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ob sich unter den Mitgliedern der erwähnten Gruppe Personen befanden, die sich als immun gegen das Syndrom erwiesen haben;

ob sich nicht, falls es solche Fälle gab, die Gründe für die Immunität ermitteln lassen oder wenigstens die biosoziopsychologischen Parameter, nach denen sich diese Personen von den Erkrankten unterscheiden.

Mit diesen Fragen wandte ich mich direkt an Dr. Möbius. Er antwortete mir, daß ihn jenes Problem nie interessiert habe, er aber intuitiv dazu neige, die Existenz solcher biosoziopsychologischen Parameter für überaus unwahrscheinlich zu halten. Auf meine Bitte hin erklärte er sich bereit, die Untersuchung des Problems einem seiner Laboratorien zu übertragen, wies jedoch gleich darauf hin, daß die Ergebnisse frühestens in zwei, drei Monaten zu erwarten seien.

Um keine Zeit zu verlieren, wandte ich mich ans Medzentrum-Archiv der Verwaltung der Raumflotte und versuchte, die Daten über alle 124 Piloten zu analysieren, die im fraglichen Zeitraum regelmäßig die gesamte Distanz der betreffenden Linien beflogen haben.

Eine elementare Analyse erbrachte, daß zumindest für die Piloten die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung am „Pinguin-Syndrom“ etwa ein Drittel betrug und nicht von der Zahl der Flüge abhing, die sie in dem „Gefahrensektor“ absolviert hatten. Daher erscheint es als überaus wahrscheinlich, daß a) zwei Drittel aller Menschen immun gegen das „Pinguin-Syndrom“ sind und b) ein Mensch, dem die Immunität fehlt, mit nahezu hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit an dem Syndrom erkrankt. Ebendarum ist die Frage, worin sich ein immuner Mensch von einem nicht immunen unterscheidet, von besonderem Interesse.

3. Ich halte es für notwendig, eine Anmerkung von Dr. Möbius zu seinem Artikel „Nochmals zur Natur des ›Pinguin-Syndroms‹“ vollständig zu zitieren. Dr. Möbius schreibt:

„Eine bemerkenswerte Mitteilung erhielt ich vom Kollegen Kriwoklykow (Krimfiliale des Zweiten IRM). Nach der Veröffentlichung meines Vortrags von Riga schrieb er mir, er habe schon seit vielen Monaten Träume, die den Alpträumen der vom ›Pinguin-Syndrom‹ Befallenen thematisch ungewöhnlich ähnlich seien — er fühlt sich im luftleeren Raum schweben, weitab von Planeten und Sternen, er spürt seinen Körper nicht, sieht ihn jedoch ebenso wie auch zahlreiche kosmische Objekte, reale und phantastische. Doch im Unterschied zu den am ›Pinguin-Syndrom‹ Erkrankten empfindet er dabei keinerlei negative Emotionen. Im Gegenteil, der Vorgang erscheint ihm interessant und angenehm. Er hat die Vorstellung, ein selbständiger Himmelskörper zu sein, der sich auf einer selbstgewählten Bahn bewegt. Schon die Bewegung bereitet ihm Befriedigung, denn sie führt ihn zu einem Ziel, das eine Menge Interessantes verspricht. Allein der Anblick der Sternenhaufen, die in den Tiefen des Raumes funkeln, ruft in ihm die Empfindung eines unerklärlichen Triumphs hervor, usw. Mir kam die Idee, daß es sich im Falle vom Kollegen Kriwoklykow um eine Art Inversion des ›Pinguin-Syndroms‹ handeln könnte, die im Lichte der in meinem Artikel dargelegten Gedankengänge von großem theoretischem Interesse wäre. Ich wurde jedoch enttäuscht: Wie sich herausstellte, ist Kollege Kriwoklykow nie im Leben mit einem Raumschiff vom Typ ›Gespenst 17 Pinguin‹ geflogen. Im übrigen gebe ich die Hoffnung nicht auf, daß die Inversion des ›Pinguin-Syndroms‹ als psychisches Phänomen real existiert, und wäre jedem Arzt dankbar, der mir freundlicherweise neue Daten zu diesem Gegenstand mitteilt.“

Notiz zur Person:

Kriwoklykow, Iwan Georgijewitsch, Psychiater der ärztlichen Ambulanz in der Basis „Lemboy“ (EN 2105), hat im betrachteten Zeitraum mehrmals in Raumschiffen verschiedener Typen die Linie Erde — Redoute — EN 2105 beflogen. Befindet sich nach den Angaben des GGI gegenwärtig in der Basis „Lemboy“.

Im Verlauf eines persönlichen Gesprächs mit Dr. Möbius habe ich ermittelt, daß er die „positive“ Inversion des „Pinguin-Syndroms“ im Laufe der letzten Jahre noch bei zwei weiteren Menschen entdeckt hat. Ihre Namen mitzuteilen, weigerte er sich unter Hinweis auf seine ärztliche Schweigepflicht.

Ich maße mir nicht an, das Phänomen einer Inversion des „Pinguin-Syndroms“ eingehend zu kommentieren, doch es erscheint mir offensichtlich, daß wesentlich mehr Personen als bisher bekannt von solch einer Inversion betroffen sein müssen.

T. Glumow

Das Dokument 3 habe ich hier nicht allein deshalb angeführt, weil es einer der vielversprechendsten Berichte war, die Toivo Glumow vorlegte. Als ich ihn wieder und wieder las, hatte ich das Gefühl, wir seien wohl zum erstenmal auf eine echte Spur gestoßen, obwohl ich mir damals nicht träumen ließ, daß damit jene Kette von Ereignissen ihren Anfang nahm, die eine entscheidende Rolle bei meiner Beteiligung an der Großen Offenbarung spielen sollte.

Am 21. März las ich Toivos Bericht über das „Pinguin-Syndrom“.

Am 25. März hatte Hexenmeister seinen Auftritt im Institut der Sonderlinge (ich erfuhr davon erst ein paar Tage später).

Am 27. März aber unterbreitete mir Toivo den Bericht über die Fukaminophobie.

Dokument 4

Bericht Nr. 013/99

KomKon 2

Ural/Norden

Datum: 26. März ’99

Autor: T. Glumow, Inspektor

Thema 009: „Besuch der alten Dame“

Betr.: Fukaminophobie, Geschichte der Novelle zum „Gesetz über die obligatorische Bioblockade“

Bei der Analyse der Fälle von Auftreten von Massenphobien während der letzten hundert Jahre bin ich zu dem Schluß gelangt, daß im Rahmen des Themas 009 die Ereignisse für uns von Interesse sein könnten, die der Annahme der bekannten Novelle zum „Gesetz über die obligatorische Bioblockade“ durch den Weltrat am 2. 2. ’85 vorangingen.

Es ist in Betracht zu ziehen:

1. Die Bioblockade, auch Tokio-Prozedur genannt, wird auf der Erde und den Äußeren Welten seit rund einhundertfünfzig Jahren angewandt. „Bioblockade“ ist kein professioneller Terminus, er wird hauptsächlich von Journalisten benutzt. Die Mediziner als Spezialisten nennen diese Prozedur „Fukamisation“ zu Ehren der Schwestern Nathalie und Hoshiko Fukami, die sie als erste theoretisch begründet und in der Praxis eingesetzt haben. Die Fukamisation bezweckt eine Erhöhung der natürlichen Anpassungsfähigkeit des menschlichen Organismus an die äußeren Bedingungen (Bioadaption). In ihrer klassischen Form wird die Fukamisations-Prozedur ausschließlich bei Kleinkindern angewandt, beginnend mit der letzten Phase der intrauterinären Entwicklung. Soviel ich feststellen und verstehen konnte, besteht diese Prozedur aus zwei Etappen.

Die Injektion des UNBLAF-Serums (einer Kultur von „Lebensbakterien“) erhöht um mehrere Größenordnungen die Widerstandsfähigkeit des Organismus gegenüber sämtlichen bekannten (Viren-, Bakterien- und Sporen-) Infektionen sowie allen organischen Giften (dies ist die Bioblockade im eigentlichen Sinne).

Die Aktivierung des Hypothalamus durch Mikrowellenstrahlung vervielfacht die Fähigkeit des Organismus, sich an solche physischen Umweltagenda wie harte Strahlung, ungünstige Gaszusammensetzung der Atmosphäre, hohe Temperatur anzupassen. Außerdem erhöht sich die Fähigkeit des Organismus zur Regeneration verletzter innerer Organe um ein vielfaches, das von der Retina wahrgenommene Spektrum wird breiter, die Fähigkeit zur Psychotherapie nimmt zu usw.