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»Das ist kein Plan, das ist nackter Wahnsinn!«, sagte Birg itte scharf. Die Arme unter den Brüsten verschränkt, starrte sie finster auf Elayne herunter, und der Bund war so aufgewühlt, dass Elayne die Gefühle kaum auseinanderhalten konnte. »Ihr vier betretet das Haus allein. Allein! Das ist kein Plan. Das ist verdammter Irrsinn! Behüter sollen ihrer Aes Sedai den Rücken schützen. Lass uns mitkommen.« Die anderen Behüter stimmten grimmig zu, aber wenigstens versuchte sie nicht mehr, die ganze Sache aufzuhalten.

»Wir sind zu viert«, erwiderte Elayne. »Wir können selbst auf uns aufpassen. Und Schwestern bitten ihre Behüter nicht, gegen andere Schwestern vorzugehen.« Birgittes Miene verfinsterte sich. »Wenn ich dich brauche, schreie ich so laut, dass du mich noch im Palast hören könntest. Die Behüter bleiben draußen!«, fügte sie hinzu, als Birgitte den Mund öffnete. Der Bund füllte sich mit hilfloser Wut, aber Birgitte machte den Mund mit einem Ruck zu.

»Vielleicht kann man diesem Mann ja trauen«, sagte Sareitha und warf Hark einen Blick zu, der alles andere als Vertrauen ausdrückte, »aber selbst wenn er sich nicht verhört hat, kann keiner sagen, ob noch immer nur die beiden Schwestern im Haus sind. Oder überhaupt welche. Sollten sie weg sein, besteht keine Gefahr, aber wenn noch andere dazugekommen sind, könnten wir den Hals in eine Schlinge legen.«

Careane verschränkte die stämmigen Arme und nickte.

»Die Gefahr ist zu groß. Ihr habt uns selbst erzählt, dass sie bei ihrer Flucht aus der Burg einige Ter'angreale gestohlen haben, darunter ein paar gefährliche Stücke. Man hat mich nie als Feigling bezeichnet, aber ich habe keine Lust, zu versuchen, mich an jemanden anzuschleichen, der möglicherweise einen Stab hat, mit dem er Baalsfeuer machen kann.«

»Er wird wohl kaum etwas so Simples wie ›wir sind nur zu zweit‹ missverstanden haben«, erwiderte Elayne entschieden.

»Und es hörte sich nicht so an, als würden sie noch andere erwarten.« Sollte man sie doch zu Asche verbrennen, verglich man ihre Stellung, hätten sie darum wetteifern müssen, ihr zu gehorchen, statt mit ihr zu diskutieren. »Wie dem auch sei, das hier ist keine Diskussion.« Schade, dass beide protestierten. Hätte es nur eine getan, hätte das ein Hinweis sein können. Falls nicht beide Schwarze Ajah waren. Ein beängstigender Gedanke, aber ihr Plan zog diese Möglichkeit mit in Betracht. »Falion und Marillin werden nicht wissen, dass wir kommen, bevor es zu spät ist. Sind sie nicht mehr da, verhaften wir diese Shiaine, aber wir gehen.«

Es war eine größere Gruppe als erwartet, die hinter ihr und Hark aus dem Königlichen Stall ritt. Birgitte hatte darauf bestanden, fünfzig Gardistinnen mitzunehmen, obwohl die nur umsonst auf ihren Schlaf verzichten würden, eine Zweierreihe in rot lackierten Helmen und Harnischen, schwarz in der Nacht, die sich hinter den Aes Sedai und ihren Behütern am Palast entlangschlängelte. Als sie die Vorderseite des Palasts erreichten, hielten sie sich am Rand des Königinnenplatzes, des großen Ovals, auf dem sich jetzt primitive Unterkünfte drängten, die schlafende Gardisten und die Waffenmänner der Adligen beherbergten. Männer waren überall untergebracht worden, wo man Platz hatte finden können, aber in der Nähe des Palastes gab es nicht genug Keller und Dachböden und Zimmer und auch nicht genügend Parks, in denen die Zirkel der Kusinen die Männer an die Orte schafften, wo sie gebraucht wurden. Sie kämpften zu Fuß, auf den Mauern, also waren ihre Pferde alle in weiter entfernten Parks und den größeren Palastgärten untergebracht. Ein paar Wachtposten regten sich, als sie vorbeiritten, aber da Elayne die Kapuze hochgeschlagen hatte, wussten sie nicht mehr, als dass ein großes Kontingent Gardistinnen eine Gruppe durch die Nacht begleitete. Der Himmel im Osten war noch immer dunkel, aber es konnten keine zwei Stunden mehr bis zur Morgendämmerung sein. Die vom Licht gesandte Dämmerung würde Falion und Marillin in Haft sehen. Und noch eine andere. Zumindest eine andere.

Gewundene Straßen führten über und an Hügeln entlang, vorbei an ziegelgedeckten Türmen, die bei Sonnenaufgang in hundert Farben funkeln würden und im wolkenverhangenen Mondlicht schwach glitzerten, vorbei an stummen Geschäften und dunklen Schenken, einfachen Steinhäusern mit Schieferdächern und kleinen Palästen, die auch nach Tar Valon gepasst hätten. Das Klappern der Pferdehufe auf dem Kopfsteinpflaster und das leise Knarren des Sattelleders klang laut in der Stille. Abgesehen von dem gelegentlichen Straßenköter, der sich tiefer in die schattenverhüllten Gassen drückte, bewegte sich nichts. Zu dieser Stunde waren die Straßen gefährlich, aber kein Räuber würde so verrückt sein, sich einer so großen Gruppe in den Weg zu stellen. Eine halbe Stunde nach Verlassen des Palasts lenkte Elayne Feuerherz durch das Mondeltor, einen breiten, zwanzig Fuß hohen Bogen in der weißen Mauer der Innenstadt. Früher hatten hier Gardisten auf Posten gestanden, um den Frieden zu wahren, aber dafür war die Garde der Königin jetzt zu beansprucht.

Fast sofort nach dem Betreten der Neustadt wandte sich Hark ostwärts in ein Labyrinth aus Straßen, das sich in alle Richtungen durch die Stadthügel wand. Er ritt unbeholfen, auf einer braunen Stute, die man für ihn gefunden hatte. Beutelschneider verbrachten nur selten Zeit im Sattel. Einige der Straßen hier waren ziemlich schmal, und in einer davon zügelte er schließlich das Pferd, umgeben von Häusern, die sich bis zu vier Stockwerken erhoben. Birgitte hob die Hand, um die Kolonne anhalten zu lassen. Die plötzliche Stille erschien ohrenbetäubend.

»Es ist direkt hier um die Ecke, meine Lady, das ist es, auf der anderen Straßenseite«, sagte Hark beinahe flüsternd.

»Aber wenn wir dort hineinreiten, könnten sie uns hören oder sehen. Es tut mir leid, meine Lady, aber wenn diese Aes Sedai das sind, was Ihr behauptet, will ich nicht, dass sie mich sehen.« Er kletterte umständlich vom Pferd und schaute zu ihr hoch, rang mit einem nervösen, im Mondschatten liegenden Gesichtsausdruck die Hände.

Elayne stieg ab und führte Feuerherz zur Straßenecke und spähte am Rand eines schmalen, dreistöckigen Gebäudes vorbei. Die Häuser in der anderen Straße lagen mit einer Ausnahme alle im Dunkeln; dieses Haus erhob sich drei Stockwerke aus Stein in die Höhe, daneben gab es ein geschlossenes Stallhoftor. Kein übermäßig prächtiges Haus, aber groß genug für einen reichen Kaufmann oder Bankier. Allerdings war es unwahrscheinlich, dass Kaufmänner oder Bankiers zu dieser Stunde noch wach waren.

»Da«, flüsterte Hark heiser und streckte den Arm aus. Er stand so weit zurück, dass er sich vorbeugen musste, um zeigen zu können. Er hatte wirklich Angst, gesehen zu werden.

»Das mit dem Licht im ersten Stock, das ist es.«

»Wir sollten herausfinden, ob da noch jemand wach ist«, sagte Vandene und schaute an Elayne vorbei. »Jaem? Geh nicht ins Haus.«

Elayne wartete darauf, dass der schlanke alte Behüter sich die Straße entlangschleichen würde, aber er schlenderte einfach daher, den Umhang gegen die frühe Morgenkühle fest geschlossen. Ihn schien sogar die gefährliche Anmut eines Behüters verlassen zu haben. Vandene schien ihre Überraschung zu spüren.

»Schleichen zieht Blicke auf sich und schafft Misstrauen«, sagte sie. »Jaem ist bloß ein Fußgänger, und da es früh ist, um unterwegs zu sein, bewegt er sich nicht verstohlen, sodass jeder, der ihn sehen sollte, einen alltäglichen Grund für seine Anwesenheit voraussetzen wird.«

Jaem erreichte das Tor zum Stallhof, zog es auf und ging hindurch, als hätte er jedes Recht dazu. Lange Minuten vergingen, bevor er wieder herauskam, das Tor sorgfältig hinter sich verschloss und zurückkam. Er bog um die Ecke, und die raubtierhafte Anmut kehrte in seinen Schritt zurück.

»Bis auf das eine sind alle Fenster dunkel«, berichtete er Vandene leise. »Die Küchentür ist unverschlossen. Genau wie die Hintertür. Die führt auf eine Hintergasse. Sehr leichtsinnig für Schattenfreunde. Oder gefährlich genug, dass sie keine Einbrecher fürchten. In der Scheune schläft ein großer Bursche, oben auf dem Heuboden. Groß genug, um jeden Einbrecher zu verscheuchen, aber er war so betrunken, dass er nicht einmal aufgewacht ist, als ich ihn gefesselt habe.« Vandene hob fragend eine Braue. »Ich wollte lieber auf Nummer sicher gehen. Betrunkene wachen manchmal genau dann auf, wenn man nicht damit rechnet. Ihr wollt doch nicht, dass er Euch reingehen sieht und Alarm schlägt.« Sie nickte.