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Kerk sprach so eindringlich, daß Jason unwillkürlich nickte, ohne das Bewußtsein zu haben, daß er zum Befehlsempfänger degradiert worden war.

Sie bogen in die Ausfallstraße ein, die zum Raumhafen führte. Kerk paßte seine Fahrweise dem Verkehrsfluß an, so daß der Wagen jetzt langsamer dahinrollte, während er Jason seinen Plan erklärte.

„Im Augenblick sucht man uns noch in der Stadt, aber wir haben einen mehr als ausreichenden Vorsprung. Ich bin davon überzeugt, daß die Cassylianer sich nicht bloßstellen wollen, deshalb brauchen wir meiner Auffassung nach nicht mit Straßensperren oder ähnlichen Hindernissen zu rechnen. Aber auf dem Raumhafen sind bestimmt Agenten postiert, weil sie wissen, daß sie das Geld für immer los sind, wenn es erst einmal Cassylia verlassen hat. Wenn wir Widerstand leisten, werden sie annehmen, daß wir es bei uns tragen. Deshalb wird kein Mensch sich um das Schiff mit den Waffen kümmern.“

Jason starrte ihn überrascht an. „Soll das heißen, daß wir als Zielscheiben fungieren sollen, bis das Schiff gestartet ist?“

„So könnte man es auch ausdrücken. Aber nachdem wir ohnehin verschwinden wollen, können wir die Lage zu unserem Vorteil ausnützen. Jetzt halten Sie gefälligst den Mund, bis ich zu Ende gesprochen habe. Wenn Sie mich noch einmal unterbrechen, setze ich Sie hier irgendwo am Straßenrand ab.“

Jason wußte, daß Kerk seine Drohung wahrmachen würde, deshalb hörte er schweigend zu, als der andere fortfuhr:

„Die Einfahrt ist wahrscheinlich weit offen, so daß der Verkehr nicht aufgehalten wird. Allerdings werden überall Agenten in Zivil herumstehen. Vielleicht erreichen wir sogar den Startplatz, ohne erkannt zu werden, obwohl ich daran meine Zweifel habe. Aber das spielt eigentlich keine Rolle. Wir fahren durch das Tor und zur Rampe hinüber. Die Pride of Darkhan, für die wir Tickets haben, ist dann startbereit und löst gerade die Gangway. Sowie wir unsere Plätze eingenommen haben, startet das Schiff.“

„Das klingt alles sehr hübsch“, meinte Jason. „Aber was tut das Bewachungspersonal in der Zwischenzeit?“

„Die Posten schießen auf uns und in der allgemeinen Verwirrung auf alles, was sich bewegt. Während dieser allgemeinen Schießerei gehen wir an Bord des Schiffes.“

Jason war mit dieser Auskunft zwar nicht völlig zufrieden, ließ sich aber nichts anmerken. „Schön, nehmen wir also an, wir schaffen es tatsächlich. Warum verhindern sie dann nicht einfach den Start, bis sie uns aus dem Schiff geholt und an die nächste Wand gestellt haben?“

Kerk warf ihm einen verächtlichen Blick zu, bevor er sich wieder auf die Straße konzentrierte. „Ich habe Ihnen doch gesagt, daß das Schiff Pride of Darkhan heißt. Wenn Sie die geringste Ahnung von diesem System hätten, wüßten Sie, was das bedeutet. Cassylia und Darkhan sind benachbarte Planeten, die noch vor zweihundert Jahren blutige Kämpfe miteinander ausgetragen haben. Jetzt befinden sie sich in einem Zustand bewaffneter Neutralität, den keiner der beiden Planeten zu verletzen wagt. Sowie wir an Bord des Schiffes gegangen sind, befinden wir uns auf dem Gebiet von Darkhan. Zwischen den beiden Planeten existiert kein Auslieferungsabkommen. Cassylia möchte uns zwar erwischen aber nicht unter diesen Umständen, die einen Krieg heraufbeschwören könnten.“

Für weitere Erklärungen blieb keine Zeit mehr. Kerk bog von der Straße ab und hielt vor einem Tor mit der Aufschrift Nur für Dienstfahrzeuge. Jason zuckte zusammen, als bei ihrer Annäherung einige starke Scheinwerfer aufleuchteten.

Das Tor war geschlossen.

Ein Wagen näherte sich dem Tor vom Raumhafen her. Der Posten ließ sich die Papiere des Fahrers zeigen, dann drückte er auf den Knopf, der das Tor betätigte. In diesem Augenblick trat Kerk das Gaspedal durch.

Alles schien sich in Bruchteilen von Sekunden abzuspielen. Die Turbine heulte auf, die Reifen drehten durch und der schwere Wagen stieß den Flügel des Tores nach innen. Jason sah, daß der Posten ihnen mit offenem Mund nachstarrte, bevor er seine Pistole zog. Als der erste Schuß fiel, war ihr Wagen bereits um eine Ecke verschwunden.

Kerk steuerte mit einer Hand, griff in das Handschuhfach und nahm eine Pistole heraus, die seiner eigenen glich, und drückte sie Jason in die Hand. „Nehmen Sie lieber die hier“, sagte er dazu. „Keine Pulvertreibladung, sondern kleine Raketengeschosse. Die Dinger wirken überraschend. Schießen Sie nicht auf Leute — das übernehme ich. Machen Sie ein bißchen Krach, damit sie uns vom Hals bleiben. Zum Beispiel so.“

Er kurbelte das Fenster herunter, schoß einmal hinaus und warf Jason die Waffe zu, bevor das Geschoß sein Ziel gefunden hatte. Ein leerer Lastwagen flog mit Donnergetöse in die Luft, so daß seine Bestandteile auf die anderen Wagen niederregneten, deren Fahrer entsetzt das Weite suchten.

Jason glaubte einen wüsten Alptraum zu träumen. Kerk raste wie ein Verrückter über das Vorfeld. Sie wurden von anderen Wagen verfolgt, die aber allmählich immer weiter zurückblieben. Hinter ihnen zeigten rauchende Trümmer den Weg an, den sie zurückgelegt hatten. Dann hatten sie ihre Verfolger abgeschüttelt und fuhren auf die Pride of Darkhan zu, die sich wie ein silberglänzender Pfeil vor ihnen erhob.

Das Raumschiff war von einem Maschendrahtzaun umgeben, was angesichts des gespannten Verhältnisses zwischen den beiden Planeten nicht verwunderlich war. Das einzige Tor war verschlossen und wurde von Soldaten mit schußbereiten Waffen bewacht, die dem herankommenden Wagen neugierig entgegensahen. Kerk fuhr aber nicht auf das Tor zu, sondern warf das Steuerrad herum und raste mit voller Geschwindigkeit auf den Zaun zu. „Festhalten!“ rief er Jason dabei zu.

Das feste Maschendrahtgeflecht gab nach, zerriß aber nicht, als der Wagen dagegenprallte. Jason stieß heftig mit dem Kopf an die Windschutzscheibe. Als Kerk die Tür an seiner Seite aufriß, dämmerte Jason allmählich, daß ihre Fahrt zu Ende war. Kerk mußte erkannt haben, wie es um Jason stand, denn er zerrte ihn wortlos aus dem Wagen und schob ihn auf die Motorhaube.

„Klettern Sie über den Zaun und laufen Sie zu dem Schiff hinüber!“ befahl er ihm.

Jason schüttelte seine Betäubung ab und folgte Kerk, der bereits einen guten Vorsprung hatte. Als er selbst noch die Hälfte der Strecke vor sich hatte, erreichte Kerk die Gangway. Sie war nicht mehr mit dem Schiff verbunden, aber das Bodenpersonal ließ sie stehen und lief davon, als der Riese auftauchte und mit der Pistole herumfuchtelte.

Kerk rannte die Gangway hinauf und schoß von dort aus auf die Soldaten, die jetzt heranstürmten. Die Angreifer suchten Deckung und erwiderten von dort aus sein Feuer. Jason kletterte mühsam die Gangway hinauf, während Kerk seinen Weg deckte. Der Pyrraner hätte sich im Innern der Luftschleuse in Sicherheit bringen können, blieb aber trotzdem draußen, bis Jason die Schleuse erreicht hatte.

„Danke“, keuchte Jason, als er sich an Kerk vorbeigedrängt hatte und schweratmend im Innern der Luftschleuse stand.

„Bitte, nichts zu danken“, antwortete Kerk leichthin und schwenkte seine Pistole hin und her, um den Lauf abzukühlen.

Ein Schiffsoffizier tauchte auf und betrachtete die beiden Unbekannten mißtrauisch. „Was geht hier vor?“ erkundigte er sich.

Kerk ließ seine Pistole im Halfter verschwinden, bevor er antwortete. „Wir sind Bürger eines anderen Planetensystems, die keiner Verbrechen schuldig sind. Die Wilden von Cassylia sind keine geeignete Gesellschaft für zivilisierte Menschen. Deshalb wollen wir nach Darkhan — hier sind unsere Tickets —, auf dessen Hoheitsgebiet wir uns im Augenblick befinden, wenn ich richtig vermutet habe.“ Der letzte Satz war eigentlich mehr an die Adresse des cassylianischen Offiziers gerichtet, der eben mit gezogener Pistole die Gangway heraufstürmte.

Eigentlich konnte man ihm keinen Vorwurf machen. Er sah, daß diese beiden ›gesuchten Verbrecher‹ fliehen wollten. Noch dazu in einem Raumschiff aus Darkhan! Er konnte sich nicht länger beherrschen und hob seine Pistole.