«Und dieses letzte dramatische Finale – war das Ihre Idee, Miss Marple?»
«Ja, äh, doch, ja», gestand Miss Marple. «Es ist so angenehm, wenn man Gewissheit hat, finden Sie nicht?»
«Gewissheit – das ist das richtige Wort», sagte Conway Jefferson grimmig.
«Sehen Sie, Mr. Jefferson», fuhr Miss Marple fort, «als Mark und Josie hörten, dass Sie ein neues Testament aufsetzen wollten, mussten sie handeln. Zwei Morde hatten sie bereits begangen, um an Geld zu kommen, da kam es auf einen dritten auch nicht mehr an. Auf Mark durfte natürlich nicht der leiseste Verdacht fallen, deshalb fuhr er nach London und ging mit Freunden essen und später in einen Nachtclub, um ein Alibi zu haben. Die Arbeit musste Josie machen. Rubys Tod wollten sie nach wie vor Basil Blake in die Schuhe schieben, also musste Mr. Jefferson an Herzversagen sterben. In der Spritze war Digitalis, sagt der Superintendent. Jedem Arzt wäre ein Herzstillstand unter den gegebenen Umständen ganz normal erschienen. Josie hatte eine der Steinkugeln auf dem Balkon gelockert, die sie später hinunterwerfen wollte. Man hätte Mr. Jeffersons Tod dann auf den Schreck durch den Lärm zurückgeführt.»
«So ein raffiniertes Biest!», ließ Melchett sich vernehmen.
«Der dritte Mord, von dem Sie gesprochen hatten, wäre dann also der an Conway Jefferson gewesen?», fragte Sir Henry.
Miss Marple schüttelte den Kopf. «O nein – ich meinte Basil Blake. Die beiden hätten ihn an den Galgen gebracht, wenn sie gekonnt hätten.»
«Oder ins Irrenhaus», sagte Sir Henry.
Conway Jefferson seufzte. «Ich habe immer gewusst, dass Rosamund einen Halunken geheiratet hat. Hab’s nicht wahrhaben wollen. Hat ihn verdammt gern gehabt. Einen Mörder! Nun ja, er wird hängen, und die Frau auch. Bin froh, dass er zusammengebrochen ist und alles gestanden hat.»
«Die Starke war immer Josie», sagte Miss Marple. «Es war von A bis Z ihr Plan. Das Ironische daran ist, dass sie Ruby selbst hierher geholt und nicht im Traum damit gerechnet hat, dass ihre Kusine Mr. Jefferson so gefallen und ihr selbst alle Chancen verbauen würde.»
«Armes Mädchen. Arme kleine Ruby…», sagte Jefferson.
Adelaide Jefferson und Hugo McLean kamen herein. Adelaide war heute Abend fast schön zu nennen. Sie trat zu Conway Jefferson und legte ihm die Hand auf die Schulter. Ein wenig stockend sagte sie: «Ich muss dir etwas sagen, Jeff. Jetzt gleich. Ich werde Hugo heiraten.»
Jefferson sah kurz zu ihr auf. «Wurde auch allmählich Zeit, dass du wieder heiratest», sagte er barsch. «Gratuliere euch beiden. Übrigens, Addie, ich setze morgen ein neues Testament auf.»
Sie nickte. «Ja, ich weiß.»
«Nein, du weißt nichts. Ich setze dir zehntausend Pfund aus. Alles Übrige geht bei meinem Tod an Peter. Wie gefällt dir das, mein Mädchen?»
«O Jeff!» Die Stimme versagte ihr. «Du bist wunderbar!»
«Peter ist ein so netter Junge. Ich möchte gern noch viel mit ihm zusammen sein – in der Zeit, die mir noch bleibt.»
«Aber ja, natürlich!»
«Hat ein großartiges Gespür für Verbrechen, der Junge», sagte Conway Jefferson nachdenklich. «Er hat nicht nur den Fingernagel der Ermordeten aufbewahrt – von einer der Ermordeten zumindest –, sondern auch noch ein Fitzelchen von Josies Tuch erwischt. So hat er auch ein Andenken an die Mörderin. Das freut ihn riesig!»
Hugo und Adelaide gingen an der Tür zum Ballsaal vorüber. Raymond trat zu ihnen.
«Ich muss Ihnen etwas erzählen», sagte Adelaide schnell. «Wir heiraten.»
Raymonds Lächeln war untadelig – ein tapferes, wehmütiges Lächeln. «Ich hoffe, Sie werden sehr, sehr glücklich…», sagte er und sah ihr, ohne Hugo zu beachten, tief in die Augen.
Sie gingen weiter, und Raymond blickte ihnen nach. «Nette Frau», sagte er zu sich selbst. «Sehr nette Frau. Und Geld hätte sie auch gehabt. Und ich hab mir noch extra das mit den Starrs aus Devonshire eingeprägt… Tja, das Glück hat mich wohl verlassen. Schöner Gigolo, armer Gigolo!»
Und er ging in den Ballsaal zurück.