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»Er ist zu alt für die Ruder, aber wir finden bestimmt Arbeit für ihn. Auf einem Schiff unter meinem Befehl faulenzt niemand herum. Jeder muss arbeiten. Jeder.«

»Verstanden, Zenturio. Er verfügt über einiges Geschick als Heiler.«

Cabera starrte mit glasigen Augen geradeaus, stimmte jedoch nach einer kurzen Pause mit einem Nicken zu.

»Das passt gut. Wollt ihr zwei Jahre dienen oder fünf?«, fragte Gaditicus.

»Zwei, jedenfalls zunächst einmal, Herr«, antwortete Julius mit fester Stimme. Marius hatte ihn davor gewarnt, sich mit allzu langen Verträgen als Soldat zu binden, hatte ihm aber geraten, sich jederzeit die Möglichkeit offen zu halten, seine Erfahrungen zu erweitern.

»Dann willkommen in der Dritten Parthischen, Julius Cäsar«, sagte Gaditicus barsch. »Jetzt kommt an Bord und meldet euch beim Quartiermeister, der zeigt euch eure Kojen und gibt euch alles, was ihr braucht. Wir sehen uns in zwei Stunden zum Gelöbnis.«

Julius wandte sich zu Tubruk um. Der streckte ihm die Hand entgegen, und Julius umschloss Hand und Handgelenk.

»Die Götter begünstigen die Mutigen, Julius«, sagte der alte Kämpfer und lächelte. Dann wandte er sich an Cabera. »Und du hältst ihn fern von starken Getränken, schwachen Frauen und Männern, die mit ihren eigenen Würfeln spielen. Verstanden?«

Cabera machte mit dem Mund ein obszönes Geräusch und erwiderte empört: »Ich spiele selbst mit meinen eigenen Würfeln.«

Gaditicus ging bereits wieder über die Planke aufs Schiff zurück und tat so, als hätte er die kleine Unterhaltung nicht gehört.

Sobald die Entscheidung getroffen war, hatte der alte Mann gespürt, wie sich die Zukunft um ihn schloss, und fast ehe er ihn überhaupt bemerkt hatte, verschwand ein gewisser Druck aus seinem Schädel. Er spürte, wie sich Julius’ Stimmung mit einem Mal hob und war sofort selbst wieder besser gelaunt. Die Jungen sorgten sich nicht um die Zukunft oder die Vergangenheit, jedenfalls nicht lange. Als sie an Deck der Galeere gingen, schienen die blutigen Ereignisse in Rom bereits einer anderen Welt anzugehören.

Julius trat auf das sich hebende und senkende Deck und sog die Lunge voll Luft.

Ein junger Soldat, vielleicht Anfang zwanzig, betrachtete ihn mit verschlagenem Blick. Er war groß und kräftig, und sein Gesicht war von den Kratern alter Pustelnarben übersät.

»Hab ich mir doch gleich gedacht, dass du das bist, Schlammfisch«, sagte er. »Ich habe Tubruk auf dem Kai erkannt.«

Julius musste einen Augenblick nachdenken, dann klickte es in seinem Gedächtnis.

»Suetonius?«, rief er.

Der Mann versteifte sich kaum wahrnehmbar.

»Für dich Tesserarius Prandus. Ich bin Wachhauptmann dieser Zenturie. Ein Offizier.«

»Als genauso einer verpflichtest du dich doch auch, Julius, oder?«, sagte Cabera laut und deutlich.

Julius sah Suetonius an. An diesem Tag hatte er nicht die Geduld, auf die Gefühle dieses Mannes Rücksicht zu nehmen.

»Fürs Erste«, antwortete er Cabera, dann wandte er sich wieder an seinen alten Nachbarn.

»Wie lange bist du schon in diesem Rang?«

»Ein paar Jahre«, erwiderte Suetonius steif.

Julius nickte. »Mal sehen, ob ich das besser hinkriege. Zeigst du mir meine Unterkunft?«

Vor Zorn über Julius’ kurz angebundene Art lief Suetonius rot an, doch er drehte sich ohne ein weiteres Wort um und schritt ihnen voran über das Deck.

»Ein alter Freund?«, erkundigte sich Cabera leise, als sie ihm folgten.

»Nein, nicht direkt.« Mehr sagte Julius nicht dazu, und Cabera drängte ihn nicht weiter. Auf See würden sie Zeit genug dafür haben.

Innerlich stöhnte Julius auf. Zwei Jahre seines Lebens musste er mit diesen Männern verbringen, und es würde auch ohne Suetonius schwer genug werden, der ihn als milchgesichtigen Knaben in Erinnerung hatte. Die Einheit patrouillierte das gesamte Mittelmeer, sicherte römische Gebiete, garantierte den sicheren Seehandel und nahm vielleicht sogar an Land- oder Seeschlachten teil.

Er tat diese Gedanken mit einem Schulterzucken ab. Seine Erfahrung in der Stadt hatte ihm gezeigt, dass es überhaupt keinen Sinn hatte, sich Sorgen um die Zukunft zu machen. Sie erwies sich so oder so immer als Überraschung. Er würde älter und stärker werden, würde höhere Ränge bekleiden und schließlich stark genug nach Rom zurückkehren, um Sulla herauszufordern. Dann würde man weitersehen.

Mit Marcus an seiner Seite würde er abrechnen und Rache für Marius’ Tod nehmen.

35

Marcus wartete geduldig im Vorraum der Gemächer des Lagerpräfekten. Um sich die Zeit zu vertreiben, bis er zu der Sitzung hineingerufen wurde, die über seine Zukunft entschied, las er den Brief von Gaius noch einmal durch. Er war viele Monate unterwegs gewesen und von einer Legionärshand zur anderen weitergereicht worden, bis er schließlich in Illyrien angekommen war. Schließlich war er einem Bündel von Befehlen an die Vierte Makedonische hinzugefügt und am Zielort dem jungen Offizier ausgehändigt worden.

Marius’ Tod war ein schwerer Schlag gewesen. Marcus hatte dem Legaten beweisen wollen, dass sein Vertrauen in ihn gerechtfertigt war. Er hatte ihm seinen Dank als gestandener Mann ausdrücken wollen, doch das war jetzt nicht mehr möglich. Obwohl er Sulla nie persönlich begegnet war, fragte er sich, ob der Konsul jetzt eine Gefahr für ihn und für Gaius darstellte -nein, er hieß ja jetzt Julius.

Als er von der Hochzeit las, musste er grinsen, und bei den wenigen Zeilen über Alexandria zuckte er zusammen, denn er las mehr zwischen ihnen, als Julius ihm enthüllte. Cornelia schien, wenn man Julius’ Worte ernst nahm, der reinste Engel zu sein. Eigentlich war das die einzige gute Nachricht in dem ganzen Brief.

Als die schwere Tür zu den Innenräumen aufging, wurde er aus seinen Gedanken gerissen. Ein Legionär kam heraus und salutierte. Marcus erhob sich und erwiderte den Gruß.

»Der Präfekt ist bereit, dich zu empfangen«, sagte der Mann.

Marcus nickte, marschierte hinein und blieb, wie es vorgeschrieben war, drei Schritte vor dem Eichentisch des Präfekten in Habachtstellung stehen. Bis auf einen Krug Wein, ein Tintenfass und ein paar säuberlich arrangierte Pergamente war der Schreibtisch leer.

Renius stand mit einem Becher Wein in der Hand in der Ecke. Ebenso Leonides, der Zenturio der Bronzefaust. Carac, der Lagerpräfekt, erhob sich, als der junge Mann eintrat und forderte ihn mit einer Handbewegung auf, sich zu setzen. Marcus ließ sich in einem schweren Stuhl nieder und saß kerzengerade da.

»Rühren, Legionär. Wir sind hier nicht beim Kriegsgericht«, murmelte Carac, dessen Blick über die Urkunden auf dem Schreibtisch wanderte.

Marcus versuchte, eine etwas entspanntere Haltung einzunehmen.

»In zwei Wochen sind deine zwei Jahre um, wie du sicherlich selbst weißt«, sagte Carac.

»Jawohl, Herr.«

»Du hast dich bis jetzt hervorragend geführt. Kommando eines Contubernium, erfolgreiche Aktionen gegen die wilden Stämme, Gewinner des Schwertkampfwettbewerbs der Bronzefaust im vergangenen Monat. Wie ich höre, respektieren dich die Männer trotz deiner Jugend und erkennen deine Verlässlichkeit in kritischen Situationen an. Manche würden sagen, besonders in kritischen Situationen. Ein Offizier meinte, dass du dich im Alltag recht gut aufführst, dich aber in der Schlacht oder wenn es Schwierigkeiten gibt, vor allen anderen auszeichnest. Eine wertvolle Eigenschaft bei einem jungen Offizier, die zu einem aktiven Leben in der Legion passt. Wenn es deinem Wunsch entspricht, gibt es für dich überall in der Legion einen Posten und Arbeit.« Marcus nickte vorsichtig, und Carac zeigte auf Leonides.

»Dein Zenturio weiß nur Gutes über dich zu berichten, und die Art und Weise, wie du mit den diebischen Anwandlungen dieses Jungen ... Peppis ... umgegangen bist ... Zuerst hat es einiges Gerede gegeben, ob du dich mit deinem Eigensinn in die Legion einfügen kannst, aber du hast dich der Vierten Makedonischen gegenüber als loyal und ehrenhaft erwiesen. Kurz gesagt, mein Junge, ich sähe es sehr gerne, wenn du bei uns verlängern würdest, verbunden mit einer Beförderung zum Kommandeur einer halben Legion. Mehr Sold und mehr Status, und Zeit genug, um, falls nötig, für Schwertwettkämpfe zu trainieren. Was sagst du dazu?«