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»Vergessen wir da nicht etwas?«, sagte ich. »Mr. Pepper ist von der East India Company ermordet worden. Ich kann nicht glauben, dass es im Interesse der Regierung ist, eine solch teuflische Gesetzlosigkeit zu billigen.«

»Die Umstände von Mr. Peppers Ableben sind in Dunkel gehüllt«, sagte sie. »Es muss gar nicht die East India Company sein, die für seinen Tod verantwortlich ist. Er hatte genug Feinde - angefangen bei seinen Frauen. Eine von ihnen könnte auf den Gedanken gekommen sein, dass er den Bogen überspannt hat. Oder er könnte bei dem vergeblichen Versuch, an seine Pläne zu gelangen, ein Opfer der Franzosen geworden sein. Im Moment lässt sich nicht sagen, was am wahrscheinlichsten ist.«

Aber es gab noch eine Möglichkeit, eine, die ich gar nicht laut auszusprechen wagte - dass nämlich nicht die East India Company, sondern Regierungskreise sich entschlossen hatten, Pepper vorsichtshalber an der Umsetzung seiner Ideen zu hin-dern. »Ich könnte es mir zur Aufgabe machen«, schlug ich vor, »Peppers Tod zu untersuchen und herauszufinden, wer dahintersteckt. Wenn es mir gelingt, den Mörder seiner gerechten Strafe zuzuführen, dürfte mir von Seiten der Regierung gewiss eine stattliche Belohnung winken.«

»Dafür, fürchte ich, wird Ihnen nicht die Zeit bleiben, Sir. Sie werden für jemand anderen arbeiten.«

»Und wer wird das sein?«

»Nun, ich natürlich.« Sie grinste so keck und vielsagend, dass mir die Spucke wegblieb. »Ich beauftrage Sie, Sir, für die nicht zu verachtende Summe von zwanzig Pfund unserem König ein paar Dienste zu leisten.«

Ich wagte nicht, sie anzusehen. Ich wollte mich von ihrer Schönheit nicht betören lassen. »Ich will niemandes Marionette mehr sein. Hammonds Tage sind gezählt, und damit stellt er auch keine Bedrohung mehr für mich und meine Freunde dar.«

»Ja, Hammond nicht, aber da wären immer noch Ihre Schulden. Sie dürfen sich darauf verlassen, dass unsere Regierung sich großzügigerweise ihrer annehmen wird. Und da wäre noch etwas, Sir. Bei der letzten Wahl haben Sie sich durch Ihren Einsatz für die falsche Seite ganz schön in die Nesseln gesetzt. Sie mögen zwar glauben, es wäre Gras über die Sache gewachsen - doch nicht in den höchsten Kreisen von White-hall. Man könnte Ihr Handeln als Hochverrat bezeichnen - ein Kapitalverbrechen, wie Sie ja wohl wissen.«

Bevor ich Gelegenheit hatte, etwas zu erwidern, ergriff Elias das Wort. »Meine Dame, Sie wissen wenig über Weaver. Wenn Sie glauben, diesen Gentleman mit Drohungen gegen seine Person gefügig machen zu können, sind Sie dümmer, als ich je geglaubt hätte.«

Sie schenkte ihm ein wissendes und auch so bezauberndes Lächeln. »Keine Angst. Ich drohe ihm nicht.« Sie wandte sich wieder mir zu. »Es kann Ihnen nichts mehr passieren. Die Ge-fahr ist vorüber. Ich habe die Angelegenheit nicht erwähnt, um Sie zu verunsichern, Sir, sondern um Sie auf einen Umstand aufmerksam zu machen, der Ihnen bisher entgangen sein dürfte. Nach Ihrem Zusammentreffen mit dem Prätendenten schienen Sie zu einer Gefahr zu werden, und man argwöhnte, die aufmüpfigen Tories könnten Sie früher oder später auf ihre Seite ziehen, so dass man an Ihnen ein Exempel statuieren müsse. Ich sage Ihnen das nicht, um mich wichtig zu machen, aber ich habe Mr. Walpole, den Lordschatzmeister, einen Mann von enormem Einfluss, überzeugt, Ihnen nichts anzuhaben, weil ein Mann von Ihren Fähigkeiten und Ihrer edlen Gesinnung eines Tages doch seinem Königreich dienlich sein könnte. Ich war also schon Ihre Wohltäterin, ehe wir einander begegnet sind.«

»Sie haben sich für mich verwendet? Warum?«

»Hauptsächlich, weil ich fest daran geglaubt habe, dass dieser Tag kommen würde. Vielleicht auch, weil ich es für das Richtige hielt. Vielleicht, weil ich wusste, dass Sie kein Verräter sind, sondern vor eine unmögliche Wahl gestellt gewesen waren, und obwohl Sie nicht im Interesse der regierenden Whig-Aristokratie gehandelt haben, haben Sie sich auch nicht auf die Seite ihrer Gegner geschlagen.«

Ich schüttelte den Kopf. »Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll.«

»Sie sollen auch gar nichts sagen, sondern sich anhören, um was ich Sie bitte. Ihr König ruft Sie in seine Dienste, Mr. Wea-ver. Werden Sie dem Ruf folgen? Wollen Sie hören, um was es geht?«

»Und das wäre?«

»Es wird nicht Ihrem Sinn für Redlichkeit widersprechen, wenn wir Sie ersuchen, in Hammonds Haus einzudringen und Ihren Freund Mr. Franco zu befreien. Allzu schwer dürfte das nicht sein, vor allem jetzt nicht, da Cobb nicht mehr da ist. Es befinden sich außer ihm nur noch zwei Personen in dem

Haus. Hammond und Cobb konnten sich keine große Dienerschaft leisten, weil das ihre dunklen Machenschaften gefährdet hätte. Befreien Sie Mr. Franco, und als Dank für diesen Dienst wird man Ihnen die versprochenen zwanzig Pfund auszahlen und die finanzielle Notlage, in die Cobb und Hammond Ihre Freunde gestürzt haben, bereinigen.«

»Ein großzügiges Angebot«, sagte ich. »Vor allem, da Sie mir anbieten, mich für etwas zu bezahlen, das ich ohnehin nur zu gern täte.«

»Es bleibt bei Ihrer Aufgabe allerdings noch ein Punkt zu erwähnen. Haben Sie sich nicht gefragt, was es so Wichtiges geben könnte, weshalb Cobb Hals über Kopf nach Frankreich reisen wollte? Wir haben bei ihm ein Büchlein gefunden, das in verschlüsselter Form die Pläne von Peppers Erfindung enthielt, wie Cobb zugab. Dieses Büchlein ist inzwischen vernichtet worden, aber wir wissen, dass das Original, die einzige noch existierende Niederschrift der Pläne, sich im Besitz von Hammond befindet. Es handelt sich um ein kleines, in Kalbsleder gebundenes Buch mit verschiedenen Zeichnungen und Diagrammen. Es muss irgendwo in dem Haus versteckt sein. Gehen Sie Ihren Freund retten, und wenn Sie schon dabei sind, suchen Sie nach den Plänen und bringen Sie sie uns.«

»Warum sollte ich dieses zusätzliche Risiko eingehen? Mir geht es nur um Franco. Die East India Company interessiert mich kein bisschen.«

Sie lächelte wieder. »Selbst wenn Sie darüber hinwegsehen, was Sie Ihrem Königreich schuldig sind, werden Sie doch gewiss nicht wollen, dass diejenigen, die so viel Unglück über Ihre Freunde gebracht haben, nun in den Genuss dieser Pläne kommen? Hinter alledem stecken die Franzosen; sie begehren diese Pläne mehr als alles andere auf der Welt, und nun sind sie für sie in greifbare Nähe gerückt. Wäre es Ihnen nicht eine Befriedigung, sie ihnen wieder wegzunehmen?«

»Sie haben recht«, sagte ich. »Sie kennen mich gut genug, um zu wissen, dass ich weder leugnen kann, Ihnen etwas schuldig zu sein, noch, dass ich es ertragen könnte, wenn meine Feinde am Ende doch ihren Erfolg einstreichen. Ich werde die Pläne holen.«

»Sowie wir sie in Händen halten, bekommen Sie Ihre Belohnung.«

Ich erwiderte nichts, denn ich wusste bereits, dass ich auf die zwanzig Pfund verzichten würde. Ich vermochte nicht zu sagen, wem die Pläne zustanden, aber ich hatte bereits eine Vorstellung von der Person, der ich sie übergeben würde, und wenn Celia Glade meine Gedanken lesen könnte, würde sie alles in ihrer Macht Stehende tun, um mich davon abzuhalten.

28

Elias saß in meinem Wohnzimmer und leerte genüsslich eine Flasche Portwein, die ich am Morgen erst geöffnet hatte. Er schmiegte sich in meinen bequemsten Sessel und hatte die Füße auf den Tisch gelegt, an dem ich meine Mahlzeiten einzunehmen pflegte.

»Ich bin ziemlich unglücklich mit alledem«, sagte er.

»Das bezweifle ich nicht.« Ich trat gerade in dunklen Breeches und einem dazu passenden dunklen Hemd ins Zimmer. Dann schlüpfte ich in eine ebenso dunkle Jacke, die zwar nicht den Zweck eines richtigen Überziehers erfüllte, denn sie war leichter, als es dem Wetter entsprach und lag enger am Körper an. Sie würde mich aber ausreichend vor der Kälte schützen, und ich musste mich nicht mit einem schweren Kleidungsstück belasten, das mir nur hinderlich sein konnte.