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»Ein hübscher Haufen«, sagte Grunt zu mir.

»Ja.«

»Siehst du die Rothaarige dort?«

»Ja.«

»Sie ist noch Jungfrau.«

»Ach.«

»Ja«, sagte er, »ich habe sie heute früh untersucht.«

»Ich verstehe«, sagte ich. »Schade.«

»Wieso?« fragte Grunt.

»Weil sie sehr hübsch ist«, antwortete ich.

»Ich verstehe nicht, was du meinst.«

»Ihre Jungfräulichkeit wird zweifellos ihren Preis hochtreiben.«

»Nicht im Ödland.«

»Nein?«

»Nein«, antwortete Grunt. »Die Jungfräulichkeit wird hier nur bei den eigenen Frauen wichtig genommen.«

»Aha.«

»Wenn du einen weiblichen Tarsk kaufst«, sagte Grunt, »wäre dir dann wichtig, ob das Tier jungfräulich ist?«

»Nein.«

»Wenn sie dir gefällt, kannst du sie dir nehmen«, sagte er, »oder jede andere.«

»Vielen Dank.«

»Doch sei beim ersten Mal nett zu ihr.«

»Schön.«

»Sie wird später noch erfahren, was es bedeutet, eine echte Sklavin zu sein.« Er wandte sich ab.

»Grunt!« sagte ich.

Er schaute mich an. Wie bei unserer Begegnung trug er den breitkrempigen Hut. Ich hatte ihn nie ohne gesehen. »Ja?«

»Die Hobarts«, sagte ich, »die Männer, die uns verfolgt haben, was ist mit ihnen?«

»Wenn sie uns immer noch verfolgten«, antwortete er, »hätten sie uns längst erreicht.«

»Ja«, sagte ich.

»Also folgen sie uns nicht mehr.«

»Ich will das gern glauben«, sagte ich.

»Also schlag dir die Frage aus dem Kopf.«

»Was ist aus ihnen geworden?«

»Es ist Zeit zum Schlafen.«

»Was ist aus ihnen geworden?«

»Darüber werden wir uns morgen früh Gewißheit verschaffen. Bist dahin wollen wir schlafen.«

»Na gut«, sagte ich.

12

Wir sahen einen kleinen grauen Sleen, der sieben bis acht Fuß lang war, den Kopf heben.

Wir spornten unsere Kaiila an und galoppierten in die flache Senke zwischen zwei Hügeln.

Mein Magen begann sich zu rühren. Es begann zu stinken, ehe wir etwas zu sehen bekamen.

Der Sleen ließ uns auf geringe Distanz heran. Er verließ diesen Ort nur ungern. Insekten krabbelten auf seiner braunen Schnauze und um seine Augen.

»Hei!« brüllte Grunt und klatschte sich gegen den Oberschenkel.

Mit einer geradezu schlangenhaften Bewegung fuhr das Raubtier auf seinen sechs Beinen herum und verschwand.

»Saubere Arbeit«, stellte Grunt fest. »Die Arbeit von Staubfuß-Wilden.« Dieser Stamm galt als der zivilisierteste des Ödlands. Bei einigen anderen Stämmen dagegen standen die Staubfüße kaum höher im Ansehen als die Weißen.

»Dies soll saubere Arbeit sein?« fragte ich.

»Relativ sauber«, antwortete Grunt.

Vom Rücken meiner Kaiila betrachtete ich die Szene. Ich zählte etwa zwanzig Leichen, die von Insekten umschwirrt waren. Langsam ließ ich meine Kaiila weitergehen, die sehr nervös geworden war.

»Ich sehe keine Kaiila«, sagte ich zu Grunt. »Keine Waffen. Kaum etwas Wertvolles.«

»Alles geplündert«, sagte Grunt.

»Geschieht das normalerweise so?« fragte ich und deutete auf die skalplosen Schädel. »Ich verstehe das nicht.«

»Solche Dinge entstammen bei allen Stämmen einer kulturellen Überlieferung. Die Ursprünge dürften längst verschüttet sein.«

»Aber wieso?«

»Über die Gründe gibt es verschiedene Theorien«, meinte Grunt. »Zum einen soll damit wohl eine Warnung an mögliche Feinde ausgesprochen werden, eine Bestätigung der Schrecklichkeit der Sieger. Eine andere Theorie sieht Verbindungen zum Medizinwelt-Glauben dieser Völker: Das Skalpieren soll solche Individuen von Rachegedanken abhalten. Ich selbst sehe darin ein gewisses Austoben von Siegeslust. Hier werden starke Gefühle freigesetzt, hier kommen Rache und Haß, auch Freude und Lebensgefühl zum Ausdruck, und eine gewisse Verachtung gegenüber dem Feind, der erniedrigt werden soll, womit gleichzeitig die eigene Überlegenheit demonstriert wird.«

Ich betrachtete Grunt.

»Kurz, die Wilden tun solche Dinge aus einem Hochgefühl heraus.«

»Ja«, sagte ich. Ich war Krieger. »Nur gut, daß wir die Mädchen nicht mitgenommen haben.«

»Du siehst ringsum die Gründe, die mich bewogen haben, sie im Lager zu lassen.«

»Es gibt hier nicht genug Holz, die Leichen zu verbrennen«, sagte ich. »Wir werden sie begraben müssen.«

»Am besten lassen wir sie liegen«, sagte Grunt. »So geschieht das üblicherweise im Ödland.«

Als wir unsere Kaiila schon wenden wollten, hörten wir plötzlich einen Hilferuf.

Grunt und ich sahen uns an.

»Da drüben«, sagte mein Begleiter und zog sein Tier nach links. Aus dem hohen Sattel blickte er hinab. Dann klatschte er sich auf den Oberschenkel und begann zu lachen. Ich lenkte meine Kaiila neben ihn.

Unter uns, im hohen Gras halb verborgen, lagen die beiden Männer, die ich als die Brüder Max und Kyle Hobart erkannte. Sie waren nackt, und man hatte ihnen die Hände auf dem Rücken gefesselt. Aufstehen konnten sie nicht, denn jeder trug einen primitiven Beinspreizer, ein Stück Holz, an das sie mit den Füßen gefesselt waren.

»Ein Geschenk für mich von meinen Freunden, den Staubfüßen«, sagte Grunt lachend. »Die Anführer der Männer, die uns verfolgt haben.«

»Ein gut gewähltes Geschenk«, bemerkte ich. »Jetzt gehören sie dir.«

»Und ein hübscher Witz zu Lasten der beiden«, sagte Grunt und deutete auf die Beinspreizer, die bei den roten Wilden im allgemeinen für Sklavinnen verwendet werden.

»Bitte!« flehte Max Hobart.

»Bitte!« rief auch Kyle Hobart.

»Ihr seid gefesselt wie Frauen«, sagte Grunt und tat, als wollte er weiterreiten.

»Ja«, erwiderte Max Hobart unbehaglich und versuchte sich vergeblich aufzurichten. »Warte!« flehte er. »Warte!«

»Wenn du uns hier liegen läßt, sterben wir!« rief Kyle Hohart. »Rote Wilde haben uns gefesselt. Wir können uns nicht selbst befreien!«

Grunt hielt seine Kaiila an. »Eine Aussetzung in der Prärie, um an Durst oder Hunger zu sterben oder von Raubtieren gefressen zu werden – genau das habt ihr verdient«, sagte er.

Ich zuckte die Achseln. Es war sicher seine Entscheidung.

»Na, vielleicht kann ich ihnen den Schrecken ersparen«, sagte Grunt. »Am besten schneide ich ihnen die Hälse durch.«

»Gnade!« flehte Kyle Hobart.

Grunt blickte mich an. »Ob sie wohl irgendeinen Wert haben?« fragte er nachdenklich.

»Vielleicht gibt es jemanden, an den du sie verkaufen könntest«, sagte ich.

»Sie scheinen ganz anstellig zu sein.« Aus der Satteltasche zog Grunt zwei Metallkragen, die er mit einem Stück Kette verband. Dann stieg er ab und legte sie den beiden Männern um.

»Sklavenkragen!« japste Max Hobart. »Willst du uns zu Sklaven machen?«

»Zunächst könnt ihr euch als Gefangene ansehen«, antwortete Grunt. »Erst wenn ihr verkauft seid, könnt ihr euch wirklich als Sklaven betrachten.«

»Mach uns nicht an deiner Kette fest!« flehte Max.

»Ihr kommt an das Ende der Kette«, sagte Grunt.

»Hinter Sklavinnen?« fragte Max.

»Ihr werdet zugeben, daß ihr von allen Elementen an der Kette die am wenigsten interessanten seid. Dementsprechend werdet ihr in der Position der ›letzten Mädchen‹ festgemacht.«

Max stöhnte auf.

»Ich kann euch versichern«, sagte Grunt, »daß unsere Freunde, die roten Wilden, das sehr amüsant finden werden.«

»Bitte!« flehte Max.

»Aber seid unbesorgt – Lasten werdet ihr nicht tragen müssen. Das überlassen wir den Frauen.«

Max musterte ihn bedrückt.

Grunt schnitt die Fesseln durch, mit denen die Füße der Gefangenen an den Spreizhölzern befestigt waren. »Aufstehen!« befahl er.

Die beiden Hobarts mühten sich hoch. Am Hals waren sie zusammengekettet.

Grunt stieg wieder in den hohen Sattel seiner Kaiila. »Ihr seid meine Gefangenen. Ihr werdet gehorsam sein. Beim geringsten Zeichen der Aufmüpfigkeit werdet ihr getötet. Ist das klar?«