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Die beste Schätzung lag zwischen drei und sieben Stunden.

Und nachdem sie den Fremden gefunden hatten, dachte Conway, würde er dessen Atmosphäre analysieren und reproduzieren müssen, die Schwerkraft und Druckerfordernisse des Fremden ermitteln, seine Überführung in das Hospital vorbereiten und die schlimmsten Verletzungen schon vor Beginn der eigentlichen Therapie behandeln.

„Viel zu lang“, sagte Conway enttäuscht. Man konnte ja schließlich nicht damit rechnen, daß der Fremde in seinem augenblicklich geschwächten Zustand unbeschränkt überlebte.

„Wir werden einen Raum für ihn vorbereiten müssen, ohne ihn gesehen zu haben — etwas anderes kommt nicht in Frage. Wir tun also folgendes…“

Conway gab schnell seine Anweisung, einen Teil der Bodenplatten herauszureißen, um die Schwerkraftgitter darunter freizulegen. Alle raumfahrenden Rassen der Galaxis kannten nur eine Methode, die Schwerkraft zu neutralisieren; wenn die Spezies des Fremden das auf anderem Wege tun sollte, konnte man ihn von vornherein aufgeben.

„… Die physischen Eigenschaften jeden Lebewesens“, fuhr Conway fort, „lassen sich aus seiner Nahrung, der Größe und dem Energieverbrauch der Schwerkraftgitter und Luftproben, die sich in irgendwelchen Rohren finden, ermitteln. Wenn wir darüber genügend in Erfahrung bringen können, erlaubt uns das, seine Umweltbedingungen zu reproduzieren.“

„Einige von diesen Gegenständen, die hier herumschweben, müssen Nahrungsbehälter sein“, warf Kursedd plötzlich ein.

„Gute Idee“, meinte Conway und nickte. „Aber zuerst müssen wir die Luft analysieren. Dann haben wir wenigstens eine Ahnung von dem Metabolismus des Fremden, und erst dann kann man wirklich mit einiger Wahrscheinlichkeit sagen, in welcher Dose Farben und in welcher Sirup ist…!“

Wenige Sekunden darauf begann die Suchaktion nach der Luftversorgungsanlage des Wracks. Raumschiffe hatten gewöhnlich eine große Zahl von Röhren aller Art in jeder Kabine, aber die Zahl der Röhren, die selbst die kleinsten Räume des Schiffes durchzogen, überraschte Conway durch ihre Kompliziertheit.

Zwei Stunden verstrichen, in denen sie jedes einzelne Rohr bis zur nächsten Bruchstelle verfolgten, um immer wieder feststellen zu müssen, daß es sich nicht um einen Teil der Luftversorgungsanlage handelte. Schließlich blieb nur noch ein einziges dickes Rohr übrig, bei dem es sich offenbar um den Auslaß handeln mußte, und ein dickes Bündel dünner Metallröhren, die vermutlich dazu dienten, Luft hineinzupumpen.

Offenbar gab es sieben Röhren dieser Art.

„Ein Wesen, das sieben verschiedene chemische…“ begann Hendricks, um dann verblüfft zu verstummen.

„Nur ein Rohr führt den Hauptbestandteil“, sagte Conway. „Die anderen müssen die erforderlichen Spurenelemente tragen wie Argon, Krypton und dergleichen in unserer Atmosphäre. Wenn diese Reglerventile, die Sie an jedem Rohr sehen, sich nicht geschlossen hätten, als die Kabine ihren Druck verlor, könnten wir an der Einstellung die verschiedenen Proportionen ablesen.“

Er war bemüht, seiner Stimme einen zuversichtlichen Klang zu geben — eine Zuversicht, die er nicht empfand.

Jetzt trat Kursedd vor. Der DBLF holte einen kleinen Schneidbrenner aus der Tasche, regulierte die Flamme, bis sie nadelspitz und sechs Zoll lang war, und berührte eine der sieben Röhren damit. Conway trat näher und hielt eine offene Probeflasche bereit.

Plötzlich schoß gelber Dampf hervor, und Conway drückte den Stopfen auf die Flasche.

„Dem Aussehen nach tippe ich auf Chlor“, sagte der DBLF, während er sich der nächsten Röhre annahm. „Und wenn Chlor der Hauptbestandteil dieser Atmosphäre sein sollte, könnte man den Fremden in eine PVSJ-Station bringen.“

„Ich fürchte nur“, meinte Conway, „daß es nicht ganz so einfach sein wird.“

Er hatte kaum zu Ende gesprochen, als ein weißer Dampfstrahl den Raum mit Nebel erfüllte. Conway sprang instinktiv zurück und zog damit die Flamme von der angebohrten Röhre weg. Sofort trat an die Stelle des Dampfes eine klare Flüssigkeit, die in dicken Blasen herausquoll. Wie Wasser, dachte Conway, während er eine zweite Probe nahm.

Das dritte Rohr ergab Sauerstoff.

„Eine recht ungewöhnliche Mischung — Sauerstoff und Chlor“, meinte Hendricks.

„Allerdings“, sagte Conway. „Ein Wesen, das Chlor atmet, empfindet Sauerstoff als Gift — und das gilt umgekehrt genauso. Aber eines der beiden Gase könnte ja zu einem sehr geringen Prozentsatz vertreten sein — sozusagen als Spurenelement. Aber ebenso könnten auch beide Gase Spurenelemente sein, und wir haben den Hauptbestandteil überhaupt noch nicht gefunden.“

Die vier übrigen Röhren wurden angebohrt, und Conway entnahm ihnen Proben. Kursedd dachte sichtlich über Conways Feststellung nach. Ehe sie sich zum Raumtaxi begaben, blieb der DBLF stehen.

„Wenn diese Gase nur Spurenelemente sind“, sagte er mit seiner ausdruckslosen, übersetzten Stimme, „warum sind sie dann nicht von vornherein schon gemischt und werden zusammen hineingepumpt, wie das bei allen anderen Rassen der Fall ist? Sie werden ja auch nur durch ein Rohr abgeführt.“

Conway räusperte sich. Dieselbe Frage hatte auch ihn beschäftigt, und er wußte keine Antwort darauf.

„Jetzt wollen wir zuerst einmal diese Proben untersuchen“, knurrte er. „Dann werden wir schon weitersehen. Und keine Sorge“, fügte er trocken hinzu. „Am Ende wird alles klar sein.“

„Hoffentlich noch während der Behandlung“, gab Kursedd zurück, „nicht erst bei der Leichenschau.“

31

Die Katastrophe, die sich hier abgespielt hatte, war anders verlaufen als in anderen Schiffen. Gewöhnlich wurden alle beweglichen Gegenstände und eine große Zahl solcher, die man üblicherweise für unbeweglich hielt, hochgerissen und mit aller Wucht gegen die Aufprallstelle geschleudert. Hier dagegen hatte es einen kurzen, kräftigen Schock gegeben, der die Bindekräfte praktisch eines jeden Bolzens, einer jeden Schraube und einer jeden Schweißnaht im Schiff ausgelöst hatte. Den größten Schaden hatte das Mobiliar erlitten.

Einem Stuhl oder einem Bett konnte man im allgemeinen die Gestalt und die Zahl der Glieder seines Besitzers mit ziemlicher Genauigkeit ablesen, ebenso, wie daraus ersichtlich war, ob das betreffende Wesen eine harte Haut hatte oder ob es zur größeren Bequemlichkeit künstlicher Auspolsterung bedurfte. Ebenso konnte man aus der Konstruktion und den verwendeten Materialien auf die von dem Wesen als normal empfundene Schwerkraft schließen. Aber Conway hatte kein Glück.

Zweifellos handelte es sich bei einigen der Bruchstücke, die gewichtslos in jedem Abteil herumschwebten, um Mobiliar, aber alles war so gründlich durcheinandergemischt, daß einfach nichts einen Sinn ergab. Er überlegte schon, ob er O’Mara rufen sollte, ließ es dann aber bleiben. Den Major würde ganz bestimmt nicht interessieren, welche Schwierigkeiten er hatte.

Er wühlte gerade in den Überresten eines Schrankes herum, in der verzweifelten Hoffnung, dort ein Kleidungsstück zu finden, als Kursedd nach ihm rief.

„Die Analyse ist fertig“, berichtete der DBLF. „Wenn man sich die Proben einzeln ansieht, ist daran nichts Besonderes. Als Mischung wären sie für jede uns bekannte Spezies mit einem Atmungssystem tödlich.“

„Bitte, etwas genauer“, tadelte Conway. „Ich möchte genaue Daten, nicht Ihre Meinung.“

„Was die bereits identifizierten Gase angeht“, antwortete Kursedd, „wäre das Ammoniak, CO2 und zwei chemisch träge Gase. Im vermischten Zustand bilden diese Gase eine schwere giftige und beinahe undurchsichtige Atmosphäre…“