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Gemeinschaft bedeutet Gleichheit innerhalb der Gruppe.

Unsere erste Aufgabe wird es sein, neue Mitglieder für die Welle zu gewinnen. Um Mitglied der Welle werden zu können, muss der Bewerber nachweisen, dass er unsere Regeln kennt, und er muss geloben, ihnen strikt zu gehorchen.«

David lächelte, als Eric zu ihm herüberschaute und ein Auge zukniff. Genau das hatte er hören wollen. Es war also nicht falsch, andere für die Welle zu begeistern.

Es war gut für alle, besonders für die Footballmannschaft. Mr. ROSS schloss seine Bemerkungen zur Welle ab. Den Rest der Stunde wollte er darauf verwenden, die Aufgaben abzuhören, die er gestern gestellt hatte. Doch ein Schüler namens George Snyder hob die Hand.»Ja, George?«

George sprang auf.»Mr. ROSS, ich fühle zum ersten Mal, dass ich Teil von etwas bin, und ich finde das großartig!«

Andere Schüler schauten ihn verwundert an, und er ließ sich langsam auf seinen Stuhl zurücksinken, doch da sprang Robert plötzlich auf.

«Mister ROSS«, sagte er stolz,»ich weiß genau, was George meint. Man fühlt sich wie neugeboren.«

Er hatte sich kaum gesetzt, als Amy aufstand.»Er hat recht, Mr. ROSS. Ich empfinde das ebenso. «David freute sich. Er empfand das, was George getan hatte, als bloße Angabe, aber dann hatten Robert und Amy es ihm nachgetan, damit George sich nicht beschämt und alleingelassen fühlen sollte. Das war das Gute an der Welle. Sie unterstützten einander. Jetzt stand David auf und sagte:»Mr. ROSS, ich bin stolz auf die Welle!«Dieser plötzliche Ausbruch von Bekenntnissen überraschte Ben ROSS.

Er wollte mit dem Unterricht vorankommen, doch es war ihm auch klar, dass er sich jetzt noch eine Zeitlang mit den Gefühlen der Klasse beschäftigen musste. Er spürte, wie sehr sie alle Führung von ihm erwarteten, und es war ihm klar, dass er ihnen diese Führung nicht verweigern durfte.»Unser Gruß!«befahl er, und sofort sprangen alle auf und grüßten, wie es den Regeln der Welle entsprach. Dann sprachen sie gemeinsam ihre Grundsätze:»Macht durch Disziplin! Macht durch Gemeinschaft!

Macht durch Handeln!«

Der Lehrer griff zu seinen Arbeitsnotizen, als die Schüler ohne Aufforderung den Gruß und die Grundsätze wiederholten. Dann wurde es still. Mr. ROSS betrachtete erstaunt seine Schüler. Die Welle war nicht mehr eine bloße Idee, sie war kein Spiel mehr. Sie war für seine Schüler zu einer lebendigen Bewegung geworden. Sie waren jetzt in der Tat die Welle, und es war Ben klar, dass sie jetzt in der Lage waren, auch ohne sein Zutun gemeinsam zu handeln, wenn sie es wollten. Dieser Gedanke hätte beängstigend sein können, doch Ben war sicher, dass ihm diese neue Bewegung nicht außer Kontrolle geraten würde und er der anerkannte Anführer war. Das Experiment wurde immer interessanter. Mittags saßen alle Mitglieder der Welle, die in der Cafeteria aßen, an einem langen Tisch beisammen. Brian, Brad, Amy, Laurie und David waren dabei. Anfangs schien Robert Billings zu zögern, ob er sich ihnen anschließen sollte, doch sobald David ihn sah, forderte er Robert auf, sich zu ihnen zu setzen, denn schließlich gehörten sie doch jetzt alle zur Welle. Die meisten waren begeistert von dem, was in Ben ROSS' Klasse vorging, und Laurie sah keinen zwingenden Grund, ihnen zu widersprechen. Aber dieses gemeinsame Grüßen und Aufsagen der Grundsätze war ihr noch immer unbehaglich. Endlich fragte sie in einer Gesprächspause:»Hat eigentlich keiner von euch bei alledem ein ungutes Gefühl?«

David wandte sich ihr zu.»Wie meinst du das?«»Ich weiß nicht«, antwortete sie.

«Aber ist das nicht irgendwie verrückt?«»Es ist einfach anders als bisher«, meinte Amy.»Darum kommt es einem so merkwürdig vor.«»Ja«, bestätigte Brad.»Plötzlich gibt es keine Außenseiter mehr. Was mir an der Schule am meisten auf die Nerven geht, das sind diese vielen kleinen Cliquen. Ich habe die Nase voll davon, jeden Tag als einen kleinen Beliebtheitswettbewerb zu erleben. Das ist ja eben das Tolle an der Welle! Man muss sich keine Gedanken mehr machen, ob man beliebt ist oder nicht.

Wir sind alle gleich, wir sind alle Teile einer einzigen Gemeinschaft!«»Und du meinst, das könnte jedem gefallen?«fragte Laurie.

«Kennst du einen, dem es nicht gefällt?«fragte David zurück.

Laurie fühlte, dass sie rot wurde.»Ich bin nicht ganz sicher, ob es mir recht ist oder nicht. «Plötzlich zog Brian etwas aus seiner Tasche und hielt es Laurie entgegen.»He, vergiss das nicht!«sagte er. Er hielt seine Mitgliedskarte mit dem roten X auf der Rückseite in der Hand.»Was soll ich nicht vergessen?«

«Du weißt doch«, erklärte Brian,»dass wir jeden Mr. ROSS melden müssen, der sich nicht an die Regeln hält. «Laurie war betroffen. Das konnte Brian doch nicht etwa ernst meinen? Aber jetzt grinste Brian, und sie atmete erleichtert auf.

«Außerdem hat Laurie auch kein Gesetz übertreten«, sagte David.

«Wenn sie wirklich gegen die Welle wäre, dann doch!«behauptete Robert.

Die anderen am Tisch schwiegen vor Verwunderung, weil Robert einmal etwas gesagt hatte. Manche von ihnen kannten kaum seine Stimme, weil er so selten sprach.»Ich meine das so«, erklärte Robert verlegen:»Die Grundidee der Welle ist doch, dass alle ihre Mitglieder sie auch unterstützen müssen. Wenn wir eine Gemeinschaft sein wollen, dann müssen wir auch alle in den Grundsätzen

übereinstimmen. «Laurie wollte etwas erwidern, doch sie hielt sich zurück. Die Welle hatte Robert den Mut gegeben, sich an ihren Tisch zu setzen und sogar am Gespräch teilzunehmen. Wenn sie jetzt etwas gegen die Welle sagte, dann würde sie damit nur ausdrücken, dass Robert wieder für sich sitzen und nicht zu ihrer «Gemeinschaft «gehören sollte. Brad klopfte Robert auf die Schulter.»Du, ich freue mich, dass du auch zu uns gehörst!«versicherte er. Robert wurde rot und wandte sich dann an David.»Hat er mir jetzt irgend etwas auf die Schulter geklebt?«fragte er, und alle am Tisch lachten.

Kapitel 9

sollte. Daraus ergaben sich manche unerwarteten Ereignisse.

Was als bloßes Experiment im Geschichtsunterricht begonnen hatte, war zu einer Bewegung geworden, die sich jetzt auch außerhalb der Klasse fortentwickelte.

Zunächst einmal nahm die Zahl der Teilnehmer an seinem Geschichtskurs zu, weil Schüler, die gerade Freistunden hatten, an der Welle teilhaben wollten. Die Werbung neuer Mitglieder war offenbar viel erfolgreicher verlaufen als er sich hätte träumen lassen. Manchmal ließ der Andrang ihn sogar befürchten, dass Schüler andere Stunden schwänzten, um zu seinem Geschichtsunterricht zu kommen.

Seltsamerweise blieben die Schüler im Stoff nicht etwa zurück, weil Zeit für Zeremonien und das Aufsagen der Grundsätze verwendet wurde; vielmehr schienen alle den Stoff eher schneller zu bewältigen als zuvor. Die neue Arbeitsweise — das schnelle Fragen und Antworten —, die die Welle eingeführt hatte, trug dazu bei, dass man schon bald bis zum Eintritt Japans in den Zweiten Weltkrieg vorankam.

Ben bemerkte, dass die häusliche Vorbereitung und die Beteiligung am Unterricht sich wesentlich verbessert hatten, doch es fiel ihm auch auf, dass die Schüler weniger nachdenklich an den Stoff herangingen. Sie sprudelten die erwarteten Antworten nur so hervor, doch sie analysierten und fragten nicht mehr. Einen Vorwurf konnte er ihnen daraus nicht machen, denn schließlich hatte er selbst die Arbeitsmethode der Welle eingeführt. Dieses veränderte Unterrichtsverhalten war einfach eine Nebenwirkung des ganzen Experiments. Anscheinend, so meinte Ben, begriffen die Schüler, dass eine Vernachlässigung der Hausarbeit schädlich für die Welle sein musste. Wollten sie sich genügend mit ihrer gemeinsamen Bewegung beschäftigen, so mussten sie so gut vorbereitet sein, dass sie den vom Lehrplan vorgeschriebenen Stoff in der halben Zeit bewältigen konnten. Damit konnte man als Lehrer doch sicher zufrieden sein? Er war sich nicht ganz sicher. Die Hausarbeiten der Klasse waren besser geworden, doch man schrieb nicht mehr ausführlich, sondern gab nur noch sehr knappe Antworten. In einem Test, bei dem es nur darauf ankam, richtige Antworten anzukreuzen, würden die Schüler jetzt sicher sehr gut abschneiden, aber Ben hatte dann seine Zweifel, wenn es darum ging, in einem Aufsatz das Für und Wider einer Sache abzuwägen. Zu den interessanten Auswirkungen des Experiments rechnete Ben auch, dass David Collins und seine Freunde Eric und Brian die Regeln der Wette erfolgreich auf die Footballmannschaft