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Die Schleusenvorkammer des Kreuzers war klein und im Moment mehr als unbequem, da eine ganze Anzahl grün uniformierter Monitore darin herumstand und neugierig in einem eigenartig aussehenden Mechanismus herumstocherte — offenbar einem Wrackteil — der auf dem Boden lag. Worte im technischen Jargon eines halben Dutzends der Spezialisten schwirrten hin und her, und niemand achtete auf den Arzt und seinen Begleiter, bis Conway sich zweimal laut räusperte. Dann löste sich ein Offizier mit Majorsinsignien — ein hagerer Mann mit bereits ergrautem Haar — aus dem Gespräch und kam auf die beiden zu.

„Summerfield, Kapitän“, sagte er und sah sich noch einmal nach dem Ding auf dem Boden um. „Sie sind vermutlich die Wunderdoktoren vom Hospital drüben?“

Conway war gereizt. Er verstand natürlich, wie diese Leute fühlten — ein Wrack eines interstellaren Schiffes, das einer unbekannten, fremden Kultur gehörte, war natürlich ein seltener Fund, eine technologische Schatzkammer, deren Wert niemand ermessen konnte. Aber Conway war völlig anders orientiert; fremde Artefakte rangierten in ihrer Bedeutung erst weit nach dem Studium, der Untersuchung und der Wiederherstellung fremden Lebens. Und deshalb kam er sofort zur Sache.

„Kapitän Summerfield“, sagte er scharf, „wir müssen die Umweltbedingungen dieses Überlebenden so schnell wie möglich ermitteln und reproduzieren — und zwar sowohl im Hospital als auch in dem Raumtaxi, das es dorthin bringen wird. Können wir jemand bekommen, der uns das Wrack zeigen kann? Möglichst einen Offizier, der sich…“

„Natürlich“, unterbrach ihn Summerfield. Er sah aus, als wollte er etwas sagen, zuckte dann aber die Achseln und wandte sich um. „Hendricks!“ bellte er. Ein Leutnant, der die untere Hälfte eines Raumanzuges trug und einen etwas verstörten Eindruck machte, trat zu ihnen. Der Kapitän stellte ihn schnell vor und kehrte dann zu dem rätselhaften Ding auf dem Boden zurück.

„Wir werden schwere Anzüge brauchen“, sagte Hendricks. „Für Sie habe ich etwas, Dr. Conway, aber Dr. Kursedd ist ein DBLF…“

„Macht nichts“, warf Kursedd ein. „Ich habe einen Anzug im Taxi. Lassen Sie mir fünf Minuten Zeit.“

Der DBLF schlängelte sich auf die Luftschleuse zu, und sein Pelz hob und senkte sich in langsamen Wellen. Conway hatte schon Hendricks’ Fehler hinsichtlich Kursedds Titel verbessern wollen, hatte sich dann aber daran erinnert, daß der Gebrauch des Titels in dem DBLF offenbar eine Hochstimmung erzeugt hatte — irgend etwas mußte doch dieses Sträuben seines Pelzes bedeuten. Ob freilich dieser Ausdruck Freude und Stolz, daß man ihn als Arzt ansah, bedeutete oder ob das Wesen einfach versuchte, sich vor Lachen eines seiner vierunddreißig Beine auszureißen, wußte er nicht. Aber wichtig war das ohnehin nicht, und so beschloß Conway, gar nichts zu sagen.

30

Die nächste Gelegenheit, die Hendricks bekam, um Kursedd als „Doktor“ zu betiteln, war, als sie das Wrack betraten, aber diesmal verbarg die Schutzhülle des Raumanzuges den Ausdruck des DBLF.

„Was ist hier passiert?“ fragte Conway, nachdem er sich neugierig umgesehen hatte. „Unfall, Zusammenstoß oder was?“

„Unsere Theorie ist die“, antwortete Leutnant Hendricks, „daß einer der beiden Generatorenpaare, die beim überlichtschnellen Flug das Schiff im Hyperraum festhalten, aus irgendeinem Grunde ausgefallen ist. Die eine Hälfte des Schiffes wurde also plötzlich in dem normalen Weltraum zurückgestoßen, und damit sank seine Geschwindigkeit automatisch unter die des Lichts. Folglich wurde das Schiff in zwei Teile gerissen. Der Teil mit den defekten Generatoren ist hinten geblieben“, fuhr Hendricks fort, „denn die übrigen zwei Generatoren müssen auch nach dem Unfall noch ein oder zwei Sekunden in Aktion geblieben sein. Anschließend sind zweifellos alle möglichen automatischen Sicherungen in Aktion getreten, um den Schaden zu lokalisieren, aber der Schock hatte praktisch das ganze Schiff in Stücke gerissen, also hatte das wenig Sinn. Immerhin wurde ein automatisches Notsignal ausgesendet, und wir hatten Glück, dieses Notsignal aufzunehmen. Es scheint auch, daß sich irgendwo im Innern des Schiffes noch Druck befindet, denn wir haben gehört, wie der Überlebende sich bewegte. Aber worüber ich nicht hinwegkomme“, schloß er, „ist der Zustand der anderen Wrackhälfte. Sie kann unmöglich ein Notsignal ausgeschickt haben, sonst hätten wir es auch gehört. Vielleicht ist aber auch in dieser Hälfte noch jemand am Leben geblieben.“

„Dann würden die Überlebenden mir leid tun“, sagte Conway. Und dann mit festerer Stimme: „Aber wir werden diesen hier retten. Wie stelle ich es an, daß ich näher zu ihm herankomme?“

Hendricks untersuchte die Schwerkraftanlage ihres Anzuges sowie die Lufttanks und sagte dann:

„Vorläufig wird das nicht gehen. Folgen Sie mir, dann zeige ich Ihnen den Grund.“

Als sie weiter in das Wrack eindrangen, wunderte Conway sich zunächst über diese Aussage. Ihm kam das Innere des Schiffes verhältnismäßig frei vor. Erst als er seine Umgebung eingehender musterte, erkannte er den vollen Umfang des Schadens. Es gab keinen Träger, keine Platte an der Wand, nichts, was nicht gelockert oder geplatzt war. Und auf der anderen Seite des Abteils, das sie gerade betreten hatten, sah man eine schwere Tür, die aufgeschweißt worden war und rings herum Spuren von der Klebemasse, die man für Notschleusen braucht.

„Ja, das ist unser Problem“, sagte Hendricks, als Conway ihn fragend ansah. „Bei dem Unfall wäre beinahe das ganze Schiff auseinandergeflogen. Wenn wir uns nicht im schwerefreien Zustand befänden, würde es wahrscheinlich um uns herum auseinanderfallen.“

Er unterbrach sich, um Kursedd behilflich zu sein, der Schwierigkeiten hatte, durch die Tür zu kommen, und fuhr dann fort: „Alle Luftschottentüren müssen automatisch geschlossen werden, aber bei diesem Zustand des Schiffes bedeutet die Tatsache, daß eine Schottentür dicht ist, nicht notwendigerweise, daß auf der anderen Seite auch Druck herrscht.

Wir mußten also vor jedem Schott eine Schleuse aufbauen, und das kostet natürlich Zeit. Andererseits konnten wir nicht das Leben des Fremden aufs Spiel setzen.“

„Dann hätte man eben mehr Rettungstrupps einsetzen müssen“, sagte Conway. „Wenn auf Ihrem Schiff nicht genug sind, können wir sie ja aus dem Hospital holen. Dann würde alles schneller gehen…“

„Nein, Doktor!“ unterbrach ihn Hendricks erregt. „Warum glauben Sie wohl, warten wir fünfhundert Meilen von der Station entfernt? In diesem Schiff lagert noch ein ziemlicher Energievorrat, und solange wir nicht wissen, um was für Energie es sich handelt und wo sie aufgespeichert ist, müssen wir vorsichtig sein. Wir wollen den Fremden natürlich retten, aber wir wollen nicht alle miteinander in die Luft fliegen. Hat man Ihnen das im Hospital nicht gesagt?“

Conway schüttelte den Kopf. „Vielleicht wollten sie nicht, daß ich mir Sorgen mache.“

Hendricks lachte. „Das will ich auch nicht. Die Chancen für eine Explosion sind verschwindend gering, wenn wir mit der gebotenen Sorgfalt verfahren. Wenn dagegen Dutzende von Männern hier herumschwirren würden und ihre Nase in alle möglichen Dinge stecken, die sie nichts angehen, könnte es leicht dazu kommen.“

„Und wann glauben Sie, daß Sie den Fremden erreichen?“ fragte Conway.

Das sei eine einfache Frage und doch erfordere sie eine lange, komplizierte Antwort, erklärte Hendricks. Der Fremde hätte seine Anwesenheit durch Geräusche verraten — oder genauer gesagt, durch die Schwingungen, die seine Bewegungen im Schiff verursachten. Aber der Zustand des Wracks, verbunden mit dem Umstand, daß die Bewegungen des Überlebenden von unregelmäßiger Dauer waren und immer schwächer wurden, erlaubten es nicht, seinen augenblicklichen Aufenthaltsort mit Sicherheit zu ermitteln. Im Moment arbeitete sich der Rettungstrupp auf den Mittelpunkt des Schiffes zu, wobei man von der Annahme ausging, daß dort die größte Wahrscheinlichkeit für das Vorhandensein eines unbeschädigten, luftdichten Raumes bestand.