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Fiesco. Also vier Galeeren sind eingelaufen.

Mohr. Liegen gluecklich in der Darsena vor Anker.

Fiesco. Das kommt erwuenscht. Woher die Expressen?

Mohr. Von Rom, Piacenza und Frankreich.

Fiesco (bricht die Briefe auf, fliegt sie durch). Willkommen, willkommen in Genua! (Sehr aufgeraeumt.) Die Kuriere werden fuerstlich bewirthet.

Mohr. Hum! (Will gehen.)

Fiesco. Halt! Halt! Hier kommt Arbeit fuer dich die Fuelle.

Mohr. Was steht zu Befehl? Die Nase des Spuerers oder der Stachel des Skorpions?

Fiesco. Fuer jetzt des Lockvogels Schlag. Morgen frueh werden zweitausend Mann verkappt zur Stadt hereinschleichen, Dienste bei mir zu nehmen. Vertheile du deine Handlanger an den Thoren herum, mit der Ordre, auf die eintretenden Passagiers ein wachsames Auge zu haben. Einige werden als ein Trupp Pilgrime kommen, die nach Loretto wallfahrten gehen, andre als Ordensbrueder, oder Savoyarden, oder Komoedianten, wieder andre als Kraemer, oder als ein Trupp Musikanten, die meisten als abgedankte Soldaten, die genuesisches Brod essen wollen. Jeder Fremde wird ausgefragt, wo er einstellet; antwortet er: zur goldenen Schlange, so muss man ihn freundlich gruessen und meine Wohnung bedeuten. Hoere, Kerl! aber ich baue auf deine Klugheit.

Mohr. Herr! wie auf meine Bosheit. Entwischt mir ein Lock Haare, so sollt Ihr meine zwei Augen in eine Windbuechse laden und Sperlinge damit schiessen. (Will fort.)

Fiesco. Halt! noch eine Arbeit. Die Galeeren werden der Nation scharf in die Augen stechen. Merke auf, was davon die Rede wird. Fragt dich Jemand, so hast du von Weitem murmeln gehoert, dass dein Herr damit Jagd auf die Tuerken mache. Verstehst du?

Mohr. Verstehe. Die Baerte der Beschnittenen liegen oben drauf. Was im Korb ist, weiss der Teufel. (Will fort.)

Fiesco. Gemach. Noch eine Vorsicht. Gianettino hat neuen Grund, mich zu hassen und mir Fallen zu stellen. Geh, beobachte deine Kameraden, ob du nicht irgendwo einen Meuchelmord witterst. Doria besucht die verdaechtigen Haeuser. Haenge dich an die Toechter der Freude. Die Geheimnisse des Cabinets stecken sich gern in die Falten eines Weiberrocks; versprich ihnen goldspeiende Kunden-versprich deinen Herrn. Nichts kann zu ehrwuerdig sein, das du nicht in diesen Morast untertauchen sollst, bis du den festen Boden fuehlst.

Mohr. Halt! Holla! Ich habe Eingang bei einer gewissen Diana Bononi und bin gegen fuenf Vierteljahr ihr Zufuehrer gewesen. Vorgestern sah ich den Procurator Lomellino aus ihrem Hause kommen.

Fiesco. Wie gerufen. Eben der Lomellino ist der Hauptschluessel zu allen Tollheiten Dorias. Gleich morgen frueh musst du hingehen. Vielleicht ist er heute Nacht dieser keuschen Luna Endymion.

Mohr. Noch ein Umstand, gnaediger Herr. Wenn mich die Genueser fragen-und ich bin des Teufels! das werden sie-wenn sie mich jetzt fragen: was denkt Fiesco zu Genua?-Werdet Ihr Eure Maske noch laenger tragen, oder was soll ich antworten?

Fiesco. Antworten! Wart! Die Frucht ist ja zeitig. Wehen verkuendigen die Geburt-Genua liege auf dem Block, sollst du antworten, und dein Herr heisse Johann Ludwig Fiesco.

Mohr (sich froh streckend). Was ich anbringen will, dass sich's gewaschen haben soll, bei meiner hundsfoettischen Ehre!-Aber nun hell auf, Freund Hassan! In ein Weinhaus zuerst! Meine Fuesse haben alle Haende voll zu thun-und muss meinen Magen caressieren, dass er mir bei meinen Beinen das Wort redt. (Eilt ab, kommt aber schnell zurueck.) A propos! Bald haett' ich das verplaudert. Was zwischen Eurer Frau und Calcagno vorging, habt Ihr gern wissen moegen!-Ein Korb ging vor, Herr, und Das war Alles. (Laeuft davon.)

Sechzehnter Auftritt

Fiesco bei sich.

Ich bedaure, Calcagno-Meinten Sie etwa, ich wuerden den empfindlichen Artikel meines Ehebetts Preis geben, wenn mir meines Weibes Tugend und mein eigener Werth nicht Handschrift genug ausgestellt haetten? Doch willkommen mit dieser Schwaegerschaft. Du bist ein guter Soldat. Das soll mir deinen Arm zu Dorias Untergang kuppeln!-(Mit starkem Schritt auf und nieder.) Jetzt, Doria, mit mir auf den Kampfplatz! Alle Maschinen des grossen Wagestuecks sind im Gang. Zum schaudernden Concert alle Instrumente gestimmt. Nichts fehlt, als die Larve herabzureissen und Genuas Patrioten den Fiesco zu zeigen. (Man hoert kommen.) Ein Besuch! Wer mag mich jetzt stoeren?

Siebzehnter Auftritt

Voriger. Verrina. Romano mit einem Tableau. Sacco. Bourgognino. Calcagno. Alle verneigen sich.

Fiesco (ihnen entgegen, voll Heiterkeit). Willkommen, meine wuerdigen Freunde! Welche wichtige Angelegenheit fuehrt Sie so vollzaehlig zu mir-Du auch da, theurer Bruder Verrina? Ich wuerde bald verlernt haben, dich zu kennen, waeren meine Gedanken nicht fleissiger um dich, als meine Augen. War's nicht seit dem letzten Ball, dass ich meinen Verrina entbehrte?

Verrina. Zaehl' ihm nicht nach, Fiesco. Schwere Lasten haben indess sein graues Haar gebeugt. Doch genug hievon.

Fiesco. Nicht genug fuer die wissbegierige Liebe. Du wirst mir mehr sagen muessen, wenn wir allein sind. (Zu Bourgognino.) Willkommen, junger Held! Unsre Bekanntschaft ist noch gruen, aber meine Freundschaft ist zeitig. Haben Sie Ihre Meinung von mir verbessert?

Bourgognino. Ich bin auf dem Wege.

Fiesco. Verrina, man sagt mir, dass dieser junge Cavalier dein Tochtermann werden soll. Nimm meinen ganzen Beifall zu dieser Wahl. Ich hab' ihn nur einmal gesprochen, und doch wuerd' ich stolz sein, wenn er der meinige waere.

Verrina. Dieses Urtheil macht mich eitel auf meine Tochter.

Fiesco (zu den Andern). Sacco? Calcagno?-Lauter seltne Erscheinungen in meinen Zimmern. Beinahe moechte ich mich meiner Dienstfertigkeit schaemen, wenn Genuas edelste Zierden sie voruebergehen-Und hier begruesse ich einen fuenften Gast, mir zwar fremd, doch empfohlen genug durch diesen wuerdigen Zirkel.

Romano. Es ist ein Maler schlechtweg, gnaediger Herr, Romano mit Namen, der sich vom Diebstahl an der Natur ernaehrt, kein Wappen hat, als seinen Pinsel, und nun gegenwaertig ist, (mit einer tiefen Verbeugung) die grosse Linie zu einem Brutuskopfe zu finden.

Fiesco. Ihre Hand, Romano. Ihre Meisterin ist eine Verwandte meines Hauses. Ich liebe sie bruederlich. Kunst ist die rechte Hand der Natur. Diese hat nur Geschoepfe, jene hat Menschen gemacht. Was malen Sie aber, Romano?

Romano. Scenen aus dem nervigten Alterthum. Zu Florenz steht mein sterbender Hercules, meine Kleopatra zu Venedig, der wuethende Ajax zu Rom, wo die Helden der Vorwelt-im Vatican wieder auferstehen.

Fiesco. Und was ist wirklich Ihres Pinsels Beschaeftigung?

Romano. Er ist weggeworfen, gnaediger Herr. Das Licht des Genies bekam weniger Fett, als das Licht des Lebens. Ueber einen gewissen Punkt hinaus brennt nur die papierne Krone. Hier ist meine letzte Arbeit.

Fiesco (aufgeraeumt). Sie koennte nicht erwuenschter gekommen sein. Ich bin heute ganz ungewoehnlich heiter, mein ganzes Wesen feiert eine gewisse heroische Ruhe, ganz offen fuer die schoene Natur. Stellen Sie Ihr Tableau auf. Ich will mir ein rechtes Fest daraus bereiten. Tretet herum, meine Freunde. Wir wollen uns ganz dem Kuenstler schenken. Stellen Sie Ihr Tableau auf.

Verrina (winkt den Andern). Nun merket auf, Genueser!

Romano (stellt das Gemaelde zurecht). Das Licht muss von der Seite spielen. Ziehen Sie jenen Vorhang auf. Diesen lassen Sie fallen. Gut. (Er tritt auf die Seite.) Es ist die Geschichte der Virginia und des Appius Claudius.

(Lange ausdrucksvolle Pause, worin alle die Malerei betrachten.)