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„Das ist doch unmöglich!“ rief Conway zurück. „Sie haben doch die Bilder an den Pastellfarben benutzt. Rassen, die in einer undurchsichtigen Atmosphäre leben, verstehen doch so geringe Farbunterschiede nicht…“

„Dr. Conway“, meldete sich Hendricks’ Stimme. „Ich habe das Gitter jetzt untersucht. Soweit ich feststellen kann, ist es auf fünf G eingestellt.“

Eine Anziehungskraft, die fünfmal so groß war wie die Erdnorm, bedeutete einen proportional hohen atmosphärischen Druck. Das Wesen mußte eine dicke giftige Suppe atmen — aber eine klare Suppe, fügte Conway hastig in Gedanken hinzu.

Dann sagte er zu Hendricks:

„Sagen Sie den Leuten von der Rettungsgruppe, sie sollen vorsichtig sein — möglichst aber, ohne daß dabei Zeit verlorengeht. Ein Wesen, das bei fünf G lebt, ist nicht gerade ein Schwächling, und Überlebende eines Wracks sind schon manchmal Amok gelaufen.“

„Ich verstehe“, antwortete Hendricks besorgt und schaltete ab. Conway wandte sich wieder Kursedd zu.

„Sie haben den Leutnant gehört“, sagte er mit leiser Stimme. „Versuchen Sie es mit Kombinationen, unter hohem Druck. Und nicht vergessen — wir suchen eine klare Atmosphäre!“

Der DBLF antwortete eine Weile nicht. Dann sagte er: „Sehr wohl. Aber ich muß hinzufügen, daß ich ungern Zeit verschwende, selbst wenn man es mir befiehlt.“

Ein paar Augenblicke brauchte Conway seine ganze Selbstdisziplin, bis ihm ein Klicken in den Kopfhörern verriet, daß der DBLF den Kontakt abgebrochen hatte. Dann sagte er ein paar Worte, die selbst nach dem „Gefühlsfilter“ eines Translators bei dem DBLF keinen Zweifel daran gelassen hätten, daß er ärgerlich war.

Aber dann ließ sein Ärger langsam nach. Vielleicht war Kursedd gar nicht so dumm — vielleicht hatte er recht, und diese Atmosphäre war wirklich undurchsichtig. Aber wo standen sie dann? Ein neuer Widerspruch!

Das ganze Wrack steckte voll von Widersprüchen, dachte Conway müde. Die Konstruktion und der Bau deuteten nicht auf eine Spezies von hoher Schwerkraft hin — andererseits lieferten die Schwerkraftgitter bis zu fünf G. Die Bilder an den Wänden deuteten auf eine Rasse mit einem Sehbereich ähnlich dem Conways. Aber die Luft, in der sie lebten, würde nach Kursedds Meinung Radar erfordern, wenn die Wesen überhaupt sehen wollten. Und dabei hatte er noch nicht das unnötig komplizierte Lufterneuerungssystem und die grell orange bemalte Außenhülle des Schiffes bedacht!

Zum zwanzigsten Male versuchte Conway, aus den ihm bekannten Einzelheiten ein sinnvolles Gesamtbild aufzubauen, aber es gelang ihm nicht. Wenn er versuchte, dem Problem von einer anderen Seite aus zu Leibe zu rücken…

Er legte den Sprachschalter seines Radios um und rief: „Leutnant Hendricks, würden Sie mich bitte mit dem Hospital verbinden? Ich möchte mit O’Mara sprechen. Und dann möchte ich, daß Captain Summerfield, Sie und Kursedd mithören. Läßt sich das machen?“

Hendricks gab ein Geräusch von sich, das man als Bejahung auffassen konnte und sagte:

„Einen Augenblick.“

Die strenge, vertraute Stimme O’Maras bellte:

„Hier Chefpsychologe. Bitte?“

Conway schilderte die Lage auf dem Wrack so kurz wie möglich und fuhr dann fort: „Die Rettungsgruppe arbeitete sich auf den Mittelpunkt des Wracks zu, da sie größte Wahrscheinlichkeit dafür spricht, daß der Fremde sich dort befindet. Ebensogut kann er sich aber auch irgendwo an einer Seite befinden, und wir brauchen vielleicht Tage, um jede einzelne Kabine im ganzen Schiff zu durchsuchen. Aber der Fremde muß, wenn er nicht schon tot ist, äußerst geschwächt sein. Wir haben nicht soviel Zeit.“

„Das ist Ihr Problem, Doktor. Was werden Sie unternehmen?“

„Nun“, antwortete Conway ausweichend, „es würde mir schon helfen, die Lage in etwas allgemeineren Begriffen zu kennen. Wenn Captain Summerfield mir sagen könnte, wie er das Wrack fand — seine Lage, seinen Kurs oder irgendwelche persönlichen Eindrücke, an die er sich erinnert. Ließe sich zum Beispiel sein Ursprungsplanet finden, indem wir seine Flugrichtung nach rückwärts weiter verfolgen? Damit…“

„Leider nein, Doktor“, meldete sich Summerfields Stimme. „Wir stellten fest, daß sein Kurs durch ein nicht zu weit entferntes Sonnensystem kartographisch erfaßt und für künftige Kolonisation ins Auge gefaßt. Und das bedeutet, daß es kein eigenes, intelligentes Leben besitzt. Aber keine Rasse kann in hundert Jahren vom Nichts bis zur Raumschifftechnologie aufsteigen, also kann das Wrack nicht aus diesem System stammen. Verlängert man dagegen die Kurslinie des Schiffes nach vorne, so führt sie ins Nichts — genauer gesagt, in den intergalaktischen Raum. Meiner Meinung nach hat der Unfall den krassen Kurswechsel hervorgerufen.“

„Dann war die Idee eben nichts“, sagte Conway traurig, um dann mit entschlossenerer Stimme fortzufahren: „Aber die andere Hälfte des Wracks ist irgendwo dort draußen. Wenn wir die finden könnten, besonders, wenn dieses Wrack die Leichen anderer Mitglieder seiner Besatzung enthielte, wäre damit alles gelöst! Ich gebe zu, daß das etwas umständlich ist, aber auf die Weise könnten wir immerhin noch schneller als auf dem jetzigen Wege zum Ziel kommen. Ich möchte, daß nach der anderen Hälfte des Wracks gesucht wird“, schloß Conway.

„Unmöglich!“ rief Captain Summerfield. „Sie wissen ja gar nicht, was Sie verlangen! Wir würden zweihundert Einheiten oder gar eine ganze Sektorenflotte brauchen, um die Region schnell genug abkämmen zu können. Und das nur, um einen toten Fremden zu finden, damit Sie ihn analysieren können und einem anderen Fremden helfen, der bis dahin vielleicht schon tot ist. Ich weiß, daß für Sie ein Leben wichtiger als alles andere ist“, fuhr Summerfield, etwas ruhiger geworden, fort, „aber das grenzt ja ans Lächerliche. Außerdem habe ich gar nicht die Befugnis, eine solche Operation anzuordnen, ja nur vorzuschlagen…“

„Aber das Hospital hat diese Befugnis“, mischte O’Mara sich ein, um dann, zu Conway gewandt, zu sagen:

„Sie riskieren ziemlich viel, Doktor. Wenn der Fremde als Ergebnis dieser Suche gerettet wird, glaube ich, daß niemand viel über den ganzen Aufwand sagen wird. Das Monitor-Korps könnte sich sogar bei Ihnen bedanken, daß Sie ihm zum Kontakt mit einer neuen intelligenten Spezies verholfen haben. Aber wenn dieser Fremde stirbt oder es sich herausstellt, daß er schon tot war, ehe die Suche begann, dann haben Sie, Doktor, den Kopf in der Schlinge.“

Conway war nicht gerade davon begeistert, seine ganze Karriere für diesen einen Patienten aufs Spiel zu setzen, aber irgendwie trieb ihn seine Neugierde dazu. Er hatte ein unbestimmtes Gefühl, daß diese einander widersprechenden Tatsachen Teil eines Bildes ausmachten, das viel mehr als nur ein Wrack und einen einzelnen Überlebenden einschloß. Fremde Rassen bauten keine Schiffe, nur zu dem Zweck, Ärzte von der Erde zu verwirren. Also mußte das scheinbar widersprüchliche Beweismaterial doch irgend etwas bedeuten.

Einen Augenblick glaubte Conway, die Antwort zu haben, aber dann riß ihn die erregte Stimme Hendricks’ aus seinen Gedanken:

„Doktor, wir haben den Fremden gefunden!“

Als Conway ein paar Minuten darauf zu ihm trat, fand er eine Notluftschleuse. Hendricks und seine Leute hielten ihre Helme aneinandergepreßt, um nicht das Radio zu blockieren. Aber der wunderbarste Anblick von allem war der straff gespannte Stoff der Schleuse.

Dahinter herrschte also Druck.

Hendricks schaltete plötzlich das Radio ein und sagte: „Sie können hineingehen, Doktor. Jetzt, da wir ihn gefunden haben, können wir die Tür auch öffnen und brauchen sie nicht aufzuschweißen.“ Er deutete auf den straff gespannten Stoff und fügte hinzu: „Der Druck dort drinnen beträgt etwa 0,2 Atmosphären.“

Das war nicht besonders viel, dachte Conway, wenn man überlegte, daß der Fremde normalerweise in einem Schwerefeld von fünf G lebte und demzufolge unter ungeheurem Luftdruck. Er hoffte, daß der Druck ausreichte, um ihn am Leben zu erhalten. Wahrscheinlich strömte bereits seit dem Unglücksfall Luft aus. Aber vielleicht hatte sich der innere Druck des Wesens diesem verringerten Außendruck angepaßt.