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„So!“ sagte Mannon aufatmend, als der Patient sich wieder beruhigt hatte.

„Furcht, Angst, Haß“, berichtete der GNLO. „Ich würde sagen, daß er entschieden Ihre Hilfe nicht haben will.“

„Dieses Biest ist wirklich krank“, meinte O’Mara grimmig.

Conway wünschte sich nichts sehnlicher, als daß ihn alle jetzt alleinließen, damit er in Ruhe nachdenken konnte. Noch lieber wäre er davongerannt und hätte sich irgendwo versteckt.

Als er dann sprach, erkannte er seine eigene Stimme nicht mehr: „Vielen Dank, meine Herren. Ich muß mir etwas anderes überlegen. Ich verständige Sie dann wieder…“

Alle starrten ihn an. Wahrscheinlich dachten sie jetzt, daß er sich keinen Rat mehr wußte und sich vor der komplizierten Operation fürchtete. Sie versuchten, ihn aufzumuntern. Selbst Skempton machte einen Vorschlag.

„… Wenn Ihr Hauptproblem ein sicheres Anästhetikum ist“, meinte der Oberst, „wäre es da nicht möglich, daß die pathologische Abteilung so etwas aus einem toten oder verletzten Wesen entwickelt? Ich denke an die Suchaktion, die Sie vorher vorgeschlagen haben. Ich glaube, jetzt wäre der Zeitpunkt da, sie anzuordnen. Soll ich…?“

„Nein!“

Jetzt verstanden sie ihn überhaupt nicht mehr. Besonders O’Mara schien an Conway zu zweifeln. So erklärte er schnelclass="underline" „Ich vergaß, Ihnen zu sagen, daß Summerfield mich noch einmal angerufen hat. Er sagt, seine Untersuchungen hätten jetzt ergeben, daß das Wrack nicht die weniger beschädigte Hälfte des ursprünglichen Schiffes ist, sondern die Hälfte, die bei dem Unfall hauptsächlich in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die andere Hälfte, sagt er, habe sich wahrscheinlich noch in so gutem Zustand befunden, daß sie unter eigener Kraft nach Hause fliegen konnte. Unter diesen Umständen wäre die Suche natürlich sinnlos.“

Conway hoffte verzweifelt, daß Skempton sich damit zufriedengeben würde. Summerfield hatte sich zwar noch einmal gemeldet, aber keineswegs eine so eindeutige Aussage gemacht, wie Conway sie wiedergegeben hatte. Aber der Gedanke, daß eine Suchpatrouille des Monitor-Korps jetzt begann, den Raum abzusuchen, trieb Conway den Schweiß aus den Poren. Seit ein paar Minuten ahnte er nämlich etwas…

Aber der Oberst nickte nur und ließ das Thema fallen.

Conway wußte, daß er zu seinen Kollegen — die teilweise einen höheren Rang hatten als er — äußerst unhöflich war. Wahrscheinlich würde O’Mara ihm später auch deswegen Vorhaltungen machen, aber im Augenblick war ihm das völlig gleichgültig. Als sie schließlich gegangen waren, wies er Kursedd an, sich jede halbe Stunde vom Zustand des Patienten zu überzeugen und ihn, Conway, zu verständigen, falls sich irgend etwas änderte. Dann eilte er in seine Kabine.

33

Conway hatte sich schon oft über die winzigen Ausmaße seiner Kabine beklagt, aber jetzt empfand er diese Tatsache als beruhigend. Er setzte sich, da er zum Auf- und Abgehen keinen Platz hatte. Jetzt konnte er zum erstenmal versuchen, die noch fehlenden Steine zu dem Mosaik zusammenzutragen, dessen Umrisse ihm plötzlich in der Station klar geworden waren.

Eigentlich hätte er es von Anfang an merken müssen. Zuerst einmal waren da die Schwerkraftgitter des Wracks — Conway hatte in seiner Blindheit völlig übersehen, daß sie gar nicht bei voller Kraft arbeiten mußten, sondern auf eine beliebige Intensität zwischen Null und fünf G eingestellt werden konnten. Und dann die Anlage der Luftversorgung — die einen nur dann verwirrte, wenn man nicht bedachte, daß sie für verschiedene Lebensformen und nicht nur für eine bestimmt war! Und dann der Zustand des Überlebenden und die Farbe des Schiffsrumpfes — ein auffälliges Orange. Erdschiffe dieser Art, selbst solche, die nur auf Planeten verkehrten, waren traditionell weiß gestrichen.

Das Wrack war ein Ambulanzschiff.

Aber interstellare Schiffe jeder Art waren Produkte einer fortgeschrittenen technischen Kultur, die sich über viele Sonnensysteme erstreckte. Und wenn eine Kultur den Punkt erreichte, der hier erreicht worden war, dann handelte es sich außer Zweifel um eine sehr weit fortgeschrittene Rasse. In der galaktischen Föderation hatten nur die Kulturen von Illensa, Traltha und Terra dieses Stadium erreicht, und ihre Einflußsphären waren ungeheuer. Wie konnte eine Kultur dieser Größe so lange verborgen geblieben sein?

Conway runzelte die Stirn. Er besaß auch die Antwort auf diese Frage.

Summerfield hatte gesagt, das Wrack sei die am schwersten beschädigte Hälfte eines Schiffes, dessen andere Hälfte vermutlich aus eigener Kraft zum nächsten Reparaturstützpunkt weitergeflogen war. Die Hälfte mit dem Überlebenden mußte also bei dem ursprünglichen Unfall von dem Schiff abgerissen worden sein, und das bedeutete, daß die Kurskonstanten dieses antriebslosen Fragments dieselben waren wie sie das Schiff als Ganzes vor der Katastrophe gehabt hatte.

Das Schiff kam also von einem Planeten, der als unbewohnt in den Sternkatalogen stand. Aber im Laufe von hundert Jahren konnte jemand dort einen Stützpunkt, ja sogar eine Kolonie errichtet haben. Und das Ambulanzschiff hatte sich von dieser Welt entfernt und war in den intergalaktischen Raum vorgestoßen!

Eine Kultur, die den Abgrund zwischen den Milchstraßen überwunden hatte, um eine Kolonie am Rand dieser Galaxis zu errichten, dachte Conway grimmig, mußte mit großem Respekt behandelt werden. Und mit Vorsicht. Besonders da man von ihrem einzigen bis jetzt bekannten Vertreter bei aller Toleranz nicht sagen konnte, daß es sich um ein ausgesprochen „nettes“ Wesen handelte. Und die Rasse dieses Fremden, die in medizinischer Hinsicht vermutlich sehr weit fortgeschritten war, würde vielleicht die Nachricht, daß jemand einen ihrer Kranken schlecht behandelte, nicht gerade freundlich hinnehmen. Im Augenblick hatte es überhaupt nicht den Anschein, als würden sie irgend etwas freundlich hinnehmen, dachte Conway.

Interstellare Eroberungskriege waren vom logistischen Standpunkt aus unmöglich, das wußte Conway. Aber das galt nicht für Vernichtungskriege, wo planetarische Atmosphären zur Explosion gebracht oder sonst unbrauchbar gemacht wurden, ohne daß jemand überhaupt daran dachte, den betreffenden Planeten einmal zu besetzen. Conway vergegenwärtigte sich seinen Patienten und überlegte, ob sie nicht zu guter Letzt einmal auf eine völlig bösartige und feindlich gesinnte Rasse gestoßen waren.

Plötzlich summte der Interkom. Es war Kursedd. Er meldete, der Patient habe sich die letzte Stunde ruhig verhalten, sein Ausschlag scheine sich aber schnell auszubreiten und drohe jetzt die Atemöffnungen zu bedecken. Conway versprach sofort zu kommen. Dann ließ er Dr. Prilicla rufen und setzte sich wieder auf sein Bett.

Sollte er es wagen jemand von seiner Entdeckung zu berichten, überlegte Conway. Aber das würde zweifellos dazu führen, daß eine Monitorstreife vorschnell versuchte, Kontakte herzustellen — vorschnell in bezug auf Conway. Er hatte nämlich Angst, daß das erste Zusammentreffen zwischen den beiden Kulturen zu einer ideologischen Kollision führen würde, und die einzige Möglichkeit, diese Kollision zu vermeiden bestand darin, daß die Föderation zeigte, daß sie einen der intergalaktischen Kolonisten gerettet, ärztlich betreut und kuriert hatte.

Natürlich bestand die Möglichkeit, daß der Patient für seine Rasse nicht typisch war, daß er, wie O’Mara gemeint hatte, geisteskrank war. Aber Conway bezweifelte, ob die Fremden das als eine Entschuldigung dafür anerkennen würden, daß sie ihn nicht kuriert hatten. Einen Augenblick beschäftigte Conway der Gedanke, ob es so etwas wie einen contra-terrenen Geist gab, einen Geist, in dem jede Hilfe ein Haßgefühl anstatt eines Gefühls der Dankbarkeit erzeugte.

Ehe er die nächste Untersuchung begann, befragte er Prilicla über den emotionellen Zustand des Patienten, erfuhr jedoch nichts Neues. Das Wesen lag jetzt reglos und praktisch ohne Bewußtsein da. Als Conway über den Translator auf den Fremden einredete, strahlte es Furcht aus.