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Major Corban stellte sich neben Maneski und sah über den Grabenrand hinweg auf die vor ihm liegende Landschaft. „Es ist ruhig heute nacht“, sagte er.

„Ja, Sir“, antwortete Maneski und wartete auf die Belehrungen des Majors.

„Bleibt wachsam. Alle anderen Stellungen rings um uns sind schon angegriffen worden.“

„Ja, Sir“, antwortete Maneski pflichtgemäß.

Plötzlich zuckte der Major zusammen und griff an seinen Pistolengurt. Ehe der überraschte Maneski noch verstanden hatte, was vor sich ging, hatte der Major gezielt und geschossen. Noch während das Krachen des Schusses Maneski in den Ohren lag, tauchte am Grabenrand eine Gestalt auf, die die Arme in die Luft warf und auf den feuchten Sand der Grabensohle fiel.

„Da kommen sie!“ brüllte der Major. „Achtung, Jungs.“

Maneski hob bestürzt sein Gewehr. Eine Gestalt tauchte vor ihm auf, und ohne zu überlegen, was er tat, drückte Maneski den Abzugsbügel seines Gewehrs durch. Jetzt war die Überraschung vorbei, und überall im Graben schossen die Leute auf die anstürmenden Gegner. Hinter ihnen klangen dumpfe Abschüsse der Mörser auf, die einen atomaren Sperrgürtel zwischen die Gräben und den Feind legten, da die Entfernung für die weitreichende Artillerie zu gering war. Die Zombis wurden vernichtet, wo sie auch auftauchten.

Der Kampf war schnell vorbei. Das Gewehrfeuer wurde spärlicher und erstarb schließlich ganz.

Maneski nahm den Helm ab und wischte sich mit dem Ärmel über das schweißtriefende Gesicht. „War gar nicht so schlimm, was?“ fragte er.

Cushman antwortete nicht. Maneski drehte sich um und sah die zusammengesunkene Gestalt seines Kameraden auf der weichen Erde des Grabenrandes liegen. „Sanitäter!“ schrie Maneski. Aber noch ehe Hilfe kam, war Cushman tot.

Major Corbans scharfe Stimme war den ganzen Graben entlang zu hören. „Ihr habt euch gut geschlagen, Leute, aber denkt daran, das ist erst der Anfang. Die Burschen werden wiederkommen.“

9. Kapitel

General O’Conner lehnte sich in seinen Sessel zurück, nahm einen Stapel Meldungen auf und legte die Beine auf den Schreibtisch. „Wenn ich an der Stelle des Feindes wäre“, verkündete er, „dann würde ich mich einfach nicht mehr um diesen lausigen Planeten kümmern und mich nach einfacheren Zielen umsehen.“

„Ja, Sir“, sagte der Adjutant.

Der General warf die Papiere auf den Tisch und fluchte. „Ich hätte nie zulassen sollen, daß man einen Psychologen zu meinem Stab abkommandiert. Was gibt es denn jetzt schon wieder?“

„Unsere Feinde sind Supermenschen, Sir, uns weit überlegene Wesen. Sie wissen das, und auch wir wissen es. Man kann vor dieser Tatsache nicht einfach die Augen verschließen.“

„Wenn alles so weitergeht wie bisher, mögen sie uns ruhig überlegen sein. Wir halten unsere Stellungen bereits seit mehr als einem Monat, und auf einen Toten auf unserer Seite kommen fünfhundert Gefallene der Gegenseite. Unsere Nachschub-Schiffe kommen durch, und wir sind jetzt in einer weitaus besseren Lage als zu Beginn dieses Angriffes. Glauben Sie, daß diese Burschen uns weiter angreifen werden trotz der riesigen Verluste, die sie erleiden?“

„Ich habe keine Ahnung, was diese Burschen vorhaben, aber sie können den Angriff gar nicht abbrechen, In diesem Stadium des Krieges wagen sie es nicht, ihre Niederlage einzugestehen. Es wäre ein ungeheurer Prestige-Verlust für sie und ein Auftrieb für uns. Es ist genau wie mit ihren Waffen. Unsere Waffen sind besser, und eine Menge davon ist ihnen in die Hände gefallen. Aber sie verwenden sie nicht. Meiner Meinung nach haben sie irgendeinen Komplex. Sie wollen es einfach nicht zugeben, daß irgend etwas von uns besser als ihre Erzeugnisse sein könnte und wollen auch nicht, daß wir zu dieser Ansicht gelangen.“

O’Conner kicherte und griff nach einem der Papiere. „Im Augenblick dürfte es ihnen schwerfallen, mich an diesem Gedanken zu hindern. Fünfhundert zu eins — es ist unglaublich. Das Sektor-Hauptquartier glaubt, ich scherze.“

Vor der Tür entstand Bewegung. Dann klangen wilde Flüche auf. Die Tür öffnete sich, und ein breitgrinsender Oberst trat ins Zimmer.

„Was gibt es, Leblanc?“ fragte O’Conner.

„Die Abwehr hat große Schwierigkeiten.“

„Ist das etwas Neues?“

„Seit Ausbruch des Krieges wird nach einem Gefangenen gejammert, den man verhören könnte. Nun hat man endlich einen Gefangenen bekommen!“

„Tatsächlich! Wie denn?“

„Oberst Corban hat einen hinübergeschickt. Er hat offensichtlich etwas für die Abwehr übrig und erklärte, er werde sich persönlich um einen Gefangenen bemühen. Er hat auch sein Wort gehalten.“

O’Conner grinste. „Corban traue ich das ohne weiteres zu. Wie hat er das denn geschafft?“

„Einer der Zombis tauchte direkt neben seinem Gefechtsstand auf. Corban schlug ihn bewußtlos. Sie haben dem Burschen einen ganzen Kübel Beruhigungsmittel eingegeben und ihn dann hierhergeschleppt.“

„Dann dürfte doch die Abwehr endlich zufrieden sein. Was sollte dann der Krach vor der Tür?“

„Nun, sobald der Zombi wieder zu sich kam, blickte er sich im Zimmer um und verschwand. Draußen tauchte er wieder auf und — wie das Glück es wollte — direkt vor einem Wachtposten, der zufälligerweise ein Infanterist war, der schon viele Kämpfe mit den Zombis hinter sich hatte. Der schlug ihm den Gewehrkolben über den Schädel und lieferte ihn wieder bei der Abwehr ab. Dieses Mal ließen sich die Abwehrleute auf keine Risiken ein. Sie schleppten ihn in eine Kellerzelle und banden ihn dort mit Eisenketten fest. Drei Wachen wurden neben ihn gesetzt, die in stetiger Körperberührung mit ihm sein mußten. Aber sobald er aufwachte, verschwand er wieder.“

O’Conner explodierte. „Hölle und Teufel! Wollen Sie etwa damit sagen, daß ein Zombi in meinem Hauptquartier herumläuft?“

„Nein. Die Wache hat ihn sofort entdeckt, als er draußen wieder auftauchte. Er war jedoch zu weit entfernt, als daß man ihn hätte niederschlagen können. Deshalb wurde er erschossen, und die Abwehrleute singen jetzt wieder ihr altes Klagelied.“

„Ja, aber ich sehe nicht ein, was uns das kümmern soll“

„Das will ich nicht sagen“, meinte der Oberst. „Es wäre ganz nett, wenn wir wüßten, gegen wen wir eigentlich kämpfen, woher die Angreifer kommen, wie viele gegen uns stehen und derartige Dinge.“

„Das eine sage ich Ihnen, es sind sehr viel weniger, als es noch vor einem Monat waren.“

Befriedigt klopft O’Conner auf den Stapel der vor ihm liegenden Meldungen. „Bei diesem Verlustverhältnis jedoch werden wir nicht mehr so lange brauchen.“

Der General beendete seine Arbeit am Schreibtisch und begab sich auf eine Inspektionsfahrt zu den Kampfeinheiten. Sein Stab argumentierte zwar immer dagegen, und es war auch wirklich gewagt, in einem der kleinen Flugzeuge umherzufliegen, in einer Lage, in der man nicht wußte, von wo der Feind angriff und wo man seine Verteidigungsstellungen suchen sollte. Bis jetzt aber war keine Maschine verlorengegangen, nicht einmal die Tag und Nacht im Einsatz stehenden Transportmaschinen. O’Conner war Realist. Er kämpfte einen glänzenden und erfolgreichen Abwehrkampf, aber noch immer wurde vom Sektor-Hauptquartier sein Abschnitt als Position angesehen, die man gegebenenfalls aufgeben konnte. Die Leute des Generals waren keine Narren und spürten genau, wie es stand. Sie kämpften besser, wenn sie wußten, daß ihr General bei ihnen blieb und sich nicht im letzten Augenblick absetzte.

Heute wollte O’Conner Corbans Abschnitt besichtigen, und er kam gerade rechtzeitig an, um noch das Ende eines kleinen Gefechtes zu erleben. Seine Maschine landete sicher, und er kletterte in Corbans Gefechtsstand hinaus.