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»Verschone mich mit diesem buddhistischen Quatsch«, schnaubte George. »Das sind Schurken, und Colonel John hat recht, bei manchen Gelegenheiten muß man sie einfach in den Arsch treten! Wenn sie keine Vampirfledermäuse sind, sind sie Geier. Ich wünschte nur, einer würde mal auf mir landen, damit ich ihm seinen verdammten Hals umdrehen könnte.«

Am nächsten Tag wurde ihm sein Wunsch beinahe erfüllt. Ein Sekretär im Nationalen Entwicklungsrat, Amt für Ausländische Unterstützung, Abteilung Indien, warf einen Blick auf George, und seine Augen strahlten plötzlich. George lächelte und erklärte, wir kämen von der William T. Sloane Foundation for International Development in Houston, Texas, legte sein Bakschisch auf den Tisch und erkundigte sich nach dem Straßenprojekt. Oh, natürlich, sagte der Sekretär nickend. Natürlich wollten wir direkt mit dem verantwortlichen Minister sprechen, Mr. A.S.J.B. Rana, der jeden Morgen mit Besuchern und interessierten Gruppen im Südpatio des Palastsekretariats sprach.

»Rana«, sagte ich zu George, als wir gingen. »Weißt du, daß sind die Ranas. Alle echten Ranas haben dieselben vier Vornahmen, diesen S.J.B.R.-Quatsch.«

»Das habe ich nicht gewußt. Aber das ist gut, sehr gut. Wir kommen endlich in die oberen Regionen.«

Also schauten wir am nächsten Morgen bei A.S.J.B. Ranas Durbar vorbei. Erneut brachte man uns großes Interesse entgegen, und George fing es auf seine übliche Art an, erklärte, wer wir seien und machte den Eindruck, das Geld hinge wie Mühlsteine an seinen Schulter, die wir unbedingt loswerden wollten. A. Rana, ein glatter Bursche in der üblichen weißen Jacke, ließ sich herab, Interesse zu zeigen, und gewährte uns später am Tag eine Audienz.

Also suchten wir ihn auf, präsentierten ihm ein Zeichen der Wertschätzung, die die Stiftung ihm entgegenbrachte, und George ließ seinen üblichen Spruch los. Finanzielle Unterstützung, Straßenbau in Nepal, Eignungsprüfung derzeitiger Objekte. Fragen, die wir ihm bezüglich der Verlängerung nach Chhule stellen wollten. A. Rana war zuvorkommend, sagte, er würde die Sache überprüfen, und wir sollten später zurückkommen.

Also kamen wir später zurück. Ich begleitete George nicht immer, doch er ging nun täglich hin. Und A.S.J.B, schien von Mal zu Mal interessierter, stellte alle möglichen Fragen über die Stiftung und bat offen um finanzielle Unterstützung für sein Amt, ließ gelegentlich ein winziges Informationsbröckchen fallen, bestätigte, daß die Inder die Straße bauten, nannte uns Zahlen über die Kosten oder schickte uns zu einem seiner Kollegen, der dann ebenfalls Geld verlangte.

Doch als er sah, daß er George am Bändchen hatte, wurde er etwas argwöhnisch und dann anmaßend. Einmal nahmen wir an einem Durbar teil, bei dem die Gruppe die ganze Zeit über Nepalesisch sprach, und A. Rana lachte und sah zu uns oder von uns weg, und es wurde offensichtlich, daß wir der Gegenstand seiner Scherze waren. Und er wollte, daß wir es mitbekamen. Also vermutete ich, daß er wußte, daß wir nicht die waren, für die wir uns ausgaben, und uns nur finanziell melken und sich ein Späßchen mit uns machen wollte. Doch George meinte, wir sollten trotzdem weitermachen.

Ein anderes Mal war George allein dort, und ein anderer Minister kam herein und schrie A. Rana wütend an, und Rana zeigte auf George und sagte laut, daran ist dieser Amerikaner Schuld, er belästigt mich ständig. Oh, sagte der andere Minister. Der ist das also. Und sie starrten George an und gaben ihm das starke Gefühl, im Sekretariat gut bekannt zu sein. »Weißt du, ich glaube, wir sollen als Sündenböcke für irgendeine Sache dienen, die A. Rana nebenbei abzieht«, knurrte George, als er mir davon erzählte.

Aber das war nichts im Vergleich zum nachfolgenden Tag. Anscheinend hatte A. Rana George hinausbegleitet, und dabei hatten sich ihre Beine gestreift, und bevor Rana sich wieder in der Gewalt hatte, schnappte er: »Rühren Sie mich nicht an!« und schaute ganz angeekelt drein. George kapierte es nicht. Ich erklärte ihm, daß wir als Ausländer technisch unberührbar waren. Unsere Berührung war unrein.

»Ach, komm schon«, sagte George, und sein Gesicht lief rot an.

»Das glauben einige Hindus eben.«

George runzelte die Stirn. Und als ich ihn das nächste Mal begleitete, bemerkte ich, daß George zur Tür sah, ob A.S.J.B.R. ihn aus dem Büro beobachtete, und dann in den Schreibtisch des Vorzimmers faßte und Papiere und so weiter einsteckte. Als uns A. Rana einmal allein ließ, füllte er sogar einige Formulare auf der Schreibmaschine aus. »Mal sehen, wer hier wen reinlegt«, murmelte er, als er die Formulare in seine Aktentasche steckte.

Doch mittlerweile nahm A. Rana uns ganz schön aus, verlangte jedesmal ein Bakschisch für seine Zeit und wimmelte uns dann doch nur wieder ab. George mußte immer öfter Yongten besuchen, um sich Bargeld zu beschaffen, und Yongten schüttelte schon den Kopf. »Sinnlos«, sagte er.

Colonel John war wütend. »Die Bulldozer sind schon da, und sie fangen mit dem Bau an, sobald der Monsun aufhört! Wir müssen etwas unternehmen!«

In der Tat war es noch schlimmer als im Singha Durbar. A. Rana und seine Kumpel im Sekretariat machten sich einen Spaß daraus, mit Georges Gehirn Fußball zu spielen, Flanke, Paß, Rückgabe, Kopfball, und er litt immer noch an Durchfall und hatte eine Menge Gewicht verloren. Er würde jeden Tag zusammenbrechen.

Und dann ließ uns A. Rana eines Tages in seinem Vorzimmer warten und ignorierte uns ostentativ, telefonierte mit jemandem auf Nepalesisch und lachte eine Menge, und dann legte er auf, kam gähnend aus seinem Allerheiligsten heraus und entließ uns mit einer Handbewegung. »Ich muß jetzt gehen. Kommen Sie später wieder.«

Ich hörte, wie in George die Leitungen durchbrannten. Plötzlich stand er vor A. Rana, verstellte ihm den Weg und sagte mit wirklich eindringlicher Stimme: »Hören Sie zu, Sie kleiner Blechgott, entweder geben Sie mir jetzt die Unterlagen für diese Straßenausweitung, oder ich breche Ihnen Ihr verdammtes Genick.«

Was natürlich genau das war, was man niemals zu einem Beamten in Katmandu sagen darf, wie George selbst es am besten wußte — normalerweise war er bei diesen Burschen Mr. Valium. Aber wie gesagt, bei ihm waren die Leitungen durchgebrannt.

Und A. Rama blähte sich augenblicklich wie eine in die Ecke getriebene Kobra auf, rief »Glauben Sie ja nicht, daß Sie mir drohen können, Sir! Verlassen Sie sofort dieses Büro!«, und George machte einen Schritt auf ihn zu, drohte, ihn mit seinem Zeigefinger zu berühren, und knurrte: »Wer will mich dazu zwingen? Geben Sie mir sofort diese Unterlagen!«

A. Rana griff nach seinem Telefon und rief: »Verschwinden Sie, oder ich werde Sie von der Polizei entfernen lassen!«

»Wieso glauben Sie denn, daß die kommt!« rief George, aufgebracht von der Vorstellung. »Sie müssen sie bestechen, damit sie überhaupt kommen! Und dann müssen Sie die Leute an der Tür bestechen, damit sie hereinkommen, und woher wollen Sie dafür das Geld nehmen? Wollen Sie bei einem anderen ausländischen Hilfsprojekt absahnen? Wollen Sie ein anderes Amt bescheißen, um das Geld zu bekommen, das Sie brauchen, um mich aus Ihrem Büro werfen zu lassen? Sie brauchen zehn Jahre, um mich aus diesem Büro werfen zu lassen!«, und dann hatte ich ihn an den Schultern gepackt und drängte ihn gewissermaßen heraus, während ich A. Rana mit meinem Fuß zurückhielt, während sie einander anschrien und alle anderen Beamten auf den Gang liefen, um zu sehen, was los war.

Wir waren wieder ganz am Anfang.

An diesem Abend war George untröstlich. »Ich hab’s verpatzt, Freds, ich hab’s verpatzt.«

»Ja, das hast du.«

Wir rauchten ein paar Haschpfeifchen und gingen zum K. C., um darüber hinwegzukommen. Und dort schüttete George gewaltige Mengen Bier in sich hinein.