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Er nickte. »Nehmt euch vor den Cosianern in acht«, riet er. »Sie und ihre bezahlten Schläger haben sich an den Rändern des Deltas eingenistet.«

Das hörte ich gar nicht gern, andererseits hatte ich es aber bereits vermutet.

»Verlaß sie«, sagte er. »Sie werden den Durchbruch niemals schaffen.«

»Vielleicht hast du ja Lust, ein paar Ehn zu bleiben«, schlug ich vor.

»Ich sollte aufbrechen.«

»Mein Freund Plenius hat meines Wissens ein paar Stücke hartes Brot in seinem Bündel verwahrt. Es ist mittlerweile alt und trocken, aber es könnte dir schmecken. Hast du schon einmal so etwas gegessen?«

»Nein, ich glaube nicht.«

»Möchtest du es nicht einmal kosten?«

»Ich glaube nicht.«

»Ich kann es holen lassen«, sagte ich.

»Holen lassen?«

»Von der Frau natürlich«, sagte ich.

»Natürlich«, erwiderte er.

»Ina«, sagte ich.

Sie sprang auf, kam zu uns herüber und kniete mit gesenktem Kopf nieder.

»Ist das eine Sklavin?«

»Nein, bloß eine Gefangene.«

Ho-Tenrik musterte Ina und die Schönheit der ihr angemessenen unterwürfigen Haltung.

»Ina, wenn Plenius gerade nichts zu tun hat, bitte ihn, daß er dir ein Stück hartes Brot gibt, für mich und meinen jungen Freund.«

»Ja, Herr«, antwortete sie, stand auf und eilte zu Plenius.

»Sie gehorcht aufs Wort«, bemerkte Ho-Tenrik.

»Wenn nicht, bekäme sie Schläge.«

»Ich verstehe.«

Ein paar Augenblicke später war Ina wieder da. Sie hielt ein Stückchen Brot in der Hand. Es war das letzte der beiden Stücke, die Plenius noch hatte, und ich war ihm dankbar für seine Großzügigkeit. Es gehörte zu den wenigen eßbaren Dingen in unserem Lager, die wir dem jungen Rencebauern anbieten konnten. Zumindest war es nicht roh.

»Ina, brich es in zwei Stücke«, sagte ich, »und gib unserem Gast das größere Stück.«

»Ja, Herr.«

Natürlich war es keinesfalls das Brot, das unseren jungen Freund im Lager festhalten sollte.

»Bedien zuerst unseren Gast«, verlangte ich und korrigierte mit diesen Worten ihr Benehmen, da sie anscheinend mich zuerst bedienen wollte.

»Ja, Herr.«

Auf den Knien bot sie Ho-Tenrik das größte Stück hartes Brot an, das er auch annahm; danach bediente sie mich.

Wir betrachteten Ina, die zu unseren Füßen kniete.

»Sie ist ja fast nackt«, sagte der junge Rencebauer.

»Weil ich das so will«, erklärte ich.

»Ich verstehe.«

»Männern gefällt es, sich an der Schönheit von Gefangenen und Sklavinnen zu erfreuen. Tust du das nicht?«

»Ja, doch«, antwortete er zögernd. Dann: »Ja!«

»Gut.«

Ina errötete unter unseren Blicken, langsam und verstohlen tasteten ihre Hände nach oben, um die Brüste zu bedecken.

»Du hast keine Erlaubnis erhalten, deine Brüste zu bedecken, Ina«, rügte ich sie.

Blitzschnell nahm sie die Hände herunter und legte sie auf die Oberschenkel. »Verzeihung, Herr.«

»Deine Brüste sind sehr schön«, sagte ich, »und du mußt sie zeigen, wenn es der Wunsch deines Herrn ist.«

»Ja, Herr, danke, Herr«, sagte sie.

»Wie bestimmend du mit ihr umgehst«, staunte He-Tenrik.

»Sie ist eine Frau«, sagte ich etwas verblüfft. Anscheinend hatte er noch nicht viel Erfahrung mit Frauen.

»Wie schön Frauen doch sind!« sagte er.

»Ja«, stimmte ich ihm zu. »Willst du dich nicht setzen und dein Brot essen?«

»Ich muß weiter.«

Ich warf Ina einen strengen Blick zu. Sofort spreizte sie die Beine noch weiter auseinander.

»Vielleicht kann ich auch noch, einen Augenblick bleiben«, meinte der Junge.

Wir setzten uns und kauten das Brot. Er konnte den Blick nicht von der Gefangenen losreißen. Sie kniete kerzengerade, wagte es aber nicht, seinem Blick zu begegnen.

»Und?«

»Sie ist wunderschön«, sagte er.

»Das Brot.«

»Es… es schmeckt nicht schlecht.«

Ho-Tenrik war höflich. Im Bündel eines jeden Soldaten findet man derartiges hartes Brot. Einige behaupten sogar, es schmecke ihnen. Plenius zum Beispiel hatte es seit Wochen aufbewahrt.

Anderseits war es durchaus möglich, daß er sich bloß nicht überwinden konnte, es zu essen, daß er es bloß als die allerletzte Möglichkeit gegen das Verhungern aufsparte. Er hatte es uns verdächtig schnell überlassen. Ich konnte mich aber auch irren, vielleicht schmeckte es ihm ja tatsächlich. Gelegentlich aß ich solche Rationen durchaus gern. Ich würde sie nur nicht als die Krönung der Genüsse bei einem wichtigen diplomatischen Bankett auftischen, bei dem es darum ginge den möglichen Ausbruch eines Krieges zu verhindern.

»Ina, hol Wasser!« befahl ich.

Wir sahen zu, wie sie aufsprang und loseilte.

»Gibt es in eurem Dorf solche Frauen?« fragte ich.

»Nein. Nicht einmal entfernt ähnliche Frauen.«

Wir sahen zu, wie Ina zur Wasserstelle ging, die zuvor in Wassernähe gegraben worden war, damit das Wasser dort hineinsickern konnte, und ein kleines Metallgefäß füllte.

Sie kam zurück, kniete nieder und bot uns das Gefäß an. Ho-Tenrik spülte das Brot hinunter.

»Wie hast du eigentlich bemerkt, daß ich euch ausspionierte?« fragte er.

»Der Torstrauch. Er wächst nicht höher als bis zur Hüfte.«

»Ich war dumm.«

»Nein«, sagte ich, »du warst unvorsichtig.«

»Es war ein Fehler.«

»Ja, es war ein Fehler.«

»Solch ein Fehler kann einem Mann das Leben kosten.«

»Das ist möglich«, sagte ich.

»Ich werde ihn nicht wiederholen.«

»Gut.«

Ho-Tenrik trank noch einen Schluck Wasser. »Du bist nicht mein Feind, nicht wahr?« fragte er dann.

»Nein«, sagte ich. »Genausowenig wie die anderen hier.«

»Danke für das Essen.«

»Es war nur wenig.«

»Ich wünsche dir alles Gute.«

»Ich wünsche dir alles Gute«, erwiderte ich.

Er stand auf, drehte sich um und verließ das Lager. Plenius kam zu mir herüber. »Wir müssen bald aufbrechen.«

»Ja, das müssen wir.« Ich konnte mir nicht vorstellen, daß der Junge mit seinen Leuten zurückkehren würde, um uns anzugreifen, aber sie kannten sich möglicherweise im Sumpfläufertum aus und kamen darum viel schneller vorwärts als wir. Aus diesem Grund würde ich die Gruppe nach Südwesten führen, denn sie nähmen gewiß an, daß wir nach Süden gingen oder, falls wir ihre Verfolgung fürchteten, nach Osten, fort von der Stelle, an der wir den Jungen beim Spionieren erwischt hatten. Aber es würde nicht einfach sein, die Männer zu verfolgen, mit denen ich unterwegs war. Sie hatten begriffen, wie man sich im Sumpf bewegen mußte. Es würde höchst gefährlich sein, sie nun zu verfolgen.

17

»Da kommt jemand!« zischte Titus. Seit unserer Begegnung mit dem jungen Rencebauern waren drei Tage vergangen.

»Wo? Wer?« fragte ich.

»Dort!« Titus zeigte in nordwestliche Richtung. »Da läuft ein Mann, ein Cosianer, und ein paar Soldaten in der Uniform von Ar – ich weiß nicht, wie viele – verfolgen ihn.«

In dieser Gegend erschien das sehr seltsam. Wenn überhaupt, dann hätte ich erwartet, daß Cosianer ein paar arme Arer verfolgten, die aus dem Delta zu entkommen versuchten. Vielleicht handelte es sich ja um Cosianer oder Söldner, die sich verkleidet hatten, um Männer aus Ar in die Falle zu locken, während der Verfolgte, der die Uniform von Cos trug, in Wirklichkeit ein Arer war. Das hätte einen schlüssigen Sinn ergeben.

»Plenius!« rief ich leise. Nach Labienus war er der nächste, der in unserer kleinen Gruppe das Sagen hatte.

»Ich habe es gehört«, sagte er und trat mit einem Speer in der Hand hinter einem Strauch hervor.

»Sie kommen in unsere Richtung!« rief Titus.

»Das sollten wir uns ansehen«, sagte ich. Es konnten auch alles Cosianer oder Söldner sein, die eine Scharade spielten, um uns in Sicherheit zu wiegen.

Mit Handsignalen schickte Plenius unsere Männer auf ihre Posten. Als sie dann hinter ihm ausschwärmten, folgte er mir.