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»Du meinst also, wir hätten sie begleiten sollen?« fragte Samos.

»Nein.«

»Natürlich hätte es zu ihrem Plan gehören können, dich gleich mit zu beseitigen, sobald Zarendargar vernichtet worden war.«

»Richtig«, sagte ich, »oder ich sie.«

»Auf diese Möglichkeit wären solche Kreaturen wohl kaum gekommen.«

»Nein.«

»Du meinst also nicht, du hättest sie begleiten sollen?«

»Nein.«

»Was tun sie jetzt?«

»Sie werden ins Ödland vorstoßen«, sagte ich.

»Um Zarendargar zu jagen.«

»Gewiß.«

»Glaubst du, sie werden sich der Hilfe von Menschen versichern wollen?« fragte Samos.

»Zweifellos.«

»Ich verstehe durchaus, warum sie zuerst zu uns kamen«, sagte Samos.

»Natürlich – wir hätten ihnen wertvolle Dienste leisten können«, sagte ich. »Außerdem rechneten sie damit, daß wir ebenso begierig darauf waren, Zarendargar zu vernichten. Das Unternehmen lag aus ihrer Sicht im beiderseitigen Interesse.«

»Außerdem«, warf Samos ein, »fiel es ihnen leicht, uns anzusprechen, ganz im Gegensatz zu vielen anderen Menschen, denn nach unseren bisherigen Kämpfen sind Wesen ihrer Art uns nicht unbekannt.«

»Das stimmt.«

»Es wird ihnen schwerfallen, tüchtige Helfer anzuwerben, denn nur wenigen Weißen ist es gestattet, das Ödland zu betreten, und jene, die sich im Grenzbereich aufhalten dürfen, müssen ihre Daseinsberechtigung durch Handels- und Tauschgeschäfte nachweisen.«

»Ich glaube, man kann annehmen«, sagte ich, »daß die Kurii im Ödland keinen Agenten sitzen haben. Denn hätten sie einen, wäre es wohl kaum zu dem Gespräch heute früh gekommen. Außerdem wäre das Ödland kein sehr ergiebiges Gebiet für einen Agenten.«

»Sie müssen neue Leute anwerben.«

»Das erscheint mir wahrscheinlich.«

»Wir haben das Übersetzungsgerät.«

»Unwichtig«, sagte ich. »Zweifellos haben sie weitere Geräte in ihren Vorräten.«

»Was ist mit den roten Wilden?« wollte Samos wissen.

»Nur wenige Wilde leben außerhalb des Ödlands, und jene wenigen sind wahrscheinlich ebensowenig mit den Kurii vertraut, wie es jeder andere unter gleichen Umständen wäre.«

»Und was ist mit den roten Wilden im Ödland?«

»Die anzusprechen, geschähe auf eigenes Risiko«, erwiderte ich. »Das Leder ließ erkennen, daß die berittenen Jäger Anstalten machten, Zarendargar anzugreifen, daß sie durch den Angriff des Mannes aber daran gehindert wurden.«

»Aber das Übersetzungsgerät!« wandte Samos ein.

»Im Ödland gibt es eine verwirrende Vielzahl von Stammessprachen, die meisten sind den Angehörigen anderer Stämme fremd. Ich kann mir kaum vorstellen, daß das Übersetzungsgerät auch nur auf eine dieser Sprachen eingerichtet ist, geschweige denn mehrere.«

»Dann ist Zarendargar vielleicht in Sicherheit«, sagte Samos.

»Ganz und gar nicht«, sagte ich. »Sie werden erst Ruhe geben, wenn sie ihr Opfer gefunden haben, mit oder ohne menschlicher Hilfe.«

»Dann hat Zarendargar also keine Chance«, sagte Samos.

»Vielleicht.«

Wieder blickte ich durch die Lamellenfenster der Barke. Auf einem sanft geneigten Zementufer hockte eine Sklavin und wusch Wäsche; das Kanalwasser umspielte ihre Knie. Sie trug einen Stahlkragen. Ihre Tunika war an den Oberschenkeln weit hochgeschoben. Ich lächelte vor mich hin. Es ist angenehm, eine Frau auf goreanische Weise zu besitzen.

»Du glaubst also, daß die Haut echt ist«, sagte Samos.

»Ja«, antwortete ich, »und wenn ich die roten Wilden richtig einschätze, ist es das Leder eben jenes Tiers, dessen Bild wir darauf sehen.«

»Ai!« rief Samos. »Vielleicht ist es das tatsächlich! Mir tut Zarendargar leid.«

»Dein Mitleid würde ihm nicht schmecken«, sagte ich.

Ich setzte mich auf eine der niedrigen Holzbänke, die im Innern des Bootes angebracht waren.

»Sehr unbequem«, sagte ich. Meine Beine waren eingeklemmt.

»Diese Boote sind für den Transport von Sklavinnen bestimmt«, antwortete Samos und warf einen Blick nach draußen. »Wir kommen gleich an einem Markt vorbei«, fuhr er fort. »Schließ lieber die Lamellen!«

Ich blickte hinaus. Ein starker Geruch nach Obst, Gemüse und Verrmilch machte sich bemerkbar. Außerdem hörte ich Frauenstimmen. Dutzende von Frauen breiteten ihre Decken und Waren auf dem Pflaster aus. Es gibt in Port Kar viele Märkte dieser Art. Männer und Frauen suchen ihn in kleinen Booten auf. Manchmal machen sie ihre Boote nur am Kanalufer fest, besonders wenn die eigentliche Marktfläche sehr klein ist. Auf diese Weise erweitern sich die Märkte in den Kanal hinaus. Der einzige ausschließlich schwimmende Markt findet in einer Art Hafenbecken dicht am Arsenal statt. Wegen des dort stehenden Denkmals wird der Bereich ›Platz des 25. Se’Kara‹ genannt. Am 25. Se’Kara im Ersten Jahr der Herrschaft des Kapitänsrates, im Jahr 10120 Contasta Ar, seit der Gründung Ars, fand eine Seeschlacht statt, in deren Verlauf die Flotte Port Kars die Flotten Cos’ und Tyros’ besiegte. Das Denkmal ist natürlich diesem Sieg gewidmet. Der schwimmende Markt bildet sich um dieses Denkmal. Übrigens war jenes Jahr noch in einer anderen Beziehung für Port Kars Geschichte bedeutsam, denn damals geschah es, daß sich, wie es hieß, ein Heimstein ›dazu herabließ‹, die Stadt anzunehmen.

»Bitte!« sagte Samos. »Ich möchte nicht, daß unser früher Ausflug bekannt wird.«

Ich nickte und schloß die Lamellen. Wir waren in Port Kar bestens bekannt. Es hatte keinen Sinn, die Bürger zu unnützen Spekulationen anzuregen.

»Ich sehe schon den nächsten Markt«, bemerkte ich.

»Verrmilch, ihr Herren!« rief eine Stimme. »Verrmilch, ihr Herren!«

Ich öffnete die Lamellen ein wenig, um mir das Mädchen anzuschauen. Sie war hübsch. In Tunika und Sklavenkragen hockte sie auf einer weißen Decke, neben sich den Messingbehälter Verrmilch und winzige Messingbecher. Sie hatte eine sehr helle Haut und karottenrotes Haar. »Verrmilch, ihr Herren!« rief sie. Sklaven können im Namen ihrer Herren kaufen und verkaufen, niemals aber auf eigene Rechnung.

»Wirst du die Ereignisse dieses Morgens in das Sardargebirge melden?« fragte ich.

»Kontakte dieser Art sind routinemäßig anzuzeigen«, antwortete Samos.

»Glaubst du, daß das Sardargebirge etwas unternehmen wird?«

»Nein.«

»Das Gefühl habe ich auch.«

»Es ist die Angelegenheit der Priesterkönige, solchen Dingen ihren Lauf zu lassen.«

»Stimmt«, sagte ich.

»Hast du Interesse?«

»Mich interessierte deine Meinung«, gab ich zurück. »Sie deckt sich mit meiner, wie ich schon vermutet hatte.«

»Warum fragst du dann?«

»Ich war eben neugierig.«

»Oh!«

Stumm setzten wir die Fahrt fort, die zu meinem Anwesen führte.

»Ich bin Zarendargar im Norden begegnet«, sagte ich schließlich.

»Das ist mir bekannt«, sagte Samos.

»Er schien mir ein ausgezeichneter Befehlshaber zu sein, und ein guter Soldat.«

»Er ist ein furchtbarer und gefährlicher Feind«, sagte Samos. »Menschen wie Priesterkönigen erginge es besser, würde er beseitigt. Wollen wir hoffen, daß die Ungeheuer, die uns heute früh gegenüberstanden, mit ihren Unternehmungen erfolgreich sind.«

Wieder blickte ich durch den dünnen Schlitz zwischen den Lamellen. Wir hatten beinahe die sechste Ahn. Kleine Boote waren auf dem Kanal unterwegs. Die meisten wurden durch die Hin- und Herbewegung von Steuerrudern angetrieben. Einige größere Boote und leichte Galeeren, wie sie auch im Tamber-Golf oder auf dem Thassa eingesetzt werden konnten, wurden von sitzenden Sklaven gerudert, entweder einreihig oder in doppelter Belegung übereinander. Während der Fahrt innerhalb Port Kars waren sämtliche Masten umgelegt; dies entsprach einer Vorschrift der Stadt.