Vorige. Bourgognino mit Verschwornen, die vom Thomasthor kommen.
Bourgognino. Sebastian Lescaro ist ein wackrer Soldat.
Zenturione. Wehrte sich wie ein Baer, bis er niederfiel.
Gianettino (tritt bestuerzt zurueck). Was hoer' ich da?-Haltet!
Bourgognino. Wer dort mit dem Flambeau?
Lomellin. Es sind Feinde, Prinz! Schleichen Sie links weg.
Bourgognino (ruft hitzig an). Wer da mit dem Flambeau?
Zenturione. Steht! Eure Losung!
Gianettino (zieht das Schwert, trotzig). Unterwerfung und Doria.
Bourgognino (schaeumend, fuerchterlich). Raeuber der Republik und meiner Braut! (Zu den Verschwornen, indem er auf Gianettino stuerzt.) Ein Gang Profit, Brueder! Seine Teufel liefern ihn selbst aus. (Er stoesst ihn nieder.)
Gianettino (faellt mit Gebruell). Mord! Mord! Mord! Raeche mich, Lomellin!
Lomellin. Bediente (fliehend). Hilfe! Moerder! Moerder!
Zenturione (ruft mit starker Stimme). Er ist getroffen. Haltet den Grafen auf! (Lomellin wird gefangen.)
Lomellin (knieend). Schont meines Lebens, ich trete zu euch ueber!
Bourgognino. Lebt dieses Unthier noch? Die Memme mag fliehen. (Lomellin entwischt.)
Zenturione. Thomasthor unser! Gianettino kalt! Rennt, was ihr rennen koennt! Sagt's dem Fiesco an!
Gianettino (baeumt sich krampfig in die Hoeh). Pest! Fiesco-(Stirbt.)
Bourgognino (reisst den Stahl aus dem Leichnam). Genua frei und meine Bertha-Dein Schwert, Zenturione. Dies blutige bringst du meiner Braut. Ihr Kerker ist gesprengt. Ich werde nachkommen und ihr den Brautkuss gegen. (Eilen ab zu verschiedenen Strassen.)
Vierter Auftritt
Andreas Doria. Deutsche.
Deutscher. Der Sturm zog sich dorthin. Werft Euch zu Pferd, Herzog.
Andreas. Lass mich noch einmal Genuas Thuerme schauen und den Himmel! Nein, es ist kein Traum, und Andreas ist verrathen.
Deutscher. Feinde um und um! Fort! Flucht ueber die Grenze!
Andreas (wirft sich auf den Leichnam seines Neffen). Hier will ich enden. Rede Keiner von Fliehen. Hier liegt die Kraft meines Alters. Meine Bahn ist aus. (Calcagno fern mit Verschwornen.)
Deutscher. Moerder dort! Moerder! Flieht, alter Fuerst!
Andreas (da die Trommeln wieder anfangen). Hoeret, Auslaender! Hoeret! das sind die Genueser, deren Joch ich brach. (Verhuellt sich.) Vergilt man auch so in Eurem Lande?
Deutscher. Fort! Fort! Fort! indess unsre deutschen Knochen Scharten in ihre Klingen schlagen. (Calcagno naeher.)
Andreas. Rettet euch! Lasst mich! Schreckt Nationen mit der Schauerpost: die Genueser erschlugen ihren Vater-Deutscher. Mord! Zum Erschlagen hat's noch Weile-Kameraden, steht! Nehmt den Herzog in die Mitte! (Ziehen.) Peitscht diesen welschen Hunden Respect vor einem Graukopf ein-Calcagno (ruft an). Wer da? Was gibt's da?
Deutsche (hauen ein). Deutsche Hiebe! (Gehen fechtend ab. Gianettinos Leichnam wird hinweggebracht.)
Fuenfter Auftritt
Leonore in Mannskleidern. Arabella hinter ihr her. Beide schleichen aengstlich hervor.
Arabella. Kommen Sie, gnaedige Frau, o kommen Sie doch-Leonore. Da hinaus wuethet der Aufruhr-Horch! war das nicht eines Sterbenden Aechzen?-Weh! sie umzingeln ihn-Auf Fiescos Herz deuten ihre gaehnenden Rohre-Auf das meinige, Bella-Sie druecken ab-Haltet! haltet! Es ist mein Gemahl! (Wirft ihre Arme schwaermend in die Luft.)
Arabella. Aber um Gotteswillen-Leonore (immer wilder phantasierend, nach allen Gegenden schreiend). Fiesco!-Fiesco!-Fiesco!-Sie weichen hinter ihm ab, seine Getreuen-Rebellentreue ist wankend. (Heftig erschrocken.) Rebellen fuehrt mein Gemahl? Bella? Himmel? Ein Rebell kaempft mein Fiesco?
Arabella. Nicht doch, Signora, als Genuas furchtbarer Schiedsmann.
Leonore (aufmerksam). Das waere Etwas-und Leonore haette gezittert? Den ersten Republikaner umarmte die feigste Republikanerin?-Geh, Arabella-wenn die Maenner um Laender sich messen, duerfen auch die Weiber sich fuehlen. (Man faengt wieder an zu trommeln.) Ich werfe mich unter die Kaempfer.
Arabella (schlaegt die Haende zusammen). Barmherziger Himmel!
Leonore. Sachte! Woran stoesst sich mein Fuss? Hier ist ein Hut und ein Mantel. Ein Schwert liegt dabei. (Sie waegt es.) Ein schweres Schwert, meine Bella; doch schleppen kann ich's noch wohl, und das Schwert macht seinem Fuehrer nicht Schande. (Man laeutet Sturm.)
Arabella. Hoeren Sie? hoeren Sie? das wimmert vom Thurm der Dominicaner. Gott erbarme! wie fuerchterlich!
Leonore (schwaermend). Sprich, wie entzueckend! In dieser Sturmglocke spricht mein Fiesco mit Genua. (Man trommelt staerker.) Hurrah! Hurrah! Nie klangen mir Floeten so suess-Auch diese Trommeln belebe mein Fiesco-Wie mein Herz hoeher wallt! Ganz Genua wird munter-Miethlinge huepfen hinter seinem Namen, und sein Weib sollte zaghaft thun? (Es stuermt auf drei andern Thuermen.) Nein! Eine Heldin soll mein Held umarmen-Mein Brutus soll eine Roemerin umarmen. (Sie setzt den Hut auf und wirft den Scharlach um.) Ich bin Porcia.
Arabella. Gnaedige Frau, Sie wissen nicht, wie entsetzlich Sie schwaermen. Nein, das wissen Sie nicht. (Sturmlaeuten und Trommeln.)
Leonore. Elende, die du Das alles hoerst und nicht schwaermst! Weinen moechten diese Quader, dass sie die Beine nicht haben, meinem Fiesco zuzuspringen-Diese Palaeste zuernen ueber ihren Meister, der sie so fest in die Erde zwang, dass sie meinem Fiesco nicht zuspringen koennen-Die Ufer, koennten sie's, verliessen ihre Pflicht, gaeben Genua dem Meere Preis und tanzten hinter seiner Trommel-Was den Tod aus seinen Windeln ruettelt, kann deinen Muth nicht wecken? Geh!-Ich finde meinen Weg.
Arabella. Grosser Gott! Sie werden doch diese Grille nicht wahr machen wollen?
Leonore (stolz und heroisch). Das sollt' ich meinen, du Alberne-(Feurig.) Wo am wildesten das Getuemmel wuethet, wo in Person mein Fiesco kaempft-Ist das Lavagna? hoer' ich sie fragen-den Niemand bezwingen kann, der um Genua eiserne Wuerfel schwingt, ist das Lavagna?-Genueser! Er ist's, werd' ich sagen, und dieser Mann ist mein Gemahl, und ich hab' auch eine Wunde. (Sacco mit Verschwornen.)
Sacco (ruft an). Wer da? Doria oder Fiesco?
Leonore (begeistert). Fiesco und Freiheit! (Sie wirft sich in eine Gasse. Auflauf. Bella wird weggedraengt.)
Sechster Auftritt
Sacco mit einem Haufen. Calcagno begegnet ihm mit einem andern.
Calcagno. Andreas Doria ist entflohen.
Sacco. Deine schlechteste Empfehlung bei Fiesco.
Calcagno. Baeren, die Deutschen! pflanzten sich vor den Alten wie Felsen. Ich kriegte ihn gar nicht zu Gesicht. Neun von den Unsern sind fertig. Ich selbst bin am linken Ohrlappen gestreift. Wenn sie das fremden Tyrannen thun, alle Teufel! wie muessen sie ihre Fuersten bewachen!
Sacco. Wir haben schon starken Anhang, und alle Thore sind unser.
Calcagno. Auf der Burg, hoer' ich, fechten sie scharf.
Sacco. Bourgognino ist unter ihnen. Was schafft Verrina?
Calcagno. Liegt zwischen Genua und dem Meer, wie der hoellische Kettenhund, dass kaum ein Anchove durch kann.
Sacco. Ich lass' in der Vorstadt stuermen.
Calcagno. Ich marschiere ueber die Piazza Sarzana. Ruehr dich, Tambour! (Ziehen unter Trommelschlag weiter.)