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„Wir haben sie gefunden!“ Die Begeisterung auf ihrem Gesicht machte einem besorgten Ausdruck Platz, als sie Jason auf dem Bildschirm sah. „Ist bei dir alles in Ordnung? Was ist passiert?“

„Ich komme… mir wie… ausgebrannt vor. Die Psi-Ausstrahlung war einfach zu stark. Hast du die Höhle unterhalb des Gipfels gesehen? Das Signal muß von dort kommen, wenn ich mich nicht ganz getäuscht habe.“

„Am besten legst du dich auf eine der Liegen“, sage Meta. „Ich fliege so schnell wie möglich zurück. Skop verständigt bereits Kerk. Er muß sofort erfahren, was wir entdeckt haben.“

22

Eine Gruppe von Männern erwartete das Schiff am Landeplatz. Sie kamen sofort nach dem Aufsetzen herangestürmt, obwohl sie sich die Hände zum Schutz vor der Strahlungshitze der Triebwerke vor das Gesicht halten mußten. Kerk war allen anderen voraus, schwang sich in die geöffnete Luftschleuse und sah sich suchend um, bis er Jason entdeckte, der sich auf einer Andruckliege ausgestreckt hatte.

„Ist das wirklich wahr?“ rief Kerk. „Sie haben die Verbrecher aufgespürt, die diesen Krieg begonnen haben?“

„Langsam, immer mit der Ruhe“, antwortete Jason gelassen. „Ich habe den Ursprung der Psi-Ausstrahlung festgestellt, die den Krieg in Gang hält. Aber ich habe keinen Hinweis darauf entdeckt, wer diesen Kampf begonnen hat, und finde außerdem, daß der Ausdruck Verbrecher vorläufig noch ungerechtfertigt…“

„Ich habe diese Haarspalterei satt“, unterbrach Kerk ihn. „Sie haben die Verbrecher gefunden. Ihre Position ist auf der Karte markiert.“

„Richtig“, warf Meta ein. „Ich würde die Stelle mit verbundenen Augen wiederfinden.“

„Ausgezeichnet, wunderbar“, sagte Kerk und rieb sich zufrieden die Hände. „Kaum zu fassen, daß dieser Krieg nach so vielen Jahrhunderten doch noch ein Ende finden soll. Aber jetzt besteht die Möglichkeit. Wir brauchen uns nicht mehr mit den bestialischen Horden herumzuschlagen, die uns Tag und Nacht beunruhigen, sondern können uns gleich die Urheber vorknöpfen. Wir werden sie aufsuchen, werden den Kampf zur Abwechslung auf ihr Gebiet vortragen — und dieses Ungeziefer in die Luft jagen!“

„Das werden Sie nicht tun!“ Jason richtete sich mühsam auf. „Kommt nicht in Frage! Seit meiner Ankunft auf Pyrrus habe ich nur Befehlen gehorchen müssen und habe dabei mindestens zehnmal mein Leben riskiert. Glauben Sie etwa, daß ich das alles nur getan habe, um Ihren Rachefeldzug zu ermöglichen? Ich wollte Frieden — nicht Vernichtung. Sie haben mir versprochen, daß Sie mit diesen Wesen in Verbindung treten würden, daß Sie mit ihnen verhandeln würden. Besitzen Sie denn keine Ehre, die Ihnen verbietet, Ihr gegebenes Wort zu brechen?“

„Diesmal will ich über die Beleidigung hinwegsehen, obwohl ich Sie sonst dafür umgebracht hätte“, sagte Kerk. „Sie haben uns einen großen Dienst erwiesen, und wir schämen uns nicht, eine ehrliche Schuld anzuerkennen. Aber Sie dürfen mir nicht vorwerfen, ich hätte ein Versprechen gebrochen, das ich nie gegeben habe. Ich erinnere mich noch gut daran, was ich gesagt habe. Ich habe versprochen, jeden vernünftigen Plan zur Beendigung des Krieges zu unterstützen. Und genau das habe ich vor. Die Friedensverhandlungen, die Sie vorgeschlagen haben, sind nicht vernünftig. Deshalb werden wir den Feind vernichten.“

„Denken Sie darüber nach“, rief Jason hinter Kerk her, der schon wieder gehen wollte. „Was haben Sie denn gegen Verhandlungen oder einen Waffenstillstand? Wenn diese Möglichkeit ausscheidet, können Sie immer noch Ihre Methode anwenden.“

Kerk blieb an der Schleuse stehen und wandte sich zu Jason um.

„Ich kann Ihnen genau sagen, was ich gegen einen Waffenstillstand habe“, erklärte er. „Das ist ein billiger Ausweg für Feiglinge, wenn Sie es genau wissen wollen. Ich nehme Ihnen den Vorschlag nicht weiter übel, weil Sie von einem anderen Planeten stammen und mit den hiesigen Verhältnissen nicht genügend vertraut sind.

Glauben Sie denn im Ernst, daß ich auch nur eine Sekunde lang einen Waffenstillstand in Erwägung ziehen würde? Wenn ich das sage, spreche ich nicht nur für mich selbst, sondern gleichzeitig für alle Pyrraner. Wir wissen, daß wir in einer schöneren Welt leben könnten, wenn dieser Krieg nicht wäre. Aber wenn wir die Wahl zwischen einem fortgesetzten Kampf und einem feigen Frieden haben, stimmen wir für den Krieg! Der Kampf ist erst zu Ende, wenn der Feind völlig vernichtet ist!“

Die zuhörenden Pyrraner murmelten ihre Zustimmung, und Jason mußte die Stimme erheben, um die anderen zu übertönen. „Das ist ja herrlich. Ich möchte wetten, daß Sie Ihre Idee sogar für originell halten. Aber hören Sie auch den Beifall aus den Kulissen? Das sind die Geister aller längst verstorbenen Säbelraßler, die zu ihrer Zeit von ›gerechten‹ Kriegen begeistert waren. Sie erkennen sogar den alten Schlachtruf wieder. Wir stehen auf der Seite des Lichts, der Feind ist eine Ausgeburt der finstersten Hölle. Dabei ist es völlig unwichtig, ob die Gegenseite das gleiche Argument benützt.“

Jason hob beschwörend die Hände. „Kerk, begreifen Sie denn nicht, daß Sie die gleichen Schlagworte gebrauchen, die seit Beginn der menschlichen Geschichte nur Tod und Verderben gebracht haben? Ein ›feiger Frieden‹ — das gefällt mir besonders gut. Frieden bedeutet, daß man keinen Krieg führt, daß man nicht kämpft. Wie kann es feige Nicht-Kämpfer geben? Was versuchen Sie zu verbergen? Ihre wahren Absichten? Ich kann mir vorstellen, daß Sie sich darüber schämen — ich würde es nämlich. Warum geben Sie nicht ehrlich zu, daß Sie den Krieg fortsetzen wollen, weil Sie gern töten? Sie und Ihre Schlächter freuen sich über den Tod anderer Lebewesen, deshalb wollen Sie sich die günstige Gelegenheit nicht entgehen lassen!“

Jasons leidenschaftlich vorgebrachte Anklage wurde mit eisigem Schweigen beantwortet. Die Pyrraner warteten darauf, daß Kerk sich dazu äußerte. Er war vor Zorn blaß geworden, beherrschte sich aber trotzdem.

„Sie haben recht, Jason. Wir töten gern. Und wir werden töten. Jedes Lebewesen auf diesem Planeten, das uns je angegriffen hat, wird sterben. Wir haben nicht die geringsten Bedenken, sondern freuen uns über die Gelegenheit.“

Er drehte sich um und verließ das Schiff. Die anderen Pyrraner folgten ihm und unterhielten sich dabei angeregt. Jason ließ sich enttäuscht auf die Liege zurücksinken.

Als er wieder aufsah, waren alle verschwunden — bis auf Meta.

Sie machte ein ebenso begeistertes Gesicht wie die übrigen Pyrraner, aber der freudige Ausdruck verschwand, als Jason sie fragend ansah.

„Wie steht es damit, Meta?“ wollte er wissen. „Hast du gar keine Zweifel? Bist du auch davon überzeugt, daß ein Krieg nur durch völlige Vernichtung des Gegners beendet werden kann?“

„Ich weiß es nicht“, antwortete sie zögernd. „Ich kann es wirklich nicht sagen. Zum erstenmal in meinem Leben fallen mir zwei Antworten auf die gleiche Frage ein.“

„Herzlichen Glückwunsch“, meinte Jason sarkastisch. „Ein Zeichen dafür, daß du allmählich erwachsen wirst.“

23

Jason stand in der Nähe des Schiffes und sah zu, wie es mit seiner tödlichen Fracht beladen wurde. Die Pyrraner waren in bester Stimmung, während sie Gewehre, Handgranaten und Gasbomben verstauten. Als die Mini-Atombombe, die von einem Mann auf dem Rücken getragen werden konnte, an Bord gebracht wurde, stimmte ein Pyrraner ein fröhliches Marschlied an, worauf die anderen einfielen. Vielleicht hatten sie allen Grund zur Freude, aber Jason betrachtete ihre kriegerischen Vorbereitungen in äußerst trübseliger Stimmung. Er kam sich irgendwie wie ein Verräter des Lebens vor. Vielleicht mußte die Lebensform, die er entdeckt hatte, wirklich vernichtet werden — aber vielleicht auch nicht. Ohne einen Vermittlungsversuch war die Vernichtung reiner Mord.