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»Sie hatten uns abgeschirmt«, sagte Falion erbittert.

Eldrith stockte der Atem, und sie legte eine dicke Hand an die runde Wange. »Das ist unmöglich. Es sei denn…« Sie kniff die dunklen Augen zusammen. »Sie haben eine Methode entdeckt, den Schein zu verbergen, ihre Gewebe zu verbergen. Nun, das könnte nützlich sein.«

»Ich danke euch für eure Rettung im richtigen Moment«, sagte Shiaine und stand auf, »aber habt ihr einen Grund, heute Nacht herzukommen? Hat Moridin euch geschickt?«

Asne lenkte einen Strom Luft, der Shiaines Wange mit einem lauten Klatschen traf und sie taumeln ließ. »Bleibt höflich, und vielleicht lassen wir Euch mitkommen. Oder wir können Euch auch tot zurücklassen.« Shiaines Wange war gerötet, aber ihre Hände blieben an ihrer Seite. Ihr Gesicht war ausdruckslos.

»Wir brauchen bloß Elayne«, sagte Temaile. Sie war hübsch auf eine fuchsgesichtige Art und Weise, dem Erscheinungsbild nach trotz des alterslosen Gesichts fast ein zerbrechliches Kind, aber in ihren blauen Augen lag ein ungesundes Flackern. Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen. »Ich würde ja gern mit den anderen spielen, aber sie wären eine Last, die wir nicht brauchen können.«

»Wenn Ihr töten wollt«, sagte Marillin, als würde sie über den Brotpreis sprechen, »dann verschont Careane. Sie gehört zu uns.«

»Ein Geschenk von Adeleas«, murmelte Vandene, und Careane riss die Augen weit auf. Ihr Mund öffnete sich, aber es kam kein Laut heraus. Die beiden Frauen sackten zusammen, fielen auf den Teppich. Vandene wollte sich wieder auf die Füße kämpfen, aber Careane starrte bloß zur Decke; der Griff von Vandenes Gürtelmesser ragte unter ihrem Brustbein empor.

Das Leuchten hüllte Chesmal ein, und sie berührte Vand ene mit einem komplizierten Gewebe aus Feuer, Erde und Wasser. D;e weißhaarige Frau brach zusammen, als wären ihre Knochen geschmolzen. Das gleiche Gewebe berührte Sareitha, und sie zog Elayne mit sich nach unten, als sie zusammenbrach. Sareithas Blick wurde bereits starr.

»Ihre Behüter werden jetzt kommen«, sagte Chesmal.

»Noch ein paar, die wir töten müssen.«

Lauf, Birgitte, lauf, dachte Elayne und wünschte sich, der Bund könnte Worte übertragen. Lauf!

32

Der Handel wird eingehalten

Birgitte lehnte an der Steinwand des zweistöckigen Gebäudes und dachte traurig an Gaidal, als das Bündel aus Gefühlen und körperlichen Empfindungen in ihrem Hinterkopf, ihr Bewusstsein von Elayne, sich plötzlich verkrampfte. Das war das einzige passende Wort. Was auch immer es war, es dauerte nur einen Augenblick lang, aber danach war der Bund voller… Schlaffheit. Elayne war bei Bewusstsein, schwankte, verspürte jedoch keine Angst. Trotzdem warf Birgitte den Umhang zurück und ging zur Ecke, um in die Vollmondstraße hineinzuschauen. Elayne konnte mutiger sein, als ihr gut tat. Das Schwerste daran, Elaynes Behüterin zu sein, bestand in der Aufgabe, sie davon abzuhalten, sich übermäßig in Gefahr zu bringen. Niemand war unverletzlich, aber die verdammte Frau hielt sich dafür. Ihr Wappen hätte ein eiserner Löwe und keine goldene Lilie sein sollen. Hinter dem Fenster brannte das Licht, warf einen blassen Schimmer auf die schmale Straße, und außer einer kreischenden Katze irgendwo in der Nacht gab es keinen Laut.

»Sareitha fühlt sich… schwindelig«, murmelte Ned Yarm an neben ihr. Das jungenhafte Gesicht des Behüters in der Kapuze seines Umhangs war eine grimmige Schattenmaske.

»Sie fühlte sich schwach.«

Birgitte wurde sich bewusst, dass sich die anderen Behüter dicht um sie scharten, mit versteinerten Gesichtern und harten Blicken. Das war selbst im Mondlicht deutlich zu sehen. Etwas war mit den Aes Sedai geschehen, aber was? »Lady Elayne hat gesagt, sie würde rufen, wenn sie uns braucht«, sagte sie zu ihnen, sowohl um sich selbst zu beruhigen wie auch sie. Selbst wenn Careane und Sareitha beide Schattenfreunde waren, in der Verknüpfung wären sie hilflos gewesen, und anscheinend war das, was passiert war, auch ihnen passiert. Sollte man sie doch zu Asche verbrennen, sie hätte darauf bestehen sollen, zusammen mit den anderen Behütern.

»Careane wird nicht erfreut sein, wenn wir unnötigerweise eingreifen«, sagte Venr Kosaan leise. So schlank wie eine Klinge und dunkelhäutig, mit weißen Strähnen in seinem lockigen schwarzen Haar und dem kurzen Bart, schien er völlig entspannt zu sein. »Ich sage, wir warten. Sie fühlt sich zuversichtlich, was auch immer da geschieht.«

»Jedenfalls mehr als noch beim Betreten des Hauses«, warf Cieryl Arjuna ein, was ihm einen scharfen Blick von Venr einbrachte. Obwohl Cieryl, ein Mann mittleren Alters, breite Schultern hatte, schien er nur aus Knochen zu bestehen.

Birgitte nickte. Auch Elayne war zuversichtlich. Anderers eits würde Elayne auch dann zuversichtlich sein, wenn sie über einem sich auflösenden Seil über eine Grube mit angespitzten Pfählen balancieren müsste. In der Ferne fing ein Hund an zu bellen, und die kreischende Katze verstummte, aber andere Hunde antworteten dem ersten in einem sich ausbreitenden Radius, der so plötzlich verstummte, wie er begonnen hatte.

Sie warteten, und Birgitte sorgte sich stumm. Plötzlich knurrte Venr einen Fluch und warf den Umhang ab. Im nächsten Augenblick hielt er die Klinge in der Hand und rannte die Straße entlang, gefolgt von Cieryl und Tavan, die ebenfalls die Klingen hielten und mit wehenden Umhängen liefen. Bevor sie zwei Schritte weit gekommen waren, stieß Jaem einen wilden Schrei aus. Er zog das Schwert, warf den Umhang zu Boden und rannte in einem Tempo hinter den anderen her, das sein Alter vergessen ließ. Mit einem Wutschrei auf den Lippen rannte auch Ned, der Stahl in seiner Faust funkelte im Mondlicht. Zorn fuhr wie ein Stich durch den Bund; er ähnelte der Berserkerwut, die manche Männer überwältigte. Und da war auch Trauer, aber noch immer keine Furcht.

Birgitte hörte hinter sich das leise Schaben von Schwert ern, die gezogen wurden, und wirbelte mit wehendem Umhang herum. »Weg damit! Die nutzen hier nichts.«

»Ich weiß genauso gut wie Ihr, was es zu bedeuten hat, wenn die Behüter losrennen, meine Lady«, sagte Yurith in ihrem höfischen Akzent und gehorchte. Mit sichtlichem Zögern. So hochgewachsen wie die meisten Männer, bestritt die Saldaeanerin, von adliger Geburt zu sein, aber wann immer die Sprache auf ihre Tätigkeiten vor dem Schwur zur Jägerin des Horns kam, zeigte sie bloß eines ihrer seltenen Lächeln und wechselte das Thema. Aber sie konnte sehr geschickt mit diesem Schwert umgehen. »Wenn die Aes Sedai sterben…«

»Elayne lebt«, unterbrach Birgitte sie. Sie lebte und war in Schwierigkeiten. »Um sie müssen wir uns jetzt kümmern, aber wir brauchen viele Schwerter mehr, um sie zu retten.« Und noch mehr als nur Schwerter. »Jemand schnappt sich den Mann!« Zwei Gardistinnen ergriffen Harks Mantel, bevor er sich in der Dunkelheit verdrücken konnte. Anscheinend wollte er nicht bleiben, wo Aes Sedai gestorben waren. Genauso wenig wie sie. »Sammelt die… die frei gewordenen Pferde und folgt mir«, sagte sie und schwang sich in Pfeils Sattel. »Und reitet wie der Wind!« Sie setzte ihre Worte in Taten um, grub die Fersen in die Flanken des sehnigen grauen Wallachs, ohne auf sie zu warten.

Es war ein wilder Galopp durch die dunklen, gewundenen Straßen, in denen gerade die ersten Fußgänger erschienen. Sie lenkte Pfeil um ein paar Karren und Wagen herum, die zu dieser frühen Stunde schon draußen waren, aber Männer und Frauen mussten ihr aus dem Weg springen, schüttelten oft die Fäuste und brüllten Flüche. Sie trieb den Wallach nur zu größerer Geschwindigkeit an, der Umhang wehte hinter ihr her. Sie hatte das Mondeltor noch nicht erreicht, da war Elayne bereits in Bewegung. Zuerst war sie sich nicht sicher gewesen, aber jetzt war es unmissverständlich. Elayne bewegte sich in Schrittgeschwindigkeit nach Nordosten. Der Bund verriet, dass sie zu weiche Knie hatte, um weit gehen zu können, möglicherweise konnte sie auch gar nicht gehen, aber ein Wagen würde die gleiche Geschwindigkeit haben. Der Himmel verfärbte sich grau. Wie lange würde sie brauchen, um alles beisammen zu haben, was nötig war? In der Innenstadt führten die Straßen spiralenförmig auf einen Mittelpunkt zu, führten vorbei an Türmen, die in Hunderten Farben funkelten, hoch zu den goldenen Kuppeln und den bleichen Turmspitzen des Königlichen Palasts auf dem höchsten von Caemlyns Hügeln. Als sie am Rand des Königinnenplatzes vorbeigaloppierte, starrten die Soldaten sie an. Sie bekamen ihr Frühstück aus schwarzen Töpfen auf Schubkarren, Köche löffelten irgendeinen braunen Eintopf auf Zinnteller, und jeder sichtbare Mann trug seinen Harnisch und hatte den Helm am Schwertgriff aufgehängt. Gut. Jeder eingesparte Augenblick war ein Augenblick, der zu Elaynes Rettung führte.