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Ihm war, als säße das FROB-Baby auf seiner Brust. Große schwarze Flecken tanzten vor seinen Augen. Durch sie sah er undeutlich einen Teil der Decke und in einem völlig verrückten Winkel den Bildschirm. Das Gesicht darauf begann ungeduldig zu werden.

„Hier bin ich wieder, Major“, keuchte O’Mara. Er kämpfte darum, seinen Atem zu kontrollieren, so daß die einzelnen Worte nicht zu gepreßt erschienen. „Sie wollen wahrscheinlich hören, was ich über den Unfall zu sagen habe?“

„Nein“, lehnte der Monitor ab. „Ich habe Caxtons Bandbericht gehört. Mich interessiert vielmehr, was Sie getrieben haben, ehe Sie hierher kamen. Ich habe Nachforschungen angestellt, und mir ist da etwas aufgefallen, was…“

Eine donnernde Lärmeruption unterbrach ihr Gespräch. O’Mara erkannte das Signal sofort richtig — der FROB war hungrig und schlecht gelaunt.

Mit geradezu unmenschlicher Anstrengung wälzte O’Mara sich zur Seite und stemmte sich dann auf den Ellbogen hoch. So verhielt er eine Weile, um Kräfte zu sammeln, und zog sich dann auf Hände und Knie. Als ihm das schließlich gelungen war, stellte er fest, daß seine Arme und Beine zum Platzen angeschwollen waren. Er legte sich stöhnend flach auf die Brust. Im gleichen Augenblick wurde ihm schwarz vor den Augen.

Er konnte weder auf Händen und Knien kriechen noch konnte er sich auf dem Bauch fortbewegen. Und daß er unter drei G nicht aufstehen und gehen konnte, stand fest. Was blieb ihm also übrig?

O’Mara wälzte sich wieder mühsam zur Seite und rollte sich zurück. Diesmal aber stemmte er sich auf die Ellbogen. Die Nackenstütze seines Anzugs hielt seinen Kopf, aber die Ärmel waren innen nur sehr dünn gepolstert, und so schmerzten seine Ellbogen. Die Anstrengung, seinen Körper, der jetzt dreimal so schwer wie normal war, aufrecht zu halten, verursachte ihm Herzklopfen. Und das schlimmste von allem war, daß ihm bereits wieder schwarz vor den Augen wurde.

Aber es mußte doch irgendeinen Weg geben, um die verschiedenen Druckstadien in seinem Körper auszugleichen oder zumindest so zu verteilen, daß er bei Bewußtsein bleiben und sich bewegen konnte. O’Mara versuchte, sich die Konstruktion der Beschleunigungssessel zu vergegenwärtigen, die vor der Entdeckung der künstlichen Schwerkraft in Raumschiffen benutzt worden waren. Man hatte damals in beinahe kniender Haltung gesessen, erinnerte er sich plötzlich.

Zoll für Zoll schob er seine Ellbogen vor und näherte sich so dem Schlafzimmer. Jetzt kamen ihm seine Muskeln zweifellos zunutze — denn unter Umweltbedingungen wie diesen wäre jeder normal starke Mann zweifellos flach gegen den Boden gepreßt worden. Trotzdem brauchte er fünfzehn Minuten, um den Nahrungssprüher im Schlafzimmer zu erreichen, und diese ganzen fünfzehn Minuten schrie das Baby so, daß O’Mara die Trommelfelle zu platzen drohten. Infolge des erhöhten Luftdrucks war der Lärm so ungeheuer laut, daß jede Faser in O’Maras Körper mitzuschwingen schien.

„Ich will mit Ihnen sprechen!“ schrie der Monitor, als einmal einen Augenblick Stille eintrat. „Können Sie dieses verdammte Ding nicht einen Augenblick zum Schweigen bringen?“

„Es hat Hunger“, sagte O’Mara. „Wenn ich es gefüttert habe, ist es ruhig…“

Das Sprühgerät war auf einen Rollwagen aufmontiert, und O’Mara hatte einen Fußschalter angebracht, um beide Hände zum Zielen frei zu haben. Jetzt, da sein Pflegling durch eine Schwerkraft von vier G gehemmt war, brauchte O’Mara aber seine Hände nicht. Er schob den Wagen mit den Schultern in die richtige Stelle und drückte dann das Pedal mit dem Ellbogen nieder. Der Hochdruckstrahl bog sich infolge der zusätzlichen Schwerkraft etwas nach unten durch, aber es gelang dennoch, das Baby mit Nahrung zu bedecken. Viel schwieriger war es, die entzündeten Stellen von dem Nahrungsbrei zu reinigen. Die Wasserdüse, die vom Boden aus bedient, höchst ungenau funktionierte, kam dafür überhaupt nicht in Frage. So mußte er den großen, grellblauen Flecken — er hatte sich aus drei zusammengewachsenen Flecken gebildet — der jetzt beinahe ein Viertel der gesamten Hautfläche ausmachte, mit den Händen reinigen.

Nachher streckte O’Mara die Beine aus und ließ sich müde auf den Boden sinken. Trotz der drei G, die auf ihm lasteten, empfand er diese Stellung als große Erleichterung.

Das Baby hatte zu schreien aufgehört.

„Was ich sagen wollte“, sagte der Monitor, als das Schweigen ein paar Minuten gedauert hatte, „ist, daß Ihre früheren Arbeitszeugnisse nicht ganz mit dem zusammenpassen, was ich hier finde. Sie waren auch vorher ein unruhiger, ewig unzufriedener Geist, aber Sie waren jedesmal bei Ihren Kollegen äußerst populär, und das galt in etwas geringerem Maße auch für Ihre Vorgesetzten — letzteres hauptsächlich, weil Ihre Vorgesetzten sich manchmal irrten, Sie nie…“

„Ich war genauso klug wie sie“, sagte O’Mara müde, „und habe es oft genug bewiesen, aber ich sah nicht intelligent aus.“

Eigenartig, dachte O’Mara. Seine persönlichen Schwierigkeiten schienen ihn jetzt kaum zu interessieren. Er konnte einfach nicht von dem blauen Flecken auf der Haut des Babys wegsehen. Die Farbe war dunkler geworden, und es schien, als wäre der Flecken in der Mitte angeschwollen. Anscheinend hatte sich die superharte Oberhaut aufgeweicht, und der ungeheure innere Druck des FROB hatte eine Schwellung verursacht. Indem er die Schwerkraft und den Druck auf die Norm von Hudlar brachte, sollte es gelingen, diese Entwicklung aufzuhalten — wenn es sich nicht um ein Symptom einer völlig anderen Erkrankung handelte.

O’Mara hatte daran gedacht, seine Idee einen Schritt weiter durchzuführen und die Luft rings um den Patienten mit Nahrungsflüssigkeit anzureichern. Auf Hudlar bestand die Nahrung der Eingeborenen aus winzigen Organismen, die in ihrer überaus dicken Atmosphäre herumschwebten, aber im Handbuch stand ausdrücklich, daß Nahrung aller Art den befallenen Hautstellen unter allen Umständen ferngehalten werden mußte.

„… trotzdem“, sagte der Monitor, „hätte man Ihnen geglaubt, wenn bei einem Ihrer letzten Jobs eine ähnliche Geschichte passiert wäre. Selbst wenn das Ganze Ihre Schuld gewesen wäre, hätten sich alle vor Sie gestellt, um Sie vor Außenseitern wie mir zu schützen.

Wie kommt es also, daß aus einer freundlichen, angenehmen Persönlichkeit so etwas wurde…?“

„Ich habe mich gelangweilt“, erklärte O’Mara.

Sein Pflegling hatte keinen Laut mehr von sich gegeben, aber O’Mara hatte die charakteristischen Tentakelbewegungen des FROB gesehen, die darauf hinwiesen, daß bald wieder ein neuer Ausbruch kommen würde. Und er kam auch. Während der nächsten zehn Minuten war es daher natürlich unmöglich zu sprechen.

O’Mara wälzte sich auf die Seite und rollte sich dann wieder auf seine jetzt abgeschürften und blutenden Ellbogen. Er wußte, was nicht stimmte; der Kleine hatte sein übliches „Streicheln“ nach dem Essen vermißt. O’Mara humpelte langsam zu den beiden Seilen des von ihm eigens für diesen Zweck entwickelten Flaschenzuges. Aber die Seilenden hingen über einen Meter über dem Boden.

Auf einem Ellbogen gestützt und bemüht, das tote Gewicht des anderen Arms zu heben, dachte O’Mara, das Seil könnte jetzt ebensogut vier Meilen von ihm entfernt sein. Der Schweiß rann ihm über das Gesicht, so sehr mußte er sich abmühen. Er zitterte so, daß seine behandschuhte Hand das Seil zum erstenmal nicht erreichte und er ein zweitesmal danach greifen mußte. Diesmal hatte er mehr Glück.

Der Apparat funktionierte nach einem System von Gegengewichten. Für die Längsseile bedurfte es daher keiner besonderen Kraft. Ein schweres Gewicht stürzte auf den Rücken des Kleinen und verabreichte ihm somit einen freundlichen Klaps. O’Mara wartete ein paar Minuten und bemühte sich dann, den Versuch mit dem anderen Seil zu wiederholen; wenn er daran zog, würde er gleichzeitig das erste Gewicht wieder in die Höhe befördern.