Chuck Turner – »Ein Macho und stolz drauf«, die letzte selbsternannte Bastion des maskulinen Heldentums im Radio – erreichte mit seiner Show Millionen von Menschen. Er war berühmt für seinen rücksichtslosen Kampf gegen die Gleichberechtigung, und er war stolz auf sich. Er hatte immer erklärt, und seine Hörer stimmten ihm zu, daß die Stellung der Frauen in der Gesellschaft heute schon besser sei als die der Männer. Frauen mußten verehrt und vor der harten Realität beschützt werden. Sie mußten nicht in der rauhen Welt um ihren Lebensunterhalt kämpfen, sie konnten ihre weichen, weiblichen Qualitäten nur entwickeln, weil sie beschützt wurden. Sie konnten den ebenso unbarmherzigen wie notwendigen Wettkampf in der mörderischen Welt einfach nicht verstehen, sie hatten keinen Begriff von den Notwendigkeiten, die das Leben eines Mannes prägten. Die paar, die behaupteten, daß sie genau das wollten, konnten nicht begreifen, was es wirklich bedeutete. Sie waren im guten Glauben einer Täuschung zum Opfer gefallen, wie er es immer sagte – die armen Lieben.
Und seine Hörer – mehr als die Hälfte waren Frauen – stimmten begeistert zu.
Macho Chuck war daran gewöhnt, spät am Abend in Talkshows befragt zu werden. Er trug lederne Hosenträger und ein Arbeitshemd aus grober Baumwolle, und er sprach klar und deutlich. Er wußte, daß er gut aussah.
»Die schlichte Wahrheit, Mike, ist doch, daß unsere amerikanische Wirtschaft wegen der sogenannten Befreiung der Frauen nicht mehr mit den Japanern konkurrieren kann.« Er sprach sehr klar und sah offen und treuherzig in die Kamera und nicht zu seinem Gesprächspartner. In der Sendung sollte es eigentlich um wirtschaftliche Fragen gehen, aber er hatte das Thema bereits dorthin verlagert, wo er es haben wollte. Die beiden anderen Gäste – eine Schwuchtel von Wirtschaftswissenschaftler und eine lesbische Feministin – sahen ziemlich alt aus.
»Die Regierung hat die Gesetze zur Gleichberechtigung erlassen, in denen steht, daß die Frau eingestellt werden muß, wenn sich ein Mann und eine Frau gleichzeitig um einen Job bewerben. Die Firmen müssen das tun, oder sie müssen mit einer millionenschweren Klage wegen Diskriminierung rechnen. Nun, die häßliche, schlichte Wahrheit ist, daß Frauen einfach nicht so gute Arbeiter sind wie Männer. Mike, Sie wissen, daß sie es nicht sind, ich weiß, daß sie es nicht sind, und es wird Zeit, daß die Regierung es auch merkt. So einfach ist das. Sie wollen über die Arbeitslosigkeit in Amerika reden? So ein Schwachsinn. Die gibt’s nicht. Tatsache ist, daß mehr Amerikaner Arbeit haben als jemals zuvor. Aber früher haben nur die Männer gearbeitet. Wegen dieser Frauenbefreiung sollen jetzt aber Männer und Frauen arbeiten gehen, und wir sind so blöde, das auch noch als Fortschritt zu bezeichnen. Also, mir kommt das nicht wie ein Fortschritt vor.«
»Danke, Chuck. Zum Abschluß der Sendung möchte ich Sie noch fragen, ob Sie vielleicht ein paar Worte zu der kürzlich verbreiteten Meldung sagen können, daß eine Wissenschaftlerin in Boston ein Mittel gefunden habe, mit dem angeblich Männer in Frauen verwandelt werden können?«
»Das ist nichts als ein geschmackloser, grausamer Scherz, Mike, der von den radikalen Emanzen verbreitet wird, um ihre Ansicht zu unterstützen, daß es keine wirklichen Unterschiede zwischen Männern und Frauen gäbe. Nun, ich habe denen etwas Unangenehmes zu sagen: Es gibt Unterschiede, und ich für meinen Teil bin verdammt froh darüber. Ich glaube, es ist an der Zeit, daß die sich den Tatsachen stellen.
Mike, es überrascht mich nicht im mindesten, daß ein paar Tunten behaupten, Männer zu sein, die zu Frauen ›umgewandelt‹ wurden. Es macht mich aber traurig, Mike, ich bin traurig und doch etwas überrascht, wenn ansonsten intelligente Männer auf einen so durchsichtigen Schwindel hereinfallen. Das ist ein trauriges Beispiel für den Zustand der heutigen Gesellschaft. Die ganze Idee verstößt übrigens auch gegen Gottes Wort, wie es in der Heiligen Schrift festgelegt ist. Es ist schlicht und ergreifend unmöglich, und ich kann hier voller Zuversicht sagen, daß wir nur zu bald herausfinden werden, daß dies nichts weiter ist als ein Schwindel im Stil der Evolutionstheorie und der Neandertaler.«
David Valient war für die Zehnuhrsitzung mit seinem Chef etwas zu früh dran. Luke war noch nicht in seinem Büro; vermutlich war er unten im Schreibzimmer und baggerte die Mädchen an. »Schnellschuß-Luke«, so nannten sie ihn. David ging um den Schreibtisch herum und setzte sich auf Lukowicz’ Stuhl – und fuhr sofort wieder auf. Er hatte sich auf eine Heftzwecke gesetzt.
Wenn man sah, wie die Sekretärin reagierte, mußte man den Eindruck bekommen, er hätte sich eine schwere Verletzung zugezogen. Sie befahl ihm, die Hosen herunterzulassen, weil sie den kleinen Einstich gleich an Ort und Stelle mit Alkohol einreiben wollte. Beinahe hätte er sich darauf eingelassen – es war immerhin das erste Mal, daß ihm eine Sekretärin in die Unterhose langen wollte –, aber andererseits war er ein verheirateter Mann. Er wehrte sie ab. »He, schon gut. Kein Problem. Wirklich, es ist ja nichts weiter passiert. Übrigens, wissen Sie, was Nonnen und Heftzwecken gemeinsam haben?« Er grinste. »Beide sind spitz, wenn sie auf dem Rücken liegen.«
Komisch, sie konnte über seinen Scherz überhaupt nicht lachen.
»Du Drecksack! Du verdammter Schweinehund!«
Peter Sneed lächelte. Er liebte es, wenn seine Frau ihn beschimpfte. So zeigte sie ihm ihre Leidenschaft. »Komm schon, Kleines!«
»Komm schon, Kleines, du kannst mich mal. Glaubst du, ich wüßte nichts von der blonden Hure, mit der du herumvögelst? Glaube ja nicht, du könntest dich wieder herausreden, wart’s nur ab, dir werde ich’s schon zeigen. Ich verlasse dich, hast du das kapiert? Du kannst mit dieser Hure ficken, wie du willst, du hinterhältiger Schuft, aber wenn du glaubst, du könntest hinterher einfach zu deiner liebenden kleinen Frau zurückkommen, die dir alles verzeiht und vergibt, dann hast du dich geschnitten.«
»Aber Kleines, das war doch nichts. Wirklich, die bedeutet mir überhaupt nichts. Du bist die einzige Frau, die ich liebe, Baby, und das weißt du. Komm schon, gib mir einen Kuß.«
»Glaub nur nicht, daß ich jetzt mit dir ins Bett springe und die Beine breitmache, du Arschloch! Glaub das ja nicht!«
»Komm schon!« Er stieß sie aufs Bett.
»Glaube ja nicht, daß ich dir das vergessen werde, du Idiot.«
»Sylvia, Baby, du weißt doch, daß ich der richtige für dich bin.«
»Du wirst kriegen, was du verdienst, und zwar früher, als du glaubst, du Arschloch! Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt!«
»Oh, Baby, mach weiter! Yeah, mach genauso weiter! Das macht mich an!«
Danach, als das Duschwasser lief, rieb sich Pete mit der Hand über den Rücken. Er zuckte zusammen. Blut? Er mochte es, wenn seine Freundinnen grob wurden, aber jetzt mußte er sich für Marianne heute abend eine passende Geschichte einfallen lassen. Komisch, früher hatte Sylvia nicht gekratzt, wenn sie miteinander geschlafen hatten. Das beweist nur, dachte er, daß sie leidenschaftlicher werden, wenn sie einen Grund zur Eifersucht haben.
Als er die Dusche verließ, war sie schon weg. Es spielte keine Rolle. Sie würde in ein, zwei Tagen zurückkommen, und selbst wenn nicht, es gab reichlich hübsche Mädchen, die nur darauf warteten, daß ein Kerl, der gut reden konnte, richtig auf sie zuging. Er kannte sich mit Frauen aus.
Aus dem Protokoll der Kongreßanhörung zum Transformationsvirus:
Der Ehrenwerte Senator B. Holupka (R-CT): Welche Garantie haben wir dafür, daß dieses Virus keine Seuche auslöst? Was wird mit diesen großen Vereinigten Staaten geschehen, wenn sich die ganze Bevölkerung in Frauen verwandelt?
Doktor G. Urlaub: Das ist nicht möglich.
Senator Holupka: Es ist Ihrer Meinung nach nicht möglich. Ich möchte Sie daran erinnern, daß genau das auch von den Betreibern von Three Mile Island gesagt wurde, und wir wissen ja, was dort passiert ist. Für das Protokoll – wie groß ist Ihr Vorrat an Serum gegen dieses Virus?