Выбрать главу

Fiesco. Das ist alles, was ich wuenschen kann, Prinz.

Gianettino. Also gute Nacht. Morgen ist Spiel bei Doria, und Fiesco ist eingeladen. Komm, Procurator.

Fiesco. Musik! Lichter!

Gianettino (trotzig durch die drei Masken). Platz dem Namen des Herzogs.

Eine von den drei Masken (murmelt unwillig). In der Hoelle! Niemals in Genua!

Gaeste (in Bewegung). Der Prinz bricht auf. Gute Nacht, Lavagna! (Taumeln hinaus.)

Siebenter Auftritt

Die drei schwarzen Masken. Fiesco. Pause.

Fiesco. Ich werde hier Gaeste gewahr, die die Freuden meines Festes nicht theilen.

Masken (murmeln verdriesslich durcheinander). Nicht Einer.

Fiesco (verbindlich). Sollte mein guter Wille einen Genueser missvergnuegt weglassen? Hurtig, Lakaien! man soll den Ball erneuern und die grossen Pokale fuellen. Ich wollte nicht, dass Jemand hier Langeweile haette. Darf ich Ihre Augen mit Feuerwerken ergoetzen? Wollen Sie die Kuenste meines Harlekins hoeren? Vielleicht finden Sie bei meinem Frauenzimmer Zerstreuung? Oder wollen wir uns zum Pharao setzen und die Zeit mit Spielen betruegen?

Eine Maske. Wir sind gewohnt, die mit Thaten zu bezahlen!

Fiesco. Eine maennliche Antwort, und-das ist Verrina.

Verrina (nimmt die Maske ab). Fiesco findet seine Freunde geschwinder in ihren Masken, als sie ihn in der seinigen.

Fiesco. Ich verstehe das nicht. Aber was soll der Trauerflor an deinem Arm? Sollte Verrina Jemand begraben haben und Fiesco nichts darum wissen?

Verrina. Trauerpost taugt nicht fuer Fiescos lustige Feste.

Fiesco. Doch, wenn ein Freund ihn auffordert. (Drueckt seine Hand mit Waerme.) Freund meiner Seele! wer ist uns Beiden gestorben?

Verrina. Beiden! Beiden! O allzuwahr!-Aber nicht alle Soehne trauern um ihre Mutter.

Fiesco. Deine Mutter ist lange vermodert.

Verrina (bedeutend). Ich besinne mich, dass Fiesco mich Bruder nannte, weil ich der Sohn seines Vaterlands war.

Fiesco (scherzhaft). Ah! ist es das? Also auf einen Spass war es abgezielt? Trauerkleider um Genua! und es ist wahr, Genua liegt wirklich in letzten Zuegen. Der Gedanke ist einzig und neu. Unser Vetter faengt an, ein witziger Kopf zu werden!

Calcagno. Er hat es ernsthaft gesagt, Fiesco!

Fiesco. Freilich! freilich! Das war's eben. So trocken weg und so weinerlich. Der Spass verliert Alles, wenn der Spassmacher selber lacht. Mit einer wahren Leichenbittersmiene! Haett' ich's je gedacht, dass der finstre Verrina in seinen alten Tagen noch ein so lustiger Vogel wuerde!

Sacco. Verrina, komm! Er ist nimmermehr unser.

Fiesco. Aber lustig weg, Landsmann. Lass uns aussehen wie listige Erben, die heulend hinter der Bahre gehen und desto lauter ins Schnupftuch lachen. Doch duerften wir dafuer eine harte Stiefmutter kriegen. Sei's drum, wir lassen sie keifen, und schmausen.

Verrina (heftig bewegt). Himmel und Erde! und thun nichts?-Wo bist du hingekommen, Fiesco? Wo soll ich den grossen Tyrannenhasser erfragen? Ich weiss eine Zeit, wo du beim Anblick einer Krone Gichter bekommen haettest.-Gesunkener Sohn der Republik! du wirst's verantworten, dass ich keinen Heller um meine Unsterblichkeit gebe, wenn die Zeit auch Geister abnuetzen kann.

Fiesco. Du bist der ewige Grillenfaenger. Mag er Genua in die Tasche stecken und einem Kaper von Tunis verschachern, was kuemmert's uns? Wir trinken Cyprier und kuessen schoene Maedchen.

Verrina (blickt ihn ernst an). Ist das deine wahre, ernstliche Meinung?

Fiesco. Warum nicht, Freund? Ist es denn eine Wollust, der Fuss des traegen, vielbeinigen Thiers Republik zu sein? Dank' es Dem, der ihm Fluegel gibt und die Fuesse ihrer Aemter entsetzt. Gianettino Doria wird Herzog. Staatsgeschaefte werden uns keine grauen Haare mehr machen.

Verrina. Fiesco?-ist das deine wahre, ernstliche Meinung?

Fiesco. Andreas erklaert seinen Neffen zum Sohn und Erben seiner Gueter, wer wird der Thor sein, ihm das Erbe seiner Macht abzustreiten?

Verrina (mit aeusserstem Unmut). So kommt, Genueser! (Er verlaesst den Fiesco schnell, die Andern folgen.)

Fiesco. Verrina!-Verrina!-dieser Republikaner ist hart wie Stahl!-

Achter Auftritt

Fiesco. Eine unbekannte Maske.

Maske. Haben Sie eine Minute uebrig, Lavagna?

Fiesco (zuvorkommend). Fuer Sie eine Stunde!

Maske. So haben Sie die Gnade, einen Gang mit mir vor die Stadt zu thun.

Fiesco. Es ist funfzig Minuten auf Mitternacht.

Maske. Sie haben die Gnade, Graf.

Fiesco. Ich werde anspannen lassen.

Maske. Das ist nicht noethig. Ich schicke ein Pferd voraus. Mehr braucht es nicht, denn ich hoffe, es soll nur Einer zurueckkommen.

Fiesco (betreten). Und?

Maske. Man wird Ihnen auf eine gewisse Thraene eine blutige Antwort abfordern.

Fiesco. Diese Thraene?

Maske. Einer gewissen Graefin von Lavagna. Ich kenne diese Dame sehr gut und will wissen, womit sie verdient hat, das Opfer einer Naerrin zu werden?

Fiesco. Jetzt verstehe ich Sie. Darf ich den Namen dieses seltsamen Aufforderers wissen?

Maske. Es ist der naemliche, der das Fraeulein von Zibo einst anbetete und vor dem Braeutigam Fiesco zurueck trat.

Fiesco. Scipio Bourgognino!

Bourgognino (nimmt die Maske ab). Und der jetzt da ist, seine Ehre zu loesen, die einem Nebenbuhler wich, der klein genug denkt, die Sanftmuth zu quaelen.

Fiesco (umarmt ihn mit Feuer). Edler junger Mann! Gedankt sei's dem Leiden meiner Gemahlin, das mir eine so werthe Bekanntschaft macht. Ich fuehle die Schoenheit Ihres Unwillens, aber ich schlage mich nicht.

Bourgognino (einen Schritt zurueck). Der Graf von Lavagna waere zu feig, sich gegen die Erstlinge meines Schwertes zu wagen?

Fiesco. Bourgognino! gegen die ganze Macht Frankreichs, aber nicht gegen Sie! Ich ehre dieses liebe Feuer fuer einen lieberen Gegenstand. Einen Lorbeer verdient der Wille, aber die That waere kindisch.

Bourgognino (erregt). Kindisch! Graf? Das Frauenzimmer kann ueber Misshandlung nur weinen-wofuer ist der Mann da?

Fiesco. Ungemein gut gesagt, aber ich schlage mich nicht.

Bourgognino (dreht ihm den Ruecken, will gehen). Ich werde Sie verachten.

Fiesco (lebhaft). Bei Gott, Juengling! das wirst du nie, und wenn die Tugend im Preis fallen sollte. (Fasst ihn bedaechtlich bei der Hand.) haben Sie jemals etwas gegen mich gefuehlt, das man-wie soll ich sagen?-Ehrfurcht nennt?

Bourgognino. Waer' ich einem Mann gewichen, den ich nicht fuer den ersten der Menschen erklaerte?

Fiesco. Also, mein Freund! einen Mann, der einst meine Ehrfurcht verdiente, wuerde ich-etwas langsam verachten lernen. Ich daechte doch, das Gewebe eines Meisters sollte kuenstlicher sein, als dem fluechtigen Anfaenger so geradezu in die Augen zu springen-Gehen Sie heim, Bourgognino, und nehmen Sie sich Zeit, zu ueberlegen, warum Fiesco so und nicht anders handelt. (Bourgognino geht stillschweigend ab.) Fahr hin, edler Juengling! Wenn diese Flammen ins Vaterland schlagen, moegen die Doria fest stehen.