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»Gut«, erwiderte ich. »Dann iß.«

Sie stopfte sich das Essen in den Mund, aß mit der Gier eines halbverhungerten Sklavenmädchens.

Ich sah auf unsere Wärterin hinab. »Die Beine zusammen«, befahl ich ihr, »und die Arme an die Seiten, Handflächen nach oben!«

Sie gehorchte.

Ich ging neben ihr in die Hocke.

Sie bewegte sich unbehaglich, behielt aber ihre Stellung bei.

»Diese Lumpen sind doch zweifellos so angeordnet, daß sie sich ganz leicht ausziehen lassen«, sagte ich.

Sie wand sich vor Wut.

»Wie ist dein Name, Gefangene?« fragte ich.

»Publia.«

»Bist du eine freie Frau?«

»Natürlich.«

Claudia trat heran, in der Hand ein Stück Brot. »Welcher Kaste gehörst du an?«

»Der Kaste der Kaufleute«, sagte Publia.

»Das ist doch im allgemeinen eine recht wohlhabende Kaste«, vermutete ich.

Claudia sagte: »Ich gehörte ihr auch an.«

Ich riß unserer Gefangenen den Geldbeutel vom Gürtel. Er war ziemlich schwer. Ich warf ihn Claudia zu, die sich seinen Inhalt betrachtete.

»Hier ist viel Gold.«

»Steck es in meinen Geldbeutel«, befahl ich.

Lady Claudia gehorchte.

»Wie kommt es, Lady Publia, daß du, ein Mitglied der Kaste der Kaufleute, die bis eben einen vollen Geldbeutel besaß, barfuß und in Lumpen gekleidet gehst?«

Publia beantwortete meine Frage nicht.

»Und noch dazu in so kunstvollen Lumpen?«

Sie schwieg beharrlich.

Ich strich über das Kleid. »Ich bezweifle, daß du es selbst genäht hast. Das ist die Arbeit einer Schneiderin. Diese engsitzenden, sauberen Nähte, Das sieht alles sehr gekonnt aus. Zweifellos nach deinen genauen Anweisungen. Dieses Kleid soll aussehen, als trügst du nur noch Lumpen auf der Haut, aber bei näherer Betrachtung entdeckt man, daß alles mit einer Absicht geschah.« Innerlich mußte ich lächeln. Auch Sklavinnen schneidern sich mit viel Mühe solche Fetzen, die hier etwas Haut verbergen und sie an anderer Stelle enthüllen, sie arbeiten, bis sie Meisterwerke an Sinnlichkeit, Verwundbarkeit und Verlockung erschaffen haben. Mit solchen und anderen ausgefeilten Methoden gelingt es den schönen, mit dem Kragen versehenen kleinen Miststücken, verdienten Prügelstrafen zu entgehen und ihre Herren vor Leidenschaft und Begehren fast um den Verstand zu bringen.

»Ich gratuliere dir«, sagte ich. »Dieses Kleid mit seinem gezackten Saum, der gelegentlich deine Waden enthüllt, teils hier und teils da, ist dir gut gelungen. Es zeugt von Phantasie und ausgezeichnetem Geschmack.«

Publia gab einen leisen erfreuten Laut von sich.

»Natürlich bleibt die Frage bestehen, warum du dir solche Mühe gegeben hast.«

Sie erstarrte.

»Aber auf diese Frage findet sich bestimmt eine einfache Antwort. Läßt sich die Kleidung in der mühsamen Art der freien Frauen ausziehen oder schnell und aufreizend? Trägst du Unterwäsche, wie es die Angehörigen der untersten Kasten tun, oder nicht?«

Sie ballte die Fäuste.

»Also«, fuhr ich fort, »erheb dich auf die Knie und dreh dich um.«

Publia gehorchte wütend.

Doch ihre Wut verwandelte sich schnell in Angst und Unterwürfigkeit, als ich ihren Schleier anfaßte. Ich zog vorsichtig daran, und sie machte die Bewegung mit und fiel auf alle viere, um zu verhindern, daß ich ihn ihr wegnahm. »Nein«, sagte sie. »Bitte nimm mir nicht den Schleier ab.«

»Das werde ich auch nicht tun«, erwiderte ich.

Sie stieß einen Seufzer der Erleichterung aus.

»Das wird Lady Claudia erledigen.«

Ihre Augen füllten sich mit Tränen.

»Du hast sie doch sicher auch ohne Schleier gesehen.« Publia schluchzte. »Bleib auf allen vieren«, warnte ich sie. So konnte sie nichts tun. Auch nicht die Hände vors Gesicht schlagen.

»Nimm ihr den Schleier ab«, befahl ich Claudia. »Aber tu es vorsichtig.« Ich hatte meine Gründe, daß er nicht beschädigt wurde.

»Bitte, nein!« flehte Lady Publia. Der Schleier war mit einer Schnur befestigt, und Claudia löste ihn behutsam mit beiden Händen und nahm ihn sanft vom Gesicht der Gefangenen. »Sie ist wunderschön!« rief sie aus.

»Nicht schöner als du«, sagte ich.

»Ist das dein Ernst?« fragte Claudia.

»Ja.« Ich wandte mich Publia zu. »Auf die Knie.«

Sie verlor keine Zeit, sich in die kniende Haltung zu begeben, und schlug die Hände vors Gesicht.

»Die Hände herunter«, sagte ich.

»Ich habe meinen Schleier nicht!«

Es stimmte. Senkte sie die Hände, war ihr Gesicht entblößt, und ihre Lippen, der Mund und die schönen Züge in ihrer ganzen Sinnlichkeit waren den Blicken aller ausgesetzt. Ihr Gesicht war so nackt wie das einer Sklavin.

»Sofort!«

Sie senkte schluchzend die Hände. Ich hatte ihr den Schleier als Schild und Versteck verweigert, wie er den Sklavinnen verweigert wird.

»Hattest du nicht vor, dir den Schleier vor den Cosianern herunterzureißen?«

Publia warf mir nur einen wütenden Blick zu.

»Gut, und jetzt herunter mit den hübschen Lumpen.«

Aufgebracht schnallte sie den Gürtel auf. Er war stabil, aus flachem, seilähnlichem weißen Material geflochten, stark genug, den Geldbeutel zu halten. Dann faßte sie sich an den Kragen. Sie trug ein Wickelkleid, öffnete einen Haken und streifte es mit beiden Händen anmutig, trotzig und mühelos hinunter.

»Oh«, stieß Lady Claudia leise und bewundernd hervor.

Publia richtete sich gerade auf, erfreut.

»Hast du gesehen, wie sie das auf den Knien erledigte?« fragte ich Claudia. »Das Kleid ist so geschnitten. Du kannst dir sicher vorstellen, wie schwierig es wäre, ein normales Gewand der Verhüllung auf den Knien auszuziehen.«

»Sie ist so schön!«

Es stimmte. Lady Publia hatte wunderschöne Augen und prächtiges Haar, Bauch, Schenkel und Brüste waren herrlich anzusehen. Frauen sind so unbeschreiblich großartig, so begehrenswert!

»Dreh dich um und leg dich auf den Bauch«, befahl ich, »wie eben, die Arme an den Seiten, Handflächen nach oben.«

Sie gehorchte und nahm dieselbe Stellung ein wie eben, nur daß sie jetzt nackt war. Ich hob den Turban, den Schleier und ihre ›Lumpen‹ auf. Plötzlich hob Claudia den Kopf. »Da sind wieder die Fanfaren!« sagte sie.

»Sie blasen zum Rückzug«, stellte ich fest. »Das sind deine Freunde, die Cosianer«, sagte ich zu Publia.

»Sie sind nicht meine Freunde!« erwiderte sie trotzig.

»Und doch hast du dich sorgfältig vorbereitet, in der Hoffnung, von jemandem zur Sklavin gemacht zu werden.«

»Lügner!« rief sie. Ich sah, daß sie die zierlichen Finger bewegte, aber sie wagte nicht, sie zur Faust zu ballen. Die Finger krümmten sich hilflos, aber die Handflächen zeigten weiterhin entblößt in die Höhe.

Ich gab Claudia das Kleid und den Rest der Sachen. Dann packte ich Publia unvermittelt am Nacken und schleifte sie zu der Stelle, auf der eben Claudia vor dem Soldaten gekniet hatte.

»Knie dich dorthin«, befahl ich Publia. »Auf die Fersen, die Arme an die Seiten.« Sie gehorchte eingeschüchtert. Ich hob das eine Seilende auf und fing an, Publia auf genau die gleiche Art zu fesseln, wie Claudia gefesselt worden war. Ich fing an der Taille an.

»Was tust du da?« stöhnte Publia.

»Zieh ihre Sachen an«, sagte ich Claudia. »Beeil dich.« Der dritte Angriff an diesem Tag war abgebrochen worden. Für die Verteidiger bedeutete dies eine Atempause. Bei einer solchen Gelegenheit konnten Männer von der Mauer abgezogen werden. Außerdem neigte sich der Vormittag dem Ende zu.

»Wie kann sie es wagen!« rief Lady Publia wutentbrannt. »Au!«

»Wenn ich mich recht erinnere, hattest du vorgeschlagen, das Seil stramm zu ziehen«, meinte ich zu Publia. Einen Augenblick später war sie verschnürt. »Deine Waden und Knöchel sind genauso reizvoll wie die ihren«, sagte ich Claudia.

Das Kompliment ließ Claudia erröten. Sie strich entzückt über das Kleid. »Ich habe schon seit Tagen keine Kleidung mehr tragen dürfen!« Ich lächelte. Sollte sie sich darüber freuen, solange man ihr gestattete, Kleidung zu tragen!