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Galgan zuckte völlig unberührt mit den Schultern. Sein rotlackierter Fingernagel zeichnete Linien auf der Karte, als würde er Truppenbewegungen planen. »Solange Ihr nicht auch noch To’raken haben wollt, erhebe ich keine Einwände. Der Plan muss fortgeführt werden. Altara fällt fast kampflos in unsere Hand, ich bin noch nicht bereit, gegen Illian zu marschieren, und wir müssen Tarabon wieder schnell befrieden. Das Volk wird sich gegen uns wenden, wenn wir ihm keine Sicherheit geben können.«

Suroth bedauerte langsam, dass sie ihre Wut gezeigt hatte.

Er hatte keine Einwände? Er war noch nicht für Illian bereit? Im Grunde sagte er, dass er ihren Befehlen nicht gehorchen musste, aber er tat es nicht offen heraus, nicht auf eine Weise, dass er zusammen mit ihrer Autorität auch ihre Verantwortung übernehmen musste.

»Ich erwarte, dass Turan diese Botschaft bekommt, General Galgan.« Ihre Stimme war ganz ruhig, durch reine Willenskraft so gehalten. »Er wird mir Rodel Ituraldes Kopf schicken, und wenn er den Mann quer durch Arad Doman bis in die Fäule hinein jagen muss. Und wenn er es nicht schafft, mir diesen Kopf zu schicken, dann werde ich den seinen nehmen.«

Galgan spannte kurz die Lippen an, er betrachtete die Karte stirnrunzelnd. »Manchmal muss man unter Turan ein Feuer entzünden«, murmelte er, »und Arad Doman war immer schon als Nächstes für ihn bestimmt. Gut. Eure Botschaft wird überbracht, Suroth.«

Sie konnte es nicht länger ertragen, mit ihm in einem Raum zu sein. Sie ging wortlos. Hätte sie gesprochen, hätte sie gebrüllt. Sie stolzierte den ganzen Weg zurück zu ihren Gemächern, ohne sich die Mühe zu machen, ihre Wut zu verbergen. Die Männer der Totenwache ließen sich natürlich nichts anmerken; sie hätten genauso gut aus Stein gemeißelt sein können. Was sie die Tür des Vorraums hinter sich zuschlagen ließ. Vielleicht bemerkten sie ja das!

Sie ging auf ihr Bett zu, schleuderte die Schuhe von den Füßen, ließ Gewand und Schärpe zu Boden fallen. Sie musste Tuon finden. Sie musste es. Wenn sie doch nur Tuons Ziel in Erfahrung hätte bringen können, herausfinden können, wo sie war. Wenn sie doch nur…

Plötzlich erstrahlten die Wände ihres Schlafgemachs, die Decke, sogar der Boden in einem silbrigen Licht. Diese Oberflächen schienen zu Licht geworden zu sein. Sie keuchte entsetzt auf, drehte sich langsam um, starrte das Rechteck aus Licht an, das sie umgab, und sah sich einer Frau gegenüber, die aus lodernden Flammen bestand, die in lodernde Flammen gekleidet war. Almandaragal war auf den Beinen, erwartete den Angriffsbefehl seiner Besitzerin.

»Ich bin Semirhage«, sagte die Feuerfrau mit einer Stimme wie ein hallender Totengong.

»Bauch, Almandaragal!« Dieser Befehl, den sie ihm als Kind beigebracht hatte, weil es sie amüsierte, den Lopar demütig vor sich auf dem Boden liegen zu sehen, endete mit einem Grunzen, denn sie befolgte ihn selbst, noch während sie ihn gab. Sie küsste den Teppich mit dem rotgrünen Muster und sagte: »Ich lebe, um zu dienen und zu gehorchen, Große Herrin.« Sie hatte nicht den geringsten Zweifel, dass diese Frau die war, die sie behauptete zu sein. Wer würde diesen Namen unberechtigt für sich in Anspruch nehmen? Oder als lebendes Feuer erscheinen können?

»Ich glaube, du würdest auch gern herrschen.« Der hallende Gong klang etwas amüsiert, aber dann verhärtete er sich. »Sieh mich an! Ich mag es nicht, wie ihr Seanchaner meinem Blick ausweicht. Es bringt mich auf den Gedanken, dass ihr etwas verbergt. Du wirst nichts vor mir verbergen wollen, Suroth.«

»Natürlich nicht, Große Herrin«, sagte Suroth und stemmte sich hoch, um sich auf die Fersen zu hocken. »Niemals, Große Herrin.« Sie hob den Blick bis zum Mund der Frau, aber sie konnte sich nicht dazu überwinden, ihn noch höher zu heben. Sicherlich würde das reichen.

»Besser«, murmelte Semirhage. »Also. Würde es dir gefallen, dieses Land zu beherrschen? Eine Hand voll Todesfälle — Galgan und ein paar andere —, und du könntest dich mit meiner Hilfe zur Kaiserin ausrufen. Es ist eigentlich nicht wichtig, aber die Umstände bieten diese Möglichkeit, und du wärst sicher zugänglicher, als es die derzeitige Kaiserin bis jetzt gewesen ist.«

Suroths Magen verkrampfte sich. Sie hatte Angst, sich zu übergeben. »Große Herrin«, sagte sie dumpf, »die Strafe dafür ist, vor die wahre Kaiserin gebracht zu werden, möge sie ewig leben, und am ganzen Körper die Haut abgezogen musste diese Worte herauszwingen. Die Kaiserin zu töten… Allein es zu denken fiel schwer. Kaiserin zu werden. Sie hatte das Gefühl, gleich davonzuschweben. »Sie wird ihre Sul’dam und Damane bei sich haben, und einige ihrer Totenwächter.« Schwierig? Sie unter diesen Umständen zu töten würde unmöglich sein. Es sei denn, man konnte Semirhage überreden, es selbst zu tun. Sechs Damane konnten möglicherweise auch ihr gefährlich werden. Außerdem gab es im Volk ein Sprichwort. Die Mächtigen befehlen den unter ihnen Stehenden, im Schlamm zu graben, und halten ihre eigenen Hände sauber. Sie hatte es zufällig gehört und den Mann bestraft, der es gesagt hatte, aber es stimmte.

»Denk nach, Suroth!« Der Gong klang gebieterisch.

»Hauptmann Musenge und die anderen wären in derselben Nacht wie Tuon und ihre Dienerin aufgebrochen, hätten sie geahnt, was sie vorhat. Sie suchen nach ihr. Du musst jede Anstrengung unternehmen, sie zuerst zu finden, aber wenn das nicht gelingt, wird ihre Totenwache weniger Schutz bieten, als es den Anschein hat. Jeder Soldat in deinem Heer hat gehört, dass zumindest ein paar der Totenwächter etwas mit einer Hochstaplerin zu tun haben. Es scheint die allgemeine Meinung zu sein, dass man die Hochstaplerin und jeden, der sich mit ihr eingelassen hat, vierteilen und die Stücke in einem Dunghaufen begraben sollte. Und zwar ohne Aufsehen.« Feuerlippen verzogen sich zu einem kleinen, amüsierten Lächeln. »Um dem Kaiserreich Schande zu ersparen.«

Es könnte machbar sein. Eine Abteilung Totenwächter würde leicht zu entdecken sein. Sie würde herausfinden müssen, wie viele Männer Musenge genau mitgenommen hatte, und Elbar mit fünfzig Mann für jeden von ihnen losschicken. Nein, hundert, man musste die Damane mit in die Rechnung einbeziehen. Und dann… »Große Herrin, Ihr versteht, dass ich zögere, etwas zu verkünden, bevor ich sicher bin, dass Tuon tot ist?«

»Natürlich«, sagte Semirhage. Die Gongschläge klangen wieder amüsiert. »Aber vergiss nicht, sollte Tuon es schaffen, nbeschadet zurückzukehren, wird mein Interesse nicht mehr groß sein, also trödle nicht herum.«

»Das werde ich nicht, Große Herrin. Ich will Kaiserin werden, und dafür muss ich die Kaiserin töten.« Dieses Mal fiel es überhaupt nicht schwer, das zu sagen.

Tsutama Raths Räume waren mit ihrer Pracht jenseits jeder Extravaganz, fand Pevara, und ihre eigenen Anfänge als Metzgertochter hatten nichts mit dieser Meinung zu tun. Das Wohnzimmer flößte ihr einfach Unbehagen ein. An den Wänden unter dem mit fliegenden, vergoldeten Schwalben verziertem Sims hingen zwei große Wandteppiche aus reiner Seide; der eine zeigte hellrote Blutrosen, der andere einen Calmabusch mit scharlachroten Blüten, die größer als zwei ihrer Hände waren. Tische und Stühle konnte man als elegant bezeichnen, solange man bereit war, vergoldetes Schnitzwerk zu ignorieren, das für einen Thron ausgereicht hätte. Auch die Stehlampen waren übermäßig vergoldet, genau wie der mit galoppierenden Pferden geschmückte Sims des aus rotgeädertem Marmor gearbeiteten Kamins. Auf mehreren Tischen stand rotes Meervolk-Porzellan, seltene Stücke, vier Vasen und sechs Schalen, allein schon ein kleines Vermögen wert, sowie viele Jade- und Elfenbeinschnitzereien, die alle nicht klein waren, und die handgroße Statuette einer Tänzerin, die allem Anschein nach aus einem Rubin geschnitten war. Eine protzige Zurschaustellung von Reichtum, und Pevara wusste genau, dass außer der goldenen Fassuhr auf dem Kaminsims noch eine weitere in Tsutamas Schlafzimmer und eine in ihrem Ankleidezimmer stand. Drei Uhren! Das ging weit über Protz hinaus, und da spielten Gold oder Rubine keine Rolle mehr.