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Ihre einzige Verteidigung gegen Raubtiere ihrer Zeit war, sich ins Wasser zu begeben und dort zu bleiben. Die Brontosaurier starben aus, als, bedingt durch geologische Veränderungen, ihre Sumpfwohnungen austrockneten, wodurch die Tiere ihren natürlichen Feinden auf Gnade und Ungnade ausgeliefert wurden.

Ein Experte erklärte, Dinosaurier seien die größte Fehlkalkulation der Natur gewesen. Und doch, so sagte ein anderer, hatten sie drei geologische Perioden durchlebt — das Tertiär, die Jurazeit und die Kreidezeit — insgesamt also einhundertvierzig Millionen Jahre, eine lange Zeit für eine „Fehlkalkulation“, insbesondere, wenn man bedachte, daß der Mensch bis zur Stunde erst eine halbe Million Jahre hinter sich gebracht hatte!

Conway verließ die Bibliothek in der Überzeugung, etwas Wichtiges entdeckt zu haben, wenn er auch noch nicht sagen konnte, worin dieses Wichtige bestand. Er nahm hastig eine Mahlzeit zu sich und beschloß dabei, daß er noch wesentlich umfangreichere Informationen brauchte — und es gab nur einen Menschen, der imstande war, sie ihm zu verschaffen.

„Wo ist unser kleiner Freund?“ fragte der Psychologe scharf, als Conway ein paar Minuten darauf sein Büro betrat. „Haben Sie sich gestritten?“

Conway schluckte und war bemüht, seiner Stimme nichts anmerken zu lassen.

„Dr. Arretapec wollte eine Zeit allein mit dem Patienten arbeiten, und ich habe mich inzwischen in der Bibliothek über Dinosaurier informiert. Ich wollte mich erkundigen, ob Sie weitere Informationen für mich haben.“

„Ein wenig“, sagte O’Mara. Er musterte Conway und knurrte dann: „Da…“

Das Forschungsschiff des Monitor-Korps, das Arretapecs Heimatplaneten entdeckt hatte, hatte das hohe Stadium der Zivilisation erkannt, das seine Bewohner erreicht hatten, und ihnen den Hyperantrieb anvertraut. Einer der ersten Planeten, die Arretapecs Artgenossen besucht hatten, war eine junge Welt ohne jegliches intelligente Leben gewesen, aber eines seiner Lebewesen hatte sie interessiert — der riesige Saurier. Und so hatten sie den herrschenden Mächten der Galaxis erklärt, daß sie mit ausreichender Unterstützung vielleicht imstande sein könnten, etwas zu tun, was der ganzen Zivilisation nützen konnte. Da telepathische Rassen nicht lügen konnten, ja nicht einmal verstanden, was eine Lüge war, gab man ihnen die verlangte Hilfe, und Arretapec und sein Patient waren nach Sektor 12 gekommen.

O’Mara wies Conway auf eine weitere Kleinigkeit hin. Offenbar gehörte zu den Psifähigkeiten der VUXGs auch eine Art hellseherische Fähigkeit. Letztere schien nicht viel Nutzen zu bringen, da sie, auf Individuen bezogen, nicht funktionierte.

Als Conway O’Mara verließ, war er noch verwirrter denn je zuvor.

Er versuchte immer noch, aus den einzelnen Stückchen von Informationen, die er besaß, ein großes Ganzes zu bilden, das einen Sinn ergab, aber entweder war er zu müde oder zu dumm.

Es mußte irgendeine Verbindung zwischen diesen beiden Faktoren bestehen — zwischen Arretapecs Kommen und seiner, Conways, unerklärlichen Müdigkeit, dachte er. Er befand sich in ausgezeichneter körperlicher Verfassung und hatte bisher noch nie solche Müdigkeit empfunden, ganz gleich, wie sehr er sich angestrengt hatte. Und hatte Arretapec nicht gesagt, daß sein Juckreiz auf irgendeine Störung hindeute?

Plötzlich empfand er seine Arbeit mit dem VUXG-Doktor nicht nur als lästig, sondern geradezu gefährlich für seine eigene Sicherheit. Wie, wenn dieses Jucken auf eine neue Art von Bakterien zurückzuführen war, auf die seine Skala am Unterarm nicht ansprach? Er würde einen der Ärzte aufsuchen. Am besten tat er das sofort.

Aber Conway war sehr müde. Er gab sich selbst das Versprechen, am nächsten Morgen Dr. Mannon, seinen letzten Vorgesetzten, um eine gründliche Untersuchung zu bitten.

Und am Morgen würde er auch wieder mit Arretapec ins reine kommen müssen. Er grübelte immer noch über die eigenartige neue Krankheit nach und überlegte, wie er sich am besten bei dem VUXG entschuldigte, als ihn der Schlaf übermannte.

21

Am nächsten Morgen wies seine Schreibtischplatte wieder ein zwei Zoll tiefes Loch auf, in dem Arretapec es sich bequem gemacht hatte. Conway hatte kaum zu verstehen gegeben, daß er wach sei, als das Wesen schon sprach:

„Ich habe mir seit gestern überlegt“, sagte der VUXG, „daß ich vielleicht von Ihnen als dem Angehörigen einer Spezies, die — relativ gesehen natürlich — nur von geringer geistiger Kapazität ist, zuviel an Selbstkontrolle, emotionellem Gleichgewicht und der Fähigkeit, gewisse physische Reize zu ertragen, erwarte. Ich werde mich bemühen, im Laufe unserer Zusammenarbeit dies gebührend zu berücksichtigen.“

Conway brauchte ein paar Sekunden, um zu begreifen, daß Arretapec sich bei ihm entschuldigt hatte. Als er es aber begriffen hatte, überlegte er, daß das die beleidigendste Entschuldigung war, die man ihm gegenüber vorgebracht hatte und daß es in der Tat ein Tribut an seine Selbstbeherrschung war, daß er das dem anderen nicht sagte. Statt dessen lächelte er nur und bestand darauf, daß alles seine Schuld sei. Dann begaben sie sich wieder zu ihrem Patienten.

Das Innere des großen Transporters hatte sich bis zur Unkenntlichkeit verändert. Anstelle einer Hohlkugel, die mit einem schlammigen Brei aus Erde, Wasser und Pflanzen bedeckt war, boten jetzt drei Viertel der verfügbaren Oberfläche das perfekte Abbild einer Landschaft des Mesozoikums. Und doch war es anders als die Bilder, die Conway gestern studiert hatte, denn diese Bilder bezogen sich auf ein fernes Zeitalter der Erde, während diese Flora von der Heimatwelt des Patienten herbeigeschafft worden war. Aber die Unterschiede waren verblüffend gering. Die größte Veränderung aber war mit dem Himmel vor sich gegangen.

Wo man vorher bis zur gegenüberliegenden Seite der Hohlkugel hatte sehen können, blickte man jetzt zu einem blauweißen Nebel auf, in dem eine äußerst natürlich wirkende Sonne brannte. Die hohle Mitte des Schiffes war mit diesem halb undurchsichtigen Gas beinahe angefüllt worden, so daß es jetzt wirklich scharfer Augen und bewußten Nachdenkens bedurfte, um zu erkennen, daß man nicht auf einem echten Planeten mit einer echten Sonne am nebligen Himmel stand. Die Ingenieure hatten wirklich großartige Arbeit geleistet.

„Ich hätte nicht gedacht, daß eine so lebensnahe und exakte Rekonstruktion möglich wäre“, sagte Arretapec plötzlich. „Das dürfte auf den Patienten eine positive Wirkung haben.“

Das Lebewesen, von dem die Rede war — aus irgendeinem wohl nur ihnen bekannten Grund bestanden die Ingenieure darauf, es Emily zu nennen — knabberte gerade zufrieden an den Blättern eines zehn Meter hohen Palmengewächses.

„Es ist im Prinzip dasselbe, als wenn man für einen beliebigen extraterrestrischen Patienten eine neue Station einrichtet“, sagte Conway bescheiden. „Der Hauptunterschied liegt nur im Umfang der Arbeiten.“

„Trotzdem bin ich beeindruckt.“

Zuerst Entschuldigungen und jetzt Komplimente, dachte Conway. Als sie dem Patienten näherkamen, schärfte Arretapec seinem Assistenten erneut ein, sich völlig ruhig zu verhalten und sich nicht zu bewegen.

Plötzlich verspürte Conway wieder einen Juckreiz. Er begann an der üblichen Stelle in seinem rechten Ohr, aber diesmal breitete er sich schnell aus und nahm an Intensität zu, bis Conway meinte, ihm liefen tausend bissige Insekten über sein Gehirn. Er spürte, wie ihm der kalte Schweiß ausbrach. Seine Hand fuhr in einer panikartigen Bewegung an seinen Kopf, wodurch der Behälter, in dem Arretapec sich befand, zu Boden gestoßen wurde.