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Perrins Stimme verklang. Langsam drehte er sich wieder zur Sichtluke. Irgendwo dort draußen in der Dunkelheit, viel zu weit entfernt, als daß man es ohne die besten Instrumente hätte feststellen können, schwebte das Schiff der Zombis. Was würde er tun, wenn er ein Zombi wäre?

Erschrocken fuhr er zusammen. Ein grauer Schatten tauchte aus dem Nichts auf, näherte sich der Castor und verschwand aus dem Blickwinkel. Im Nu handelte Perrin. Er schlug auf die Taste, die allgemeinen Alarm im Schiff auslöste.

Kurz darauf erklang über die Bordsprechanlage die Stimme des Admirals, der wissen wollte, was vor sich ging. Von den Abwehrkommandos, die auf Perrins Befehl die Außenhaut des Schiffes absuchten, kamen die ersten Meldungen.

„Ich habe ihn — oder es — gesehen“, verkündete eine Stimme. „Als ich darauf zuging, verschwand er.“

„Wahrscheinlich hat er es mit der Angst zu tun bekommen, was?“ schaltete der Admiral sich ein. „Wunderbar, Perrin. Sie haben blitzschnell und richtig gehandelt.“

„Admiral“, erwiderte Perrin, „ich möchte empfehlen, daß wir das Schiff sofort verlassen.“

„Was empfehlen Sie?“

„Daß wir das Schiff aufgeben.“

Einen Augenblick lang vergaß der Admiral, daß Perrin auf Ferrano gewesen war. Seine Antwort war nicht gerade eines Gentlemans würdig und kann nicht wiedergegeben werden. Ehe er aber seine Schimpfkanonade zu Ende geführt hatte, riß eine Explosion die Castor mitten entzwei.

Hals über Kopf stürzte alles aus dem Raum, und nur Perrin blieb auf seinem Posten und schaltete die Notstromaggregate ein. Dann gab er über Funk eine Beschreibung des Schicksals der Castor an das Flotten-Hauptquartier.

„Ein Zombi in besonderem Raumanzug ist mittels Teleportation in allernächste Nähe des Schiffes gekommen, brachte Sprengkörper auf der Außenhaut des Schiffes an und verschwand wieder mittels Teleportation. Ein Suchkommando sah ihn noch verschwinden, konnte jedoch die Sprengkörper nicht entdecken. Wahrscheinlich hätten sie sie auch nicht genügend weit vom Schiff wegschaffen können, um dessen Beschädigung zu verhindern. Auf meine Signale erfolgten keine Antworten von den übrigen Schiffen dieses Geschwaders. Von meinem Beobachtungsposten aus habe ich in den letzten dreißig Sekunden sechs Explosionen gesehen. Es kann sein, daß das ganze Geschwader vernichtet ist. Alle Überlebenden haben das Schiff verlassen. Leutnant Willis Perrin ist am Apparat und bittet um augenblickliche Hilfe für die Überlebenden des Geschwaders von allen Schiffen, die sich in diesem Sektor befinden.“

Perrin wiederholte seine Meldung fünfmal. Dann erst verließ er den Funkraum. Als er keinen Rettungsanzug im Vorderteil des Schiffes mehr fand, setzte er sich ruhig und gefaßt auf einen Stuhl und wartete ab, bis die Luft aus dem Schiff entweichen und der Tod auf ihn zukommen würde.

Nur seiner Meldung war es zu verdanken, daß man später überhaupt wußte, wie siebenundneunzig Schiffe der Raumflotte der Föderation beinahe auf einen Schlag verlorengegangen waren.

Andere Schiffe befanden sich nicht in der Nähe, um die Überlebenden an Bord zu nehmen, und als der Schlachtkreuzer Altair auf dem Schauplatz ankam, trieben nur noch Tote im All.

13. Kapitel

„Ich bin der Ansicht, Oberst …“

„Ja, Mike, was gibt es denn?“ Der Oberst blätterte eine Seite um und legte den zerlesenen Band mit der Vorderseite nach unten auf den Tisch. Dann blickte er forschend in das junge und dennoch alte Gesicht des Captains.

„Diese Untätigkeit ist nicht gut für die Leute, Sir.“

„Sie ist auch für mich nicht gut, aber wir können doch nichts unternehmen. Oder? Die einzige Möglichkeit bliebe, daß jemand einen Einfall hat, der dem von Corban gleichkommt und uns eine Möglichkeit zum Angriff gibt. Fällt Ihnen etwas ein?“

Der Captain blickte zur Seite. „Nein, Sir.“

„Auch ich habe keine Idee. Also müssen wir hier ruhig sitzen bleiben. Wir wagen sie nicht anzugreifen, und sie ihrerseits wagen keinen Angriff auf uns. Auf ihrer Seite aber sind alle Vorteile, denn während wir hier in unseren Igelstellungen sitzen, können sie sich überallhin bewegen und Welt um Welt einnehmen. Und sie brauchen sich nicht um uns zu kümmern.“

„Sie wissen doch, wie es enden wird“, sagte der Captain.

„Ich glaube, ja. Wir können hier so lange sitzen, bis uns die Lebensmittel ausgehen, und dann bleibt uns nichts anderes übrig, als einen Verzweiflungsangriff zu wagen und dabei unterzugehen oder uns zu ergeben, um nicht zu verhungern. Ich hoffe jedoch, daß irgend jemanden etwas einfallen wird.“

„Vielleicht hat jemand eine Idee.“ Des Captains Stimme klang nicht gerade hoffnungsvoll. „Schließlich ist es der Flotte ja auch gelungen, ein Abwehrmittel gegen die neue Taktik der Zombis zu finden. Es war auch höchste Zeit, denn die Flotte stand bereits kurz vor ihrer völligen Vernichtung.“

„Damit ist das Problem aber noch nicht gelöst“, meinte der Oberst. „Sie können sich darauf verlassen, daß die Zombis neue Techniken finden werden.

Man muß ihnen zweifellos zugute halten, daß sie aus ihren Erfahrungen lernen. Schauen Sie nur einmal an, wie sie es anpackten, um unseren Planeten hier zu besetzen. Zuerst landeten sie einige Agenten, die Brücken, Verbindungswege sprengten und die Zivilbevölkerung terrorisierten. Dann trieben sie die Armee in die Verteidigungsstellungen und zwangen die Flotte, ihre Stützpunkte zu verlassen. Auf diese Weise sahen sie sich dann nur noch wenigen Bataillonen Infanterie gegenüber, die keine nennenswerte Unterstützung von Raumschiffen haben, und über kurz oder lang wird es den Zombis gelingen, diese Truppen zu überwältigen und den Planeten ganz zu besetzen. Das geschieht auf allen Planeten, und die Flotte muß immer weiter zurückweichen. Ja, ich weiß, wie es enden wird.“

Hilflos hob der Captain die Hände. „Es muß doch einen Ausweg geben.“

„Das sage ich mir ja auch, aber in letzter Zeit haben meine Worte wohl kaum überzeugend geklungen. Oh, ich bin sicher, daß es nicht plötzlich enden wird. Darin täuschen sich die Zombis. Wenn man weiß, daß es ohnehin keinen Ausweg gibt, verteidigt man sich bis zum äußersten. Es wird ihnen nie gelingen, die menschliche Rasse auszulöschen, selbst, wenn sie das wollten. Es gibt zu viele Menschen auf zu vielen Welten. Aber unsere Zivilisation wird vernichtet werden, wenn sie es nicht bereits ist. So wird es enden.“

„Weshalb sitzen wir dann also hier herum, Sir. Weshalb gehen wir nicht hinaus und kämpfen, auch auf die Gefahr hin, vernichtet zu werden?

Dann haben wir doch wenigstens etwas geleistet.“

„Unsere Truppen hier sind gut, Mike, und wir wollen keinen einzigen Mann opfern. Wir wollen bereit sein für den Augenblick, in dem jemandem ein Ausweg aus dieser Lage einfällt. Es wäre doch zu schade, wenn wir einen Plan ausarbeiten würden und dann nicht genügend Leute zur Verfügung hätten, um ihn auszuführen. Es bleibt uns im Augenblick nichts anderes übrig, als still zu sitzen und abzuwarten.“

„Fast glaube ich es auch.“

Der Oberst wandte sich müde ab und nahm sein Buch wieder auf.

Draußen klang ein Ruf auf. Schritte näherten sich durch den Tunnel. Das Gemurmel erregter Stimmen drang bis zu den beiden Männern. Der Oberst legte das Buch beiseite, und der Captain stand auf. „Sehen Sie nach, was los ist“, sagte der Oberst.

Noch ehe der Captain die Tür erreicht hatte, klopfte es. Er öffnete die Tür und trat zurück.

„Entschuldigung, Sir“, sagte ein Sergeant, „aber — komm schon her!“

Er stieß einen Jungen in das Zimmer.

Es war ein wild aussehender Junge. Das Haar war ungepflegt, die Kleidung schmutzig und zerlumpt. Die Füße waren bloß. Der Hunger hatte das Gesicht des Jungen gezeichnet. Er schien von den bewaffneten Soldaten, die ihn umgaben, völlig unbeeindruckt. Neugierig blickte er sich im Zimmer um und sah nochmals zu den Überresten einer Mahlzeit hin. Dann wandte er sich dem Obersten zu.