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Die Tür zum Zimmer des Direktors stand offen, und als Owens Ben ROSS im Vorzimmer sah, winkte er ihn zu sich. Ben war ein wenig verwirrt. Auf dem Weg hierher hatte er sich eingeredet, Direktor Owens werde ihm gründlich den Kopf waschen wollen, doch der alte Mann schien bester Laune zu sein. Direktor Owens war ein wahrer Riese, an die zwei Meter groß. Sein Kopf war; fast völlig kahl, abgesehen von einem Haarbüschel über jedem Ohr. Sonst war an ihm nur noch die Pfeife bemerkenswert, die er immer zwischen den Lippen trug. Er hatte eine tiefe Stimme und damit konnte er, wenn er zornig war, selbst den aufrührerischsten «Rebellen «in ein Lamm verwandeln. Aber heute sah es ganz so aus, als hätte Ben nichts zu fürchten. Der Direktor saß hinter seinem Schreibtisch und hatte die schwarzen Schuhe auf die Tischkante gelegt. Er blinzelte Ben entgegen.»Der Anzug steht Ihnen gut«, sagte er.

Owens hatte man in der Schule nie anders als in einem dreiteiligen Anzug gesehen; selbst dann nicht, wenn er am Samstagnachmittag zum Football kam.»Danke, Sir!«antwortete Ben ein wenig nervös. Direktor Owens lächelte.»Ich erinnere mich gar nicht, an Ihnen vorher schon einmal einen Anzug gesehen zu haben.«

«Für mich ist es auch neu«, gab Ben zu. Eine der Augenbrauen des Direktors hob sich.»Hat das vielleicht auch etwas mit der Welle zu tun?«fragte er. Ben musste sich räuspern.»Ja… ja, in gewisser Weise schon.«

Direktor Owens lächelte.»Nun erklären Sie mir doch einmal, Ben, was es mit dieser Welle auf sich hat«, sagte er.»Sie haben ja die ganze Schule in Unruhe versetzt.«

«Ich hoffe, dass es eine gute Unruhe ist. «Der Direktor rieb sich das Kinn.»Nach allem, was ich bisher gehört habe, scheint es so. Oder haben Sie etwas anderes gehört?«

Ben wusste, dass er ihn beruhigen musste. Er schüttelte den Kopf.»Nein, Sir, ich habe nichts gehört. «Der Direktor nickte.»Ich bin ganz Ohr, Ben. «Ben atmete tief und fing an:»Es begann vor einigen Tagen in meinem Geschichtskurs für Fortgeschrittene. Wir haben uns einen Film über die Nazis angesehen, und

…«

Als er seinen Bericht beendet hatte, bemerkte Ben, dass Direktor Owens nicht mehr so fröhlich wie zuvor aussah, aber auch keineswegs so unangenehm berührt, wie Ben befürchtet hatte. Der Direktor nahm die Pfeife aus dem Mund und klopfte sie im Aschenbecher aus.»Ich muss sagen, das ist ungewöhnlich, Ben. Sind Sie sicher, dass die Schüler dadurch im Stoff nicht zurückbleiben?«»Im Gegenteil, sie sind eher voraus«, antwortete Ben.»Aber es gibt doch auch Schüler außerhalb der Klasse, die an der Welle beteiligt sind«, bemerkte der Direktor.»Aber es hat keine Klagen gegeben«, versicherte Ben.»Tatsächlich sagte mir Christy, dass sie in ihren Klassen sogar eine Verbesserung bemerkt hat. «Das war zwar eine leichte Übertreibung, wie Ben genau wusste, aber Ben hielt sie für nötig, weil er fürchtete, dass Owens die l

Welle überbewertete.

«Immerhin, Ben, diese Grundsätze und diese Grüßerei, das stört mich alles ein bisschen.«»Kein Grund zur Beunruhigung«, versicherte Ben.»Das gehört einfach zum Spiel, und außerdem, Norm Schiller…«

«Ja, ja, ich weiß«, unterbrach ihn Owens.»Er war gestern bei mir und hat von der Welle nur so geschwärmt. Er sagt, seine Footballmannschaft sei wie umgekrempelt.

Wenn man ihn reden hört, sollte man meinen, dass unsere Schulmannschaft künftig alle Pokale gewinnt. Es sollte mich gar nicht wundern, wenn sie am Samstag die Mannschaft aus Clarkstown schlagen würde. Aber das ist nicht meine Sorge, Ben.

Ich denke an die Schüler. Diese Welle ist in ihrem Ausgang zu unsicher, meine ich.

Natürlich weiß ich, dass Sie keinerlei Regeln verletzt haben, aber es gibt auch Grenzen.«

«Das ist mir klar«, versicherte Ben.»Sie müssen verstehen, dass dieses Experiment gar nicht weiter gehen kann als ich es zulasse. Die ganze Grundlage der Welle ist die Idee einer Gruppe, die bereit ist, ihrem Führer zu folgen. Und solange ich damit zu tun habe, kann ich versichern, dass die Sache mir nicht außer Kontrolle geraten wird. «Direktor Owens stopfte seine Pfeife neu und zündete sie an. Für einen Augenblick verschwand er hinter einer dichten Rauchwolke, während er über Bens Worte nachdachte.»Also gut!«sagte er endlich.»Um ganz offen zu sein: Diese Geschichte ist so anders als alles, was ich bisher hier erlebt habe, dass ich nicht recht weiß, was ich davon halten soll. Ich sage nur, wir müssen die Entwicklung genau im Auge behalten, Ben. Und halten Sie auch die Ohren offen! Vergessen Sie nicht, Ben, an diesem Experiment, wie Sie es nennen, sind junge, beeindruckbare Menschen beteiligt. Manchmal vergessen wir, dass sie jung sind und noch nicht die Urteilsfähigkeit entwickelt haben, die sie hoffentlich einmal auszeichnen wird.

Manchmal treiben junge Leute die Dinge einfach zu weit, wenn man sie nicht im Auge behält. Sie verstehen, was ich meine?«»Vollkommen.«

«Und Sie versprechen mir, dass ich hier nicht demnächst eine ganze Parade von Eltern haben werde, die mir vorwerfen, dass wir ihre Kinder hier auf irgendeine Weise indoktrinieren?«Ben nickte:

«Gut. Ich kann nicht gerade sagen, dass ich begeistert bin, aber bisher hatte ich niemals Grund, an Ihnen zu zweifeln.«»Und das wird auch so bleiben«, versicherte Ben.

Kapitel 11

Als Laune Saunders am nächsten Tag in das Redaktionsbüro kam, fand sie auf dem Fußboden einen weißen Umschlag, den jemand am Spätnachmittag oder am frühen Morgen unter der Tür hindurchgeschoben haben musste. Laurie hob ihn auf und schloss die Tür hinter sich. Im Umschlag fand sich ein handschriftlicher Bericht, an dem eine Notiz hing. Laurie las sie: Liebe Redaktion, hier ist ein Bericht, den ich für die Schülerzeitung geschrieben habe. Sucht gar nicht erst nach meinem Namen, denn den werdet ihr nicht finden. Ich möchte nicht, dass meine Freunde oder andere Schüler wissen, dass ich das geschrieben habe. Mit gerunzelter Stirn wandte Laurie sich dem Bericht zu. l Als Überschrift hatte der anonyme Schreiber gewählt: '»Willkommen in der Welle — sonst.. «Ich bin in der Unterstufe der Gordon High School. Vor drei oder vier Tagen haben meine Freunde und ich von der Welle gehört, mit der die Größeren alle zu tun haben. Das hat uns interessiert. Ihr wisst ja, dass die Jüngeren immer wie die Größeren sein wollen.

Ein paar von uns sind zum Geschichtskurs von Mr. ROSS gegangen, um zu sehen, was es damit auf sich hat. Einigen meiner Freunde hat das gefallen, einige waren nicht so ganz sicher. Ich fand es blöd. Als der Unterricht vorbei war, wollten wir gehen. Aber ein großer Schüler hielt uns auf dem Flur auf. Ich kannte ihn nicht, aber er sagte, dass er zum Kurs von Mr. ROSS gehörte, und er fragte uns, ob wir nicht Mitglieder der Welle werden wollten. Zwei meiner Freunde stimmten zu, zwei sagten, sie wüssten es noch nicht genau, und ich sagte, ich sei nicht daran interessiert.

Der Schüler fing an, uns zu erzählen, wie großartig die Welle sei. Er sagte, je mehr Mitglieder es gäbe, desto besser liefe alles. Er sagte, fast alle älteren Schüler seien schon Mitglieder, und die meisten» Junioren «auch.

Schon bald änderten meine beiden noch unentschlossenen Freunde ihre Meinung und erklärten, sie wollten auch Mitglieder werden. Dann wandte sich der große Schüler an mich:»Und du? Willst du nicht zu deinen Freunden halten?«Ich sagte ihm, sie blieben auch dann meine Freunde, wenn ich nicht Mitglied würde. Er fragte mich immer wieder, warum ich denn nicht wollte. Ich sagte nur einfach, mir sei eben nicht danach. Und dann wurde er böse. Er sagte, es würde nicht mehr lange dauern, dann würden Mitglieder der Welle nicht mehr mit Leuten befreundet sein wollen, die nicht dazugehörten. Er behauptete, wenn ich nicht beitreten wolle, dann würde ich alle meine Freunde verlieren. Ich glaube, er wollte mir Angst machen.