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Fiesco (bleibt mit Entsetzen stehen). Leonore, hoer auf! Das ist eine haessliche Vorstellung-Leonore. Und doch ist das Gemaelde nicht fertig. Ich wuerde sagen, opfre die Liebe der Groesse, opfre die Ruhe-wenn nur Fiesco noch bleibt-Gott! das ist Radstoss!-Selten stiegen Engel auf den Thron, seltner herunter. Wer keinen Menschen zu fuerchten braucht, wird er sich eines Menschen erbarmen? Wer an jeden Wunsche einen Donnerkeil heften kann, wird er fuer noethig finden, ihm ein sanftes Woertchen zum Geleite zu geben? (Sie haelt inne, dann tritt sie bescheiden zu ihm und fasst seine Hand; mit feinster Bitterkeit.) Fuersten, Fiesco? diese missrathenen Projecte der wollenden und nicht koennenden Natur-sitzen so gern zwischen Menschheit und Gottheit nieder;-heillose Geschoepfe! schlechtere Schoepfer!

Fiesco (stuerzt sich beunruhigt durchs Zimmer). Leonore, hoer' auf! Die Bruecke ist hinter mir abgehoben-Leonore (blickt ihn schmachtend an). Und warum, mein Gemahl? Nur Thaten sind nicht mehr zu tilgen. (Schmelzend zaertlich und etwas schelmisch.) Ich hoerte dich wohl einst schwoeren, meine Schoenheit habe alle deine Entwuerfe gestuerzt-du hast falsch geschworen, du Heuchler, oder sie hat fruehzeitig abgeblueht-Frage dein Herz, wer ist schuldig? (Feuriger, indem sie ihn mit beiden Armen umfasst.) Komm zuruecke! Ermanne dich! Entsage! Die Liebe soll dich entschaedigen. Kann mein Herz deinen ungeheuren Hunger nicht stillen-o Fiesco! das Diadem wird noch aermer sein. -(Schmeichelnd.) Komm! ich will alle deine Wuensche auswendig lernen, will alle Zauber der Natur in einen Kuss der Liebe zusammenschmelzen, den erhabenen Fluechtling ewig in diesen himmlischen Banden zu halten-dein Herz ist unendlich-auch die Liebe ist es, Fiesco. (Schmelzend.) Ein armes Geschoepf gluecklich zu machen-ein Geschoepf, das seinen Himmel an deinem Busen lebt-sollte das eine Luecke in deinem Herzen lassen?

Fiesco (durch und durch erschuettert). Leonore, was hast du gemacht? (Er faellt ihr kraftlos um den Hals.) Ich werde keinem Genueser mehr unter die Augen treten-Leonore (freudig rasch). Lass uns fliehen, Fiesco, lass in den Staub uns werfen all diese prahlenden Nichts, lass in romantischen Fluren ganz der Liebe uns leben! (Sie drueckt ihn an ihr Herz mit schoener Entzueckung.) Unsre Seelen, klar, wie ueber uns das heitre Blau des Himmels, nehmen dann den schwarzen Hauch des Grams nicht mehr an-Unser Leben rinnt dann melodisch wie die floetende Quelle zum Schoepfer-(Man hoert den Kanonenschuss. Fiesco springt los. Alle Verschwornen treten in den Saal.)

Fuenfzehnter Auftritt

Verschworne. Die Zeit ist da!

Fiesco (zu Leonoren, fest). Lebe wohl! Ewig-oder Genua liegt morgen zu deinen Fuessen. (Will fortstuerzen.)

Bourgognino (schreit). Die Graefin sinkt um. (Leonore in Ohnmacht. Alle springen hin, sie zu halten. Fiesco vor ihr niedergeworfen.)

Fiesco (mit schneidendem Ton). Leonore! Rettet! um Gotteswillen! Rettet! (Rosa, Bella kommen, sie zurecht zu bringen.) Sie schlaegt die Augen auf-(Er springt entschlossen in die Hoeh'.) Jetzt kommt-sie dem Doria zuzudruecken. (Verschworne stuerzen zum Saal hinaus. Vorhang faellt.)

Fuenfter Aufzug

Nach Mitternacht.-Grosse Strasse in Genua-Hie und da leuchten Lampen an einigen Haeusern, die nach und nach ausloeschen-Im Hintergrund der Buehne sieht man das Thomasthor, das noch geschlossen ist. In perspectivischer Ferne die See.-Einige Menschen gehen mit Handlaternen ueber den Platz, darauf die Runde und Patrouille-Alles ist ruhig. Nur das Meer wallt etwas ungestuem.

Erster Auftritt

Fiesco kommt gewaffnet und bleibt vor dem Palast des Andreas Doria stehen. Darauf Andreas.

Fiesco. Der Alte hat Wort gehalten-im Palast alle Lichter aus. Die Wachen sind fort. Ich will laeuten. (Laeutet.) He! holla! Wach' auf, Doria! Verrathner, verkaufter Doria, wach' auf! Holla! Holla! Holla! Wach' auf!

Andreas (erscheint auf dem Altane). Wer zog die Glocke?

Fiesco (mit veraenderter Stimme). Frage nicht! Folge! Dein Stern geht unter, Herzog, Genua steht auf wider dich! Nahe sind deine Henker, und du kannst schlafen, Andreas?

Andreas (mit Ehre). Ich besinne mich, wie die zuernende See mit meiner Bellona zankte, dass der Kiel krachte und der oberste Mast brach-Andreas Doria schlief sanft. Wer schickt die Henker?

Fiesco. Ein Mann, furchtbarer als deine zuernende See, Johann Ludwig Fiesco.

Andreas (lacht). Du bist bei Laune, Freund. Bring deine Schwaenke bei Tag. Mitternacht ist eine ungewoehnliche Stunde.

Fiesco. Du hoehnst deinen Warner?

Andreas. Ich dank' ihm und geh zu Bette. Fiesco hat sich schlaefrig geschwelgt und hat keine Zeit fuer Doria uebrig.

Fiesco. Ungluecklicher alter Mann-traue der Schlange nicht! Sieben Farben ringen auf ihrem spiegelnden Ruecken-du nahst-und gaehlings schnuert dich der toedliche Wirbel. Den Wink eines Verraethers verlachtest du. Verlache den Rath eines Freundes nicht. Ein Pferd steht gesattelt in deinem Hof. Fliehe bei Zeit! Verlache den Freund nicht!

Andreas. Fiesco denkt edel. Ich hab' ihn niemal beleidigt, und Fiesco verraeth mich nicht.

Fiesco. Denkt edel, verraeth dich, und gab dir Proben von Beidem.

Andreas. So steht eine Leibwache da, die kein Fiesco zu Boden wirft, wenn nicht Cherubim unter ihm dienen.

Fiesco (haemisch). Ich moechte sie sprechen, einen Brief in die Ewigkeit zu bestellen.

Andreas (gross). Armer Spoetter, hast du nie gehoert, dass Andreas Doria Achtzig alt ist, und Genua-gluecklich? (Er verlaesst die Altane.)

Fiesco (blickt ihm erstaunt nach). Musst' ich diesen Mann erst stuerzen, eh' ich lerne, dass es schwerer ist, ihm zu gleichen? (Er geht einige Schritte tiefsinnig auf und nieder.) Nun, ich machte Groesse mit Groesse wett-Wir sind fertig, Andreas, und nun, Verderben, gehe deinen Gang.

(Er eilt in die hinterste Gasse-Trommeln toenen von allen Enden. Scharfes Gefecht am Thomasthor. Das Thor wird gesprengt und oeffnet die Aussicht in den Hafen, worin Schiffe liegen, mit Fackeln erleuchtet.)

Zweiter Auftritt

Gianettino Doria in einen Scharlachmantel geworfen. Lomellin. Bediente voraus mit Fackeln. Alle hastig.

Gianettino (steht still). Wer befahl, Laermen zu schlagen?

Lomellin. Auf den Galeeren krachte eine Kanone.

Gianettino. Die Sklaven werden ihre Ketten reissen. (Schuesse am Thomasthor.)

Lomellin. Feuer dort!

Gianettino. Thor offen! Wachen in Aufruhr! (Zu den Bedienten.) Hurtig, Schurken! Leuchtet dem Hafen zu! (Eilen gegen das Thor.)

Dritter Auftritt