»Sag mir, Donald, werde ich jemals Liebe erfahren? Werde ich jemals imstande sein zu lieben?«
Donald Duck spähte aufmerksam in Sherlock Holmes’ Gesicht. Im schwindenden Tageslicht sah er die Furcht und den Schmerz in den Augen. Im Herzen Sherlock Holmes’ las er all seine Enttäuschung und Lebensangst. Er fühlte sich von Mitleid überwältigt.
»Sie werden lieben, Mr. Holmes«, sagte er. »Sie werden lieben, bis Ihnen das Herz in tausend Stücke zerspringt. Sie werden Liebe erleiden, bis Sie ein Mensch und mehr als ein Mensch werden. Das verspreche ich Ihnen. Und wenn ich jedes Wort der Geschichte selbst schreiben müßte.«
»Danke, Donald. Danke und auf Wiedersehen in Washington. Wir werden die Welt errichten, von der du nur träumst.«
Sherlock Holmes ließ sich wieder nieder und stopfte seine Pfeife. Sein Herz pochte wie ein Dampfhammer.
Weit hinter ihm, tief in den Schatten, regte sich etwas. Eine gebeugte Gestalt schlich um die Ecke. Unter den Kleidern zeichnete sich der steife, harte Umriß einer amerikanischen Maschinenpistole ab. In einer Hand hielt die Gestalt ein Messer, dessen Klinge matt durch die Dämmerung schimmerte.
Verstohlen, lautlos wie ein Schatten, näherte die Gestalt sich Sherlock Holmes von rückwärts und hob das Messer.
»Hallo, Moriarty«, sagte Sherlock Holmes, ohne den Kopf zu wenden. »Ich fragte mich schon, wann Sie auftauchen würden. Wir haben allerhand zu besprechen, Sie und ich.«
Originaltiteclass="underline" ›The Gospel According to Mickey Mouse‹
Copyright © 1991 by Phillip Mann (Erstveröffentlichung)
Copyright © 1991 der deutschen Übersetzung by Wilhelm Heyne Verlag, München
Aus dem Englischen übersetzt von Walter Brumm
Illustriert von Jobst Teltschik
[1] geschlossenes System
[2] span. Juan Bautista, engl. John the Baptist. – Anm. d. Übers.
[3] ein Straf- beziehungsweise Prämiengeld, das davon abhängt, ob für die Entladearbeiten mehr oder weniger Zeit erforderlich war, als im Chartervertrag vorgesehen. – Anm. d. Übers.
[4] Die Ca’ d’Oro – das goldene Haus – ist ein Palast, den sich das Dogengeschlecht der Contarini zwischen 1424 und 1430 erbauen ließ. Die beiden Baumeister waren Vater und Sohn Bon. – Anm. d. Übers.
[5] ›Die Beherrschende‹ – Anm. d. Übers.
[6] ›Marciano‹ wird die Biblioteca di San Marco genannt; gemeint ist also die zentrale Bibliothek Venedigs. – Anm. d. Übers.
[7] Barrio (span.) – Vorstadt/Viertel