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Während ich über all dies nachsann, steigerte ich mich in eine ausgesprochen wütende Erregung hinein, und trotzdem gelang es mir unverständlicherweise, meine Gefühle im Zaum zu halten, als ich meine Räume betrat und dort einen Besucher vorfand, der mich erwartete.

Es war Cobb.

Sein Wohlergehen konnte mir kaum gleichgültiger sein, aber ich merkte sofort, dass er nicht gut aussah. Er wirkte eingefallen und ziemlich verstört. Sowie ich die Eingangshalle betrat, erhob er sich, legte die Hände zusammen und machte ein paar zögernde Schritte auf mich.

»Ich muss mit Ihnen reden, Weaver. Auf der Stelle.«

Ich will nicht behaupten, dass mein Zorn auf ihn augenblicklich schwand, aber die Neugier zügelte mein Temperament. Edgar hatte mir schwere Vorwürfe gemacht, weil ich einen Botenjungen zu Cobbs Haus geschickt hatte. Nun kam Cobb persönlich in das meine.

Ich führte ihn in meine Wohnung, damit wir ungestört miteinander sprechen konnten, und nachdem ich die Kerzen angezündet hatte, schenkte ich mir ein Glas Portwein ein, ohne ihm auch eines anzubieten, obwohl seine Lippen zuckten und seine Hände zitterten und ich merkte, dass er sich mehr als alles andere in der Welt einen stärkenden Schluck wünschte.

»Es überrascht mich, Sie hier vorzufinden«, sagte ich.

»Es überrascht mich selbst auch, aber es musste sein. Ich muss von Mann zu Mann mit Ihnen reden. Ich weiß, dass Sie Grund hatten, wütend auf mich zu sein, und Sie müssen mir glauben, dass ich mir wünschte, es wäre nie so weit gekommen. Hammond hat Sie in Verdacht, etwas vor uns geheim zu halten, und ich teile seine Ansicht. Aber ich bin ohne ihn hergekommen, um Sie zu bitten, mir zu sagen, was Sie uns noch nicht erzählt haben. Ich drohe weder Ihnen noch Ihren Freunden. Ich möchte nur, dass Sie mir alles erzählen.«

»Ich habe Ihnen alles berichtet.«

»Was ist mit ihm?«, fragte er. Dann sprach er geflüstert den Namen aus. »Pepper.«

Ich schüttelte den Kopf. »Über seinen Tod habe ich noch nichts in Erfahrung gebracht.«

»Aber was ist mit seinem Buch?« Er beugte sich zu mir vor. »Haben Sie da etwas herausbekommen?«

»Buch?«, fragte ich, recht überzeugend, wenn ich behaupten darf. Cobb hatte nie etwas von diesem Buch erwähnt, also tat ich so, als wüsste ich von nichts.

»Ich flehe Sie an. Wenn Sie irgendeine Ahnung haben, wo es sein könnte, müssen Sie es mir noch vor der Zusammenkunft der Anteilseigner bringen. Ellershaw darf es auf keinen Fall in die Finger kriegen.«

Das war ein ziemlich überzeugender Auftritt gewesen, und ich gebe zu, tatsächlich eine Spur Mitleid mit ihm empfunden zu haben, aber eben nur eine Spur, denn ich musste sogleich wieder an Mr. Franco im Gefängnis denken. Cobb mochte im Augenblick eine bedauernswerte Figur abgeben, aber er war immer noch mein Feind.

»Dann erzählen Sie mir doch etwas über dieses Buch. Ich weiß nichts darüber. Sie schicken mich wie Don Quichote auf die Suche nach etwas, jagen mich einem Mann hinterher, dessen Namen ich nicht aussprechen darf, und nun soll ich auch noch ein Buch finden, von dem noch nie mit einem Wort die Rede war. Wenn Sie mir eher davon erzählt hätten, wäre ich vielleicht schon längst mit Ihnen fertig.«

Er blickte hinaus in die Düsternis hinter meinem Fenster. »Hol's der Teufel. Wenn Sie es nicht finden konnten, dann kann es keiner.«

»Oder Ellershaw weiß, was es mit diesem Buch auf sich hat und warum es von solchem Wert für Sie ist, und hat es bereits an sich genommen, weil er den Vorteil besitzt, es zu erkennen, wenn er es sieht. Es könnte sogar sein, dass ich das Buch in Händen gehabt habe, aber ich weiß ja nichts darüber.«

»Quälen Sie mich nicht weiter. Schwören Sie, dass Sie nichts von dem Buch wissen?«

»Ich sage Ihnen doch, ich habe keine Ahnung.« Das war natürlich alles gelogen, aber wenn Cobb Verdacht schöpfte, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken.

Er schüttelte den Kopf. »Dann geht es eben nicht anders.« Er erhob sich von seinem Stuhl. »Es geht dann eben nicht anders, und ich kann nur beten, dass bis zur Aktionärsversammlung der Anteilseiger alles so bleibt, wie es ist.«

»Ja, wenn Sie mir mehr gesagt hätten«, bemerkte ich achselzuckend.

Entweder hatte er es nicht gehört oder er hatte es nicht hören wollen. Er öffnete die Tür und verließ meine Wohnung.

Als ich am nächsten Morgen im Craven House ankam, wurde mir sogleich mitgeteilt, dass Mr. Ellershaw mich in seinem Büro erwarte. Ich war eine Viertelstunde zu spät dran und befürchtete schon, er wolle mich wegen meiner Unpünktlichkeit zur Rede stellen, aber es ging ihm um nichts dergleichen. Bei ihm war ein wichtig dreinblickender junger Mann mit einem Maßband in der Hand und einer gefährlich aussehenden Reihe von Nadeln zwischen den Lippen.

»Sehr schön«, begrüßte mich Ellershaw. »Da sind Sie ja.

Weaver, würden Sie so gut sein, Mr. Viner bei Ihnen Maß nehmen zu lassen? Ich habe hier genau das Richtige für die Versammlung der Anteilseigner.«

»Selbstverständlich«, sagte ich und blieb in der Mitte des Raumes stehen. Schon legte der Schneider mit geübten Bewegungen das Maßband bei mir an.

»Wofür ist das?«, fragte ich.

»Arme hoch«, sagte Viner.

Ich hob die Arme.

»Keine Sorge, keine Sorge«, sagte Ellershaw. »Mr. Viner kann Wunder bewirken, nicht wahr, Sir?«

»Ja, die reinsten Wunder«, murmelte Viner mit den Nadeln im Mund. »Das wär's.«

»Sehr schön. Nun ab mit Ihnen, Weaver. Sie haben doch allerhand zu tun, nicht wahr?«

Aadil war an diesem Tag nirgendwo zu sehen, und ich fragte mich schon, ob er sich überhaupt blicken lassen würde. Er musste gemerkt haben, dass ich ihn im Haus der zweiten Mrs. Pepper gesehen hatte, und konnte nun nicht mehr länger so tun, als sei er ein unbeteiligter, lediglich mir gegenüber feindselig eingestellter Arbeiter. Er hatte sich in die Karten blicken lassen, und obwohl ich keinen Zweifel daran hatte, dass er weiterhin für Forester arbeitete, konnte es durchaus sein, dass seine Tage im Craven House gezählt waren.

An diesem Abend wollte ich mich um das letzte Glied in der Kette kümmern, die mich zu dem offenbar so charmanten Pepper führen sollte, oder vielmehr seinem Mr. Teaser, auf den mich Peppers Twickenhamer Witwe gebracht hatte. Ich wollte gerade das Gelände der East India Company verlassen, als Ellershaw mich noch einmal zu sehen wünschte.

In seinem Büro traf ich wiederum den tüchtigen Mr. Viner an. Tüchtig, sage ich, weil er bereits ein Gewand nach den mir erst am Morgen abgenommenen Maßen gefertigt hatte. Er hielt mir einen akkurat zusammengelegten Stapel aus hellblauem

Stoff hin, während Ellershaw, der in genau der gleichen Farbe gewandet war, grotesk Pose annahm.

Ich begriff sofort - und bereute im gleichen Moment, angeregt zu haben, dass man Gewänder für Männer aus Stoff in dieser femininen Farbe herstellen könnte. Ellershaw hatte sich meinen Vorschlag zu Herzen genommen und sich entschlossen, auf diese Weise den heimischen Markt zu erobern, wenn es ihm schon nicht gelang, das Parlament umzustimmen.

»Ziehen Sie doch mal an«, sagte er und nickte mir eifrig zu.

Ich starrte erst ihn und dann seinen Aufzug an. Es ist schwer zu beschreiben, wie unglaublich albern er darin aussah - und wie albern wir beide nebeneinander darin aussehen würden. Aus solchem Stoff konnte man bestimmt hübsche Hauben fertigen, aber ein Männergewand für Männer in der Farbe der Eier der Singdrossel war wirklich nur für die unerschrockensten Dandys vorstellbar. Aber ich konnte nun ja wohl schlecht die Nase rümpfen und erklären, dass die Farbe ganz und gar nicht nach meinem Geschmack war. So elegant geschnitten das Gewand auch sein mochte - in der Öffentlichkeit konnte ich mich guten Gewissens nicht damit blicken lassen.

»Das ist aber sehr freundlich«, sagte ich mit schwacher Stimme.

»Nun ziehen Sie es doch schon an. Wir wollen doch mal sehen, ob Viner so gute Arbeit wie immer geleistet hat.«