verwirrt: »Was ist los?« fragte er. »Hat es dir nicht gefallen? Ich habe dir doch nicht etwa weh getan?«

»Nein«, antwortete Robin hastig. »Es war wundervoll. Es ist nur...«

»Ich verstehe«, sagte Salim. Was garantiert nicht der Wahrheit entsprach, denn Robin verstand sich selbst nicht so recht. Vielleicht, weil sie sich ihrer eigenen Gefühle einfach nicht mehr sicher war.

Sie hatte die Wahrheit gesagt: Salim hatte ihr nicht weh getan, und es war wunderschön gewesen. Aber trotzdem wollte sie in diesem Moment nicht, daß er sie berührte. Gerade weil es so wunderschön gewesen war. Wenn er sie jetzt gleich wieder in die Arme schloß, dann würde er aus etwas Einmaligem und fast Heiligem etwas Alltägliches machen.

Und möglicherweise spürte Salim das auch, denn er küßte nur noch einmal ihre Augenbrauen - und sei es nur, um ihr zu zeigen, daß er entschied, wann es genug war und wann nicht -, dann richtete er sich wieder auf und griff nach seinem Mantel, und auch Robin drehte sich auf die Seite und streckte die Hand nach ihrer Kutte aus. Sie sah nicht einmal in seine Richtung, aber sie konnte spüren, wie sein Blick unverhohlen über ihren Körper glitt.

Seltsamerweise war es ihr beinahe unangenehm. Sehr viel schneller, als notwendig gewesen wäre, raffte sie die graue Kutte auf und schlüpfte hinein. Salim sah ihr schweigend dabei zu, und es war, als wäre der grobe Stoff für seine Augen gar nicht vorhanden. Sie hatte das Gefühl, noch immer nackt zu sein.

»Bedauerst du es?« fragte Salim unvermittelt.

»Was?«

»Daß du dich mir zum Geschenk gemacht hast«, antwortete Salim ernst. »Du weißt schon, daß du mir etwas gegeben hast, was kein anderer Mann auf der Welt noch einmal bekommen kann.«

»Geschenk? Ich habe eher das Gefühl, daß du es mir genommen hast«, antwortete Robin. Gleichzeitig fragte sie sich, warum sie das jetzt eigentlich gesagt hatte, denn es entsprach schlicht und einfach nicht der Wahrheit. Sie hatte es gewollt, auch wenn ihr das eigentlich jetzt erst richtig klar wurde. Wenn es einen Mann auf der Welt gab, dem sie dieses eine, kostbare Geschenk hatte machen wollen, dann hieß er Salim.

Er blickte sie traurig an, und sie spürte, diesmal hatte sie ihn verletzt. »Du ... bleibst nicht mehr lange hier, nicht wahr?« fuhr sie leise und mit stockender Stimme fort. »Ihr werdet weggehen. Abbé, Jeromé und die anderen, und du auch. Du hast es mir selbst gesagt.«

»In wenigen Wochen«, bestätigte Salim. »Du hast es nicht vergessen.«

»Und nun hast du etwas, das du nicht vergessen wirst«, sagte Robin. »Und ich auch nicht.« Sie wollte es nicht sagen. Sie versuchte mit aller Macht, die Worte zurückzuhalten, aber sie konnte es nicht, sondern fügte scheinbar unvermittelt hinzu: »Ich möchte nicht, daß du gehst.«

»Ich auch nicht«, antwortete Salim. Er sah sie noch einen Moment weiter auf diese sonderbare, für Robin nicht zu deutende Weise an, dann räusperte er sich, fuhr mit einem übertriebenen Ruck herum und bückte sich nach Schild und Schwert.

»Machen wir weiter?«

»Jetzt?« fragte Robin erstaunt.

»Warum nicht jetzt?« gab Salim grinsend zurück. »Deine Chancen waren nie besser. Du hast mir das Mark aus den Knochen gesaugt, Weib. Ich bin schwach wie ein neugeborenes Kind.«

»Du lügst«, behauptete Robin.

»Stimmt«, erwiderte Salim. »Dafür sind wir Muselmanen bekannt. Und jetzt heb dein Schwert auf und verteidige dich, Christenweib, bevor ich dich in Stücke schneide.«

Robin lachte zwar, bückte sich aber trotzdem nach Schwert und Schild und hob beides auf.

Salim täuschte mit wenig Geschick einen Vorstoß an und gab ihr auf diese Weise Gelegenheit, sich an das veränderte Gewicht des Schwerts in ihrer Hand zu gewöhnen.

Es gelang ihr erstaunlich schnell. Schon nach der dritten oder vierten Attacke Salims hatte sie ihre neue Waffe so gut unter Kontrolle, daß plötzlich beinahe sie es war, die ihn vor sich hertrieb, und nicht umgekehrt.

Natürlich kam ihr das nur so vor. Salim war ihr immer noch hoffnungslos überlegen, sowohl an Körperkraft als auch an Gewandtheit, aber auf seinem Gesicht erschien trotzdem ein verblüffter Ausdruck, und als sie nach einer Weile voreinander zurückwichen und ihre Waffen sinken ließen, war er in Schweiß gebadet, und sein Atem ging schnell.

»Vielleicht hätte ich dir dieses Spielzeug doch nicht mitbringen sollen«, keuchte er. »Aber ein paar Tricks kenne ich schon noch.«

Er griff so schnell an, daß Robin erst begriff, was geschehen war, als er sie mit seinem Schild bereits regelrecht gegen einen Baum genagelt hatte. Robin japste überrascht nach Luft, bekam sie aber nur für einen winzigen Moment, weil Salim die Gelegenheit nutzte, seine Lippen auf ihren Mund zu pressen und ihr einen Kuß zu stehlen.

Mit einiger Anstrengung schob sie ihn von sich. »Nennst du das vielleicht einen ritterlichen Kampf?«

»Wenn es dir nicht gefällt, dann wehre dich doch«, grinste Salim.

Und das tat Robin. Es gelang Salim noch zweimal, sie so in die Enge zu treiben, daß er ihr einen weiteren Kuß stehlen konnte, aber als er es das dritte Mal versuchte, wich Robin ihm mit einer blitzschnellen Drehung aus und stellte ihm ein Bein, so daß er hilflos auf den Rücken fiel und dann überrascht und erschrocken die Luft einsog, als ihre Schwertspitze seine Kehle berührte.