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»Ich übergebe Cornelia in deine Obhut, Gaius Julius Cäsar«, sagte er förmlich.

Julius nickte. »Ich übernehme sie in meine Obhut.« Er wandte sich zu ihr, und sie zwinkerte ihm zu.

Als sie niederknieten, roch er wieder den Blumenduft und konnte nicht umhin, einen kurzen Blick auf ihren gesenkten Kopf zu werfen. Er fragte sich, ob er sie auch hätte lieben können, wenn er Alexandria nicht gekannt hätte, oder wenn er ihr begegnet wäre, bevor er in die Häuser gegangen war, in denen man Frauen für eine Nacht oder auch nur für eine Stunde kaufen konnte. Damals, ein Jahr und ein ganzes Leben früher, wäre er für das hier nicht bereit gewesen. Die Gebete erhoben sich wie ein friedliches Murmeln über ihren Köpfen, und er war es zufrieden. Cornelias Augen waren sanft wie die Schatten einer Sommernacht.

Die restliche Zeremonie huschte undeutlich an ihm vorüber. Das einfache Gelübde wurde gesprochen: »Wo du hingehst, da werde auch ich hingehen.« Er kniete unter der Hand des Priesters, was ihm wie eine Ewigkeit vorkam, und dann waren sie draußen im Sonnenschein, und die Menge johlte und schrie: »Felicitas!«, und Marius verabschiedete sich mit einem heftigen Schlag auf den Rücken von ihm.

»Jetzt bist du ein Mann, Julius. Oder sie wird sehr bald einen aus dir machen!«, sagte er laut mit einem Augenzwinkern. »Du trägst den Namen deines Vaters. Er wäre stolz auf dich.«

Julius erwiderte seinen Griff ebenso kräftig. »Brauchst du mich jetzt auf den Mauern?«

»Ich denke, wir können dich für ein paar Stunden entbehren. Melde dich heute Nachmittag zur vierten Stunde bei mir. Bis dahin ist Metella wahrscheinlich auch mit Heulen fertig.«

Sie grinsten einander an wie Jungen, dann war Julius einen Augenblick allein mit seiner Braut in einer Meute von Leuten, die sie beglückwünschen wollten. Alexandria kam herbei, und er lächelte, mit einem Mal nervös. Sie trug ihr dunkles Haar mit Draht zusammengebunden, und bei ihrem Anblick schnürte sich seine Kehle zusammen. In diesen dunklen Augen lag so viel Geschichte.

»Du trägst eine sehr hübsche Spange«, sagte er.

Sie hob die Hand und tippte mit der Hand darauf.

»Du würdest dich wundern, wie viele Leute sich heute morgen schon danach erkundigt haben.

Ich habe sogar schon ein paar Bestellungen entgegen genommen.«

»Geschäfte an meinem Hochzeitstag!«, rief er empört, und sie nickte ohne Scham.

»Mögen die Götter dein Haus segnen«, sagte sie förmlich.

Dann wandte sie sich ab, und als er sich umdrehte, sah er, dass Cornelia ihn fragend ansah. Er küsste sie.

»Sie ist sehr schön. Wer ist das?«, fragte sie mit einem leisen Unterton der Besorgnis. »Alexandria. Eine Sklavin im Haus des Marius.«

»Sie benimmt sich nicht wie eine Sklavin«, bemerkte Cornelia zweifelnd.

Julius lachte. »Höre ich da so etwas wie Eifersucht?«

Cornelia lächelte nicht, und er nahm zärtlich ihre Hand.

»Du bist alles, was ich will. Meine wunderschöne Gemahlin. Komm in unser neues Haus, dort werde ich es dir beweisen.«

Als er sie küsste, entspannte Cornelia sich. Doch sie beschloss, alles über dieses Sklavenmädchen mit dem Schmuck in Erfahrung zu bringen.

In dem neuen Haus gab es weder Möbel noch Sklaven. Außer ihnen selbst war niemand da, und ihre Stimmen hallten in den leeren Räumen. Das aus dunklem Holz geschnitzte Bett war ein Geschenk von Metella. Wenigstens lag eine Matratze auf den Bohlen, und darüber war weiches Leinen gespannt.

Im ersten Augenblick kamen sie sich unbeholfen vor, gehemmt durch die Last ihrer neuen Rollen.

»Ich glaube, du darfst mir meine Toga ausziehen, Eheweib«, sagte Julius heiter.

»Das werde ich auch tun, mein Gatte. Und du könntest mir vielleicht das Haar lösen.«

Dann überwand ihre vertraute Leidenschaft die Unbeholfenheit und hielt den ganzen Nachmittag an, während es draußen immer heißer wurde.

Julius keuchte. Sein Haar war nass geschwitzt. »Heute Abend bin ich bestimmt völlig erschöpft«, stieß er mühsam hervor.

Cornelia runzelte die Stirn. »Du passt doch auf dich auf?«

»Überhaupt nicht. Ich werfe mich in die Schlacht, und wenn es nicht dazu kommt, dann zettele ich selbst eine an, nur um dich zu beeindrucken!«

Ihre Finger folgten einer Linie auf seiner Brust und bildeten eine kaum sichtbare Kuhle auf der weichen Haut. »Du kannst mich auf ganz andere Weise beeindrucken.«

»Aber nicht gleich jetzt«, stöhnte er. »Lass mir eine Verschnaufpause.«

Ihre Augen glitzerten übermütig, als sie ihre feingliedrigen Finger wieder in Bewegung setzte. »Vielleicht bin ich dafür zu ungeduldig. Und ich glaube, ich weiß auch schon, wie ich dein Interesse wecken kann.«

Kurz darauf stöhnte er wieder und zerknüllte die Laken in seinen geballten Fäusten.

Um vier Uhr hämmerte Julius an das Tor zu den Unterkünften der Stadtlegion. Dort erfuhr er, dass der Legat bereits auf der Mauer sei und dort Abschnitt für Abschnitt inspiziere. Julius hatte seine Toga gegen eine einfache Legionärsuniform aus Tuch und Leder eingetauscht. Sein Gladius hing am Gürtel, den Helm trug er unter dem Arm. Nach den Stunden mit Cornelia war ihm ein wenig schwindlig, doch er stellte fest, dass es ihm durchaus möglich war, dieses Verlangen in einem bestimmten Teil seines Selbst verschlossen zu halten. Er würde als junger Liebhaber zu ihr zurückkehren, im Augenblick jedoch war er Soldat, der Neffe des Marius, ausgebildet von Renius selbst.

Als er Marius fand, unterhielt dieser sich gerade mit einer Gruppe seiner Offiziere. Julius blieb ein paar Schritte entfernt stehen und ließ den Blick ringsum über die Vorbereitungen wandern. Marius hatte seine Legion in kleine, mobile Trupps zu je sechzehn Mann aufgeteilt und jedem von ihnen spezielle Aufgaben zugewiesen. Dadurch waren sie flexibler, als wenn jede Zenturie für sich auf der Mauer stand. Sämtliche Kundschafter berichteten, dass Sulla direkt auf die Stadt zumarschiert kam, ohne Anzeichen für eine Finte oder einen Trick. Es sah ganz so aus, als wolle Sulla einen direkten Angriff riskieren, doch Marius hielt nach wie vor einen anderen Plan für möglich, der erst dann offensichtlich würde, wenn die Armee in Sichtweite kam. Er gab seine letzten Befehle und drückte jedem seiner Offiziere die Hand, bevor dieser sich auf seinen Posten begab. Die Sonne hatte den Zenit längst überschritten. Bis zum Abend blieben nur noch wenige Stunden.

Er drehte sich zu seinem Neffen um und musste grinsen, als er dessen ernste Miene sah.

»Ich möchte, dass du mit mir die Verteidigungsanlagen abschreitest und sie mit unbefangenen Augen betrachtest. Sag mir alles, was du besser machen würdest. Sieh dir die Männer an, ihre Gesichter, die Art und Weise, wie sie sich geben. Beurteile ihre Moral.«

Julius sah immer noch grimmig aus, und Marius seufzte gereizt.

»Und lächle, mein Junge. Muntere sie auf.« Er beugte sich näher zu ihm. »Viele dieser Männer werden den Morgen nicht mehr erleben. Sie wissen, was sie tun, trotzdem ist ihnen Angst nicht fremd. Manche sind nicht glücklich darüber, dass wir gegen unsere eigenen Leute Krieg führen, obwohl ich versucht habe, die schlimmsten Fälle von der ersten Angriffsmauer abzuziehen.

Sprich mit so vielen du kannst, ein paar Worte nur, keine lange Unterhaltung, sieh einfach hin, was sie tun und zolle ihnen Anerkennung. Frag sie nach ihren Namen und sprich sie dann mit diesen Namen an, wenn du antwortest. Bist du bereit?«