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„Doktor“, unterbrach Thornnastor, „mir scheint, Sie übertreiben hier die Vorsicht auf geradezu sträfliche Weise.“ Die Stimme des Diagnostikers klang in Conways Translator völlig ausdruckslos, aber er brauchte kein Empath zu sein, um zu wissen, daß der andere äußerst ärgerlich war. Die Art und Weise, wie Thornnastor zur Tür hinausstürmte, zeigte das noch deutlicher.

Conway fluchte. Die Monitore waren im Begriff, mit der fremden Kolonie Kontakt aufzunehmen, wenn sie es nicht schon getan hatten, und bald würden die Fremden im ganzen Hospital herumschwirren, um zu erfahren, was er, Conway, für den Patienten tat. Wenn das Wesen also nicht auf dem Wege der Besserung war, bis sie eintrafen, würde es Schwierigkeiten geben, ganz gleich, was für Leute es auch sein mochten. Und noch viel früher würde es Schwierigkeiten interner Art geben, denn er hatte Thornnastor überhaupt nicht von seinen beruflichen Fähigkeiten überzeugen können.

In der Hand hielt er die Flasche, deren Inhalt bald alles das tun würde, was der Chefpathologe behauptete — kurz, den Zustand beseitigen, der den Patienten zu belästigen schien. Conway überlegte noch einen Augenblick und blieb dann bei der Entscheidung, die er vor etwa sieben Tagen gefällt hatte. Er konnte die Flasche verstecken, ehe Prilicla zurückkam.

„Hören Sie gut zu“, sagte Conway gereizt, „ehe Sie ein Wort sagen. Ich wünsche keine Debatten hinsichtlich der Bearbeitung dieses Falles, Doktor. Ich glaube zu wissen, was ich tue, aber wenn ich mich geirrt haben sollte und Sie davon wissen, würde Ihr berufliches Renommee darunter leiden. Verstehen Sie?“

Priliclas sechs Spinnenbeine zitterten. Conway wußte, daß seine geistige Ausstrahlung im Augenblick nicht gerade angenehm war.

„Ich verstehe“, sagte Prilicla.

„Sehr gut“, nickte Conway. „Jetzt gehen wir wieder an die Arbeit. Ich möchte, daß Sie mit mir den Puls und die Atmung sowie die geistige Ausstrahlung überprüfen. Es sollte bald zu einer Veränderung kommen, und ich möchte diesen Wechsel nicht versäumen.“

Einmal ließ er das Wesen mit Prilicla und Kursedd allein und versuchte, Oberst Skempton zu erreichen. Aber man sagte ihm, der Oberst hätte das Hospital in aller Eile vor drei Tagen verlassen. Er hätte zwar die Raumkoordinaten seines Bestimmungsorts angegeben, es sei aber unmöglich, mit dem Schiff über die interstellaren Entfernungen hinweg Verbindung aufzunehmen, solange es sich im Flug befand.

Es war also zu spät, das Korps daran zu hindern, mit den Fremden Verbindung aufzunehmen. Blieb ihm also nur die eine Möglichkeit, den Patienten zu „kurieren“.

Wenn man es ihm erlaubte…

Der Interkom an der Wand knackte und sagte:

„Dr. Conway, bitte sofort in Major O’Maras Büro.“ Er dachte gerade, daß Thornnastor sich mit seiner Beschwerde beeilt hatte, als Prilicla sagte:

„Atmung beinahe nicht vorhanden. Herzschlag unregelmäßig.“

Conway riß das Mikrofon aus dem Halter und schrie: „Hier Conway. Sagen Sie O’Mara, ich sei beschäftigt!“ Dann zu Prilicla gewandt: „Ich hab’s auch bemerkt. Und wie steht’s mit seiner geistigen Ausstrahlung?“

„Während der Pulsschwankung stärker, aber jetzt sind beide wieder normal. Die Atmung wird immer noch schwächer.“

„Gut. Halten Sie die Ohren offen.“

Conway nahm eine Probe der ausgeatmeten Luft und stellte damit eine Analyse an. Selbst wenn man bedachte, wie schwach die Atmung des Fremden ging, ließ doch dieses Ergebnis, ebensowenig wie die anderen Proben, die er in den letzten zwölf Stunden genommen hatte, keinen Zweifel offen.

Er begann sich jetzt etwas sicherer zu fühlen.

„Atmung beinahe Null“, sagte Prilicla.

Ehe Conway antworten konnte, stürmte O’Mara durch die Tür herein. Höchstens sechs Zoll von Conway entfernt, blieb er stehen und sagte mit gefährlich leiser Stimme: „Womit sind Sie denn so beschäftigt, Doktor?“

Conway tanzte vor Ungeduld beinahe herum.

„Hat das nicht einen Augenblick Zeit?“ fragte er bittend.

„Nein.“

Er würde den Psychologen nicht loswerden, ohne eine Erklärung abzugeben, das wußte Conway. Und er mußte die nächste Stunde ohne Störung arbeiten können! Er trat schnell an die Seite des Patienten und gab O’Mara über die Schulter hinweg eine kurze Zusammenfassung seiner Vermutungen hinsichtlich des fremden Ambulanzschiffes und der Kolonie, von der es kam. Abschließend bat er den Psychologen inständig, Skempton anzurufen und ihn zu bitten, die erste Kontaktaufnahme mit den Fremden aufzuschieben, bis Genaueres über den Zustand des Patienten bekannt war.

„Dann haben Sie das alles schon seit einer Woche gewußt und uns nichts davon gesagt“, meinte O’Mara nachdenklich, „und ich verstehe, warum Sie es taten. Aber das Korps hat schon oft Kontakt mit fremden Rassen aufgenommen und jedesmal mit Erfolg. Wir haben Leute, die eigens für diese Dinge ausgebildet sind, und Sie haben sich wie ein Vogel Strauß verhalten — nämlich gar nichts getan und gehofft, daß das Problem an uns vorbeigehen würde. Aber dieses Problem betrifft eine Kultur, die weit genug fortgeschritten ist, um den intergalaktischen Raum zu durchqueren — ein solches Problem ist zu groß, als daß man sich einfach vor ihm verstecken könnte. Es muß schnell und positiv gelöst werden. Ideal wäre natürlich, wenn wir den Beweis unseres guten Willens dadurch anträten, daß wir den Überlebenden gesund vorwiesen…“

O’Maras Tonfall änderte sich plötzlich. Er stand ganz dicht hinter Conway, und der Arzt spürte seinen heißen Atem im Nacken.

„… Und das bringt uns wieder zu dem Patienten hier, dem Wesen, das Sie behandeln sollen. Sehen Sie mich an, Conway!“

Conway wandte sich um, aber erst, nachdem er sich überzeugt hatte, daß Prilicla den Patienten nicht aus dem Auge ließ. Er stellte sich in Gedanken wütend die Frage, warum ausgerechnet alles gleichzeitig passieren mußte, anstatt sich ruhig und hintereinander zu entwickeln.

„Bei der ersten Untersuchung“, fuhr O’Mara ruhig fort, „rannten Sie in Ihr Zimmer, ehe wir uns schlüssig werden konnten. Ich dachte, Sie hätten Panik bekommen, sagte aber damals nichts. Später schlug Dr. Mannon eine Behandlung vor, die zwar drastisch war, aber beim Zustand des Patienten durchaus angezeigt schien. Sie lehnten sie ab. Dann entwickelte die pathologische Abteilung ein Mittel, das den Patienten binnen Stunden geheilt hätte, und Sie weigerten sich sogar, das anzuwenden!

Normalerweise gebe ich nichts auf Gerüchte“, fuhr O’Mara fort, und seine Stimme hob sich wieder, „aber wenn sie schon vom Pflegepersonal verbreitet werden, das gewöhnlich sehr genau weiß, wovon es redet, und wenn das Gerede gar nicht mehr aufhören will, dann muß ich es zur Kenntnis nehmen. Es steht fest, daß Sie trotz der dauernden Überwachung des Patienten, die Sie für nötig halten, und trotz der zahlreichen Untersuchungen und Proben, die Sie in die Pathologische geschickt haben, absolut nichts für das Wesen getan haben.

Sie haben so getan als behandelten Sie es, und dabei ist es langsam, aber sicher gestorben. Sie hatten solche Angst vor den Folgen eines Versagens, daß Sie nicht imstande waren, auch nur die einfachste Entscheidung zu treffen…“

„Und was, zum Teufel“, fragte Conway wütend, „glauben Sie dann, daß ich tue?“

„Nichts!“ schrie O’Mara. „Absolut nichts!“

„Das stimmt!“ schrie Conway zurück.

„Atmung hat aufgehört“, sagte Prilicla leise.

Conway wirbelte herum und drückte auf den Rufknopf für Kursedd. Dann sagte er: „Herztätigkeit? Geist?“

„Puls schneller. Emotionelle Ausstrahlung etwas stärker.“

Jetzt trat Kursedd ein, und Conway rasselte einige Anweisungen herunter. Er brauchte Instrumente aus dem unmittelbar angrenzenden DBLF-Operationssaal. Aseptische Behandlung war unnötig, ebenso wie Anästhesie — er brauchte nur eine genügend große Anzahl Schneidinstrumente. Sein Assistent verschwand, und Conway rief die pathologische Abteilung an und erkundigte sich nach einem geeigneten Blutstillmittel für den Fall, daß ein größerer chirurgischer Eingriff nötig sein sollte. Man versprach, ihm das Mittel in ein paar Minuten zu schicken. Als er sich vom Interkom abwandte, sagte O’Mara: