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Elias schüttelte fast unmerklich den Kopf, aber mir entging es nicht. Und ich konnte ihn ja auch verstehen. Seine Zurückhaltung Celia Glade gegenüber beruhte nicht nur auf Aadils Warnung. Vielmehr dürfte ihn ein schlechtes Gewissen plagen, weil ihre Gegenwart ihn an sein ziemlich unkameradschaftliches Verhalten mir gegenüber erinnerte. Und das schien mir kein geeignetes Fundament für unser geplantes Vorgehen.

»Warum sollten wir einer falschen Schlange wie Ihnen vertrauen?«, fragte ich weniger in Erwartung einer erhellenden Antwort als vielmehr, um Elias zufriedenzustellen.

»Ich habe allen Grund zu der Annahme, dass Sie das bald wissen werden, sowie Sie sich erst zu mir in die Kutsche ge-setzt haben.« Sie sah mir unverwandt in die Augen. »Sie mögen mir nicht vertrauen wollen, aber Sie tun es dennoch, also vergeuden wir keine Zeit mit Albernheiten.«

Ich trat vor und öffnete den Wagenschlag. Miss Glade trug ein atemberaubendes Kleid aus grüner Seide mit elfenbeinfarbenem Spitzenbesatz und dazu dünne Kalbslederhandschuhe. Auf ihrem Kopf thronte eine sehr hübsche Haube. Doch bei aller Pracht ihrer Kleidung war es das spitzbübische, triumphierende Lächeln in ihrem Gesicht, das sie wie von innen heraus erstrahlen ließ. Und ich konnte dieses Triumphgefühl nachvollziehen, denn sie hatte tatsächlich eine Überraschung für uns parat.

Neben ihr saß, an Händen und Füßen mit fester Schnur gefesselt, kein anderer als Mr. Cobb.

Celia Glade lachte, als hätte jemand eine spaßige Bemerkung gemacht. »Glauben Sie mir jetzt?«

»Sie haben meine volle Aufmerksamkeit«, sagte ich. Wir nahmen unsere Plätze ein, und der Kutscher schloss den Schlag hinter uns.

Die Kutsche rumpelte los. Celia Glade hielt artig die Hände im Schoß, aber um ihre Lippen spielte ein teuflisch verführerisches Lächeln. Elias wusste gar nicht, wo er zuerst hinschauen sollte, und ich sah Cobb an. Er saß mit gesenktem Kopf und Schultern da und sah mehr aus wie ein Kriegsgefangener als -nun, ich wusste ja gar nicht, wer und was er war.

Erstaunlicherweise war er es, der als Erster das Wort ergriff. »Weaver«, sagte er, »Sie müssen mir helfen. Reden Sie mit dieser Wahnsinnigen. Legen Sie ein gutes Wort für mich ein. Sie hat mir Folter und Gefangenschaft angedroht und dass ich hängen werde. Ich halte es nicht länger aus. Ich verstehe ja, dass Ihnen mein Handeln nicht behagt hat, aber ich habe mich doch immer anständig Ihnen gegenüber verhalten, oder etwa nicht?«

Ich sagte nichts dazu. Gewiss war er mir gegenüber zuvor-kommender gewesen als sein Neffe, aber er war der Kopf hinter alledem. »Wie ist es dieser Frau gelungen, Sie gefangen zu nehmen?«, fragte ich stattdessen.

»Befassen wir uns nicht mit Einzelheiten«, sagte Celia Glade. »Ich hoffe doch wohl, Sie freuen sich, dass ich Ihnen den Schuft gebracht habe, der Ihnen so viel Verdruss bereitet hat.«

»Aber Sie wollen mir immer noch nicht sagen, wer Sie sind?«

Wieder lächelte sie, und ich wollte verdammt sein, wenn mir dabei nicht das Herz zerschmolz. »Sie werden alles erfahren,

doch ziehe ich es vor, nicht in Gegenwart von Mr. Cobb darüber zu sprechen. Fragen Sie lieber ihn aus. Wir unterhalten uns dann später in privaterem Rahmen.«

Ich wandte mich Cobb zu. »Da hat Miss Glade natürlich recht. Sagen Sie mir, wer Sie sind und was Sie wollen. Ich will erfahren, warum Sie mir das alles angetan haben. Und ich möchte wissen, wo Mr. Franco sich befindet.«

»Mein Gott, Weaver, sehen Sie denn nicht, was für ein Spiel diese Frau treibt?«

»Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich in ihr einen Engel oder den Teufel sehen soll, aber ich habe keinen Zweifel daran, was Sie darstellen, Sir. Nun reden Sie schon, sonst werde ich ungemütlich.«

»Sie wollen mir Gewalt androhen? Nach allem, was ich für Sie getan habe?«

»Ich werde Sie nur zu gerne meine Faust spüren lassen, und umso mehr für Ihr vorlautes Mundwerk. Was wollen Sie denn für mich getan haben, dessen ich mich glücklich schätzen darf? Sie haben mich benutzt, Sir, mich zu Ihrer Marionette und Ihrem Spielzeug gemacht und mich die ganze Zeit im Dunkeln tappen lassen. Sie haben meine Freunde gequält, und Ihretwegen haben drei Menschen Ihr Leben lassen müssen - Mr. Carmichael, der Inder Aadil und Teaser, ein ehemaliger Gefährte von Pepper.«

Ich hörte, wie jemand scharf die Luft einsog. Es war Celia Glade, die sich nun einen ihrer feinen Handschuhe vor den Mund hielt. »Aadil Baghat ist tot?«, fragte sie mit leiser Stimme. »Das habe ich nicht gewusst.«

Ich war drauf und dran, ihr zu sagen, dass es mich ungemein beruhigte, dass auch sie längst nicht alles wusste, aber dann sah ich, wie schwer die Nachricht sie getroffen hatte, und verzichtete auf bissige Kommentare. »Es ist letzte Nacht geschehen«, sagte ich. »In einem Wirtshaus in Southwark. Wir haben versucht, diesen Teaser zu retten - obwohl das nicht sein richtiger Name ist. Er war ...«

»Ich weiß, wer er war«, sagte Celia Glade. »Er war Peppers Liebhaber. Einer von vielen.«

»Ja. Wir wollten gerade versuchen, etwas aus ihm herauszubekommen, als man uns überfallen hat. Aadil, also Mr. Baghat, hat versucht, Teasers Leben zu retten, und dabei sein eigenes lassen müssen. Mir gegenüber hat er immer so getan, als wäre er ein brutaler Kerl, aber dann habe ich ganz plötzlich erfahren, wie er wirklich war.« Ich wandte mich wieder Cobb zu. »Ich kann Sie nur dafür verachten, dass Sie den Tod eines solchen Mannes herbeigeführt haben. Es ist mir gleich, ob Sie selber den Schuss abgefeuert oder jemand anderes damit beauftragt haben. Selbst, wenn sein Tod nicht Teil Ihres Planes war, werden Sie mir dafür bezahlen.«

»Sein Land hat einen treuen Diener verloren«, sagte Celia Glade, und es klang durchaus ehrlich gemeint. »Und dieses Land auch. Er war ein Freund der Krone.«

Ich sah sie an. Meinte sie das wirklich? Ich hatte sie bisher stets für eine Feindin Englands gehalten. Sollte ich mich geirrt haben?

»Wer sind Sie, Cobb?«, fragte ich. »Wer sind Sie, dass Sie all dieses Elend über die Menschen gebracht haben, und wozu?«

»Ich bin auch nur ein Diener«, sagte er, »und verfüge über wenig mehr Macht als Sie, Weaver. Man hat mich genauso be-nutzt wie ich Sie. Lassen Sie Gnade walten, Sir. Ich habe nie jemandem etwas zuleide tun wollen.«

»Nun sagen Sie endlich, wer Sie sind!«

»Ach, genug davon«, meldete sich nun auch Elias zum ersten Mal, seit wir die Kutsche bestiegen hatten, zu Wort. »Wer ist er, Celia?«

Mir entging nicht, dass er sie bei ihrem Vornamen angesprochen hatte, doch ich bemühte mich, mir die Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.

»Er ist ein Agent des französischen Königshauses«, sagte sie. »Er ist ein Spion, der gegen König Georg und die East India Company arbeitet.«

»Ein französischer Spion!«, platzte es aus Elias heraus. »Aber wir dachten, Sie .«

Etwas wie Amüsement huschte über ihr Gesicht. »Ich würde sehr gerne erfahren, wie Sie zu dem Schluss gekommen sind, aber das hat Zeit bis später. Jetzt geht es um Cobb. Los, reden Sie schon«, sagte sie zu ihm. »Und erzählen Sie den beiden alles, was sie hören möchten.«

»Es stimmt nur zum Teil, Mr. Weaver. Ich arbeite für die Franzosen, doch nicht, weil ich ihnen in Treue verbunden bin. Ich bin in die Sache genauso hineingeraten wie Sie - wegen meiner Schulden. Nur war es in meinem Falle nicht meine Familie, die bedroht wurde, sondern meine höchsteigene Person. Ich nehme an, dass Sie eine solche Bedrohung wohl auf die leichte Schulter genommen hätten, aber ich bin nie ein Mann Ihres Schlages gewesen.«

»Wenn er dir noch weiter schmeichelt«, sagte Elias, »wirst du vielleicht davon absehen, ihm die Finger zu brechen.«

»Darauf sollte er sich lieber nicht verlassen«, sagte ich. »Nun erzählen Sie mir, warum die Franzosen wollten, dass Sie mich auf Ellershaw ansetzen.«