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Zibo. »Senatoren, es gilt nicht! Es ist durchloechert! Lomellin ist Procurator.«

Zenturione. »Lomellin ist Procurator,« und warf sein Schwert auf die Tafel.

Asserato. Und rief: »Es gilt nicht!« und warf sein Schwert auf die Tafel.

Fiesco (nach einigem Stillschweigen). Wozu sind Sie entschlossen?

Zenturione. Die Republik ist ins Herz gestossen. Wozu wir entschlossen sind?

Fiesco. Zenturione, Binsen moegen vom Athem knicken. Eichen wollen den Sturm. Ich frage, was Sie beschliessen?

Zibo. Ich daechte, man fragte, was Genua beschliesse?

Fiesco. Genua? Genua? Weg damit; es ist muerb, bricht, wo Sie es anfassen. Sie rechnen auf die Patrizier? Vielleicht weil sie saure Gesichter schneiden, die Achsel zucken, wenn von Staatssachen Rede wird? Weg damit! Ihr Heldenfeuer klemmt sich in Ballen levantischer Waaren, ihre Seelen flattern aengstlich um ihre ostindische Flotte.

Zenturione. Lernen Sie unsere Patrizier besser schaetzen. Kaum war Dorias trotzige That gethan, flohen ihrer einige Hundert mit zerrissenen Kleidern auf den Markt. Die Signoria fuhr auseinander.

Fiesco (spoettisch). Wie Tauben auseinander flattern, wenn in den Schlag sich ein Geier wirft?

Zenturione (stuermisch). Nein! wie Pulvertonnen, wenn eine Lunte hineinfaellt.

Zibo. Das Volk wuethet auch, was vermag nicht ein angeschossener Eber?

Fiesco (lacht). Der blinde, unbeholfene Koloss, der mit plumpen Knochen Anfangs Gepolter macht, Hohes und Niederes, Nahes und Fernes mit gaehnendem Rachen zu verschlingen droht und zuletzt-ueber Zwirnsfaeden stolpert? Genueser, vergebens! Die Epoche der Meerbeherrscher ist vorbei. Genua ist unter seinen Namen gestuerzt. Genua ist doch, wo das unueberwindliche Rom wie ein Federball in die Rakete eines zaertlichen Knaben Octavius sprang. Genua kann nicht mehr frei sein. Genua muss von einem Monarchen erwaermt werden. Genua braucht einen Souverain, also huldigen Sie dem Schwindelkopf Gianettino.

Zenturione (aufbrausend). Wenn sich die grollenden Elemente versoehnen und der Nordpol dem Suedpol nachspringt-Kommt, Kameraden!

Fiesco. Bleiben Sie, bleiben Sie! Worueber brueten Sie, Zibo?

Zibo. Ueber nichts oder einem Possenspiel, das das Erdbeben heissen soll.

Fiesco (fuehrt sie zu einer Statue). Schauen Sie doch diese Figur an.

Zenturione. Es ist die Venus von Florenz. Was soll sie uns hier?

Fiesco. Sie gefaellt Ihnen aber?

Zibo. Ich sollte denken, oder wir waeren schlechte Italiener. Wie Sie das jetzt fragen moegen?

Fiesco. Nun, reisen Sie durch alle Welttheile und suchen unter allen lebendigen Abruecken des weiblichen Modells den gluecklichsten aus, in welchem sich alle Reize dieser getraeumten Venus umarmen.

Zibo. Und tragen dann fuer unsre Muehe davon?

Fiesco. Dann werden Sie die Phantasie der Marktschreierei ueberwiesen haben-Zenturione (ungeduldig). Und was gewonnen haben?

Fiesco. Gewonnen haben den verjaehrten Process der Natur mit den Kuenstlern.

Zenturione (hitzig). Und dann?

Fiesco. Dann? dann? (Faengt zu lachen an). Dann haben Sie vergessen zu sehen, dass Genuas Freiheit zu Truemmern geht! (Zenturione, Zibo, Asserato gehen ab.)

Sechster Auftritt

Fiesco.-Getuemmel um den Palast nimmt zu.

Gluecklich! gluecklich! Das Stroh der Republik ist in Flammen. Das Feuer hat schon Haeuser und Thuerme gefasst-Immer zu! immer zu! Allgemein werde der Brand, der schadenfrohe Wind pfeife in die Verwuestung!

Siebenter Auftritt

Mohr in Eile. Fiesco.

Mohr. Haufen ueber Haufen!

Fiesco. Mache die Thorfluegel weit auf. Lass hereinstuerzen, was Fuesse hat.

Mohr. Republikaner! Republikaner! Ziehen ihre Freiheit am Joch, keuchen, wie Lastochsen, unter ihrer aristokratischen Herrlichkeit.

Fiesco. Narren, die glauben, Fiesco von Lavagna werde fortfuehren, was Fiesco von Lavagna nicht anfing! Die Empoerung kommt wie gerufen. Aber die Verschwoerung muss meine sein. Sie stuermen die Treppe herauf.

Mohr (hinaus). Holla! holla! Werden das Haus hoeflichst zur Thuere hereinbringen. (Das Volk stuermt herein, die Thuere in Truemmer.)

Achter Auftritt

Fiesco. Zwoelf Handwerker.

Alle. Rache an Doria! Rache an Gianettino!

Fiesco. Huebsch gemach, meine Landsleute. Dass ihr mir alle eure Aufwartung so machtet, das zeugt von eurem guten Herzen. Aber meine Ohren sind delicater.

Alle (ungestuemer). Zu Boden mit den Doria! Zu Boden Oheim und Neffen!

Fiesco (der sie laechelnd ueberzaehlt). Zwoelf sind ein vornehmes Heer-Einige. Diese Doria muessen weg. Der Staat muss eine andere Form haben.

Erster Handwerker. Unsre Friedensrichter die Treppen hinab zu schmeissen-die Treppen die Friedensrichter.

Zweiter. Denkt doch, Lavagna, die Treppen hinab, als sie ihm bei der Wahl widersprachen.

Alle. Soll nicht geduldet werden! darf nicht geduldet werden!

Ein Dritter. Ein Schwert in den Rath zu nehmen-Erster. Ein Schwert! Das Zeichen des Kriegs! im Zimmer des Friedens!

Zweiter. Im Scharlach in den Senat zu kommen! Nicht schwarz, wie die uebrigen Rathsherrn.

Erster. Mit acht Hengsten durch unsere Hauptstadt zu fahren.

Alle. Ein Tyrann! ein Verraether des Lands und der Regierung!

Zweiter. Zweihundert Deutsche zur Leibwach vom Kaiser zu kaufen-Erster. Auslaender wider die Kinder des Vaterlands! Deutsche gegen Italiener! Soldaten neben die Gesetze!

Alle. Hochverrath! Meuterei! Genuas Untergang!

Erster. Das Wappen der Republik an der Kutsche zu fuehren-Zweiter. Die Statue des Andreas mitten im Hof der Signoria!-Alle. In Stuecken mit dem Andreas! In tausend Stueck den steinernen und den lebendigen!

Fiesco. Genueser, warum mir Das alles?

Erster. Ihr sollt es nicht dulden! Ihr sollt ihm den Daumen aufs Aug halten!

Zweiter. Ihr seid ein kluger Mann, und sollt es nicht dulden, und sollt den Verstand fuer uns haben.

Erster. Und seid ein besserer Edelmann, und sollt ihm das eintraenken, und sollt es nicht dulden.

Fiesco. Euer Zutrauen schmeichelt mir sehr. Kann ich es durch Thaten verdienen?

Alle (laermend). Schlage! Stuerze! Erloese!

Fiesco. Doch ein gut Wort werdet ihr noch annehmen?

Einige. Redet, Lavagna!

Fiesco (der sich niedersetzt). Genueser-Das Reich der Thiere kam einst in buergerliche Gaehrung, Parteien schlugen mit Parteien, und ein Fleischerhund bemaechtigte sich des Throns. Dieser, gewohnt, das Schlachtvieh an das Messer zu hetzen, hauste huendisch im Reich, klaffte, biss und nagte die Knochen seines Volks. Die Nation murrte, die Kuehnsten traten zusammen und erwuergten den fuerstlichen Bullen. Jetzt ward ein Reichstag gehalten, die grosse Frage zu entscheiden, welche Regierung die gluecklichste sei? Die Stimmen theilten sich dreifach. Genueser, fuer welche haettet ihr entschieden?

Erster Buerger. Fuers Volk. Alle fuers Volk.

Fiesco. Das Volk gewann's. Die Regierung ward demokratisch. Jeder Buerger gab seine Stimme. Mehrheit setzte durch. Wenige Wochen vergingen, so kuendigte der Mensch dem neugebackenen Freistaat den Krieg an. Das Reich kam zusammen. Ross, Loewe, Tiger, Baer, Elephant und Rhinoceros traten auf und bruellten laut zu den Waffen! Jetzt kam die Reih' an die Uebrigen. Lamm, Hase, Hirsch, Esel, das ganze Reich der Insecten, der Voegel, der Fische ganzes menschenscheues Heer-alle traten dazwischen und wimmerten: Friede. Seht, Genueser! Der Feigen waren mehr, denn der Streitbaren, der Dummen mehr, denn der Klugen-Mehrheit setzte durch. Das Thierreich streckte die Waffen, und der Mensch brandschatzte sein Gebiet. Dieses Staatssystem ward also verworfen. Genueser, wozu waeret ihr jetzt geneigt gewesen?