Выбрать главу

Etwa vier Meilen hinter dem Dorf kamen sie zu einer Stelle, an der die Straße von zwei sanft ansteigenden Hügeln gesäumt wurde, und er ließ anhalten. Meister Roidelles Karten waren gut, aber die, die er von anderen Männern hatte, waren auch das Werk von Meistern. Roidelle kaufte nur die besten. Mat erkannte die Stelle wieder, als hätte er sie schon zuvor gesehen.

Mandevwin riss das Pferd herum. »Admar, Eyndel, bringt eure Männer auf den Nordhügel. Madwin, Dongal, der Südhügel. Jeder vierte Mann hält die Pferde.«

»Bindet ihnen die Vorderbeine zusammen«, sagte Mat, »und stülpt ihnen die Futtersäcke über, damit sie nicht wiehern.« Sie traten Lanzenreitern gegenüber. Wenn alles schiefging und sie die Flucht ergreifen sollten, würden diese Lanzenreiter sie niederreiten, als würden sie Wildschweine jagen. Eine Armbrust taugte nichts auf einem Pferderücken, vor allem nicht, wenn man wegkommen wollte. Sie mussten hier an dieser Stelle siegen.

Der Cairhiener starrte ihn an, die Gesichtsstangen seines Helmes verbargen jeden Ausdruck, aber er zögerte nicht.

»Bindet ihnen die Vorderbeine zusammen und nehmt die Futtersäcke«, befahl er. »Jeder Mann in die Reihe.«

»Kommandiert ein paar dazu ab, den Norden und Süden im Auge zu behalten«, sagte Mat zu ihm. »Schlachtenglück kann sich genauso schnell gegen einen wenden.« Mandevwin nickte und gab die Befehle.

Die Armbrustmänner teilten sich in zwei Gruppen und ritten die spärlich bewaldeten Hügel hinauf; ihre dunklen Mäntel und die in mattem Grün bemalten Rüstungen verschmolzen mit den Schatten. Glänzende Rüstungen waren ja ganz nett für Paraden, aber sie konnten genauso gut das Mondlicht wie den Sonnenschein reflektieren. Talmanes zufolge hatte die Schwierigkeit darin bestanden, die Lanzenreiter davon zu überzeugen, ihre funkelnden Harnische aufzugeben, und die Adligen ihre vergoldeten. Die Fußsoldaten hatten es sofort eingesehen. Eine Zeit lang raschelte es, als Männer und Pferde sich einen Weg durch Unterholz und Büsche bahnten, aber schließlich kehrte Stille ein. Von der Straße aus hätte Mat nicht sagen können, ob sich jemand auf den Hügeln aufhielt oder nicht. Jetzt brauchte er nur noch zu warten.

Tuon und Selucia leisteten ihm Gesellschaft, genau wie Teslyn. Aus dem Westen kam plötzlich ein böiger Wind auf, der an den Umhängen zerrte, aber natürlich konnten Aes Sedai solche Dinge ignorieren. Allerdings hielt Teslyn ihren geschlossen. Selucia überließ seltsamerweise ihren Umhang der Laune des Windes, aber Tuon hielt ihren mit einer Hand fest geschlossen.

»Möglicherweise ist es zwischen den Bäumen bequemer für Euch«, sagte er zu ihr. »Sie werden den Wind abhalten.«

Einen Augenblick lang schüttelte sie sich vor lautlosem Lachen. »Ich genieße es zuzusehen, wie Ihr gemütlich auf Eurem hohen Hügel sitzt.«

Mat blinzelte. Hügel? Er saß mitten auf der verdammten Straße auf Pips, während eiskalte Böen an seinem Mantel zerrten, als würde der Winter zurückkehren. Wovon redete sie da, welcher Hügel?

»Habt Geduld mit Joline«, sagte Teslyn unvermittelt. »Sie ist in manchen Dingen… kindisch, und Ihr fasziniert sie, so wie ein Kind von einem funkelnden neuen Spielzeug fasziniert ist. Sie wird mit Euch den Bund eingehen, sobald sie sich entscheiden kann, wie sie Euch davon überzeugen kann, darin einzuwilligen. Vielleicht sogar, wenn Euch gar nicht klar wird, dass Ihr eingewilligt habt.«

Er öffnete den Mund, um ihr zu sagen, dass es da verflucht noch mal nicht die geringste Chance geben würde, aber Tuon kam ihm zuvor.

»Sie kann ihn nicht haben«, sagte sie scharf. Sie holte tief Luft und fuhr dann in amüsiertem Tonfall fort. »Spielzeug gehört mir. Bis ich keine Lust mehr habe, mit ihm zu spielen. Aber selbst dann würde ich ihn keiner Marath'damane geben. Hast du verstanden, Tessi? Sag es Rosi. Das ist der Name, den ich ihr geben werde. Das kannst du ihr auch sagen.«

Der schneidende Wind hatte Teslyn anscheinend nichts ausgemacht, aber ihren Damane-Namen zu hören ließ sie zittern. Die Aes-Sedai-Gelassenheit verschwand, als Wut ihr Gesicht verzerrte. »Was ich verstanden habe…«

»Schluss damit!«, mischte sich Mat ein. »Ihr beide. Ich habe keine Lust, mir anhören zu müssen, wie ihr euch zankt.« Teslyn starrte ihn an, ihre Entrüstung war selbst im Mondlicht deutlich zu erkennen.

»Aber Spielzeug«, sagte Tuon fröhlich. »Ihr seid ja wieder herrisch.« Sie beugte sich zu Selucia herüber und flüsterte etwas, das die vollbusige Frau laut losprusten ließ.

Er zog den Umhang enger, stützte sich auf den hohen Sattelknauf und suchte die Nacht nach Vanin ab. Frauen! Er würde auf sein ganzes Glück verzichten — na gut, das halbe —, hätte er dafür Frauen verstanden.

»Was glaubt Ihr eigentlich mit Überfällen erreichen zu können?«, fragte Teslyn, und das nicht zum ersten Mal.

»Die Seanchaner werden bloß genug Soldaten entsenden, um Euch zu jagen und zur Strecke zu bringen.« Sie und Joline hatten versucht, sich in seine Planung einzumischen, genau wie in geringerem Maße auch Edesina, bis er sie weggejagt hatte. Aes Sedai glaubten alles zu wissen, und auch wenn zumindest Joline etwas über Kriegführung Bescheid wusste, hatte er doch keine Ratschläge gebraucht. Ratschläge von Aes Sedai klangen immer verdächtig danach, dass man gesagt bekam, was man zu tun hatte. Diesmal entschied er sich dazu, ihr eine Antwort zu geben.

»Ich zähle darauf, dass sie mehr Soldaten schicken, Teslyn«, sagte er und hielt noch immer nach Vanin Ausschau.

»Tatsächlich sogar das ganze Heer, das sie in der Molvainekluft haben. Jedenfalls genug davon. Sie werden aller Wahrscheinlichkeit nach eher das entsenden als ein anderes. Alles, was Thom und Juilin aufgeschnappt haben, deutet darauf hin, dass ihr großer Vorstoß auf Illian gerichtet ist. Ich glaube, das Heer in der Kluft soll ein Schutz gegen alles sein, das aus Murandy oder Andor gegen sie ziehen könnte. Aber sie sind auch für uns der Korken in der Flasche. Ich will diesen Korken herausziehen, damit wir durchkönnen.«

Nach mehreren Minuten Stille schaute er über die Schulter. Die drei Frauen saßen bloß auf ihren Pferden und betrachteten ihn. Er wünschte sich, genug Licht gehabt zu haben, um ihre Mienen sehen zu können. Warum starrten sie ihn verflucht noch mal so an? Er konzentrierte sich wieder auf die Suche nach Vanin, und doch schien er ihre Blicke im Rücken spüren zu können.

Dem Vorrücken der fetten Mondsichel nach zu urteilen vergingen ungefähr zwei Stunden, in denen der Wind langsam an Stärke zunahm. Es reichte, um aus der kühlen Nacht eine kalte zu machen. In regelmäßigen Abständen versuchte er die Frauen dazu zu bringen, zwischen den Bäumen Schutz zu suchen, aber sie weigerten sich beharrlich. Er musste bleiben, um Vanin abzupassen, ohne zu rufen — die Lanzenreiter würden dicht hinter dem Mann sein; vielleicht sogar sehr nah, wenn ihr Befehlshaber ein Narr war-, aber sie mussten das nicht. Er hatte die Vermutung, dass sich Teslyn weigerte, weil Tuon und Selucia es taten. Das machte zwar keinen Sinn, aber so war das nun einmal. Und warum sich Tuon weigerte, nun, das hätte er nicht sagen können, es sei denn, weil sie gern zuhörte, wie er sich heiser redete.