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„Ich behaupte gar nichts“, sagte Jason. „Aber Sie haben es getan. Das bedeutet, daß Sie allmählich verstehen, worauf ich hinaus will. Ich kann mir nicht vorstellen, was diesen Umschwung verursacht hat, aber ich möchte gern den Grund dafür herausbekommen. Vielleicht kann die Veränderung wieder rückgängig gemacht werden. Natürlich verspreche ich vorläufig noch gar nichts, dazu ist es noch zu früh. Aber Sie sehen doch ein, daß der Vorschlag es wert ist, daß man sich mit ihm beschäftigt?“

Kerk stand auf und ging unruhig vor seinem Schreibtisch hin und her. Seine schweren Schritte ließen den Fußboden deutlich schwanken. Er kämpfte mit sich. Die neuen Ideen lagen mit alten Vorstellungen im Streit. Alles war so plötzlich gekommen — und so schwer nicht zu glauben.

Jason fragte nicht erst nach Erlaubnis, sondern goß sich ein Glas Eiswasser aus der Flasche ein. Dann ließ er sich erschöpft auf einem Stuhl niedersinken. Ein Tier flatterte durch das offene Fenster herein und riß ein Loch in das Schutzgitter. Kerk erledigte es mit einem einzigen Schuß, ohne dabei aus dem Schritt zu kommen, ohne überhaupt zu wissen, daß er es getan hatte.

Die Entscheidung fiel schon nach kurzer Zeit. Der Pyrraner war daran gewöhnt, alles so rasch wie möglich zu erledigen, deshalb schob er sie nicht länger hinaus. Er blieb stehen und sah auf Jason herab.

„Ich kann nicht sagen, daß Sie mich völlig überzeugt haben, aber im Augenblick weiß ich keine Antwort auf Ihre Argumente. Bis mir eine einfällt, müssen wir so handeln, als ob sie zuträfen. Was haben Sie also vor, was können Sie überhaupt unternehmen?“

Jason zählte die einzelnen Punkte an den Fingern ab. „Erstens brauche ich einen geschützten Raum, in dem ich leben und arbeiten kann. Ich muß mich auf meine Arbeit konzentrieren, anstatt nur dafür zu sorgen, daß ich am Leben bleibe. Zweitens möchte ich jemanden, der mir behilflich ist — und gleichzeitig als mein Leibwächter fungiert. Dabei denke ich allerdings an jemanden, der mehr Interessen als mein bisheriger Wachhund hat. Ich glaube, daß Meta sich für diesen Posten am besten eignet.“

„Meta?“ fragte Kerk überrascht. „Sie hat wichtige Aufgaben als Raumpilotin und innerhalb unseres Verteidigungssystems zu erfüllen; in welcher Beziehung könnte sie Ihnen denn überhaupt behilflich sein?“

„In jeder. Sie ist bereits auf anderen Planeten gewesen und weiß, daß man gelegentlich seinen Standpunkt verändern muß wenigstens geringfügig. Und sie weiß ebenso viel über Pyrrus wie jeder andere Erwachsene, so daß sie meine Fragen beantworten kann.“ Jason lächelte. „Außerdem ist sie ein sehr hübsches Mädchen, deren Gesellschaft ich als angenehm empfinde.“

Kerk grinste ebenfalls. „Ich habe mich schon gefragt, ob Sie den letzten Punkt auslassen würden. Aber die anderen klingen wenigstens vernünftig, deshalb will ich mich nicht mit Ihnen streiten. Ich werde zusehen, daß ich einen Ersatz für sie finde, und Meta herschicken lassen. In der Stadt gibt es genügend hermetisch abgeschlossene Gebäude, die Sie benützen können.“

Nachdem er mit seinen Assistenten im Nebenraum gesprochen hatte, ließ Kerk sich über das Visiphon auf seinem Schreibtisch mit einigen anderen Männern verbinden. Die betreffenden Befehle wurden rasch erteilt und ebenso schnell bestätigt. Jason beobachtete die Vorgänge äußerst interessiert.

„Entschuldigen Sie eine dumme Frage“, sagte er dann. „Aber sind Sie der Diktator von Pyrrus? Wenn Sie nur mit den Fingern schnalzen, springen die anderen schon.“

„Wahrscheinlich sieht es so aus“, gab Kerk zu. „Aber das ist eine Illusion. Auf Pyrrus gibt es niemanden, der für alles verantwortlich ist, aber andererseits auch kein demokratisches System. Schließlich entspricht die gesamte Bevölkerung der Größe nach etwa einer Heeresdivision. Jeder übernimmt die Aufgaben, für die er am besten geeignet ist. Die verschiedenen Gebiete sind in Abteilungen zusammengefaßt, für die ein Leiter verantwortlich ist. Ich leite den Sektor Koordination und Versorgung, der am wenigsten straff organisiert ist. Wir übernehmen alles, was nicht in das Gebiet anderer Abteilungen fällt, und sorgen für den Nachschub von anderen Planeten.“

Meta betrat den Raum und wandte sich an Kerk. Sie ignorierte Jasons Anwesenheit völlig. „Ich bin abgelöst worden und sollte mich bei dir melden“, sagte sie. „Worum handelt es sich? Ist der Flugplan geändert worden?“

„So könnte man auch sagen“, meinte Kerk. „Ab sofort bist du von deinen bisherigen Aufgaben befreit und einer neuen Abteilung — Untersuchung und Forschung — zugeteilt. Der müde junge Mann dort drüben ist dein zukünftiger Chef.“

„Ein Sinn für Humor“, warf Jason ein. „Der einzige Pyrraner, der ihn andeutungsweise besitzt. Meinen Glückwunsch, vielleicht ist der Planet doch noch zu retten!“

Meta sah von einem zum anderen. „Ich verstehe das alles gar nicht. Was soll das überhaupt heißen? Ich meine, eine neue Abteilung — warum denn?“ Sie schien nervös und verwirrt zu sein.

„Tut mir leid“, sagte Kerk. „Ich wollte nicht verletzend sein, sondern dachte, daß du die Angelegenheit eher auf die leichte Schulter nehmen würdest. Was ich gesagt habe, ist wahr. Jason hat eine Entdeckung gemacht — oder vielleicht eine Entdeckung gemacht —, die sich für uns als äußerst wertvoll erweisen kann. Willst du ihm dabei helfen?“

Meta hatte ihre Beherrschung wiedergefunden. Und war jetzt fast wütend. „Muß ich denn? Ist das ein Befehl? Du weißt, daß ich wichtige Aufgaben habe. Ein Fremder kann sich gar nicht vorstellen, wie…“

„Halt, kein Wort mehr. Das Ganze ist ein ausdrücklicher Befehl.“ Aus Kerks Stimme war alle Freundlichkeit verschwunden. Meta wurde rot und sah zu Boden.

„Vielleicht kann ich es ihr erklären“, warf Jason ein. „Schließlich handelt es sich dabei um meinen Vorschlag. Aber zuerst muß ich dich um etwas bitten, Meta. Nimmst du das Magazin aus deiner Pistole und gibst es Kerk?“

Meta starrte ihn erschrocken an, aber Kerk nickte zustimmend. „Nur für ein paar Minuten, Meta. Keine Angst, ich habe ja noch meine Waffe. Du begibst dich also keineswegs in Gefahr. Ich glaube zu wissen, was Jason vorhat, deshalb ist seine Vorsichtsmaßnahme nur verständlich.“

Meta entlud zögernd ihre Pistole und schob Kerk das gefüllte Magazin über den Schreibtisch. Erst dann begann Jason mit seiner Erklärung.

„Ich habe mir eine Theorie über das Leben auf Pyrrus zurechtgelegt, die vermutlich einige deiner Illusionen zerstören wird. Zu Anfang steht die Tatsache, daß die Menschen hier einen aussichtslosen Krieg führen, den sie früher oder später verlieren werden…“

Bevor er den Satz beenden konnte, zielte Metas Pistole bereits auf seine Stirn. Das Mädchen betätigte mehrmals den Abzug, bis ihr einfiel, daß die Waffe entladen war. Ihr Gesichtsausdruck verriet grenzenlosen Haß und Abscheu. Dieser Gedanke schien ihr schrecklicher als jeder andere zu sein — daß der Krieg bereits verloren sein könnte, dem sie ihr ganzes bisheriges Leben gewidmet hatte.

Kerk faßte sie an den Schultern und drückte sie auf einen Stuhl nieder, bevor sie sich auf Jason stürzen konnte. Sie brauchte einige Minuten, bevor sie sich wieder so weit beruhigt hatte, daß er mit seiner Erklärung fortfahren konnte. Sicher war es ein schwerer Schlag für sie, alle bisherigen Ideale zerstört zu sehen. Nur die Tatsache, daß sie andere Planeten kennengelernt hatte, auf denen das Leben in anderen Bahnen verlief, machte sie überhaupt für seinen Vorschlag empfänglich.

Sie starrte ihn noch immer ungläubig an, als er berichtet hatte, was vorher zwischen ihm und Kerk diskutiert worden war. Sie saß sprungbereit auf ihrem Stuhl und schien sich jeden Augenblick auf Jason stürzen zu wollen. Wahrscheinlich hätte sie es auch getan, wenn Kerk sie nicht festgehalten hätte.