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Ich schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte ich. »Ich halte ihn für einen ausgesprochen kompetenten Kommandanten.«

»Ich verstehe nicht.«

»Das ist doch nicht schwer.«

»Du glaubst nicht, daß sich Saphronicus im Delta aufhält?«

»Nein. Er ist nicht im Delta.«

»Das kannst du nur von einem anderen Spion wissen, also bist du auch einer, du bist ein Agent von Cos.«

»Nein.«

»Bei wem liegt deine Loyalität dann?«

»Ich komme aus Port Kar.«

»Zwischen Ar und Port Kar herrscht keine Freundschaft.«

»Aber wir befinden uns mit Cos im Kriegszustand.«

Er schnaubte. »Wir marschieren weiter nach Westen.«

»Das ist ein Fehler.«

»Unsere Befehle sind klar.«

Wieder schüttelte ich den Kopf. »Und was ist mit den Rencebauern?«

»Ich begreife nicht, daß es so viele sind«, meinte er. »Ein Dorf wurde zerstört, ein Dorf.«

»Anscheinend haben sie sich schon seit einiger Zeit gesammelt.«

»Aber warum?«

»Ihr habt ihr Land betreten«, erinnerte ich ihn.

»Aber sie müssen doch begreifen, daß wir nur Cos einholen wollen.«

»Wie ich bereits sagte, werden sie das kaum glauben. Es sind keine Cosianer im Delta.«

»Das ist unmöglich!«

»Vielleicht sind ja ein paar von ihnen hier, das will ich dir gern zugestehen. Ich weiß es nicht. Vielleicht gerade genug, um Spuren zu hinterlassen, um Ar weiter nach Westen zu locken. Das wäre möglich.«

Er blickte mich an.

»Hast du, der Befehlshaber der Vorhut, bis jetzt auch nur den winzigsten Beweis selbst für nur ein paar gegnerische Soldaten gefunden?«

»Es gab niedergetrampeltes Schilf.«

»Das kann auch von Tharlarion stammen.«

»Das Expeditionsheer von Cos hat das Delta betreten«, sagte er. »Das wissen wir.«

»Das bezweifle ich ja auch gar nicht«, erwiderte ich. Bestimmt hatte auch Ar seine Informationsquellen. Sein Gold konnte genausogut Spione kaufen wie das von Cos. »Aber ich vermute, daß die cosischen Verbände nicht im Delta geblieben sind, sondern sich nach ein paar Tagen wieder daraus zurückzogen, nachdem sie aller Welt bewiesen haben, daß sie unterhalb von Turmus in das Gebiet eingedrungen sind.«

»Das ist absurd.«

»Glaubst du wirklich, Cos würde das Vosk-Delta auswählen?«

»Sie flohen vor uns, aus Angst um ihr Leben.« Seine Stimme klang wütend.

»Ich habe mich mehrere Tage bei dem Expeditionsheer aufgehalten, bis nördlich von Holmesk. Ich versichere dir, daß sie sich bei ihrem Marsch nicht beeilt haben.«

»Dann bist du ein Cosianer.«

»Ich war dort zusammen mit einem Freund, der Ar einen Dienst erweisen wollte.«

»Die Cosianer müssen uns entgegentreten«, beharrte er wütend.

»Das werden sie auch«, versicherte ich ihm. »Aber für den Zeitpunkt, den sie für richtig halten.«

»Ich verstehe nicht.«

»Sie werden euch in dem Augenblick gegenübertreten, in dem ihr versucht, das Delta zu verlassen.«

»Das Heer ist vor uns.«

Ich schüttelte den Kopf. »Nein.«

»Das ist eine Lüge!« Er verstummte. »Stünden wir ihnen doch schon gegenüber!«

»In gewisser Weise tut ihr das doch.«

»Wieso?«

»Das Delta ist ihre Waffe, das Delta und die Rencebauern.«

Der Hauptmann stand auf. Er sah zu mir herab. »Deine Mutmaßungen sind die vergeblichen Lügen eines sich windenden Spions, der versucht, sich der gerechtfertigten Wut seiner erzürnten Gefangenenwärter zu entziehen. Deine Spekulationen sind absurd. Hättest du etwas länger nachgedacht, wäre dir bestimmt etwas Plausibleres eingefallen. Außerdem finde ich deine Bemühungen, die Integrität und Ehre von Saphronicus, dem General des Nordens, in den Dreck zu ziehen, widerlich und anstößig. Deine Andeutungen sind allesamt einfach lächerlich. Entsprächen sie der Wahrheit, würden sie einen Verrat eines fast unvorstellbaren Ausmaßes bedeuten.«

»In Ar gibt es Verrat, und zwar auf allerhöchster Ebene.«

»Mit welchem Ziel?«

»Damit Cos die Vorherrschaft erlangt!«

»Und Saphronicus ist darin verwickelt?«

»Ja.« Mehr wollte ich dazu nicht sagen. Unter den Verschwörern gab es eine Person, die ich schützen wollte.

»Das ist wirklich absurd.« Er hob die Hand und winkte Plenius heran. »Steck ihm den Knebel wieder in den Mund.«

Plenius wickelte den Knebel von meinem Halsseil. Ein Soldat kam heran. »Hauptmann, da ist ein Laut unter Wasser.«

»Hat er eine natürliche Ursache?« fragte Labienus.

»Das ist schwer zu sagen«, antwortete der Soldat. »Es hört sich wie ein Klicken an.«

»Das wird mit Steinen gemacht«, sagte ich.

Labienus runzelte finster die Stirn.

»Ist der Laut noch weit entfernt?« fragte ich.

Der Soldat sah Labienus an. Der Hauptmann nickte unmerklich. »Das ist schwer zu, sagen«, sagte der Mann. »Ich glaube schon.«

»Ist es ein rhythmischer Laut?«

»Er ertönt in regelmäßigen Abständen.«

Ich wandte mich an den Hauptmann. »Hol die Vorposten zurück.«

»Du scherzst!« schnaubte er.

»Die Rencebauern benutzen Steine und schlagen sie unterhalb der Wasseroberfläche aneinander. Das kann man nur hören, wenn man den Kopf unter Wasser hält. Sie übermitteln auf diese Weise Befehle. Allerdings kenne ich ihre Verschlüsselung nicht.«

»Wir sprechen hier von einfachen Fischern«, sagte Labienus. »Von Vogeljägern und Leuten, die das Rence abernten.«

»Aber die Geräusche sind nun rhythmisch«, erwiderte ich unbeeindruckt. »Also dienen sie im Augenblick nicht der schlichten Verständigung!«

»Die Rencebauern haben uns schon einige Ahn nicht mehr belästigt«, sagte Labienus. »Ich glaube, die Gefahr ist vorbei. Ich halte es sogar für möglich, daß wir sie durch unser Marschtempo hinter uns gelassen haben. Vermutlich sind sie auseinandergegangen, in ihre Dörfer zurückgekehrt. Sicher haben sie inzwischen begriffen, daß wir von ihnen nichts wollen.«

»Die Geräusche werden mittlerweile näher gekommen sein.«

»Ich will dir zugestehen, daß sie möglicherweise noch immer Beobachter im Sumpf haben.«

»Es sind regelmäßige Geräusche«, sagte ich. »Sie dienen nicht der Verständigung, sondern sollen nervös machen, etwas aufscheuchen.«

»Aber sie sind doch unter Wasser«, sagte ein Unteroffizier; mittlerweile hatte sich eine kleine Gruppe um uns versammelt.

»Man wird sie auf allen Seiten der Sandbank hören können«, sprach ich weiter. »Sie kommen näher, sie werden lauter werden. Hol die Posten zurück.«

»Der Spion will, daß wir unsere Vorposten zurückziehen«, sagte Plenius kopfschüttelnd zu einem der Soldaten.

»Wir sind doch keine Narren«, erwiderte der Mann.

Plötzlich spritzte nur wenige Meter entfernt lautstark Wasser auf.

»Was war das denn?« fragte der Unteroffizier.

»Zwei Tharlarion«, meinte Plenius.

»Nein, da war doch gar nichts«, sagte sein Kamerad.

»Ihr wißt doch sicher, wie Larls gejagt werden«, sagte ich. »Wie man das Wild vor sich hertreibt.«

»So ein Kreis kann Pasangs durchmessen«, sagte ein Soldat.

»Genau wie hier.« Bei derartigen Treibjagden wird der Kreis immer enger, man kann Hunderte von Tieren zu einer bestimmten Stelle treiben. Manchmal schließen sich Bauern aus verschiedenen Dörfern zu einer solchen Jagd zusammen. Für die Arena bestimmte Tiere werden ebenfalls auf diese Weise gejagt, man treibt sie dann mit Fackeln und Speeren in die Käfige und Netze.

»Das ist der Grund, warum ihr im Augenblick die Rencebauern nicht zu fürchten braucht«, fuhr ich fort. »Die sind nicht so dumm, um sich innerhalb des Kreises aufzuhalten. Wir sind diejenigen, die eingekreist sind! Sie werden später kommen. Und dann werdet ihr sie fürchten!«

Ein Soldat stolperte aus dem Wasser auf die Sandbank. »Aii!« rief er.

»Das ist doch einer der Posten!«

Nur ein paar Schritte zu seiner Rechten schoß plötzlich der langhalsige Kopf eines Tharlarions aus dem Sumpf. Links von ihm kam plötzlich ebenfalls ein kurzbeiniges Tharlarion heran. Dann durchbrachen weitere der Bestien die Wasseroberfläche.