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Tubruk musterte die Galeeren, die sich an ihren Liegeplätzen wiegten, hielt Ausschau nach einer, die sich irgendwie auszeichnete. Jede wurde von wachsamen Legionären bewacht, und auf Deck wimmelten Männer herum, die damit beschäftigt waren, die Schiffe nach ihren Fahrten in die ganze Welt zu reparieren, zu schrubben und wieder instand zu setzen.

Er zuckte die Achseln. Wahrscheinlich würde er, sobald sich die allgemeine Aufregung gelegt hatte und Rom wieder ein wenig zur Ruhe gekommen war, auf das Gut zurückkehren. Irgendjemand musste sich schließlich um das Anwesen kümmern.

»Marcus und Renius sind in Griechenland. Wenn du willst, kannst du dort zu ihnen stoßen«, schlug Tubruk vor und wandte sich zur Straße, um nach Staubfahnen Ausschau zu halten, die von eventuellen Verfolgern aufgewirbelt worden waren.

»Nein. Ich habe noch nichts erreicht, außer zu heiraten und von meinem Feind aus Rom vertrieben zu werden«, murmelte Julius.

»Dem Feind deines Onkels«, verbesserte ihn Cabera.

Julius drehte sich langsam zu dem alten Mann um und sah ihn an.

»Nein. Jetzt ist er mein Feind. Wenn die Zeit gekommen ist, sorge ich dafür, dass er stirbt.« »Vielleicht, wenn die Zeit gekommen ist«, meinte Tubruk. »Heute musst du erst einmal fort und das Handwerk eines Soldaten und Offiziers erlernen. Du bist jung. Dir und deiner Karriere sind keine Grenzen gesetzt.« Tubruk erwiderte Julius’ Blick und dachte daran, dass der Junge seinem Vater immer ähnlicher wurde.

Schließlich nickte der junge Mann kurz, bevor er sich abwandte und abermals die Schiffe betrachtete.

»Dann also Ägypten. Das Land der Pharaonen habe ich schon immer sehen wollen.«

»Ein gute Wahl«, meinte Cabera. »Der Nil wird dir gefallen, und die Frauen dort sind hübsch und duften herrlich.« Der alte Mann freute sich, als er Julius zum ersten Mal seit jener Nacht, als sie in Gefangenschaft geraten waren, wieder lachen sah. Er hielt es für ein gutes Omen.

Tubruk gab einem Jungen eine kleine Münze, damit er eine Stunde auf ihre Pferde aufpasste, dann gingen die drei Männer zu der Galeere hinüber, auf der die Flagge einer ägyptischen Legion flatterte. Je näher sie kamen, desto offensichtlicher wurde das geschäftige Treiben der Arbeiter auf dem Schiff.

»Sieht ganz so aus, als ob sie den Kahn zum Ablegen klarmachen«, bemerkte Tubruk und zeigte mit dem Daumen auf den Proviant, der von Sklaven fässerweise an Bord gebracht wurde. Pökelfleisch, Öl und Fisch wurden über den kleinen Streifen Wasser hinweg in die Arme schwitzender Sklaven an Bord des Schiffes gehievt, wo jedes einzelne Fass mit typisch römischer Genauigkeit auf einer Tafel vermerkt und abgezeichnet wurde. Tubruk pfiff einem der Wachsoldaten zu, der sofort zu ihnen herüberkam.

»Wir möchten mit dem Kapitän sprechen. Ist er an Bord?«, fragte Tubruk.

Der Soldat taxierte sie kurz und schien trotz des Straßenstaubs zufrieden zu sein. Zumindest Tubruk und Julius sahen wie Soldaten aus.

»Allerdings. Wir laufen mit der Nachmittagsflut aus. Ich kann dir nicht versprechen, dass er jetzt noch Zeit für euch hat.«

»Sag ihm, Marius’ Neffe ist hier, soeben aus der Stadt eingetroffen. Wir warten hier«, erwiderte Tubruk.

Die Augenbrauen des Soldaten hoben sich ein Stück, und sein Blick wanderte zu Julius hinüber. »Sehr wohl, Herr. Ich mache ihm sofort Meldung.«

Der Mann drehte sich um und ging über die schmale Planke an Deck der Galeere. Kurz darauf war er hinter dem erhabenen hölzernen Aufbau verschwunden, der das Schiff beherrschte, und von dem Julius annahm, dass es sich um das Quartier des Kapitäns handelte. Während sie warteten, betrachtete Julius die Ausmaße des gewaltigen Schiffes, die Löcher für die Ruder an der Seite, mit deren Hilfe sie aus dem Hafen gelangen und im Kampf genügend Geschwindigkeit aufnehmen würden, um feindliche Schiffe zu rammen, die riesigen, quadratischen Segel, die darauf warteten, aufgezogen zu werden und sich mit Wind zu füllen.

An Deck befanden sich keinerlei lose Gegenstände, so wie es sich für ein römisches Kriegsschiff gehörte. Alles, was bei rauer See Verletzungen hervorrufen konnte, war sicher festgezurrt worden. An mehreren Stellen führten Treppen nach unten, jede davon konnte von einer mit einem Riegel versehenen Luke verschlossen werden, um zu verhindern, dass schwere Brecher auf die Mannschaft hinunterstürzten. Die Galeere machte den Eindruck eines gut geführten Schiffes, doch erst nachdem er die Bekanntschaft des Kapitäns gemacht hatte, würde er wissen, wie sich die nächsten beiden Jahre seines Lebens gestalten würden. Er roch Teer und Salz und Schweiß, die Gerüche einer fremden Welt, die er nicht kannte. Mit einem Mal war er eigenartig nervös und hätte beinahe über sich selbst lachen müssen.

Aus einem der dunklen Schatten an Deck trat ein großer Mann in der vollen Uniform eines Zenturio hervor. Er sah hart und gepflegt aus; sein graues Haar war kurz geschoren, und die Bronze seiner Brustplatte glänzte im hellen Sonnenschein. Mit aufmerksamem Blick kam er über die Planke auf den Kai herunter und begrüßte die drei Wartenden.

»Guten Tag, die Herren. Ich bin Zenturio Gaditicus, offizieller Kapitän dieses Schiffes der Dritten Parthischen Legion. Wir machen mit der nächsten Flut los, deshalb kann ich euch nicht viel Zeit widmen. Aber der Name des Konsul Marius ist selbst in diesen Zeiten von Gewicht. Nennt mir euer Anliegen und ich werde sehen, was ich für euch tun kann.«

Er kam ohne viel Aufhebens gleich zur Sache. Julius war der Mann sofort sympathisch. Also griff er ohne weitere Worte in seine Tunika und zog die Papiere hervor, die Marius ihm mitgegeben hatte. Gaditicus nahm sie entgegen, brach das Siegel mit dem Daumen und überflog sie unter gelegentlichem Nicken.

»Wurde das hier geschrieben, bevor Sulla die Herrschaft wieder an sich gerissen hat?«, wollte er wissen, den Blick immer noch auf das Pergament gerichtet.

Julius hätte am liebsten gelogen, vermutete jedoch, dass der Mann ihn auf die Probe stellte. »Allerdings. Mein Onkel hat nicht damit gerechnet, dass Sulla ... erfolgreich sein würde.« Gaditicus musterte den jungen Mann vor ihm mit einem durchdringenden Blick.

»Es tat mir Leid, als ich erfuhr, dass er gefallen ist. Er war ein beliebter Mann und gut für Rom. Diese Papiere wurden von einem Konsul unterzeichnet, also sind sie ohne weiteres gültig. Trotzdem bin ich befugt, dir einen Posten zu verweigern, solange ich nicht weiß, wie du persönlich zu Cornelius Sulla stehst. Wenn du ein vertrauenswürdiger Mann bist, genügt mir dein Wort.«

»Das bin ich, Herr«, erwiderte Julius.

»Wirst du wegen irgendwelcher Verbrechen gesucht?«

»Nein.«

»Versuchst du, vor irgendeinem öffentlichen Skandal zu fliehen?«

»Nein.«

Wieder sah ihm der Mann ein paar Sekunden lang in die Augen, aber Julius hielt dem Blick stand. Gaditicus faltete die Papiere zusammen und verstaute sie in seiner eigenen Tunika.

»Ich erlaube dir, den Eid zu leisten, und zwar im niedrigsten Offiziersrang, dem eines Tesserarius. Wenn du dich als tüchtig erweist, wirst du rasch befördert werden; falls nicht, geht es langsam oder überhaupt nicht voran. Verstanden?«

Julius nickte mit ausdruckslosem Gesicht. Die Tage des luxuriösen Lebens in der vornehmsten Gesellschaft waren vorbei. Das hier war der Stahl des Imperiums, der es der Hauptstadt erlaubte, in verweichlichten Freuden zu schwelgen. Diesmal musste er sich beweisen, und zwar ohne die schützende Hand eines mächtigen Onkels.

»Und was machen wir mit diesen beiden?«, erkundigte sich Gaditicus und zeigte auf Tubruk und Cabera.

»Tubruk ist mein Verwalter. Er kehrt auf unser Landgut zurück. Der alte Mann hier ist Cabera, mein ... Diener. Ihn würde ich gern mitnehmen.«