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Fiesco (bedeutend). Genueser, ihr stelltet mich freiwillig an die Spitze des Komplotts. Werdet ihr auch meinen weiteren Befehlen gehorchen?

Verrina. So gewiss sie die besten sind.

Fiesco. Verrina, weisst du das Woertchen unter der Fahne?-Genueser, sagt's ihm, es heisst Subordination! Wenn ich nicht diese Koepfe drehen kann, wie ich eben will-versteht mich ganz-wenn ich nicht der Souveraen der Verschwoerung bin, so hat sie auch ein Mitglied verloren.

Verrina. Ein freies Leben ist ein paar knechtische Stunden werth-Wir gehorchen.

Fiesco. So verlasst mich jetzt. Einer von euch wird die Stadt visitieren und mir von der Staerke und Schwaeche der festen Plaetze Rapport machen. Ein Anderer erforscht die Parole. Ein Dritter bemannt die Galeeren. Ein Vierter wird die zweitausend Mann nach meinem Schlosshof befoerdern. Ich selbst werde auf den Abend Alles berichtigt haben und noch ueberdies, wenn das Glueck will, die Bank im Pharao sprengen. Schlag neun Uhr ist Alles im Schloss, meine letzten Befehle zu hoeren. (Klingelt.)

Verrina. Ich nehme den Hafen auf mich. (Ab.)

Bourgognino. Ich die Soldaten. (Auch ab.)

Calcagno. Die Parole will ich ablauern. (Ab.)

Sacco. Ich die Runde durch Genua machen. (Ab.)

Sechster Auftritt

Fiesco. Darauf der Mohr.

Fiesco (hat sich an ein Pult gesetzt und schreibt). Schlugen sie nicht um gegen das Woertchen Subordination, wie die Raupe gegen die Nadel?-Aber es ist zu spaet, Republikaner!

Mohr (kommt). Gnaediger Herr-Fiesco (steht auf, gibt ihm einen Zettel). Alle, deren Namen auf diesem Blatt stehen, ladest du zu einer Komoedie auf die Nacht.

Mohr. Mitzuspielen vermuthlich. Die Entrée wird die Gurgel kosten.

Fiesco (fremd und veraechtlich). Wenn das bestellt ist, will ich dich nicht laenger in Genua aufhalten. (Er geht und laesst eine Goldboerse hinter sich fallen.) Das sei deine letzte Arbeit. (Geht ab.)

Siebenter Auftritt

Mohr hebt den Beutel langsam von der Erde, indem er ihm stutzig nachblickt.

Stehn wir so miteinander? »Will ich dich nicht mehr in Genua aufhalten.« Das heisst aus dem Christlichen in mein Heidenthum verdolmetscht: Wenn ich Herzog bin, lass' ich den guten Freund an einen genuesischen Galgen haengen. Gut. Er besorgt, weil ich um seine Schliche weiss, werd' ich seine Ehre ueber mein Maul springen lassen, wenn er Herzog ist. Sachte, Herr Graf! das Letzte waere noch zu ueberlegen.

Jetzt, alter Doria, steht mir deine Haut zu Befehl.-Hin bist du, wenn ich dich nicht warne. Wenn ich jetzt hingehe und das Komplott angebe, rett' ich dem Herzog von Genua nichts Geringeres, als ein Leben und ein Herzogthum; nichts Geringers, als dieser Hut, von Gold gestrichen voll, kann sein Dank sein. (Er will fort, bleibt aber ploetzlich still stehn.) Aber sachte, Freund Hassan! Du bist etwa gar auf der Reise nach einem dummen Streich? Wenn die ganze Todtschlaegerei jetzt zurueckging' und daraus gar etwas Gutes wuerde?-Pfui! pfui! was will mir mein Geiz fuer einen Teufelsstreich spielen!-Was stiftet groesseres Unheiclass="underline" wenn ich diesen Fiesco prelle?-wenn ich jenen Doria an das Messer liefre?-Das kluegelt mir aus, meine Teufel!-Bringt der Fiesco es hinaus, kann Genua aufkommen. Weg! das kann nicht sein. Schluepft dieser Doria durch, bleibt Alles wie vor, und Genua hat Frieden-das waere noch garstiger!-Aber das Spektakel, wenn die Koepfe der Rebellen in die Garkueche des Henkers fliegen? (Auf die andere Seite.) Aber das lustige Gemetzel dieser Nacht, wenn Ihre Durchlauchten am Pfiff eines Mohren erwuergen? Nein! aus diesem Wirrwarr helf' sich ein Christ, dem Heiden ist das Raethsel zu spitzig-Ich will einen Gelehrten fragen. (Ab.)

Achter Auftritt

Saal bei der Graefin Imperiali.

Julia im Negligé. Gianettino tritt herein, zerstoert.

Gianettino. Guten Abend, Schwester.

Julia (steht auf). Etwas Ausserordentliches mag es auch sein, das den Kronprinzen von Genua zu seiner Schwester fuehrt?

Gianettino. Schwester, bist du doch stets von Schmetterlingen umschwaermt und ich von Wespen. Wer kann abkommen? Setzen wir uns.

Julia. Du machst mich bald ungeduldig.

Gianettino. Schwester, wann war's das letztemal, dass dich Fiesco besuchte?

Julia. Seltsam. Als wenn mein Gehirn dergleichen Nichtigkeiten beherbergte.

Gianettino. Ich muss es durchaus wissen.

Julia. Nun-er war gestern da.

Gianettino. Und zeigte sich offen?

Julia. Wie gewoehnlich.

Gianettino. Auch noch der alte Phantast?

Julia (beleidigt). Bruder!

Gianettino (mir staerkerer Stimme). Hoere! Auch noch der alte Phantast?

Julia (steht aufgebracht auf). Wofuer halten Sie mich, Bruder?

Gianettino (bleibt sitzen, haemisch). Fuer ein Stueck Weiberfleisch, in einen grossen-grossen Adelsbrief gewickelt. Unter uns, Schwester, weil doch Niemand auflauert.

Julia (hitzig). Unter uns-Sie sind ein tolldreister Affe, der auf dem Credit seines Onkels steckenreitet-weil doch Niemand auflauert.

Gianettino. Schwesterchen, Schwesterchen! Nicht boese-Ich bin nur lustig, weil Fiesco noch der alte Phantast ist. Das hab' ich wissen wollen. Empfehl' mich. (Will gehen.)

Neunter Auftritt

Lomellin kommt.

Lomellin (kuesst der Julia die Hand). Verzeihung fuer meine Dreistigkeit, gnaedige Frau. (Zum Gianettino gekehrt.) Gewisse Dinge, die sich nicht aufschieben lassen-Gianettino (nimmt ihn bei Seite. Julia tritt zornig zu einem Fluegel und spielt ein Allegro). Alles angeordnet auf morgen?

Lomellin. Alles! Prinz. Aber der Kurier, der heute frueh nach Levanto flog, ist nicht wieder zurueck. Auch Spinola ist nicht da. Wenn er aufgefangen waere!-Ich bin in hoechster Verlegenheit.

Gianettino. Besorge nichts. Du hast doch die Liste bei der Hand?

Lomellin (betreten). Gnaediger Herr-die Liste-ich weiss nicht-ich werde sie in meiner gestrigen Rocktasche liegen haben-Gianettino. Auch gut. Waer' nur Spinola zurueck. Fiesco wird morgen frueh todt im Bette gefunden. Ich hab' die Anstalt gemacht.

Lomellin. Aber fuerchterlich Aufsehen wird's machen.

Gianettino. Das eben ist unsre Sicherheit, Bursche. Alltagsverbrechen bringen das Blut des Beleidigten in Wallung, und Alles kann der Mensch. Ausserordentliche Frevel machen es vor Schrecken gefrieren, und der Mensch ist nichts. Weisst du das Maerchen mit dem Medusakopf? Der Anblick macht Steine-Was ist nicht gethan, Bursche, bis Steine erwarmen.

Lomellin. Haben Sie der gnaedigen Frau einen Wink gegeben?

Gianettino. Pfui doch! die muss man des Fiesco wegen delicater behandeln. Doch, wenn sie erst die Fruechte verschmeckt, wird sie die Unkosten verschmerzen. Komm! ich erwarte diesen Abend noch Truppen von Mailand und muss an den Thoren die Ordre geben. (Zur Julia.) Nun, Schwester, hast du deinen Zorn bald verklimpert?

Julia. Gehen Sie! Sie sind ein wilder Gast.

(Gianettino will hinaus und stoesst auf Fiesco.)

Zehnter Auftritt

Fiesco kommt.

Gianettino (zurueckfahrend). Ha!

Fiesco (zuvorkommend, verbindlich). Prinz, Sie ueberheben mich eines Besuchs, den ich mir eben vorbehalten hatte-Gianettino. Auch mir, Graf, konnte nichts Erwuenschters als Ihre Gesellschaft begegnen.