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Die anderen beiden machten ähnliche Bewegungen, wenn auch nicht so energisch. Ohne Bain und Chiad und in der Hoffnung, dass Rolan und seine Freunde anderweitig beschäftigt waren, mussten sie selbst für ihren Schutz sorgen. Maiden war nicht für Frauen gefährlich — höchstens für Gai'schain-Frauen; Shaido, die ihresgleichen nachstellten, bekamen eine Abfuhr —, nicht so gefährlich wie das Shaido-Lager, aber es hatte hier schon Übergriffe auf Frauen gegeben, manchmal von Gruppen von Männern. Mochte das Licht dafür sorgen, dass sie nur von einem oder zweien angesprochen werden würden. Einen oder zwei Männer konnten sie überraschen und töten, bevor ihnen klar wurde, dass diese Gai'schain Zähne hatten. Sollten es mehr sein, würden sie tun, was in ihrer Macht stand, aber ein Aiel-Töpfer oder Weber war so gefährlich wie die meisten Waffenmänner. Trotz ihrer Körbe gingen sie wie auf Zehenspitzen, mit umherschweifenden Blicken, bereit, in jede Richtung zu springen.

Dieser Teil der Stadt war nicht niedergebrannt, aber er sah verlassen aus. Zerbrochenes Geschirr knirschte unter ihren weichen weißen Stiefeln. Noch immer lagen Kleiderfetzen auf dem Pflaster; man hatte sie Männer und Frauen vom Leib geschnitten, die man zu Gai'schain gemacht hatte. Die traurigen Fetzen hatten zuerst im Schnee und dann über einen Monat lang im Regen gelegen, und Faile bezweifelte, dass sie selbst ein Lumpensammler jetzt noch genommen hätte. Hier und da lag Kinderspielzeug, ein Holzpferd oder eine Puppe, deren Farbe abblätterte, fallen gelassen von den ganz Jungen, die hatten fliehen dürfen, genau wie die ganz Alten und Kranken und Versehrten. Schiefergedeckte Gebäude aus Holz oder Stein wiesen klaffende Löcher auf, wo Türen und Fenster gewesen waren. Die Stadt war zusammen mit allem, was die Shaido als nützlich betrachtet hatten, von jedem leicht entfernbaren Stück Holz befreit worden, und allein die Tatsache, dass Häuser abzureißen weniger effizient war, als in den umgebenden Wäldern Feuerholz zu schlagen, hatte die Gebäude gerettet. Diese Öffnungen erinnerten Faile an die Augenhöhlen von Totenschädeln. Sie war diese Straße zahllose Male entlanggegangen, aber an diesem Morgen hatte es den Anschein, als würden sie sie beobachten. Sie verschafften ihr eine Gänsehaut.

Nach dem halben Weg durch die Stadt schaute sie zurück zu den Toren, die sich nicht weiter als hundertfünfzig Schritte hinter ihnen befanden. Im Augenblick war die Straße noch immer leer, aber bald würden die ersten weiß gekleideten Männer und Frauen mit ihren Wassereimern auftauchen. Wasserholen war eine Arbeit, die früh begann und den ganzen Tag lang dauerte. Sie mussten sich jetzt beeilen. Faile bog in eine schmalere Seitenstraße ab und schritt schneller aus, auch wenn es schwierig war, den Korb in der Balance zu halten. Die anderen mussten das gleiche Problem haben, aber niemand beschwerte sich. Sie mussten aus der Sicht sein, bevor die Gai'schain kamen. Es gab keinen Grund für einen Gai'schain, die Hauptstraße zu verlassen, bevor er die Zisterne unterhalb der Festung erreichte. Der Versuch, einen Gefallen zu erbitten, oder auch nur ein achtloses Wort konnte die Shaido in die Stadt holen, die sie jagen würden, und es gab nur einen Weg nach draußen, solange man nicht auf die Mauer stieg und zehn Schritte in die Tiefe sprang und dabei hoffte, sich nicht das Bein zu brechen.

An einem mittlerweile schildlosen Gasthaus, drei Stockw erke Stein und leere Fenster, schoss Faile in den Gemeinschaftsraum, gefolgt von den anderen. Lacile stellte den Korb ab und drückte sich gegen den Türrahmen, um die Straße zu beobachten. Der Raum mit der hohen Holzdecke war bis auf die staubigen Bodendielen leer, und bei den Steinkaminen fehlten die Feuerböcke und die Feuergerätschaften. Eine Treppe im hinteren Teil des Raums hatte man ihres Geländers beraubt, und auch die Tür zur Küche war fort. Die Küche war genauso leer. Faile hatte es überprüft. Töpfe und Messer und Löffel waren nützlich. Sie stellte ihren Korb auf dem Boden ab und eilte zur Treppe. Es war eine solide Konstruktion, aus schwerem Holz und dazu geschaffen, Generationen zu halten. Sie abzureißen wäre genauso schwer gewesen wie das ganze Haus abzureißen. Faile tastete darunter, unter die breite Außenverkleidung, und ihre Hand schloss sich um den handgelenkdicken, nicht ganz glasigen Stab. Dieses Versteck war genauso gut erschienen wie alle anderen, die sie finden konnte, ein Ort, an dem niemand einen Grund hatte nachzusehen, aber sie war überrascht, als ihr klar wurde, dass sie die Luft angehalten hatte.

Lacile blieb an der Tür, aber die anderen eilten ohne ihre Körbe zu Faile.

»Endlich«, sagte Alliandre und berührte den Stab vorsichtig mit den Fingerspitzen. »Der Preis unserer Freiheit. Was ist das?«

»Ein Angreal«, sagte Faile, »vielleicht auch ein Ter'angreal. Ich weiß es nicht genau, nur dass Galina es verzweifelt haben will, also muss es das eine oder das andere sein.«

Maighdin legte unerschrocken die Hand auf den Stab. »Es könnte beides sein«, murmelte sie. »Sie fühlen sich oft seltsam an. Das hat man mir jedenfalls erzählt.« Sie behauptete, nie in der Weißen Burg gewesen zu sein, aber Faile war sich da nicht mehr so sicher. Maighdin konnte die Macht lenken, aber so schwach und mit solchen Problemen, dass die Weisen Frauen keine Gefahr darin sahen, sie unbehelligt gehen zu lassen. Nun, jedenfalls so unbehelligt, wie das für eine Gai'schain möglich war. Ihr Leugnen mochte auch nur aus Scham erfolgen. Faile hatte gehört, dass Frauen, die man aus der Burg fortgeschickt hatte, weil sie keine Aes Sedai werden konnten, manchmal leugneten, je dort gewesen zu sein, um ihr Versagen zu verschleiern.

Arrela schüttelte den Kopf und trat einen Schritt zurück. Sie war Tairenerin, und obwohl sie mit Aes Sedai reiste, erfüllte sie alles, was mit der Macht zu tun hatte, mit Unbehagen. Sie sah den glatten weißen Stab an, als wäre es eine tote Natter, und befeuchtete sich die Lippen. »Galina könnte auf uns warten. Sie könnte ärgerlich werden, wenn wir sie zu lange warten lassen.«

»Ist der Weg noch immer frei, Lacile?«, fragte Faile, während sie den Stab tief unten in ihrem Korb versteckte. Arrela atmete hörbar aus, offensichtlich genauso erleichtert, das Ding nicht mehr sehen zu müssen, wie sie zuvor der Anblick Failes erleichtert hatte.

»Ja«, sagte die Cairhienerin, »aber ich verstehe nicht, warum das so ist.« Sie stand noch immer so, dass sie mit einem Auge am Rahmen vorbeisehen konnte. »Die ersten Gai'schain müssten mittlerweile zum Wasserholen da sein.«

»Vielleicht ist etwas im Lager passiert«, sagte Maighdin. Plötzlich trug ihr Gesicht einen grimmigen Ausdruck, und sie hielt ihr Messer mit Holzgriff und eingekerbter Klinge in der Hand.

Faile nickte langsam. Vielleicht hatte man Dairaine bereits gefunden. Sie konnte nicht verraten, wo Faile und die anderen hingegangen waren, aber möglicherweise hatten sie ein paar der wartenden Gai'schain erkannt. Wie lange würden sie durchhalten, wenn man sie der Befragung unterzog? Wie lange würde Alvon durchhalten, wenn man Theril folterte?

»Wir können nichts daran ändern. Galina wird uns hier rausschaffen.«

Trotzdem rannten sie, als sie das Gasthaus verließen, hielten die Körbe an die Körper gedrückt und versuchten gleichzeitig, die Gewänder hochzuhalten, um nicht zu stolpern. Faile war nicht die Einzige, die oft über die Schulter sah und stolperte. Sie vermochte nicht zu sagen, ob es sie erleichterte, als sie endlich Gai'schain mit Stangen auf den Schultern auf der Hauptstraße sah. Sie wurde nicht langsamer.

Sie mussten nicht mehr weit laufen. Wenige Augenblicke später wurde der Geruch nach verbranntem Holz stärker, der im Rest der Stadt bereits verblichen war. Das Südende von Maiden war eine Ruine. Sie blieben am Rand der Zerstörung stehen und schoben sich vorsichtig um eine Ecke, sodass sie keiner entdecken konnte, als sie die Straße entlangspähten. Die südliche Stadtmauer war fast zweihundert Schritte von ihrem Standort entfernt, dazwischen gab es nur Ruinen mit geschwärzten Steinmauern, aus denen hier und da verbrannte Balken herausragten, von denen der Regen die Asche abgewaschen hatte. An manchen Stellen war nicht einmal das härteste Holz übrig geblieben. Nur auf der Südseite der Straße gab es noch halbwegs intakte Gebäude. Hier hatten die Brände, die nach der Eroberung der Stadt durch die Shaido gewütet hatten, schließlich aufgehört. Ein halbes Dutzend Häuser hatte keine Dächer mehr, aber die unteren Stockwerke sahen unversehrt aus, während doppelt so viele schiefe Trümmerhaufen aus rußgeschwärzten Balken und halb verbrannten Bodenplanken dastanden, die kurz vor dem Einsturz zu stehen schienen.